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Hallo,
ich spiele jetzt seit ca. 9 Jahren Geige und bin 14 Jahre alt. Seit ein paar Monaten übe ich jeden Tag etwa eine 3/4 Stunde. Reicht das und was habt ihr gespielt, als ihr 9 Jahre lang gespielt habt? Ich spiele jetzt die Chacconne von Vitali, die ich sehr mag.
Also ohne dich zu kennen, wenn du 14 bist und seit 9 J spielst, dann spielst du gut- denk dir nix! Oder was ist der Hintergrund deiner Frage? Ob es für Jugend musiziert reicht? Oder später mal Studium? Also wenn du einen Lehrer/in hast, dem du vertraust ( in Geige mein ich) würde ich den fragen, wie er dich einschätzt.
Wie lang du übst wird sich auch ziemlich danach richten, was du erreichenwillst, oder? Vertrau deinen Instinkten :). Mit 14 funktionieren die meist noch sehr gut :))),
Vielleicht ist die Frage eher so gemeint: nach wieviel Jahren kann man behaupten, man könne Violine spielen.
Irgendwo hab ich mal gelesen, dass man in etwa 10 Jahre braucht, um gründlich im Geigenspiel ausgebildet zu sein. Damit ist aber sicher nicht gemeint, man wäre Stargeiger, sondern eher, dass man nun die meiste Geigenliteratur - also die meisten Stücke- auch allein sich erarbeiten kann, und die dafür notwendige Technik bekannt und trainiert ist.
Du zum Beispiel setzt 9 Jahre Geigenspiel in Beziehung zu deinem derzeitigen Stück vitali chaconne. Das ist ein Stück, dass sehr begabte schon nach etwa 5 Jahren spielen (auf youtube sind das meist zwischen 10 und 13 jährige, das heißt aber nicht, dass sie dieses Stück auch mit der Passion spielen, die erst mit der Reife kommt. Die Virtuosität allein macht es nicht, zumal von den virtuosen bogentechniken bei dem häufigsten gespielten Arrangement von Vitalis chaconne gerademal richochét auftaucht. Natürlich ist sehr sichere Intonation, also absolute Sicherheit im Lagenspiel und bei den Doppelgriffen erforderlich.)
Aber dieses Stück ist nicht nur ein Meilenstein auf der Treppe des Geigespielenlernens, sondern ein Stück ,dass man immer wieder spielt - wie die vielen Interpretationen bekannter Meister der Violine zeugen.
Freue dich, dass du schon so weit bist, aber versuche nicht eine Art Wettkampfstimmung bei dir selbst zu erzeugen, nach dem Motto, was spielt der nach neun Jahren und der andere, wie bin ich da positioniert, sondern habe eher ein Auge darauf, welche Techniken sind dir vertraut , welche willst du noch ausbauen, welche Stücke/Werke schweben dir vor, einmal spielen zu können. Also dich sollte nur dein individueller Traum des Geigespielenkönnens interessieren.
Oh, oh, Cassia....wenn du jetzt seit 11 J Vollzeit arbeitest, dann sind wir beruflich so ziemlich gleich weit...OK, dann gehn wir zur gleichen Zeit in Rente und treffen uns dann bei den Berliner Philharmonikern :))
Ich hatte mal mit einem anderen Menschen, der jetzt Klarinette lernt, den Deal, dass wir in zehn Jahren das Bruch-Doppelkonzert zusammen spielen. Das wäre ein echter Ansporn gewesen ;-)
Hallo Lottamax,
ich habe kurz nach meinem sechsten Geburtstag mit dem Geigen angefangen, also fast so wie Du.
So ganz weiss ich es nicht mehr, ob es genau 9 Jahre später war, aber an Pugnani-Kreisler : "Praeludium und Allegro" kann ich mich sehr gut erinnern, da ich das Stück gerne gespielt habe.
Allein entscheidend, "was" gespielt wird ist jedoch nicht ganz so wichtig. Wichtiger ist das "wie" und das kann Dein/e Lehrer/in am besten einschätzen.
Ah, das mit den 10000 h ist einleuchtend. Ich habe auch mal nachgerechnet (ich lerne auch seit 4 Jahren), wobei ich pro Tag 2 h angesetzt habe, wobei allerdings dann das Familiengeigen mitgezählt ist, und komme dabei trotzdem auf weniger als 3000 h , tja ein weiter Weg das Geigenlernen ...
