ABRSM Exams < | Silberdraht am Geigenbogen (Funktion?) | > Geige als Wertanlage |
Auf diese Beiträge antworten | Zurück zur Liste | Zum neuesten Beitrag springen
Zugeordnete Kategorien: Bogen
Unser Sohn hat voller Stolz nun endlich eine eigene Geige bekommen, mit der er auch sehr glücklich ist. Allerdings stören ihn zwei kleine Schönheitsfehler beim zugehörigen - ebenfalls gebrauchten - (Carbon-)Bogen: Der Silberdraht ist mit durchsichtigem Klebstreifen/Tesafilm überklebt und dieser löst sich am Klebestreifenende. Frage 1: Was für eine Funktion hat der Silberdraht am Bogen eigentlich und kann man solch einen Klebestreifen gefahrlos entfernen oder erneuern?
Zum anderen ist das Daumenleder an einer Stelle ein wenig lädiert (reine optische Beeinträchtigung). Was mag ein Austausch beim Geigenbauer ungefähr kosten? (evtl. könnte man dort notfalls auch den Draht erneuern lassen, wenn das nicht unverhältnismäßig teuer ist?)
Schönen Dank im voraus!
Hallo,
Der Silberdraht am Bogen erfüllt meines Wissens nach zwei Funktionen, zum Einen dient sie dazu den Bogen auszubalangcieren und zum Anderen und vor Allem dazu den Lack der Bogenstange vor Handschweiß und Fett zu schützen. Weshalb ein Klebestreifen auf der Wicklung ist, kann ich mir allerdings nicht erklären, der gehört da normalerweise nicht hin.
Zu deiner zweiten Frage, man kann selbstverständlich das Daumenleder und die Umwicklung selbst erneuern, hierbei werden dann natürlich die Materialkosten fällig, was nicht besonders viel sein dürfte und die Arbeitszeit, da ich selbst schon einmal eine Wickelung bei einem Bogen erneuert habe, sage ich mal, dass jeder gelernte Geigenbauer das in höchstens zwei Stunden hinbekommen sollte. Vorausgesetzt natürlich, dass nur Wicklung und Daumenleder ersetzt werden müssen.
Wie soetwas professionell gemacht wird kann man übrigens in diesem YouTube Video sehr gut sehen.
Für eine deutsche Erklärung könnt ihr übrigens auf der Seite von Geigenbau Adam nachsehen:
http://www.geigenbau.com/tippsundtricks/cellobogen/silberdraht/index.html
Als ich bei meinem Bogen das Daumenleder habe erneuern lassen, hat das - wenn ich mich richtig erinnere - fünfzehn Euro gekostet. Allerdings war Umwicklung noch intakt und wurde nicht angerührt.
Normalerweise sind an der Umwicklung keine Kleibestreifen. Aber mir fallen trotzdem drei Gründe ein, aus denen man einen anbringen könnte:
1.: Allergie: Die Umwicklung ist oft nicht aus Silber sondern aus Neusilber. Das enthält Nickel und darauf reagieren manchen Menschen allergisch. Der Klebestreifen würde verhindern, dass der Allergiker direkt mit der Umwicklung in Kontakt kommt, so dass er den Bogen trotz einer Allergie nutzen kann.
2.: Anlaufen: Der Kleibestreifen soll verhindern, dass die Umwicklung anläuft und häufig poliert werden muss.
3.: provisorische Reparatur: Die Umwicklung hat sich gelöst und wird mit dem Klebestreifen fixiert.
Außer in Fall drei kannst Du den Klebestreifen entfernen (oder wenn Du unbeding willst auch erneuern), ohne dass Du einen Geigenbauer einschalten müsstest. Eine sich lösende Umwicklung würde ich allerdings schon einem Profi überlassen.
Ggf. könntest Du Dir auch überlegen, wenn Du den Bogen schon weg gibst, auch gleich die Haare erneuern zu lassen, die verschleißen ja auch mit der Zeit. Wenn möglich, frage den Vorbesitzer, wann er das das letzte Mal hat machen lassen und lass es ggf. in einem Aufwasch mit der Erneuerung des Daumenleders machen und - so es anfällt, der Erneuerung der Umwicklung machen. Nach so einer Rundumsanierung dürftest Du eine ganze Weile Ruhe mit dem Bogen haben. Als ich das das letzte Mal habe machen lassen, hat es 60€ gekostet; aber das ist die Nähe zur Schweiz weiter nördlich sind glaube ich 50€ normal.
