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Hi! Glaubt ihr, ich habe eine Chance, jemals an das Niveau von Hillary Hahn, David Garrett oder sonstigen Profigeigern bzw. Virtuosen zu kommen? Ich bin 15 Jahre alt und spiele jetzt mittlerweile 3½ (fast 4, mit Unterbrechungen) Jahre Geige. Vom Niveau her kann man mich ungefähr mit jemandem gleichsetzen, der schon mehr als 5 Jahre spielt, da ich viel übe und auch eine hohe Motivation habe. Bei mir habe ich bloß noch Probleme mit der Intonation, von der Technik her eigentlich ganz super. Gerne würde ich halt später mal so gut werden, haltet ihr das für möglich? Viele Virtuosen fangen ja schon in sehr sehr jungen Jahren an, von dem her bezweifle ich, dass ich da jemals rankommen werde. Vielen Dank schon mal im Voraus! <3 (bitte sagt nicht, dass das schon irgendwie klappt, wenn ich ganz fest an mich glaube oder dass ich alles schaffe, wenn ich es möchte xD)
Anders könnte es schon mit normalem Profiniveau sein. Was spielst Du momentan?
Übst du drei oktaven Tonleitern?
Wenn du planst Geige zu studieren musst du das jetzt sehr systematisch angehen. Also erst mal wäre das momentane Niveau interessant, also welche Stücke bearbeitest du.
Eine gute Übestrucktur aus Tonleitern, Etüden, Repertoir wird unumgänglich sein. Du hast noch etwa 3 Jahre bbis zu einer möglichen Aufnahmeprüfung und das ist in der Regel kein Pappenstil.
An dem Niveau der Welstars sollte man sich besser nicht messen, die hatten in deinem Alter alle schon mit einem der big five gespielt.
Also, ich übe so gut wie jeden Tag, dazu gehören Tonleitern über drei Oktaven. Momentan spiele ich (im Orchester) die Ungarischen Tänze Nr. 1 und Nr. 5 (und noch ein paar unbekanntere Stücke, aber auch vom Schwierigkeitsgrad her ähnlich) in der ersten Geige. Die Stücke beherrsche ich sehr gut (bis gut), würde ich jetzt mal ganz frech behaupten. ;) Das sind übrigens die normalen Noten, die auch in den großen Orchestern verwendet werden. Demnächst werden wir uns dem Kanon in D von Pachelbel widmen, welchen ich auch schon teilweise (langsamer) kann. Außerdem spiele ich noch mit Klavierbegleitung Liebesleid von Fritz Kreisler. Ich hoffe, dass die Informationen ausreichend sind.^^
Es ist allerdings so, dass die meisten, die später mal Berufsmusiker werden mit 15 deutlich anspruchsvollere Werke spielen als du. Das behaupte ich mal ganz frech. Wenn ich zurückdenke, dann hätte ich mit 15 die Tzigane, Mendelssohn, Bruch, Lalo usw aufgezählt. Die Orchesterwerke habe ich nebenbei gespielt und lediglich mal einzelne Stellen daraus geübt. Mit 15 konnte ich auch fast alle Paganini Capricen spielen und Intonation war überhaupt kein Thema. Darauf achtet man normalerweise nämlich von Anfang an. Trotzdem spiele ich nicht annähernd so gut wie Hillary Hahn und werde es wohl auch nie.
Wenn dein Herz daran hängt Musiker zu werden, dann suche dir den bestmöglichen Unterricht und übe so viel und so gut wie möglich. Nach einem Jahr kannst du dann deinen Lehrer fragen wie er deine Chancen einschätzt. Wie schnell und gut jemand lernt kann man nämlich ganz schlecht aus der Entfernung beurteilen. Wie schon von einem Vorschreiber erwähnt sagen Werke auch nicht wirklich was aus. Vielleicht ist dein Kreisler ja sogar genial. Aber nur ein geniales Werk wird im Ernstfall auch nicht reichen.
Du kannst auch mal versuchen bei einem Geigenprofessor an der Hochschule vorzuspielen und ihn um seine ehrliche Meinung bitten. Alles andere hat für mich den Beigeschmack einer Kristallkugel in der man die Zukunft lesen möchte.
Vielen lieben Dank!
Hallo,
möglich ist vieles, aber neben der richtigen Motivation, die du ja momentan hast, brauchst du sehr guten, systematischen Unterricht bei einem Lehrer, der dein Ziel kennt. Es gibt manchmal Lehrer, die haben eine solche große Zahl an Schülern, die nur halbwegs motiviert sind und auch nach Jahren nicht über ein Anfangsniveau hinauskommen, dass sie im schlimmsten Fall die paar Schüler übersehen, die es wirklich ernst meinen.