Allerdings muss man glaube ich doch differenzierter vorgehen, kommt es doch auch auf die Effektivität der Übestunden und die Ausgangsposition sowie das Alter an.
Also wie produktiv das Üben ist.
Viele Eltern z.B. meinen, an dem Tag, wo das Kind Unterricht hat, bräuchte es nicht zu üben. Aber in der Stunde wird ja nicht unbedingt verbissen permanent gegeigt, sondern vor allem erklärt, Kniffe gezeigt, verbessert.Oder auch man selbst knobbelt an einer Etüde, oder an einem neuen Stück zuerst, das effektive Üben bzw. technische Einüben kommt erst danach. Und inwieweit gehört das sich Einhören zum Üben, oder das reine Lesen von Noten und sich geistige Vorstellen der Umsetzung zum Üben? Ich meine das gehört auch dazu. Bzw. die richtige Einweisung verkürzt manchmal den Übeprozess, wobei allerdings die allround Lerneffekte beim selbständigen entdeckenden Lernen auch wieder Pluspunkte sammeln. (z.B ein eigenes Erlebnis: wir machten gerade gesprungene Arpeggios, ich habe mich lange damit beschäftigt und mit der Zeit den Kniff gefunden, meine Tochter, nachdem sie richochet normales (als Trommelstrich) gelernt hatte, wollte es nicht gelingen, ich ging mit ihr vor den Spiegel, um sie zu überzeugen, dass man mit senkrechten auf und ab des Ellbogens arbeiten muss: nachdem sie selbst visuell erkannt hatte, dass ihr Arm etwas faul war, zack hat sie es kapiert und gleich noch den richtigen Kick dabei entdeckt - allein hätte sie das sicher nicht so schnell herausgefunden.)
Das Geheimnis der unheimlich schnell lernenden begabten Kinder ist sicher nicht nur deren Begabung, sondern auch das Glück von Anfang den richtigen Unterricht zu haben, und vor allem genug Unterricht. (Wer hat schon wie Ann Sophie Mutter von Anfang an eine Privatlehrerin mehr oder weniger täglich zur Verfügung ...) Alle Geigenwunder haben entweder solchen Unterricht direkt durch die Eltern, oder durch ein politisches System, das frühe Talentsuche zur Staatsräson macht und die gefundenen Talente gebührend fördert, oder durch ein finanziell besonders gut statuiertes Elternhaus bei gleichzeitigem Unterstützerwillen (Mutter), oder last but least mindestens einen Elternteil, der sein Leben nur dem Schützling widmet (z.B. Ivry Gitlis). Die haben die 10000 h dann schnell erreicht: Etwa bei 51/2 h pro Tag in 5 Jahren. Gehen wir mal nur von 3 h aus: da kommt man auf etwa 9 Jahre. Das entspricht dann dem Durchschnittswunder, das mit 14 alle schwierigen Stücke spielen kann - und die gibt es zuhauf. (15 jährige räumen oft schon die Preise bei internationalen "Erwachsenen"-Wettbewerben ab.)
Fragen über Fragen....
Da wäre es doch mal interessant, wieviel Bogenkilometer nötig sind um bis zum Spiccato zu kommen.......
Spiccato ist doch auf der Stelle - nur bei fliegendem kommt man vorwärts .....
Das stimmt.
Also erstmal üben: Über drei Oktaven bei vollem Bogen kommt man auf über 25Meter bei 60cm Strichlänge!
Die Frage, wie lang Beethovens Fünfte ist bekommt abrupt eine neue Bedeutung:
Je nach Temperament vielleicht 70Kilometer in den Geigen und bei den Bässen 12 Kilometer, die allerdings mit vierfachen Griffbrettkilometern trumpfen können.
Entschuldigung, ich schweife ab.........
Wie schön dass in diesem Forum auch der Administrator mal ungestraft abschweifen darf.....
Hihi....viele. Ich lern das grad wieder. Und entdecke dabei die durchaus unterschiedlichen Dynamiken meiner beiden Bögen. Meinen 100 Euro Schülerbogen kann ich beim spiccato einfach draufknallen lassen, die Eigenträgheit hält ihn in der Bahn. Wenn ich das mit meinem 1300 Euro Pfretzschner Bogen machen, zeigt der mir nen Vogel...und benimmt sich auch so ähnlich.
