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Seite 1 - 2 - 3Da gerade einem ambitionierten Autodidakten auf einem anderen Forum statt auf seine Frage zu antworten, entgegengeschleudert wird, sei er auf wahre Geigenspielkunst aus, müsse er Unterricht nehmen, und das , obwohl er/sie darauf hinwies, dass er/sie schon längst solistisch auftrete(!), möchte ich das mal als Thema ansprechen.
Warum wird so heftig - teilweise sogar aggressiv - auf Autodidakten reagiert?
Das autodidaktische Lernen birgt halt immer die Gefahr sich einschleichender und nicht bemerkter Fehler.
In verschiedenen Foren einen Thread zu bearbeiten halte ich für sehr schwierig und nicht gut.
Du solltest dich diesbezüglich dort selber beteiligen. Da lassen sich die unterschiedlichen Meinungen direkt klären. Ich bin dort auch angemeldet und ab und an dabei. So wie ich das Forum kenne, herrscht dort ein netter Umgangston.
Gruß C.A.
Wir sind alle eingebildete Schnäpfen. Ich werde gleich mal auf den anderen Kanal schalten. Aber grundsätzlich....
1. Ein Autodidakt ist doch nur jemand, der gelernt hat selbst zu lernen. Dies sagt nichts über die Qualität. Es gibt im echten Leben sehr viele sehr gute Autodidakten.
2. Die Äußerung das jemand solistisch tätig ist, sagt nichts über die Qualität. Es gibt Profis, die keine ausgeprägten Autodidakten sind, die als Solisten auftreten und es nach meinem Geschack lieber lassen sollten.
3. Als Autodidakt an all das viele Wissen zu gelangen und es aufzunehmen ist nicht einfach.
4. Es geht hier doch um Musik. Soll jeder machen wie und was im gefällt! Nicht immer sind die besten Interpretationen von den "gebildetsten" Interpreten. -- Na nu; musste ich doch gerade die Schreibweise nachschlagen
Selber lernen, den Kopf einschalten und sich weiter Bilden hat ja wohl noch niemandem geschadet. (spricht für das autodidaktische Weiterkommen)
Nur die kritische Selbsteinschätzung kann möglicherweise schwierig sein. Da kann (kompetente) Hilfe von außen durchaus viel nutzen.
Ja, definitiv! Das habe ich mit meinen dritten Punkt indirekt ausdrücken wollen.
Aber, wenn es dem Spieler gefällt und sein Ziel erreicht ist, warum sollte man dann auf Änderungsmöglichkeiten hinweisen oder gar die Person angreifen? -- Mir ist durchaus klar, dass hier sehr viele Forumsteilnehmer im Zusammenhang des Geigenspiels Geld verdienen möchten und keine Gelegenheit auslassen, dafür zu sorgen, dass die Kundschaft nicht ausbleibt. Auch ich rate jedem der mit der Geige oder generell mit Musik anfängt, die ersten Schritte unter qualifizierter Aufsicht zu machen. Für die Ausgaben erhält man, wenn der Unterricht als solcher bezeichnet werden kann, Zeit zurück. Und das ist sehr wertvoll!
Die meisten machen sowieso wie sie wollen. In dem Fall von offensichtlichen "Fehlern" muss er sich u.U. gefallen lassen, das jemandem die Interpretation nicht gefällt und dieses sagt. Das ist kein Angriff auf die Person, sondern eine reine Äußerung der Meinung, mit der nun wieder jeder Umgehen muss, wie er will.
Nunja - Aggressionen gegen Autodidakten kann ich im anderen Forum beim besten Willen nicht entdecken (wenn wir das selbe Forum meinen) - wohl aber überempfindliche Reaktionen einiger Autodidakten.
Wenn man in einem Forum eine Frage stellt, muss man durchaus bereit sein, sich die Meinungen der anderen Teilnehmer anzuhören. Da nun diese vermutlich meist nicht autodidaktisch gelernt haben, können sie auch mal anderer Meinung sein als die Autodidakten und nicht das schreiben, was man gerne lesen würde.