Vielen Dank für Eure raschen und ausführlichen Antworten - die helfen prima weiter!!
Geige und Bogen kommen übrigens - überholt - vom Geigenbauer, daher denke ich, dass die angesprochenen "Makel" auch bestenfalls optisch relevant und die Saiten noch ok oder ggf. erneuert sind. Aber man merkt es dem Kleinen (8 Jahre) eben an, dass diese kleinen Makel seine Freude trüben, und da er ansonsten mit so viel Herzblut bei der Sache ist ... denkt man eben doch über Abhilfe nach, die für einen selbst wohl nicht unbedingt Not täte.
(Da ich selbst kein Streichinstrument spiele, ist das eben für uns Neuland und Eure Erklärungen sehr hilfreich - Danke nochmals!)
Bei dem Carbonbogen deines Sohnes sollte man sich keine grossen Sorgen machen.Ein neues Silber und ein neues Leder übertreffen eventuell schon den Wert des Carbonbogens.Silber und Leder kosten ca.80-100€.Generell:Bei guten Bögen dient die Bewicklung zur Balance-und Gewichtseinstellung eines Bogens.Eine Fischbeinbewicklung wiegt ca.1gr,ein Silbergespinst 1,5-2 gr,eine Vollsilberbewicklung wiegt 4-5gr.Eine Kombination von Gespinst und Silber deckt den Zwischenbereich zwischen zwei-vier Gramm ab.Für die Spieleigenschaft eines guten Bogens(Fernambuk)ist die Wahl der richtigen Bewicklung von grosser Wichtigkeit.Bogenbauer können hier sehr gut beraten.Beidem Bogen deines Sohnes sollten meine Ausfühtungen eigentlich egal sein,hier handelt es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um ein asiatisches Massen-und Billigprodukt.
Das kann man so nicht stehen lassen. Ohne den Bogen zu sehen, nur wegen des Stichwortes Carbon pauschal, eine neue Umwicklung und ein neues Leder würden den Wert des Bogens übersteigen, ist ziemlich gewagt. Es gibt durchaus hochwertige Bögen aus Carbon. Sogar welche, die mit Spitzenbögen aus Fernambuk-Holz konkurrieren können.
Zumal es vermutlich mehr Bögen aus Holz gibt, auf die das zutrifft. Holzbögen gibt es schon ab rund dreißig Euro. Nicht-Holzbögen dieser Preisklasse sind nicht aus Carbon sondern aus Fiberglas; Carbon fängt so bei hundert Euro an. Und selbst wenn eine Runderneuerung achtzig Euro kostet, ist das - solange die Stange intakt ist - kein Grund den Bogen wegzuschmeißen.
Wenn jemand einen Carbonbogen für ein achtjähriges Kind gekauft hat,muss ich von einem Anfängerbogen ausgehen.Es gibt Carbonbögen,die mit Fernambukbögen konkurrieren können,es handelt sich bei diesen Fernambukbögen aber in keinem Fall um wertvolle Spitzenexponate.Carbonbögen beginnen im deutschen Handel bei 100€,dies ist korrekt.International liegen die Preise für einfachste Carbonbögen bei ca.50€ -zu mehreren Tausend€.Fiberglasbögen sind schon ab 20€ zu haben.Berufsmusiker benutzen Carbonbögen der oberen Preisklasse für Open Air Konzerte,da diese völlig unempfindlich gegen Witterungseinflüsse wie Kälte und Feuchtigkeit sind.Aus tonlichen Gründen werden Fernambukbögen in Konzertsälen von Profimusikern und Solisten bevorzugt.Auch heute werden immer noch von den besten zeitgenössischen Bogenbauern die Bögen aus Fernambuk hergestellt.Benoit Rolland,einer der zur Zeit teuersten lebenden Bogenbauer hat z. B seine Versuche mit Carbon wegen Materialunterlegenheit gegenüber ausgesuchten Fernambukhölzern beendet.Alle klassischen französischen,englischen und deutschen Spitzenbögen wurden und werden aus Fernambuk hergestellt.Auktionshäuser nehmen nie teure Carbonbögen in ihre Auktionen auf.
