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Hallo zusammen,
ich habe mich heute aus leichter Verzweiflung bei Euch angemeldet weil ich dringend einen Rat brauche.
Ich selber bin sehr frisch an der Geige und habe weder mit der Auswahl noch mit dem Aufziehen von Saiten sonderlich viel Erfahrung. Ich habe meine Geige von einem hiesiegen Geigenbauer mit "Thomastik Dominant" Saiten gekauft, wurde aber gleich auf die Frage nach evtl besseren Saiten, zum ausprobieren ermutigt.
Ich hadere schon länger mit 2 Saiten aus dem "Dominant" Set - einerseits die E Saite von der ich rausfand, das sie im Allgemeinen nicht sehr beliebt ist und zum anderen war ich mit der G Saite nie sonderlich zufrieden, wo ich aber noch unsicher bin ob es nicht auch an mir liegt.
Ich habe mich ein wenig belesen zu dem Saiten Thema und mir einige Videos angeschaut und kam zu dem Entschluss mal "Pirastro Tonica" auszuprobieren. Diese sind zwar günstiger aber ich fand die Meinung das "Tonicas" ansich sehr ähnlich zu den "Dominant" sind (evtl für viele Instrumente sogar noch besser) aber eine bessere E Saite haben.
Ich habe mir nun vor einigen Wochen ein ganzes Set "Tonicas" geholt und mir im Laden erstmal nur die E-Saite aufziehen lassen, ich war begeistert. Heute morgen überkam es mich nun auch einfach mal die G-Saite zu tauschen und habe mich an den ersten eigenen Saitenwechsel gemacht. Und ich glaube ich habe es falsch gemacht.
Bei allen Saiten schauen ein paar mm/cm die farbige "Stoffummantelung" der Saite aus dem Wirbel - bei meiner frisch aufgezogenen G Saite hab ich sie bis zum blanken Metal reingezogen - ist das so richtig? Ich bin aber auch unschlüssig wie ich es hinbekommen hätte das es anders wäre?
Ingesamt bin ich sehr unzufrieden mit dem Klang und unsicher ob die Saite vernünftig aufgezogen ist, ob es der Klang der Saite ist der mir weniger gefällt und nach wie vor bin ich unsicher wieviel Anteil des schummrigen Sounds meiner Technik geschuldet ist. Ich weiß das mein Geigenbauer auch der alten "Dominant" G einen bedeutend schöneren Ton entlocken konnte als mir das jemals gelang.
Ich habe ein Bild angefügt - passt das mit der G Saite oder ist da was "falsch"?
Und die zweite Frage: Man sagte mir im Laden das ich meine alten "Dominant" Saiten maximal als Notfall Saiten aufheben solle, ein erneuter Einbau würde definiv nicht mehr so gut klingen - ist das Eurer Erfahrung nach so. Ich fand Quellen im Internet nachdem ich den Eindruck hatte es wäre - solange es keine Darmsaiten sind - überhaupt kein Problem alte benutzte Saiten erneut einzubauen.
Beste Grüße
Volo
PS: Und eine dritte Frage muss ich gleich noch nachschieben: Seit dem G-Saitenwechsel stimm ich im Minutentakt alle 4 Seiten nach. Das neue G, D und A Saiten erstmal wie blöd absacken und neugestimmt werden müssen ist mir bekannt gewesen, aber ist es normal das auch die anderen 3 dabei ständig leicht "verrutschen"?
Soweit ich das anhand des Bildes beurteilen kann, ist die G-Saite zwar nicht sonderlich schön aufgezogen, aber auch nicht so, dass es ernste Probleme machen sollte. Hast Du die G-Saite schon eingespielt? Bei den meisten Saiten ist der Klang direkt nach dem Aufziehen nicht unbedingt repräsentativ dafür, wie sie mittelfristig klingen.
Neue Saiten neigen dazu sich zu dehnen und dadurch zu verstimmen; wenn Dein g sich deshalb ohne dass Du es bemerkt hast, in ges oder gar ein f verwandelt hat, bringt das Obertöne des Instrumentes durcheinander, was den "schummrigen" Klang erklären könnte.
Außerdem könntest Du überprüfen, ob der Steg noch so steht wie er soll, der kann sich beim Aufziehen neuer Saiten etwas Richting Griffbrett neigen, was sich auf den Klang auswirkt und müsste dann wieder gerade gerückt werden. Das ist kein Hexenwerk, einfach mit den Daumen dosiert aber bestimmt drücken bis er wieder gerade steht und ggf. das Instrument nachstimmen.