Ich gehe davon aus, Bea, dass Du den User "Johann Sebastian" meinst - Seine Frage ist zwar sicher ambitioniert, doch kann ich sie leider nicht verstehen. Ich kenne keinen Musiker, der so an die Sache herangeht - und muss Herrn Simon Fischer rechtgeben in seiner Aussage:
"Das Wichtigste ist, soviel von der Technik zu beherrschen, dass Sie darüber nicht nachzudenken brauchen. Wenn Sie sich das „Wie“ zu sehr bewusst machen, kann es dazu führen, dass das Spielen unmöglich wird, genauso wie irgendeine Tätigkeit, die automatisch ausgeführt wird – Gehen, Reden, Essen usw. gestelzt und linkisch wird, wenn Sie versuchen, diese bewusst durchzuführen."
Solist ist jedermann/frau, der/die alleine vor Publikum spielt. Kratze ich also vor meinen Kindern auf der Geige rum, könnte ich mich auch Solist nennen. Etwas ganz anderes ist ein Solistendiplom, das ist nicht ganz so leicht zu erlangen....
Ich habe hohe Achtung vor vielen Autodidakten, kenne aber keinen, der ohne solide Basics viel erreicht hat.
"Ich habe hohe Achtung vor vielen Autodidakten, kenne aber keinen, der ohne solide Basics viel erreicht hat."
Nur weil es ein Autodidakt ist, bedeutet dies noch längst nicht, dass er vergisst die Basics zu lernen. Es ist kein Widerspruch, aber eine Wahrheit.
Einige meiner erlernten Basics habe ich übrigens nicht vom qualifizierten Unterricht, sondern aus Büchern, Besuch von Hochschulen/Meisterkursen, etc. Heute weis ich, dass von einem nicht angepassten Unterricht zu sprechen war. Warum muss ich alles selbst erfahren, wenn zwei Sätze die Sache klar gestellt hätten? Haben die Lehrer vergessen, wie sie selbst einmal anfingen? -- Aber das ist ein anderes Thema
Tut mir leid, habe mich wohl ein wenig ungeschickt ausgedrückt....
Ich habe meine Antwort vor allem auf den Thread im anderen Forum bezogen, dort wo der User seine Beiträge mittlerweilen gelöscht hat. In dem Thread wird auf viel interessante Literatur hingewiesen, doch offenbar war es nicht die Art von Antwort, die sich der User gewünscht hatte. Deshalb muss man aber nicht gleich beleidigt sein.
Gruß, L.
Empfindlichkeit der Autodidakten kann natürlich ausgeprägter sein, dass ist aber eine Folge von erfahrenem "Nicht - ernstgenommen - werden". Nicht jeder, der sich bei einer Antwort auf eine spezielle Frage, nur auf den Rat geschränkt, sich schleunigst einen Lehrer zu suchen, meint das böse, aber nach dem x-Mal sowas lesen zu müssen, fühlt sich der Autodidakt eventuell gekränkt, insbesondere, hätte er sich nicht "geoutet" ein Autodidakt zu sein, kämen sachbezogenere Antworten, die auch humorvoll sein können, aber nicht gleich auf den "Autodidaktismus" abzielen.
Mir ging es jetzt weniger darum, wie sinnvoll oder nicht das autodidaktische Lernen ist, sondern warum auf Beiträge von ihnen z.T. herablassend bis abfällig reagiert wird. Damit meine ich jetzt nicht nur den eingangs beschriebenen Vorfall - der autodidaktische Fragesteller hat seine Beiträge inzwischen gelöscht, was alles sagt - sondern generell den Umgang speziell in Geigenforen mit Autodidakten.
Manchmal kommt der Vorwurf, sie wollten die Wissenden in Foren "ausnützen",
oder sie hätten sich ihre Technik eh schon verdorben (, und müssten damit rechnen, gar nicht von Geigenlehrern als Schüler angenommen zu werden),
noch schlimmer die Seitenhiebe von manchen Unterrichtnehmenden, die offenbar nur von sich auf andere bzgl. der Fähigkeiten schließen.
In Foren wird normalerweise themenbezogen diskutiert, da ist es doch völlig unerheblich, wie jemand lernt. Wenn die Sache für alle interessant ist, verdient sie auch sachbezogen diskutiert zu werden. Und es steht jedem frei sich zu beteiligen oder nicht.