Ja, das hatte ich auch, mein erster wahrscheinlich keine 30,-. € werter Bogen hopste vorschriftsmäßig, wo ich wollte, das Nachfolge- Dörfler- Modell etwa 200,- € teure beschloss zunächst auch schon mal allein zu hopsen, der musste erstmal gezähmt werden...
Und die Moral: Billige Bögen sind leichter zu zähmen...das ist wie bei Pferden. Araber sind auch schwerer zu reiten als Brauereigäule....oder??
Es ist also nicht wie beim Pferd, dass sich der gute Bogen schwerer zähmen lässt, er sollte viel eher das transportieren, was man als Spieler möchte.
Vermutlich funktioniert das deshalb nicht sofort, weil man bei einem billigen Bogen wegen dessen Trägheit entweder stärkere Impulse gibt als nötig, oder weil es eh wurst ist was man macht (so ungefähr) weil er nciht drauf reagiert. Man muss mit einem besseren Bogen wahrscheinlich lernen, feiner zu differenzieren. Oder?
...Ich verzweifle auch am Spiccato mit meinem 1000€ Bogen ;)
Liebe Lotta, es ist doch super, dass du jetzt deine Geigensucht entdeckt hast - willkommen im Club, bei manchen hier (auch bei mir) hat das Jahrzehnte gedauert...und dass du auch jetzt so einen Durchbruch erlebst ist doch toll. Bei mir gab es in meiner Jugendzeit (da war ich so 10 bis 16) eigentlich kein "einschneidendes Erlebnis", es war eher so, dass es mir am Anfang Spaß gemacht hat und dann immer mehr zur lästigen Pflicht wurde und ich froh war, als ich Geige abwählen konnte (war ein musisches Gymnasium und Geige war mein 1. Instrument). Tja und der Durchbruch, wenn man so will, kam vor einem halben Jahr ungefähr aus heiterem Himmel, als ich in die Abstellkammer ging um das Katzenklo zu säubern, und da seh ich meinen Geigenkasten da rumstehen und wusste irgendwie von einer Sekunde auf die andere: Jetzt ist es soweit, ich will wieder spielen. Geige richten lassen, losgegeigt, Lehrer gesucht und gefunden...und jetzt bin ich definitiv süchtig. Und 22 Jahre älter als zu dem Zeitpunkt als ich aufgehört habe. Lustig, oder? Ich kapier es selber nciht.
Und ob, ich habe das Üben als Kind nicht besonders gemocht (besonders weil gewisse Personen keine Gelegenheit ausgelassen haben um an meiner Haltung zu mäkeln), heute kann ich mir ein Leben ohne die Geige gar nicht mehr vorstellen, auch wenn ich aufgrund meines derzeitigen Vorlesungspensums im Studium nicht mehr so recht zum Üben komme, so packe ich meine Geige doch jeden Tag sehr gerne aus.
Übrigens, wenn du mit 14 schon die Vitali Chaconne spielst bist du (meiner Meinung nach) schon echt weit, ich bin gerade daran die zu lernen und bin fast 21 (habe mit 9 mit dem Geigen angefangen).
@Riedingfan: Aber auch nur, wenn man es schafft, die sprichwörtliche Breite des Braureigaulhinterns zu überwinden, ohne sich dabei etwas zu zerren...
Man kann lottomaxens Frage aber auch so auffassen, wie sie gestellt ist: Was habt ihr nach neun Jahren so gespielt? Meine erste Geigenstunde liegt zwar schon fast zwanzig Jahre zurück; da ich aber recht lange gar nicht gespielt habe und außerdem in meiner aktiven Zeit durch Verletzungen an der linken Hand zwei Mal recht weit zurück geworfen wurde, und deshalb insgesamt mindestens ein Jahr damit beschäftigt war, in Sachen Beweglichkeit und Tempo wieder auf den "alten Stand" zu kommen und die Stückeauswahl in der Zeit vor dem Abi so dröge war, dass ich eigentlich nur einmal die Woche - gemeinsam mit dem Lehrer - geübt habe, komme ich nicht auf neun Jahre. Selbst seit ich wieder angefangen habe, spiele ich eigentlich nur für mich und dann wenn ich Lust habe. Das können fünfzehn Stunden in der Woche sein, es gibt aber auch Wochen, in denen ich überhaupt nicht zum Spielen komme. Deshalb komme ich nicht auf neun Jahre wirklich aktives Spielen und deshalb ist mein Repertoire auch nicht mit dem von Leuten vergleichbar, die wirklich konsequent jeden Tag eine halbe Stunde oder mehr üben.