Ansonsten schau Dir mal dieses Tutorial an. Auch wenn Dein Englisch vielleicht nicht so toll ist, siehst Du wie es gemacht wird.
Dass Saiten, nachdem sie einmal aufgezogen und wieder vom Instrument genommen wurden, nicht mehr zu verwenden seien, ist Blödsinn. Profis haben immer einen Satz eingespielte Ersatzsaiten parat und die müssen vorher auf der Geige gewesen sein, sonst wären sie ja nicht eingespielt. Aber Saiten sind Verschleißteile und eine schon weitgehend heruntergespielte Saite ein zweites Mal aufzuziehen, ist nicht allzu sinnvoll. Aber via Internet kann ich nicht beurteilen, ob Deine G-Saite nun ein- oder schon heruntergespielt ist.
An Deiner Stelle würde ich der Tonica erst noch etwas ein Einspielzeit zubilligen und schauen, wie sich der Klang entwickelt und wenn sie Dir dann immer noch nicht gefällt, versuchen fest zu machen woran das liegt. Wenn Du klar benennen kannst, was Dir an einer Saite nicht gefällt, kann man Dir besser helfen, etwas zu finden, das eher zu Deinen Vorstellungen passt - was allerdings kompetentes und nicht ausschließlich am Umsatz interessiertes Personal voraussetzt. Und dass Dir gesagt wurde, dass gebrauchte nicht mehr so gut klingen würden, wirkt auf mich diesbezüglich nicht ermutigend.
Toll, danke das Du dir die Zeit genommen hast, macht mir Mut fürs Erste und ich werd mal weiter testen. Die Saite ist kaum bespielt ich werd ihr ein paar Tage geben und dann schau ich in aller Ruhe weiter.
Ich denke, Aranton hat recht mit den Überlegungen am Schluss seines Beitrags. Die Thomastik Dominant ist unter den Schülersaiten eher in der oberen Preisklasse; wenn man jemandem, der gerade erst anfängt, dann gleich nahelegt, noch besseres Saitenmaterial auszuprobieren, tönt das für mich auch a bisserl nach Geschäftemacherei. Gut, dass Du Dich wenigstens vorgängig informiert und für eine Saite in vernünftigem preislichem Rahmen entschieden hast. Hoffentlich hast Du am einen oder anderen Saitensatz dann am Ende auch Freude!
Ich habe nur noch eine kleine Ergänzung: Wenn Du nach der Einspielzeit immer noch unglücklich sein solltest und tatsächlich mehr Geld für Saiten ausgeben möchtest, dann kann ich die Pirastro Violino - gerade für Anfänger - sehr empfehlen. Sie sind äußerst gnädig, sehr stimmstabil und ich habe meinen Wechsel dorthin (auch von Thomastik Dominant) nicht bereut. Nein - ich bekomme kein Geld für Werbung :-) Ich bin nach drei Jahren immer noch sehr begeistert von den Saiten. Ist aber natürlich - wie alles - eine Geschmackssache (weicher, warmer und voller Klang).
Edit: Habe eben gesehen, dass die Thomastik und Violino im Internet nahezu preisgleich sind.
Abgesehen von einer bescheidenen Bogentechnik, die eigentlich auf allen vier Saiten zuschlagen sollte, kann ein klangliches Problem in bestimmten Registern sehr wohl auch am Bogen liegen. Meistens ist es aber, so leid es mir tut, das Instrument selber. Ein Wechsel der Saiten oder gar die Kombination unterschiedlicher Marken, Spannungen etc. Ist mehr das Feintuning für Fortgeschrittene, die bereits sehr genau wissen was sie wollen - und eine eigene Wissenschaft für sich. Am Grundcharakter (und auch den Grundproblemen) eines Instruments ändert so etwas aber nichts.
Ich bin selber seit einer Weile auf der Suche nach "meiner" Geige und kann das dank eines soliden, wenn auch nicht perfekten Mietinstrumentes sehr entspannt angehen. Nachdem ich etwa 5 Dutzend Geigen durchprobiert habe (davon auch einige wenige für eine Woche zu Hause) kann ich die zwei gängigsten Binsenweisheit bestätigen:
1.) Viel (bezüglich der Investitionssumme) hilft (leider) auch viel, auch und gerade wenn man eher am Anfang steht und die Technik noch nicht so ausgereift ist. Ein gutes Instrument unterstützt auch den Lernprozess, nicht zuletzt motivationstechnisch, weil es halt von vornherein viel leichter gelingt einen einigermaßen schönen Ton zu produzieren.