>>Manchmal kommt der Vorwurf, sie wollten die Wissenden in Foren "ausnützen" <<
Manchmal kommt dieser Vorwurf auch gegenüber Menschen, die in solchen Foren nur nach Noten suchen.... und da sind die Reaktionen dann auch nicht immer nett, leider.
Menschen haben manchmal Gründe, warum sie nach kostenlosen downloads suchen, und sei es nur, dass ihnen nicht klar ist, dass das nicht immer erlaubt ist. Das wiederholt sich halt immer und immer wieder. Genauso wie die immer und immer gleichen Anfragen von Autodidakten (die Menschen, die mit Lehrer lernen, haben wahrscheinlich auch immer und immer die selben Fragen, aber die stellen sie dann eben nicht m Forum) und die immer und immer gleichen Anfragen zu ebay-Geigen. Man kann genervt sein, man kann immer dasselbe antworten oder man kann auf gleichnamige Threads oder FAQs verweisen--das haben wir doch alle schon erlebt. Und manchmal antwortet man eben so, und ein andermal so--je nachdem, wie der eigene Tag so war ;-)
Erstaunlicherweise relativiert sich sehr viel, wenn man sich dann mal in echt trifft. Immer wieder spannend, wieviel einfacher die Kommunikation dann wird :-) .
Bea schrieb: "noch schlimmer die Seitenhiebe von manchen Unterrichtnehmenden, die offenbar nur von sich auf andere bzgl. der Fähigkeiten schließen. "
Es wird natürlich nur von den eigenen Erfahrungen/Sichtweisen berichtet und diese gelten nur in dem konkreten Einzelfall. Das müssen wir bei den Beiträgen in den Foren in der Interpretation des geschriebenen berücksichten. Wer so reagiert wie oben fühlt sich bereits "angesprochen". Ob berechtigt oder nicht, ist eine Frage, die uns hier nichts angeht.
These: Jeder Musiker ist "automatisch" ein guter Autodidakt
Ich habe gerade mal im Wikipedia nachgelesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Autodidakt
Gemäß dieser Definition müssen sich die Autodidakten nicht verstecken.
Und der Grund für das oftmals von Bea als abfällig bezeichnete Verhalten ist weniger, dass man den Fragenden damit niedermachen will oder ähnliches. Mir geht es oft so, dass Ratschläge der Lernenden (nämlich auch mir) vom Fragenden (nicht nur dem besagten Frager in diesem Thread) abfällig bewertet werden, weil wir in seinen/ihren/seinen Augen ja nur Anfänger sind (bzw. dass ich es so empfinde, denn ich hoffe ja bei jedem, dass es nicht so gemeint war), die sich nicht auskennen können. Die Lehrenden hingegen versuchen klarzumachen, dass man gewisse Abläufe eben nicht in ihre Bestandteile zerlegen kann. Darum scheint es ihnen primär zu gehen, nicht darum, dass unbedingt ein Lehrer hermuss. Aber ein Lehrer ist eben der, der von außen sieht, wo es hakt, das kann ein Spiegel nicht immer (Parallaxe). Zudem ist es tatsächlich oft so, dass der Fragende irgendwie ungeduldig oder fast zickig wird, wenn die Antworten nicht so sind, wie er oder sie es sich vorgestellt hat, und wenn sie längere Zeit ausbleiben. Kam alles schon vor, nicht nur dieses Mal.
Trotzdem bin auch ich verwundert, dass ein Thema eines anderen Forums hier diskutiert werden muss...
Viele Grüße vom alten Neuzugang (wenn man das alte geigen-forum noch zählen darf): Cassia
Das Thema lautet, wie geht man mit Autodidakten um, dass ist ein anderes, als das Thema zum Aufsetzen des Bogens und Strichbeginn im anderen Forum, das war ledig der Aufhänger. Seit Jahren beobachte ich ähnliches und z.T. wesentlich ausfallenderes auf verschiedenen Foren und je weniger sie moderiert waren, desto stärker war das Bashing. So brüskierte leiten dann oft ihr Thema gleich mit vorsorglich abgefeuerten Schutzbemerkungen gegen eventuelle Basher ein.