Aber jeder Lehrer hat ja selber studiert und müsste zumindest wissen, wie die Entwicklung davor vonstatten gegangen ist. Der müsste dir entweder selber helfen oder dich weiter vermitteln.
Es kommt natürlich viel mehr aufs WIE als aufs WAS an. Ich habe schon so viele Leute schwere Stücke so fürchterlich spielen hören, das sagt also nicht automatisch was aus. Aber was du jetzt so spielst, ist noch nicht auf dem Stand, den ehrgeizige Spieler mit 15 haben, wenn sie schon sehr früh begonnen haben. Das muss nichts heißen, nur dass noch viel vor dir liegt.
Also: Wenn du es ernst meinst, sprich mit deinem Lehrer. Du hast keine Zeit zu verlieren. Ich würde an deiner Stelle möglichst nur in einem Ochester spielen, für das du nicht extra üben musst, denn du brauchst jetzt vorrangig viel Übezeit für das eigene Weiterkommen. Das Orchester bereichert nur auf sehr allgemeine Art und Weise, die Technik wird normalerweise eher zurückgeworfen, also aufmerksam bleiben!
LG, Flitzebogen
Hallo Paula,
so wie sich das anhört, möchtest du mit der Musik Geld verdienen. Dazu wahrscheinlich auch nicht gerade so, dass es fürs Überleben reicht, sondern es sollte etwas mehr sein (sonst würdest du ja nicht das Niveau von Hahn, Garrett usw anstreben).
Es gibt wahrscheinlich tausende, die das auch möchten und das anstreben. Aber auf der Bühne der ganz Großen ist nur für wenige Platz. Um mit der Geige richtig Geld zu verdienen, gehört dazu nicht nur ganz viel Talent, sondern die Persönlichkeit die Menschen in ihren Bann zieht. Ich bin mir sicher, es gab und gibt einige Geiger, die besser als David Garrett spielen und doch in einem kleinen Orchester nicht mal die 1. Geige spielen. Einfach, weil ihnen die nötigen Ausstrahlung, das Durchsetzungsvermögen und auch die richtigen Beziehungen fehlen.
Das soll dich jetzt nicht entmutigen, sondern nur zum Nachdenken anregen.
Ich wünsche dir ganz viel Weisheit bei deiner weitreichenden Entscheidung und viel Erfolg!
Liebe Grüße
Norbert
Mit dem Geigen genug Geld verdienen wäre natürlich super, wobei das für mich tatsächlich zweitrangig ist. Mir geht es darum, einfach besser zu werden um eben ein hohes Niveau zu erreichen, da mir das ganze einfach Spaß macht. Ob ich die richtige Ausstrahlung oder sonstiges habe, wird sich wahrscheinlich noch zeigen, hoffentlich!
Vielen lieben Dank, Grüße gehen zurück!
Liebe Paula,
das Repertoire, dass Du hier beschreibst, hat mit 15 mit dem professionellen Geigenspiel nichts zu tun. Wenn Deine "gute Lehrerin" dir das nicht erklährt hat, schade... jemand muß das aber tun. Nicht jeder Professor wird Dir das nett erklähren wollen, diesen Schock habe das mehrmals beobachtet. Das ist ein sehr, sehr spezieller Beruf, wo man schon mit 10-12 Profi sein soll... bedauere es nicht. Übe so gut und so viel, wie Du kannst, und freue Dich, dass du die harte Konkurrenzwelt, mit der wir jeden Tag konfrontieren müssen, von draußen beobachten kannst. Die Laienorchester brauchen immer Geiger, und da wirst Du gefragt, beliebt und glücklich.
Alle 24 Paganini Capricen mit 15 gut zu spielen ist zwar echt ne Hausnummer, aber man sollte dann auf jeden Fall schon bei gehobener Literatur (besagter Lalo etc) stehen und mindestens ein paar Capricen können. Zumal gerade für Vollzeitmusiker schwere Zeiten bei der Jobsuche sind, da muss man auch unter den Profis noch vorne sein. Die Orchesterstellen in Deutschland nehmen kontinuierlich ab seit der Wiedervereinigung. Hier in MV spielen alle untertariflich und werden langsam zu einem kleinen Orchester eingeschmolzen. Das ist allerdings auch wirklich ein extremes Bundesland diesbezüglich.
Wenn du das jetzt gut angehst kannst du aber durchaus das Niveau erreichen für ordentliche Laienmusik. Ein kleines Quartett, ein Kammerorchester, ein kleines Sinfonieorchester, Geigen werden immer wieder gesucht.