2.) Der Bogen muß klanglich und qualitativ zum Instrument passen. Die schönste Geige stinkt ab, so man sie mit einem low-end-Stecken traktiert. Dafür kann man aus einer besseren (über alle Saiten ausgeglichenen, ordentlich eingerichteten und gut ansprechenden) Schülergeige mit einigen hundert Euro am Bogen unter Umständen mehr ausrichten als geigenseitig mit dem mehrfachen Investitionsvolumen.
Nur die bescheidene Meinung eines weiteren Anfängers ;-)
Edit: Beim Aufziehen der Saiten solltest Du darauf achten, daß sie nicht am Wirbelkasten anliegen - das kann hässliche Nebengeräusche verursachen - oder gar zwischen Wirbelkasten und der letzten Wicklung einklemmen. Letzeres kann wie ein Nagelzwicker funktionieren, wenn Du verstehst was ich meine...
Mich erstaunt immer wieder, zu welch weitreichenden Diagnosen so manche sich via Internet befähigt fühlen. Ohne gehört zu haben, wie das Tonica-G auf Volos Geige klingt zum Schluss zu kommen, dass es vermutlich am Grundcharakter des Instrumentes liegen müsse, scheint mir sehr, sehr voreilig. Dafür gibt es - gerade bei jemandem, die/der (?) "sehr frisch" an der Geige ist und gerade zum ersten Mal im Leben eine Saite gewechselt hat, einfach zu viele andere mögliche Ursachen. Nicht zu letzt Schwächen in der Spieltechnik. Und solange die bestehen, ist es schwierig bis unmöglich durch Antesten den Grundcharakter eines Instrumentes in Erfahrung zu bringen. Das ist das Dilemma jedes Anfängers; man muss ein Instrument kaufen oder mieten, ohne selbst beurteilen zu können, ob es etwas taugt. Natürlich profitiert auch ein Anfänger von einem besseren Instrument, aber solange das vorhandene Instrument keine technisch mangelhaften Gurke ist, gibt es keinen Grund für jemanden, der so am Anfang steht, nach etwas besserem zu suchen.
Ich bin der Ansicht, dass die Wahl der Saiten mehr als bloßes Feintuning darstellt. Wenn man zum Beispiel Corelli Crystal mit Larsen Tzigane vergleicht, wird das offensichtlich. Ich bin der Ansicht, dass man, wenn etwas nicht passt, zunächst an den einfach und kostengünstig zu verändernden Stellschrauben ansetzen sollte und erst wenn das nicht den gewünschten Erfolg bringt, an größere Investitionen denken sollte. Saiten sind Verschleißteile, die ohnehin ab und an ersetzt werden müssen und wenn man da mit gezielten Vorstellungen ran geht und auf Erfahrungen anderer zurück greift (für alle die gut englisch können, wäre www.violinstringreview.com diesbezüglich eine interessante Anlaufstelle), muss man nicht unbedingt das gesamte Sortiment aller Anbieter durchprobieren, um sich zum gewünschten Klang vorzuarbeiten.
@ Aranton:
Guter Punkt. Nur, Corelli Crystal und Larsen Tzigane sind in diesem Spektrum sicher weiter auseinander angesiedelt als Tonica und Dominant, die beide eher "in the middle of the road" zu Hause sind und wohl auch gerade darum die gängigsten Produkte nicht nur bei Schülerinstrumenten sind. Daß krass unterschiedliche Saiten zu krass unterschiedlichen Instrumenten passen ist zu erwarten, darum gibt es ja so ein breites Sortiment unterschiedlichster Hersteller. Üblicherweise sollte man als Kundschaft eines Geigenbauers (und nicht irgendeines Internethändlers) darauf vertrauen dürfen, daß auch auf einer Schülergeige ein klanglich passender Saitensatz aufgezogen wurde. Und wer einmal mehrere unterschiedliche Instrumente mit identer Besaitung nebeneinander ausprobiert hat weiß was mit "Grundcharakter" gemeint ist.
Das Mischen verschiedener Saitensätze bleibt Feintuning zu einem Zeitpunkt, an dem man Instrument und Bogen bereits sehr gut kennt. Zumindest wärst Du der erste der mir etwas anderes erzählt, aber so war das war sicher nichtgemeint, oder? Wenn schon, dann (in diesem Stadium) den ganzen Satz tauschen. Idealerweise dann, wenn er ohnehin erneuert gehört...
Ich wurde grundsätzlich dazu ermutigt, zu Beginn erstmal zu mieten, und später unbedingt nur mit reichlich Hilfe durch den Lehrer und idealerweise noch zusätzlichen erfahrenen Streichern zu kaufen. Natürlich war ich die Ungeduld in Person wie die meisten anderen in dieser Lage auch, aber das war ein sehr guter Rat, und ich gebe ihn sehr gerne weiter. Ich würde aber keinen Anfänger dazu ermutigen, durch Mischen von Saiten (wie oben beschrieben) zu versuchen möglicherweise grundsätzliche Schwächen des Instrumentes auszugleichen. Die Zeit dafür ist besser beim Üben verwendet, und das Geld kann man in einen Bogen, Noten oder ein Aufnahmegerät investieren. Lieber andere Instrumente ausprobieren um zu sehen ob es am Instrument oder aber vielleicht doch an einem selber liegt. Und gegebenenfalls das Mietinstrumenten tauschen. Alle sieben Geigenbauer die ich bislang kennengelernt habe sind durchwegs nette und angenehme Menschen mit Verstand und Augenmaß, da ist sowas schon möglich.
Auch bei nochmaligem Lesen finde ich in meinem Post keine "Diagnose", sorry. Macht nichts, ich halt's aus, kein Grund zum Streiten, zumal ich bereits mehrfach von Deinen zahlreichen Posts hier profitiert habe und Deine Meinung zu schätzen weiß. Vielen Dank für den Link, vielleicht brauch ich den nochmal.
Das Wort "Diagnose" war vielleicht etwas unglücklich gewählt. Das war auch nicht als Angriff gemeint, sondern nur als Hinweis, dass Spekulationen nicht unbedingt die beste Grundlage sind, auf Volos Frage hilfreiche Antworten zu finden.
So wie ich Volo verstanden habe, hat er/sie (?) einen ganzen Satz Tonica gekauft und will schon alle Dominant dagegen austauschen und die E-Saite im Laden aufziehen lassen. Nun hat er/sie selbst die G-Saite ausgetauscht und angesichts des nicht so schönen Klangs Zweifel bekommen, ob die Saite sachgemäß montiert ist. Dass Volo unter diesen Umständen die noch verbliebenden Dominants nicht anrührt, ist nachvollziehbar, aber grundsätzlich scheint ja schon ein kompletter Umstieg auf Tonica geplant zu sein. Insofern sehe ich da nicht unbedingt Feintuning durch das Mischen verschiedener Saiten, sondern einen noch nicht Ende geführten Übergang von einem Satz zu einem ganz anderen Satz.
Auf dem Papier sind Dominant und Tonica sehr ähnlich. Aber ich habe mit meiner Geige die Erfahrung gemacht, dass Dominant leidlich gut klingen während ich Tonicas einfach nur schrecklich finde; so übel, dass ich Tonicas nicht mal geschenkt nehmen würde. Aber das ist meine ganz persönliche Ansicht basierend auf den Eigenheiten meiner Geige.
Auch ein Geigenbauer kommt letztlich ums Ausprobieren nicht herum, wenn es darum geht, passende Saiten für ein Instrument zu finden - vor allem, wenn es nicht aus der eigenen Werkstatt stammt. Und bei preiswerten Schülerinstrumenten lohnt es sich nicht, da viel Aufwand zu betreiben. Da lang rumzuprobieren kostet ja nicht nur Zeit, es kostet auch die Saiten, weil die hinterher ja nicht mehr als neu verkauft werden können. Deshalb werden auch Geigenbauer bis zu einer gewissen Preisklasse einfach mal Dominants, Tonicas oder sonst irgendwelche Standardsaiten aufziehen und es dabei belassen, solange es nicht komplett bescheußlich klingt. Vertrauen in den Geigenbauer vor Ort ist, aber darauf zu vertrauen, dass er sich für einen ruiniert, ginge doch die eine oder andere Kleinigkeit zu weit.
Geschenkt.
Ich liebe die Evah Pirazzi auf meiner derzeitigen Traumgeige. Auf einer anderen Geige vom selben Geigenbauer (sehr ähnliches aber nicht identes Modell, beides Neubau, bei letzterer war ich der erste der sie anspielen durfte) gingen sie gar nicht, da waren gleich eine Viertelstunde später Larsen drauf. So kann's gehen...