These: Jeder Musiker ist "automatisch" ein guter Autodidakt (Zitat Harald 12:34)
find ich gelungen. Denn wie letztendlich z.B. der Bogen geführt wird, muss man selbst herausbekommen - andere können nur Ratschläge geben, das individuelle Aha-Erlebnis muss man selbst herbeiführen.
Ich denke, die Geige ist - im Gegensatz zu den meisten anderen Instrument - nach wie vor von einem gewissen Mythos umweht. Es gibt sehr viele Menschen, die Gitarre spielen. Die meisten bekommen ganz anständige Töne dabei raus und wer drei, vier Akkorde kann, ist in der Lage einen Sänger zu begleiten und in einer Band aufzutreten. Bei der Geige ist das anders; da muss man richtig Energie investieren, ehe man so weit ist, irgendwo auftreten zu können. Deshalb klingt der Satz "Ich spiele Gitarre" nicht annähernd so beeindruckend, wie der Satz "Ich spiele Geige."
Für jemanden, der ganz gerne mal mit dem Satz "Ich spiele Geige" angibt, ist ein Autodidakt eine Bedrohung. Erfolgreiche Autodidakten zerstören den Mythos, der der Geige anhaftet; wenn man es ohne Lehrer schaffen kann, brauchbar Geige zu lernen, ist es nichts besonderes mehr. Ich vermute, die feindseligen Reaktionen auf Autodidakten hängen damit zusammen.
Aber Geige ist auch objektiv betrachtet ein schwieriges Instrument. Jemand der behauptet, als Autodidakt nach einem, halben, dreiviertel Jahr schon "ganz gut" zu sein, ist entweder unglaublich begabt, gibt gewaltigen Illusionen über sein Können hin oder hat sehr, sehr bescheidene Ansprüche an das eigene Spiel. Ich denke, am häufigsten sind Gestalten, die sich Illusionen über ihre Fähigkeiten hingeben. Erfolgreiche Autodidakten verdienen Respekt. Ohne die fünf Jahre Geigenunterricht, die ich hatte, wäre ich heute nicht in der Lage mir selbst neue Stücke anzueignen. Hobbygeiger mit beischeidenen Ansprüchen, sollte man auch in Ruhe lassen. Wenn sie damit zufrieden sind, der Lieblingstante zum Geburtstag einfache Ständchen zu spielen, fein, es ist deren Sache. Aber wenn jemand sich selbst völlig ungerechtfertigt im Verdacht hat, ein Genie zu sein, das ohne konventionellen Unterricht alles Mögliche erreichen wird (und das dürfte auf ziemlich viele Autodidakten zutreffen), obwohl sie in Wirklichkeit so wie gar nichts drauf haben, juckt es mir - und wahrscheinlich vielen anderen auch - doch sehr in den Fingern, diese Blase platzen zu lassen.
Aber im Großen und Ganzen bin ich für "Leben und leben lassen" und wenn jemand Fragen hat, die ich beantworten kann, helfe ich gerne. Nicht nur, wenn es um Musik geht. Trotzdem bin ich der Auffassung, dass man, mit einem Lehrer viel leichter Geige lernen kann als ohne. Wieso wurde ja schon gesagt: Ein Lehrer kann eingreifen, bevor sich schlechte Angewohnheiten festsetzen. Und einen Kniff, der einem gezeigt wird, hat man schneller drauf als einen, den man erst austüfteln muss. Autodidakten laufen Gefahr sich zu verzetteln, weil sie wieder und wieder das Rad neu erfinden müssen. Gut, Videos auf Youtube bieten Hilfe beim Selbstlernen, die es früher nicht gegeben hat. Aber auch diese Videos können einen guten Lehrer nicht ersetzen.
Das sehe ich ganz ählich.
Wie sollten nicht vergessen, dass es, ab einem gewissen Niveau, nicht "die" Spielweise gibt. Bei der Erarbeitung von neuen Stücken ist oft der Geschmack oder der gewünschten Ausdruck entscheidend, wie etwas gespielt wird. - Die Basics sind an der Stelle natürlich nicht zu hinterfragen. - In anderen Kulturen werden hervorragende Ergebnisse erzielt, obwohl die Technik (und Intonation) gegen unsere klassische Auffassung verstößt.