Wenn die Frage im Raum steht, ob man einen Bogen für 80-100€ reparieren lassen oder für das lieber einen neuen kaufen soll, sollte man sich meiner Ansicht nach fragen, worin eigentlich der Vorteil eines neuen Bogen liegt. Qualitativ hochwertiger kann er bei dem Preis nicht sein. Und wenn die Umwicklung, das Leder und ggf. die Bespannung sachgerecht montiert werden, ist der alte Bogen danach wie neu; wieso sollte man ihn also wegwerfen, wenn man nicht vor hat, etwas deutlich besseres anzuschaffen?
Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, in denen "echte Geiger" verächtlich die Nasen gerümpft haben wenn das Thema Synthetiksaiten aufkam. Inzwischen nutzen selbst absolute Spitzenleute Saiten aus synthetischen Materialien. Ich denke, Carbonbögen steht eine ähnliche Entwicklung bevor. Die wird zwar länger dauern, weil Bögen länger halten als Saiten, aber Carbon schafft Möglichkeiten, die Fernambuk nicht bietet. Mit Carbon kann man z.B. Bögen herstellen, die ein Drittel leichter sind als Holzbögen. Man stelle sich vor, wie agil solche Bögen müsssen...
Dass Carbon auf Auktionen nicht zu finden, sagt meiner Ansicht nichts über die Qualität von Holzbögen. Auch nicht über die Qualität von Carbonbögen sondern vor allem etwas über die Eigenheiten des Auktionsgeschäftes. Da wird nicht mit der Qualität von Gegenständen Kasse gemacht sondern vor allem mit den Mythen, die sie umranken. Denn die sind es, die den Wert bestimmen. Wie viel würde die MacDonald-Stradiviari, die demnächst bei Sotheby's für 45 Mio. $ weg gehen soll, wohl bringen, wenn kein Zettel drin wäre, und man sie nicht Stradivari zuschreiben würde? Klingt die wirklich mehrere tausend mal schöner als zeitgenössische Spitzenbratschen? Würde sich Sotheby's überhaupt für eine anonyme Bratsche interessieren? Wohl kaum!
Klebestreifen / Tesafilm. Solche Einschweißungen findet man normalerweise nur bei Bögen in der unteren Preisklasse.
Ja - aber warum? Wozu dient der Klebstreifen, und kann man den ohne Bedenken entfernen?
Dieser kann entfernt werden wenn man diesen nicht mag. Es ist ein Schutz für die dünne Silberschicht auf dem Kupferdraht . Manchmal ist es auch eine Schrupffolie diese ist etwas schwerer zu entfernen. Schaden tut die Folie nicht bei vielen industriell gefertigten Bögen aus FernOst findet man diese technik vor.
Ja, so einen Billig-Bogen habe ich eben u.a. auch. Ich habe versucht den Klebstreifen runterzuziehen, aber leider geht dieser bis unter das Daumenleder. Ich habe Angst, dass ich das Leder beschädige, wenn ich weiter dran ziehe.
Ich habe meine ersten beiden "Geigenjahre" mit einem Billigbogen gespielt, dessen Umwicklung gleich nach dem Lösen der Verpackungsfolie sich aufdröselte. Nach dem wieder Aufwickeln habe ich das ganze auch mit Tesafilm wieder fixiert und es hielt, der Bogen war trotzdem erstmal völlig ok vom spielverhalten her.
Aber wenn dein Sohn doch jetzt eine eigene Geige besitzt, wieso kauft ihr nicht einen neuen Carbon-Bogen passend dazu? Carbon Bögen für etwa inzwischen 89,-€ sind anerkannt, meine Tochter spielt so einen und er macht alle Technik mit
http://www.geige24.com/shop/bogen/carbonbogen ... gen-violine-3/4-groesse?c=2168 (ihr müsst nur die richtige Größe wählen)
neu beziehen und Umwicklung erneuern plus Daumenleder ist teurer. Solch eine Investition lohnt sich nur, wenn einem gerade dieser Bogen ans Herz gewachsen ist.