Hm. Mein Geigenbauer hat eine gut dreistellige Flotte an Mietgeigen in Umlauf. Saitenwechsel macht er sehr häufig selber im Rahmen des Jahresservice. Ich selber hätte kein Problem damit in diesem Rahmen Saiten zu bekommen, die mal kurz "irrtümlich" auf einer anderen Geige aufgezogen waren. Oder Du etwa? Die sind doch nicht hin deswegen. Und zum Selbermachen kann er ja immer noch die originalverpackten Sätze rausgeben.
Meine Geige gehört mir; so etwas wie einen Jahresservice gibt es da nicht. Was so an Wartungsarbeiten anfällt erledige ich selbst und zwar seit vielen, vielen Jahren. Ich glaube, als ich das letzte Mal eine Saite im Laden habe wechseln lassen, waren die Postleitzahlen noch vierstellig. Falls an meiner Geige mal eine Reparatur notwendig sein sollte, für die die Saiten abgenommen werden müssen und der Geigenbauer mir anbieten, einen "kurz irrtümlich" auf eine andere Geige montierten Satz mit Rabatt zu verkaufen und aufzuziehen, würde ich mich darauf einlassen.
Aber grundsätzlich gilt: Wer neue Saiten bezahlt, hat gefälligst auch neue Saiten zu bekommen - und zwar unabhängig davon, ob die Saiten nun lose gekauft oder in einem Mietpreis inbegriffen sind. Und sobald eine Saite auf einem Instrument montiert war - und sei es nur füf fünf Minuten - ist sie nicht mehr neu und es wäre Betrug, sie als neu zu verkaufen.
Bei einer Mietgeigen sähe ich das mit den fünf Minuten oder gar 1 Tag anders. Was meint Herr Adam dazu?
Zitat Aranton: "Dafür gibt es - gerade bei jemandem, die/der (?) "sehr frisch" an der Geige ist und gerade zum ersten Mal im Leben eine Saite gewechselt hat, einfach zu viele andere mögliche Ursachen. Nicht zu letzt Schwächen in der Spieltechnik. Und solange die bestehen, ist es schwierig bis unmöglich durch Antesten den Grundcharakter eines Instrumentes in Erfahrung zu bringen. Das ist das Dilemma jedes Anfängers; man muss ein Instrument kaufen oder mieten, ohne selbst beurteilen zu können, ob es etwas taugt."
Eben. Und genauso müßig ist es es dann auch, allzu intensiv mit den Saiten zu experimentieren. Erst immer wieder mal möglichst viele verschiedene Geigen unterschiedlicher Qualitäten durchprobieren. Dabei lernt man übrigens nicht nur etwas über die Instrumente, sondern auch über sich selbst ;-)
Man kann es aber auch umgekehrt sehen: Wenn eine Saite verschleißbedingt ohnehin ausgetauscht werden muss, wäre es doch bescheuert, sie durch etwas zu ersetzen, von dem man genau weiß, dass es einem nicht gefällt.
Haha! So weit hab ich das in Gedanken noch nicht durchgespielt. Aber da hast Du wieder mal vollkommen recht!
@Nuuska: "Erst immer wieder mal möglichst viele verschiedene Geigen unterschiedlicher Qualitäten durchprobieren." Dazu hat leider längst nicht jeder und jede die Zeit und die Möglichkeit. Für die weniger Privilegierten kann das Auswechseln einer Saite bei manchen Problemfällen durchaus etwas bringen.
Zugegeben, geographisch bin ich privilegiert, und die persönliche Freundschaft zum Geigenbauer hat auch keine Nachteile. Die Zeitfrage ist (bei einer Arbeitswoche von 60+ Stunden) schlicht eine Frage der Wertigkeit. Aber es stimmt schon, nicht jeder hat das Glück, in unmittelbarer Umgebung gutes Handwerk vorzufinden.
Aber was meinst Du genau mit "Wertigkeit"? Mein Pensum bewegt sich im selben Rahmen wie Deins, die Chefredaktion klotzt munter immer noch mehr drauf, daneben habe ich eine hochbetagte Mutter und das übliche Alltagskleinklein. Nichts wäre mir lieber, als mehr Zeit für Geigen (oder wenigstens für die meinige) zu haben - bloss wie? Da meine Gebete um einen 48-Stunden-Tag bis dato nichts gefruchtet haben, bin ich dankbar für jeden Tip...
Willkommen im Club! Wie schön man doch mit all-in-Verträgen jegliche Arbeitszeitgesetze umgehen kann, nicht...?