Übrigens: Wer mit der Gitarre solistisch unterwegs sein will, hat ebenfalls einen langen Weg vor sich. Auch dort sind viele technische Schwierigkeiten zu überwinden. Das Fingertraining bleibt bei der Gitarre ebenfalls nicht aus. Dennoch stimme ich zu: Die Geige erfordert eine hohe Lerndisziplin und man braucht Zeit um die Basics zu lernen. Den Mythos sollten wir m.E. nicht weiter schüren.
Es macht natürlich überhaupt keinen Spaß, in Foren immer wieder auf Fragen zu stoßen, die so grundlegend sind, dass man darauf nicht mehr reagieren möchte. Wie soll man damit umgehen? Ignorieren? --> Dann wird gemeckert. Darauf hinweisen, dass es absolute Grundlagen sind und man solle doch mal suchen? --> Dann wird vermutlich ebenfalls gemeckert. Hat jemand eine Idee?
Verlinken, besonders wenn man selbst zu solchen Themen schon mal Stellung genommen hat, oder auf obige Suchfunktion hinweisen - hier übrigens besonders auffällig und zentral oben aufgemacht, eigentlich nicht zu übersehen.
Wenn es sich um eine ganz individuelle Schwierigkeit handelt, hat es vielleicht sogar einen gewissen Reiz darauf zu antworten - weil man selber noch mal genau nachdenken muss.
Oder anderen kompetenteren den Vortritt lassen
Ein Beispiel zum Thema: nach 12 Jahren Geigespielen bei mir gab es bestimmte Schwierigkeiten.
Die darauf bezogene sehr gute Analyse meiner Lehrerin erforderte zwar erst einmal einen ziemlichen Rückschritt, denn das Neue musste systematisch wieder aufgebaut werden. Man sollte nicht glauben, wie festgefahren eine Gewohnheit sich einnisten kann...
Und hier genau ist der problematische Ansatz der Selbsteinschätzung:
1.) das eigene Problem wirklich zu erkennen
2.) den richtigen Lösungsweg zu finden.
es gibt im Internet so viele Videos, auf denen unterschiedliche Spieltechniken zu sehen sind. Da kann es schwer werden, einen richtigen und methodisch geradlinien Weg zu gehen.
Voraussetzung für meine Argumentation ist ein guter Lehrer mit methodisch und didaktischem Geschick.
Die Frage war doch, warum es in Foren ein Autodidakten-bashing gibt.
Mir fallen zwei Gründe ein:
1) Wir sind in einem Forum und kennen uns gegenseitig nicht wirklich.
Dieses Phänomen sollte man nach meiner Einschätzung nicht unterschätzen. Sitzt man sich persönlich gegenüber und hat damit auch die Möglichkeit einen Dialog zu führen, dann ist das Gesprächsergebnis etwas ganz Anderes. Hier denkt man sich einen Text aus, postet ihn und jemand anderes denkt sich dann dazu etwas aus und postet das wieder.
2) Inhaltlicher "Sprengstoff".
Viele Geigenlehrer haben ab und an auch mal einen "Autodidakten" vor sich. Der macht dann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vieles ganz anders, als es dieser Geigenlehrer seinen Schülern beibringen würde. Damit bleibt beim Geigenlehrer der Eindruck hängen, dass es "gefährlich" ist, sich diesem Instrument autodidaktisch zu nähern. Natürlich hat man diesen Effekt auch, wenn man einen Schüler von einem "anderen Geigenlehrer" bekommt, aber dass kann man dann an der Qualifikation "des Anderen" festmachen.
Fazit: Es gibt sicherlich Themen, die zu einem solchen "bashing" führen, weil gleich bei einigen die "Alarmglocken" angehen, nach dem Motto "Oh Gott, da stürzt sich wieder einer ins Unglück" und gleichzeitig hat man nicht die Möglichkeit "darüber zu reden".