Nein, es stimmt schon: Dies ist sicher ein ganz einfacher Anfängerbogen ("K. Holtz" steht drauf, ansonsten ist er von den Merkmalen am Frosch mit dem von Dir, Bea, verlinkten identisch. Ich könnte aber nicht sagen, ob er wirklich aus Carbon (das war lt. meiner Frau die Angabe des Geigenbauers) oder aus Fiberglas ist.
Wie dem auch sei, die Geige ist sicher auch ein einfaches Anfängermodell (3/4 im übrigen) und alles in allem geht es erstmal darum, dass er die ersten Schritte mit "benutzbarem" Equipement macht, das ihm darüber hinaus aber auch noch subjektiv gefallen sollte (er ist halt stolz auf seine erste Nicht-Leih-Geige "vom Geigenbauer", selbst wenn sie von diesem vllt. nur überholt wurde). Weitergehende Ansprüche an das Instrument und den Klang haben bislang weder er noch wir noch die Geigenlehrerin. Wir hatten uns halt statt für ein Einsteigerkomplettset "von der Stange" (bei geige24.com zwischen 150 und 400 €) für eine gebrauchte, überarbeitete Geige vom Geigenbauer (mit lokal gutem Ruf) für 400 € entschieden - da kann man sicher nichts für die Ewigkeit erwarten, aber zumindest eine Ausrüstung, die zum ersten Grundlagen-Lernen geeignet ist. Aber natürlich lohnt sich da dann auch nicht eine 100 € teure Korrektur am so einem Bogen.
[Wenn irgendwann die 4/4-Geige ansteht, müssen wir uns sicher eingehender informieren und beraten lassen und mehr Geld in die Hand nehmen. Aber für einen "Nicht-Klassik-Haushalt" ;-) schien uns das erstmal ein praktikabler Einstieg.]
Ich habe zwischenzeitlich aufgrund der Rückmeldungen hier und auch einem Blick auf die empfohlene geigenbau.com-Seite den Klebestreifen über dem Silberdraht entfernt, da dieser offensichtlich tadellos in Ordnung war und auch ohne Überklebung bestens hält (vllt. ja wirklich vorher von einem Allergiker genutzt?). Da auch die vorherige Leih-Violine diese Überklebung hatte, hätte ich mich das ohne die Rückmeldungen hier nicht zu entfernen getraut. Vorsichtig von Kleberesten gereinigt, alles in allem keine 10 min. Arbeit - nun sieht das schon mal wieder wie neu aus.
Danke nochmals für die hilfreichen Rückmeldungen!
Wenn man einen preiswerten Geigenbogen neu z.B. über eines der einschlägigen Streicherversandhäuser bezieht, dann ist immer eine Art Schutzfolie -kleber über der Umwicklung. Warum weiß ich nicht. Es ist wie mit der Folie auf dem Display eines neuen Handys o.ä. Manche lassen sie drauf, andere ziehen sie gleich ab.
Das mit dem Anlaufschutz kommt so ziehmlich hin, es sind Bögen welche in China hergestellt werden(unabhängig der Güteklasse) : dort wird silberbeschichteter Kupferdraht als Wicklung verwendet. Damit sich die Versilberung nicht so schnell abgreift und der Draht auf Grund des Klimas nicht so schnell anläuft wird ein Klebefilm (manchmal auch durchsichtiger Schrumpfschlauch) darübergezogen. Der Unterbau des Daumenleders ist ebenfalls Klebeband(daher wird das Daumenleder manchmal locker).
Wenn ich solche Bögen zum Neubezug bekomme, ändere ich fast immer (außer der Kunde möchte dies nicht) diese Konstruktion. Silberwicklung(Echtsilber) +Daumenleder Kostet ein Aufpreis von 30€ auf den Neubezugspreis.
Wenn es also stört ,sollte man dies bei einem Neubezug mal ordentlich machen lassen.
Gruß Lyc. (Geigenbauer)
ABRSM Exams < | Zurück zur Liste | > Geige als Wertanlage |
Nur angemeldete Benutzer dürfen Beiträge schreiben. Log In
Diese User sind gerade online: