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Guten Tag an alle!
Ich habe von den Nachbarn meiner Eltern eine Geige in die Hand gedrückt bekommen, die 20 Jahre im Keller lag. Ich finde sie sehr hübsch, vorallem die Schnecke hat es mir angetan. Was mich etwas irritiert sind die F-Löcher. Ich dachte, ich hätte solche schon mal irgendwo gesehen, aber wahrscheinlich eher an einer Gitarre als an einer Geige. Die Enden
sehen sehr fein aus, aber die Mitte irritiert mich etwas. Solche Schallöcher habe ich so bei einer Geige noch nicht gesehen, kommt mir etwas grob vor, aber irgendwie auch nicht. Wie man sehen kann, ich bin verwirrt :D Allerdings kenne ich mich als Anfängergeigerin natürlich eh nicht wirklich aus (auch wenn ich versuche mir ein bisschen was anzueigenen ;) )
Nichts desto trotz möchte ich die Geige gern von einem Geigenbauer restaurieren lassen oder zumindest schätzen lassen, wie viel die Restauration kosten würde und ob es sich lohnt.
Vielleicht kann mir hier ja jemand über Schalllöcher und den Stempel (ich habe jetzt mal auf Conservatory Violin getippt) aufklären und einen netten (hatte bisher nicht so tolle Erfahrungen) und guten Geigenbauer in Halle oder Leipzig empfehlen.
Rein interessenhalber noch eine Frage: ab wann kann man eigentlich sagen, wie eine Geigen klingen wird? Erst wenn man sie spielt oder kann das ein Geigenbauer schon früher einschätzen (zumindest ungefähr)?
Vielen Dank für eure Hilfe
PS: Mir geht es nicht darum, ob die sehr viel wert ist. Meine Hoffnung ist, dass die Restauration nicht teuer wird und sie einen annehmbar guten Klang hat, damit man (vermutlich ich) sie spielen kann.
Hallo,
bei dieser Geige handelt es sich um ein Maggni-Modell. Für diese ist der doppelte Einlagespan, die zusätzliche Windung der Schnecke und auch die Form der F-Löcher typisch.
Ich weiß nicht, wie viele Geigenbauer es in deiner Umgebung gibt, aber ich würde auf jeden Fall mit der Geige mal einen aufsuchen. Wenn dir einer nicht gefällt, dann geh zu jemand anderem. Manchmal kann man auch über deren Internetseite herausfinden, ob der was für einen ist.
Der Korpus der Geige scheint ja noch recht gut zu sein. Zumindest sind keine großen Risse oder offene Leimungen auf den (leider kleinen) Bildern zu erkennen. Die Wirbellöcher könnten zu groß sein (sieht so aus, als wenn die Wirbel zu weit auf der Gegenseite rausragen). Das ist nicht ganz billig, wenn die Löcher ausgebuchst werden und neue Wirbel eingepasst werden müssen.
Bitte geb uns eine Rückinfo, wenn du beim Geigenbauer warst. Danke.
Gruß Norbert
Gruß Norbert
Hallo Norbert,
vielen Dank für die Antwort! Ich werden morgen zu einer Geigenbauerin nach Halle gehen und bin schon sehr gespannt. Wenn ich die Wirbellöcher mit meiner anderen Geige vergleiche, sehen sie eigentlich ziemlich gleich groß aus, wenn nicht sogar etwas kleiner. Die Wirbel sehen eher viel zu lang aus.
Um den Endknopf allerdings scheint sich schon etwas Leimung gelöst zu haben.
Ich schreibe dann wieder, wenn ich nähre Informationen habe :)
LG Lylle
Sehe gerade, dass ich mich verschrieben habe: Es muss Maggini heissen, nicht Maggni.
Leimungen an der Zargge sind meistens nicht das Problem. Da habe ich bis jetzt immer recht wenig für bezahlt. Griffbrett abrichten war da schon teurer und für neue Wirbel einpassen gehts dann auch ein ganzes Stück über 100 EUR weg.
Berichte mal, was die Geigenbauerin gesagt hat. Interessiert mich auch.
Gruß Norbert
wohnst du in Halle an der Saale in Sachsen Anhalt? :-)
Nachdem ich jetzt bei der Geigenbaumeisterin Dudda in Halle war, die ich wärmstens empfehlen kann (sehr nett und sympathisch), werde ich bzw. meine Nachbarn die Geige nicht restaurieren lassen.
Die Restauration hätte um die 350 Euro gekostet (bei einem Geigenwert von maximal um die 900 Euro). Die Geige hat gute Maße (anscheinend sind die Maggini-Nachbauten in der Klasse meist zu groß) und es müsste was an Steg, Stimmstock, Saiten, Saitenhalter, Zargge und Wirbeln gemacht werden und das Griffbrett müsste auch abgezogen werden (was wohl das aufwendigste wäre). Ihrer Meinung nach würde sich eine Restauration lohnen, allerdings nur, wenn die Geige dann auch gespielt wird.
Da ich mir vor ein paar Wochen erst meine erste eigene Geige gekauft habe (die leider ein Wolf-Problem hat, aber sie fand diese für den Preis sehr toll) und meine Nachbarn ansonsten keine Verwendung haben und das Geld dafür dann nicht ausgeben möchten (ist ein Erbstück und soll wahrscheinlich in der Familie bleiben), wird sie wohl wieder im Keller landen.