"Ich glaube eher, dass manche etwas gereizt reagieren, weil etwas, was ihnen wirklich total wichtig ist, nämlich ein guter, gründlicher Unterricht, von jemandem, den wir alle niemals kennengelernt haben und von dem wir nicht wissen, ob er das eigentlich wirklich alles kann, für eher unwichtig erklärt wird." Zitat riedingfan 16.1.12
Wobei ich glaube, dass eine solche Annahme, ein Autodidakt würde Unterricht für eher unwichtig halten, wahrscheinlich ein selbst gezogener Schluss eines Unterrichtnehmenden ist. (Ich für meinen Teil habe das sicher nirgends behauptet - im Gegenteil)
Fakt ist vielmehr, dass Unterricht sehr teuer ist und nicht überall zu erhalten. Außerdem ist Selbstlerner nicht gleich Selbstlerner. Jeder stellt für sich unterschiedliche Ziele auf, und bringt andere Voraussetzungen mit. Auch die Beweggründe spielen eine große Rolle.
Mein Ziel war meinem Kind das Geigenspiel zu ermöglichen. Kein Lehrer in Sicht. Also nimmt man die Sache selbst in die Hand. Und es ist ordentlich was daraus geworden. Da ich also Lernerin und Lehrerin in einer Person bin, habe ich deinen oben angesprochenen Punkt, dass auch der Lehrer von seinem Schüler lernt, selbst erfahren.
Dass mir das Geigen nicht so schwer fällt (oder ich mich ausdauernd bei der Bewältigung eines Problems durchkämpfe), ist sicher auch für mich selbst eine Überraschung - oder ein Widerspruch zu dem Nimbus der Geige, sie sei das schwerste Instrument.
Die allgemeine Frage nach einer Hörprobe von einem Autodidakten, finde ich ehrlich gesagt ziemlich "nahetretend". Denn würde man Hörproben von Unterrichtnehmenden verlangen, würde man sicher auch unangenehme Überraschungen zu erwarten haben. Und zur themenbezogenen Diskussion tut eine solche Probe nichts zur Sache.
Für dein ehrliches Interesse und deine Offenheit danke ich dir und hoffe , deine Ratlosigkeit etwas gemildert zu haben!
Nun ist dieser Thread schon etwas älter...
...aber immer noch damals wie heute aktuell - und deswegen möchte ich auch ein paar Zeilen dazu schreiben:
Ich denke, dass man Menschen (grob) in zwei Schubladen einteilen kann: Menschen, die man an die Hand nehmen, motivieren, ihnen Selbstvertrauen geben muss - und die dann teilweise wirklich tolle Ziele erreichen... und Menschen, die den Antrieb aus sich heraus gewinnen, das "Zepter in die Hand" nehmen, für sich selber ihren eigenen Lern-Stil finden und damit genauso viel erreichen können.
Für mich sind diese beiden verschiedenen Lerntypen nicht "besser oder schlechter". Wie alles im Leben haben Eigenschaften positives wie negatives. Man könnte an dieser Stelle jetzt noch in die Evolution gehen, ADS-Theorien über Farmer und Jäger beleuchten und so weiter, aber die für mich eigentlich wichtige Nachricht ist dabei: "leben und leben lassen".
Genau an dem Punkt muss ich Bea Recht geben - und es ist etwas, was sehr... sagen wir "geigenspezifisch" ist (auch wenn ich das in anderer Form mit Klarinette und Querflöte schon ähnlich erlebt habe).
Ja, ich bin einer dieser unsäglichen Autodidakten. In der Schule früher ein... naja, Versager wäre etwas hart ausgedrückt... mittelmäßiger Hauptschüler, massiv gestottert und andere typische Probleme... und im Anschluss eine von den Eltern aufgezwungene Lehre zum KFZ-Elektriker gemacht. Während der Lehre bin ich dann aufgewacht, habe gemerkt, was die ganze Zeit "falsch gelaufen" ist: ich konnte tatsächlich mit den eingefahrenen Unterrichtsmethoden der Schule nichts anfangen, dazu der Leistungs- und Notendruck, Mobbing durch die anderen Mitschüler - man kennt es.