Ich schließe mich zwar an,dass eine Profikarriere nicht sehr wahrscheinlich aussieht,aber es gibt immer Ausnahmen, und die sollen nicht demotiviert werden. In meiner Verwandtschaft ist eine mittlerweile in Rente befindliche Geigerin, die zeitweise Konzertmeisterin im Profiorchester war und Geige überhaupt erst mit 14 oder 15 angefangen hat. Das ist definitiv nicht normal! Aber eben doch passiert. Und wenn man erstmal seriös übt und tieferen Einblick in die Branche bekommt, dann strebt man nicht mehr nach dem Stand der Stars, sondern realistisch und konkret nach der besten Leistung, die man selber bringen kann. Und wer weiß, wofür die nach einigen Jahren reicht? Es gibt einige berufliche Wege, die die Geige beinhalten, und sei es z.B. Schulmusik. Ich finde jedenfalls nicht,dass man hier Leute demotivieren soll,wenn sie ihr Bestes geben wollen. Das Schlimmste,was passieren kann, ist dass die Fragestellerin weit kommt und es dann dennoch nicht für eine Aufnahmeprüfung reicht. Damit hat sie sich aber kein "normales" Studium verbaut und hat nebenbei ein hohes Laienniveau erreicht, so dass sie dann in guten Amateurensembles mitmachen kann. Das ist das Gute an Aufnahmeprüfungen- es wird gesiebt,bevor man das Falsche studiert.
Liebe Paula,
insbesondere lass Dir nicht von irgend jemandem einreden, dass Du dieses oder jenes ganz sicher locker erreichen oder auch niemals schaffen wirst.
Sicher waren Hillary Hahn und ähnliche schon in sehr jungen Jahren sehr gut, aber nicht jede (Profi- oder Amateur-) Karriere verläuft nach dem gleichen Schema. Auch unter den mir bekannten Kollegen gibt es einige Spätstarter, die eben noch nicht mit 15 schon alles konnten, aber jetzt trotzdem ihr Geld mit dem Geigen verdienen.
Ich finde es generell nicht immer hilfreich, sich ein derart hohes Ziel zu setzen und sich dann fortwährend zu fragen (oder sich schlaue Einschätzungen dazu anzuhören), ob man das wohl je erreichen wird. Es hilft einem nicht. Man sollte von dem Stand, an dem man aktuell ist, einfach versuchen, so effektiv wie möglich seine Technik, seine Gestaltungsmöglichkeiten, seinen Ton, sein Zusammenspiel, seine klangliche Vielfalt zu verbessern und dann schauen, wo man landet. Spätestens nach der Aufnahmeprüfung (bzw. im Normalfall nach mehreren Aufnahmeprüfungen) weißt Du dann, ob Du Profi werden kann oder nicht.
Entwickele Dich einfach in Deinem Tempo weiter und vergleiche Dich nicht zu viel mit anderen. Um einen guten Eindruck zu kriegen, wo man ungefähr steht, empfehlen sich Auswahlensembles wie LJO und BJO, die einen sowieso ungemein weiterbringen.
Gruß Tommok
Die aber zu schaffen sind, wenn man es ernst meint, jedenfalls in den LJOn.
Das kommt darauf an, auf dein Üben, dein Können, deine Stücke und dein Wille. Unmöglich ist es sicher nicht, aber mal eben so über Nacht wird es auch nicht kommen und um so gut zu werden wie Hilary Hahn etc. bedarf es schon beinahe übermenschlichen Fähigkeiten, 8-9h üben am Tag und Talent und Wille. Viel Glück auf jeden Fall
Meine Lehrerin bereitet mich jetzt auf eine Aufnahmeprüfung für einen Kurs zur Studienvorbereitung vor, welche ich im Sommer dann machen werde. Außerdem spiele ich in meinem Orchester die zweite Sologeige (von Händel ein Concerto Grosso), also langsam werde ich besser. Zur Zeit übe ich auch 1-4 Stunden jeden Tag (abhängig von Ferien und Freizeit wie lange).
Mir wurde auch oft schon gesagt, dass ich mittlerweile die beste Geigerin meinem Umfeld bin, das Üben hat sich rentiert.
Toll, Paula!
Weiter so! Und schön, dass du eine Rückmeldung abgegeben hast. Ich drück Dir die Daumen für die Aufnahmprüfung!
Ich auch!
Hallo Paula,
wie läufts bei dir mittlerweile so? Habe heute zufällig deinen Beitrag gelesen und finde deine Motivation toll.....
wäre super, wenn du uns ein Update geben könntest, denke andere wären auch interessiert zu wissen, wo du mittlerweile stehst.
LG Sarah (erst seit 10 Monate Geige)
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