Aber es reichte immerhin für folgende Situation: Meine Schwester hat zu Weihnachten die neue David Garret CD bekommen. Nachdem sie die gehört hatte, schwärmte sie Fritz Kreislers "Liebesleid". Als ich erwähnte, dass ich das Stück auch spielen kann, meinte sie: "Willst du etwa behaupten, du spielst besser als David Garret?" Darauf ich: "Nein, aber dieses Stück kann ich auch spielen." Sie: "Dann mach!" Und ich habe gemacht und sie musste anerkennen, dass es bei mir auch ganz gut klingt. Bei den "Méditations" aus "Thaïs" von Massenet gab es ein ähnliches Gespräch. Und dass ich ein, zwei Sachen, die Profis gegen Geld auf CD pressen und verkaufen, auch ganz brauchbar spielen kann, ist mehr als ich mir vor meinem Wiedereinstieg ins Geigenspiel zugetraut hätte und erfüllt mich deshalb mit einem gewissen Stolz. Auch wenn diese Stücke, objektiv betrachtet, nicht gar so schwer sein mögen.
Ich muss passen. Denn auch wenn ich meine Jugendzeit dazurechne komm ich insgesamt nicht auf 9 Jahre...Was ich am Ende der 6 Jahre gespielt habe war Dvorak Opus 100, das war das höchste der Gefühle, was schwereres nie...und jetzt bin ich nahc 20 Unterbrechung wieder mit Rieding eingestiegen, wie schon geschrieben. G-Dur-Konzert in eigener Regie und mit Lehrer dann a-moll nach "ungarischer Weise", das ist mein momentaner Stand und da ist Lottamax denk ich deutlich weiter.
Dieses Gespräch ist zwar schon lange her, jedoch wollte ich dir noch sagen, dass ich seit September 2015 (also mittlerweile schon 4 Monate) Geigenunterricht habe und solche Stücke spiele wie Mozart KV 304, Vivaldi Konzert in a-moll op 3 no 6, Hora Hatikvah Israeli concertino spiele und seit ein paar Tagen spiele ich auch von Mozart KV 216. Ich übe schon jeden Tag, es gibt keinen Tag der letzten 4 Monate wo ich nicht Geige gespielt habe, aber ich übe unterschiedlich lang... Mindestens 2 Stunden am Tag - höchstens 9 Stunden, dann tut mir alles weh, obwohl ich trotzdem gerne noch weiter spielen möchte. Es kommt hald immer darauf an, wie viel Zeit ich am Tag habe. Dadurch spiele ich am Wochenende oft deutlich mehr.
Hallo,
ich denke man muss nicht ein gewisses Level ereicht haben wenn man so und soviel JAhre schon spielt. Außerdem sollte man sich nicht mit anderen vergleichen. Andere haben mehr und andere weniger Talent als man selbst und wenn dann jemand weniger hat aber gleich lange spielt wie man selbst ist er trotzdem etwas schlechter. Genau kann es auch umgekehrt sein.
Ich hoffe ich konnte helfen.
Lg Aniras
Hallo Lottamax, also ich bin 12 1/2 Jahre alt, spiele schon etwa 8 Jahre, und ich übe zur Zeit 1 1/2 Stunden am Tag. Allerdings muss ich Stücke für zwei Orchester üben, dann ein ein Stück für eine Solo Bewerbung in meinem Orchester und dann noch ein Stück für die Aufnahmeprüfung des anderem Orchester. Ich hab' mir 'n bissl zu viel vor genommen und 1 1/2 sind ehrlich gesagt ziemlich lang... Mein Geigenlehrer sagt, lieber 2 Stunden mit voller Konzentration üben als 5 Stunden mit keiner oder wenig Konzentration, was mir ehrlich gesagt einleutet. Viele Grüße Ariem
ABER: Besser zweimal zwei Stunden mit voller Konzentration als "nur" einmal zwei Stunden...
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