Der Rest ist eigentlich schnell erzählt: noch während der Lehre habe ich mein Leben umgekrempelt. Mir selbst in den Hintern getreten, das ganze Schulwissen nachgeholt. Fremdsprachenkenntnisse, Naturwissenschaften haben mir schon immer gelegen, aber Deutsch, Politik, was man alles so braucht, dann sehr schnell meinen Systemtechniker gemacht, in die Informatik gegangen und beruflich doch ziemlich erfolgreich geworden. Im Hobbybereich genau das Selbe: von den Noten kam ich zur Musiktheorie, zur Akustik, ein kleines Hobby-Tonstudio aufgebaut mit Messmikrofonen und allem was dazu gehört. Handwerklich war ich schon immer recht geschickt und ich habe mich auch bisher an jedes Instrument "getraut". Doch ja, vielleicht merkt man es: ein wenig Stolz schwingt da schon mit - und ich denke auch zu Recht, wenn man die "Ausgangsbedingungen" betrachtet.
Ich hänge weder meinen Werdegang noch das, was ich kann an die große Glocke - warum auch, andere haben genauso viel oder mehr erreicht. Aber was mir teilweise schon... ja, fast an Hass entgegen schlägt, ist schon recht auffällig - und wie ich weiter oben schrieb, auch sehr... "Geigen-spezifisch".
Nein, ich bin kein Geigenbauer und ich bewundere einige der Zunft. Nein, ich bin auch kein Berufsmusiker und meine Technik sicher nicht perfekt. Aber das ist kein Grund, ohne fundierten Grund - ohne Argumente - angegriffen zu werden.
Gerade deswegen fühle ich mich in diesem Forum sehr wohl und bin sehr positiv überrascht über das friedliche Miteinander! Wenn kritisiert wird, dann mit Argumenten - nicht woher man kommt und wer man ist. :-)
Liebe Grüße,
Thomas
Ich sehe das anders. Und Schubladen finde ich schlecht. Ich glaube nicht, dass wer Unterricht nimmt jemanden braucht, der ihn an der Hand nimmt. Für mich ist es eher so, dass ich das Gefühl habe durch Unterricht schneller ans Ziel zu kommen. Ich spiele im Nebenfach Klavier und nehme auch noch nach dem Studium regelmäßig Klavierstunden. Sicher kann ich mir die Werke auch selber erarbeiten. Über eine solide technische Grundlage und auch über das notwendige musikalische Ohr und Verständnis verfüge ich ja. Trotzdem mache ich es nicht und zwar nicht aus Faulheit, sondern weil das Leben für mein Gefühl zu kurz ist um Umwege zu gehen. Mein Klavierlehrer kann mir sofort sagen woran es fehlt und wie der Weg zur besseren Lösung ist, da wäre es doch Zeitverschwendung herumzuprobieren... Nur so als Denkanstoß...
Schlimm finde ich allerdings diejenigen, egal ob Autodidakt oder nicht, die Werke volkommen über ihrem Level grottenschlecht spielen und meinen jeden daran teilhaben lassen zu müssen... Oder noch besser, dann auch noch den Profis heiße Tipps geben... a la "mit hat es geholfen mit Stimmgerät an der Intonation zu arbeiten"... "grrrrr" als Reaktion auf die Aussage, dass man selber täglich Tonleitern übt um eine gute Intonation jederzeit verfügbar zu haben.
"...Schlimm finde ich allerdings diejenigen, egal ob Autodidakt oder nicht, die Werke volkommen über ihrem Level grottenschlecht spielen und meinen jeden daran teilhaben lassen zu müssen... Oder noch besser, dann auch noch den Profis heiße Tipps geben... a la "mit hat es geholfen mit Stimmgerät an der Intonation zu arbeiten"... "grrrrr" als Reaktion auf die Aussage, dass man selber täglich Tonleitern übt um eine gute Intonation jederzeit verfügbar zu haben..."
Hallo sofie,
Kannst Du mir bitte zeigen, an welcher Stelle ich den "Profis heiße Tips" gegeben, oder mit "Stimmgerät an meiner Intonation" gearbeitet zu haben? Ich bin gerade etwas... verwirrt und möchte sicher gehen, dass nicht ein schizophrener Teil von mir eine Geheimbotschaft vermittelt hat... :-)
Trotzdem liebe Grüße,
Thomas
Oje. Du musst Dich doch nicht angesprochen fühlen. Dich kenne ich doch gar nicht. Das Geschilderte ist mir bei meiner Aushilfstätigkeit im örtlichen Laienorchester passiert.... Leider sind solche Skurrilitäten nicht selten. Gerade dass manche sich ziemlich überschätzen, dass ich dankbar bin keine Klangproben anhören zu müssen...