Seit die Kinder größer sind kann ich mir gottseidank ab und zu ein wenig Zeit für mich rausreißen. Die Eltern und Schwiegereltern sind weit weg und einstweilen noch fit genug um selbst klarzukommen. Und beruflich habe ich viel zu lange alles kompensiert was liegengeblieben ist oder sonstwie im Argen lag. Inzwischen bin ich so weit, eher eine berufliche Veränderung in Kauf zu nehmen als mich weiter selber jeden Tag zu zersieben. Wobei ich zugegebenermaßen einmal mehr das Privileg habe, in einem hochspezialisierten Bereich ziemlich unabkömmlich zu sein, und neuerdings außerdem noch einige zusätzliche Optionen zu haben.
Die Geige ist seit ca. 10 Jahren das erste, was ich wieder nur für mich habe. Vielleicht ist sie der Strohhalm, an dem ich mich aus dem drohenden Burnout ziehe, wer weiß. Jedenfalls bin ich völlig verrückt nach ihr, sie ist praktisch immer und überall dabei, auch auf beruflichen Reisen.
Mit dem Ausdruck "Wertigkeit" will ich niemanden diskreditieren, der nicht wie ich die Möglichkeiten hat mal schnell nach Dienstschluß eine neue Geige zu checken, sondern will damit zum Ausdruck bringen daß es da immer einen Weg gibt wenn man es will, wenn auch vielleicht nicht in diesem Umfang - ich habe mir auch schon auf beruflichen Reisen Termine bei Geigenbauern und Händlern in anderen Städten vereinbart und mir die Zeit einfach rausgehauen. Hätte ich nicht die guten Möglichkeiten vor Ort (und die Kombinationsmöglichkeiten mit anderen Verpflichtungen), dann würde ich eben jederzeit ab und zu mal in eine der nächstgelegenen Städte mit entsprechender Infrastruktur fahren. Im Radius von 1 Stunde findet man beinahe (sic!) überall einen soliden Geigenbauer. Notfalls wäre mir das auch mal einen Urlaubstag wert wenns nicht anders ginge. Es ist eben die Frage wieviel man sich reinhaut in das Thema, und es liegt mir fern, jemandem der diesen Aufwand nicht betreiben will irgendetwas vorzuwerfen. Zufriedenheit ist eine Tugend, und ich bin eben mal ein alter Haarespalter - kann's nicht abstellen und muß wohl dazu stehen...
Es geht hier übrigens nicht nur um hochpreisigen Investitionen - die (neue namenlose) Geige die ich für meinen Sohn aus dem Heuhaufen gezogen habe hat weniger als 2k gekostet und steckt so manche um das dreifache Geld in den Sack. Meine nicht nur ich als Anfänger, sondern auch Leute die tatsächlich Erfahrung haben. Tatsächlich wurde sie schon zweimal auf ca. 5k geschätzt. Glück gehabt, und Geduld :-)
Einen Tip wie man sich zuverlässig von beruflichem Druck befreit habe ich leider nicht zu bieten... Zumindest keinen karriereverträglichen...
Nur kurz: Ich bin 59, da findet man keine andere Stelle mehr, bei der man sich das Leben ein bisschen vernünftiger einrichten kann. Die Geige hat bei mir genau dieselbe Bedeutung wie bei Dir, vielleicht noch mehr, weil ich allein lebe; aber das mit dem "man kann, wenn man nur will" stimmt in Gottes Namen nicht. Leider.
Hihi,
Ihr seid ja Lustig :) Dann will ich auch nochmal meinen Senf dazu geben, wenn sich soviele Leute so viel Zeit nehmen und solche Mengen schreiben.
Mal schauen ob mir alles einfällt worauf ich nochmal eingehen wollte, nach soviel Input. Zuerst, ich bin ein "er" - damit Ara nicht weiter spekulieren muss.
Übrigens, die G Saite macht sich. Sie klingt nun, würd sie einen winzigen Tick heller verorten, sie reagiert einen Augenschlag schneller würd ich meinen, aber ist seeeehr nah an der alten Dominant jetzt.
Muss jetzt über meinen Panikanfall selber lachen, aber hatte bislang nur eine neue Saite, eine E, und die war so pflegeleicht das sie gleich gut bespielbar war.
Meinem Geigenbauer ist glaube ich wenig Vorwurf zu machen, es ist nicht so das er mich gleich dazu animierte zu testen und er war von der Wahl der Dominant auf jeden Fall überzeugt. Von mir ging sehr früh die Frage aus, wie das denn mit den Saiten sei, mein Gedanke war ob ich mit teureren Saiten das Instrument nicht von Anfang an aufwerten könnte.