*lach* ok, das klang anders, dann haben wir uns alle wieder lieb... :-)
Bei der Geige lassen sich vermutlich beide Ansichten vertreten.
Die Autoren (L. Mozart, Tartini) der ersten überlieferten Geigenschulen wandten sich eindeutig auch an Autodidakten - dies im Gegensatz zum Autor der ersten Querflötenschule (Quantz).
Spätere Autoren (Flesch, Rostal) haben ein Lehrer-Schüler-Verhältnis vorausgesetzt. Neuere Tendenzen gehen teilweise wieder in Richtung Autodidakt (Fischer, Märkl).
Frohes musizieren.
Wenn ich als Geigenlehrer einen Autodidakten vor mir habe, habe ich keine "Angst" davor, dass es das aus seiner Sicht wunderbar schöne Spiel auch ganz ohne Anleitung gelernt haben könnte. Diese Auffassung ist Unsinn.
Bei den wenigen Malen wo ich einen Autodidakten vor mir hatte, war es eher so, dass mit dem erstmaligen Lehrerbesuch die Wahrnehmung eines bestimmten Problems verbunden war, das man nun endlich mal lösen wollte. Und es stellte sich dann heraus, dass bestimmte antrainierte Technik-Features der unmittelbaren Lösung des Problems im Weg standen.
Das Problem ist tatsächlich, dass einmal angewöhnte Techniken schwer von Grund auf umzukrempeln sind, und dass man z.B. mit steifem Handgelenk rechts zwar einiges hinbekommen kann, aber ab einem bestimmten Punkt (z.B. Spiccato) geht es eben nicht mehr weiter, was man ohne Lehrer aber eben dann erst bemerkt. Und dann von Grund auf umzulernen ist wirklich zeit- und übeaufwändig.
Wenn der Autodidakt dann übermäßig stolz auf seine selbst erlernten Techniken wäre (war im Falle meiner Schüler zum Glück nicht so), dann würde er die Hinweise des Lehrers als Angriff gegen seine, wie er meint, eben nur "andersartige" Technik begreifen und beleidigt reagieren, und eventuell behaupten, der Lehrer hätte nur "Angst" vor der Idee, man bräuchte eigentlich keinen Lehrer.
Jedem Autodidakten sollte klar sein, dass seine ggf. "unkonventionelle" Technik eben an Grenzen stoßen kann. Solange er damit das spielen kann was er gerne spielen will, und solange ihm selbst die Klang- und musikalische Qualität seines Spiels ausreicht, habe ich gar nichts dagegen.
Ich finde aber die Idee, dass jeder Geiger auf gewisse Weise ein Autodidakt ist, sehr wertvoll und hilfreich. Ein Lehrer kann ja immer nur Richtungen aufzeigen, lernen und üben muss der Schüler selbst, und die besten Geiger sind nicht die besten sklavischen Umsetzer von Lehreranweisungen, sondern diejenigen, die ihren eigenen Fortschritt am besten reflektieren und sich ihre eigenen Wege beim Üben und beim Erarbeiten von Werken suchen.
Ich denke, dass die eigentliche Frage ist, ab welchem Punkt ein Mensch als Autodidakt betrachtet wird:
Wer natürlich einen Autodidakten nur als den jenigen sieht, der ohne jegliche musikalische Vorkenntnisse auf einer einsamen Insel auf die Idee kommt, eine Geige zu bauen und Geige spielen zu lernen - der wird mit Sicherheit viele gravierende Fehler machen, für die eben über die Jahrhunderte Wissensweitergabe Lösungen gefunden wurden.
Nach in der Wikipedia vertretenem Standpunkt definiert sich der Autodidakt hingegen über das (eigenverantwortliche) Selbststudium - unabhängig von möglichen Informationsquellen.
Ein Autodidakt sollte sich vor allem immer wieder auch selbst reflektieren, Probleme erkennen und für die Probleme nach Lösungen suchen - von daher ist in meinen Augen auch ein legitimer Autodidakt, wer sich zu einem konkreten Problem auch Wissen in Foren oder einem Geigenlehrer holt - denn das Problem hat er ja selber erkannt.
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