Heute kenne ich gefühlte 101 Meinungen zu dem Thema Saiten (Quellen Geigenbauer, Musik-Fachgeschäft, Foren, Youtube) und denke mein Geigenbauer hat mir genau das gesagt was im Mittel so über Saiten gesagt wird:
"Du musst deine "eigenen" Saiten finden die dir und dem Instrument passen und den Preis lass einfach außer acht..."
Ich denke wenn ich das Thema Saiten nicht angesprochen hätte, wäre das Thema niemals in den ersten Wochen auf den Tisch gekommen.
Nur das ist garnicht so einfach, vor allem wenn man einfach komplett keine Ahnung hat. Ich habe mir Youtube Videos mit verschiedenen Saiten auf der gleichen Geige angeschaut und habe eine Idee bekommen wie komplex und vielschichtig das Thema ist. Das Problem ist für mich auf diesem totalen Neuland - wie groß ist der Faktor Instrument, wie groß der Faktor Saite, wie groß der Faktor Mensch?
Es fängt ja damit an das ich noch an den absoluten Basics arbeite, und es noch schwerfällt diese Faktoren genau einzuschätzen. Ach und der Faktor Perspektive kommt auch noch dazu, ich bin zB deutlich zufriedener mit meinem Instrument wenn ich es aus dem Raum höre, als wenn es an meinem Ohr liegt
Und dann spielt auch der urmenschliche Faktor rein: Lehnt der eine die Tonicas (unterbewusst!) ab weil sie die vielleicht günstigsten sind oder ist seine Analyse wirklich 100% fachlich. Lehnt der andere evtl Dominant/Tonica ab weil sie "Mainstream" sind (wir heben uns immer gerne unterbewusst aus der Masse ab) oder sind sie wirklich schlicht etwas "langweilig".....so schwer da reinzukommen für mich
Die Inspiration das Experiment das diesen Thread ausgelöst hat war eines der Videos auf Youtube auf denen viele Saiten (alle Thomastik und Pirastro) auf ein und derselben Geige zu hören sind. Der Geigenbauer dort in dem Video sprach mir aus der Seele als er im Bezug auf die Dominant von der "scary E-String" redete.
Er vergleicht Dominant und Tonica an derselben Stelle und machte zwei für mich interessante Bemerkungen. Er erwähnte zum einen das die Dominant E gerne ausgetauscht würde - das würden angeblich nicht wenige machen, wenn sie Dominant spielen. (Ist aus 2. Hand und stell ich mal so zur Diskussion hin)
Und zum zweiten verglich er Dominant und Tonicas als seeehr ähnliche Saiten, wobei die mittlerweile nur noch halb so teuren Tonicas hervorhob.
Alleine die Bestätigung das die Dominant E sehr...ähem...."zickig"... sein kann war mir ein Volksfest - also hab ich nach dem Video einfach mal beschlossen das ich die Tonicas komplett mal testen mag.
Und da war mein grober Plan: Ich lass mir im Laden mal zeigen wie man die Saite wechselt und tausch erstmal die E. Dann wollte ich was testen, dann die G Saite die mir persönlich auch nicht immer gefiel selber tauschen und schließlich wenn beim selbst einbauen nichts schief ging mal komplett auf das Tonica Set wechseln.
Mein Gedanke war, die Tonicas sind so günstig und so ähnlich im Besten Fall hab ich knapp bessere Saiten für das halbe Geld (nicht das ich nicht für Saiten auch DEUTLICH tiefer in die Tasche greifen würde) Aber, gerade an Schülerinstrumenten, scheinen Dominant ja doch irgendwo recht beliebt zu sein. Zumindest werden sie von Geigenbauern häufig empfohlen, gerade in Foren hab ich noch nie einen gelesen der "ich spiele Dominant" schrieb :)
Letztlich bin ich nicht 100% glücklich mit dem Klang meines Instrumentes, die Tonicas mit einem Preis von 28€ waren der Erste Versuch auf dem komplexen Gebiet der Saitenwahl einen ersten Einblick zu bekommen, in der Hoffnung ein Set zu haben das evtl sogar "besser" ist und nur die Hälfte kostet. Die Anschaffung eines neuen Instrumentes wird die nächsten 2-3 Jahre eher nicht möglich sein - und es ist auch wirklich nicht schlecht. Aber mit den Saiten werd ich noch etwas weiter experimentieren, da ich das unbestimmte Gefühl habe, das ich da eventuell noch was passenderes finde.
Meine nächsten Saiten sollen klanglich dann mal was Grundsätzlich anderes werden, ich würde generell gerne mal deutlich wärmere Saiten antesten.
Erlaubt ist jedenfalls was Spaß macht.
Zum Thema "ich spiele Dominant": Hilary Hahn tut's auf ihrer Vuillaume - mit dem häufig anzutreffenden Wechsel der E-Saite auf Pirastro Gold, falls ich keine Tomaten auf den Augen habe...
Das klingt als hättest Du einen guten Plan.
Aber eines möchte ich Dir noch mitgeben: Viel von dem, was über die Eigenschaften von Saiten behauptet wird, ist letztlich Reklame und deshalb mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. Insbesondere das Begriffspaar "Schüler-" und "Profi"-Saite halte ich für wenig hilfreich. Denn meist basiert die Einteilung auf dem Preis und mit etwas Glück der (vermeintlichen) Qualität. Nützlicher wäre es, wenn sich das auf die unterschiedlichen Spielkontexte beziehen würde. Profis, die in Konzertsälen spielen die voller Leute sind, die hören wollen, was da gegeigt wird, haben ein ganz anderes Anforderungsprofil als ein Anfänger, der nur ein Wohnzimmer beschallen will, weshalb Saiten, die dem Profi die Projektion geben, die er braucht, für den Amateur, der es sich mit seinen Nachbarn nicht verscherzen will, eher kontraproduktiv sind.
Ich persönlich schrecke deshalb etwas zurück, wenn Stichworte wie "Profi-" oder gar "Solisten-Saite" fallen und mit Stargeigern geworben wird, denn das sind für mich Indizien dafür, dass die so beworbenen Saiten nicht zu meinem Anforderungsprofil passen.
Die Stichworte "Profi"- bzw "Solisten-Saite" scheinen mir eher mit Saitenspannung/generellem Marketing korreliert denn mit "Anforderungsprofil";
hab nicht den Eindruck, dass die Nachbarn wirklich mehr unter "Solistensaiten" leiden (man kann nach meinen Erfahrungen (die betreffen jedoch nur Saiten mit Darmkern) auch mit "Solistensaiten" sehr gut mp > ppp spielen ohne dass es im Nachbarwohnzimmer gehört/wahrgenommen wird; ein f < ff kann hingegen auch auf bloßen Darmsaiten gespielt im Nachbarwohnzimmer allenfalls störend wahrgenommen werden).
Gruß, minuetto
Dass man mit Solistenseiten auch ein pianissimo spielen kann, bestreite ich ja nicht. Aber ich finde es halt frustrierend, wenn ich einen großen Teil der dynamischen Bandbreite nicht ausnutzen kann, ohne dass die Nachbarn böse werden. Und auch noch teuer Geld für Lautstärke zu bezahlen, die man nicht abruft, scheint mir widersinnig.
Aber ich denke, dass der Frieden mit den Nachbarn nicht nur eine Frage der Lautstärke ist. Ich sehe es so, dass man es da mit einem Analogon zum "Sängerformanten" zu tun hat. Das sind bestimmte Eigenheiten im Resonanzverhalten, die dazu führen, dass eine Stimme (bzw. ein Instrument) bei gleicher Lautstärke sehr viel deutlicher und klarer zu klingen scheint, als wenn diese Formanten fehlen. Wenn diese Formanten vorhanden sind, wird das oft als "großer Klang" oder "große Projektion" umschrieben, und das ist eine Eigenschaft, die für Solisten unverzichtbar, für Amateure dagegen eher kontraproduktiv ist.
Inwieweit "Solistensaiten" einer einfachen Schülergeige solche Formanten verleihen können, sei dahingestellt. Viele werben mit großem Klang, aber Waschmittel waschen ja auch seit Jahrzehnten weißer als weiß. Jedenfalls: Als Anfänger den "großen Klang" mit Formanten anzustreben, wirkt auf mich, als würde jemand Vollwaschmittel kaufen, das weißer als weiß wäscht, obwohl sich in seiner Garderobe kein einziges weißes Kleidungsstück befindet...
Noch ein PS: Auch der Bogen wirkt sich nicht unbeträchtlich auf den Ton einer Geige aus, vielleicht kannst Du beim Geigenbauer mal ein paar unterschiedliche Modelle ausprobieren.
Sic.
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