Dafür werde ich jetzt mit ihr versuchen, dass Wolf-Problem bei meiner Geige zu lösen. Der Wolftöter hat schon mal nicht funktioniert.
LG Lylle
Danke für deine Rückmeldung.
Und Schade, dass die Geige wieder im Keller landet. Aber es ist wohl leider so, dass sich umfangreiche Arbeiten nicht lohnen. Die 900 EUR Wert sind wahrscheinlich auch sehr optimistisch. Bei ebay würde die Geige (im restauriertem Zustand) wahrscheinlich nicht mal 500 EUR bringen. Ich habe schon einige Auktionen von Maggini-Kopien verfolgt. (Es gibt leider bei ebay einen ziemlichen Preisverfall). Es bleibt also nur der Verkauf in Kundenauftrag beim Geigenbauer. Aber da kann es dann schon recht lange dauern, bis sich ein Käufer findet und der Geigenbauer will natürlich (zu rechtt) auch etwas mitverdienen. Aber kommt ja sowieso nicht in Frage, da ja Erbstück.
Ich wünsche dir aber viel Erfolg, bei der Abstimmung deiner neuen Geige. Bist du schon mal damit bei der Geigenbauerin gewesen? Lohnt sich bestimmt.
Gruß Norbert
Ja, ich finde es auch schade, dass sie wieder im Keller landet. Wäre gerne mal dabei gewesen, wenn ein Instrument neu aufblüht und hätte es spannend gefunden, wie sie dann klingt.
Ich hatte meine eigene Geige auch dabei als ich bei der Geigenbauerin war und sie hatte mir den Wolftöter mitgegeben und meinte ich soll ihn ein bisschen ausprobieren und wenn es nichts nützt wieder zu ihr kommen und wir versuchen es mit dem Stimmstock.
Ab Montag habe ich eine Geigenprüfung, weswegen ich jetzt noch nicht bei ihr war, da sich beim Umpositionieren des Stimmstocks ja auch der Klang etwas verändern kann und da das jetzt schon meine 2. neue Geige innerhalb von 6 Wochen ist, brauche ich kurz vor der Prüfung nicht nochmal eine Klangveränderung.
Aber nächste Woche werde ich wahrscheinlich nochmal hinfahren :-)
Gruß, Lylle
Vielleicht kannst du noch mal darauf hinwirken, dass die Geige nicht mehr in den Keller kommt. Meistens sind Keller relativ feucht und das führt über kurz oder lang zu offenen Leimungen, Rissen und Verzug. Vielleicht will ja doch noch mal irgendwann jemand auf der Geige spielen oder die Geige verkaufen.
Hallo Lylle
Bei Corilon ist eine Geige Modell Maggini Baujahr um 1900 für 950 € verkauft worden. Diese scheint mir von der Holzqualität bei weitem nicht so gut wie Deine. Weite Jahresringe an Decke und Boden. Auch die tiefe Flammung (und die kunstvolle Schnecke) Deiner M. sind ein gewisses Qualitätsmerkmal. Wenn Du den Eindruck hast, dass die Decke dünner lackiert ist als Boden und Zargen, ist das wieder ein Pluspunkt. Die Lackschicht kannst Du an Stellen mit Oberflächenbeschädigung abschätzen. An die Geigenbauerin solltest Du folgende Frage stellen: Nur neue Saiten, neuer Steg (eventuell schon neuer Stimmstock wenn damit Klangverbesserung zu erwarten ist): Saiten einspielen, Klang beurteilen, sich vorspielen lassen!! Wenn der Klang dann gut ist, Geige ganz restaurieren lassen. Könnte der Klangwert Deiner Maggini auch bei ca. 1500 € liegen? Ein neuer Steg muss sich erst einschwingen, das dauert nach meiner Erfahrung ein paar Monate, danach schwingt der Korpus vielleicht auch noch etwas stärker.
Abwarten, was der Versuch bringt, den Wolfston bei der anderen Geige abzustellen. Wenn das zu teuer wird und vor allem nicht fast 100 - prozentig gelingt, ist die Maggini dann vielleicht die bessere Wahl? Ich bezweifele, dass sich ein Wolfston zur Zufriedenheit abstellen lässt. Das Instrument wird möglicherweise nie ausgewogen klingen. Bei einem Cello hat man da mehr Erfolg.
Der Wert dieser Instrumente richtet sich in erster Linie nach dem Klang, der sich nach dem Aussehen nur ungenau abschätzen lässt. Der alte Stimmstock wird wahrscheinlich nur dann einen Deckenschaden anrichten, wenn er noch lange Zeit eine Fehlbelastung ausübt. Die Wirbellöcher könnten eventuell auf gleichmäßigen Durchmesser nachjustiert werden und mit neuen Wirbeln versehen werden . Ein Saitenhalter mit integrierten Feinstimmern erleichtert das Stimmen sehr.
Wenn ein Instrument etwas scharf oder rauh klingt, wird diese „Störung“ oft durch einen Konzertdämpfer geschluckt, der die Klangkraft nur sehr wenig vermindert. Das Teil kostet ca. 2 €® ist aus Kunststoff und wird auf den Steg gesetzt. (Abnehmen nicht vergessen, wenn die Geige im Kasten eingeschlossen wird.) Je weniger Stegmasse, desto schärfer der Klang aber weniger Dämpfung durch weniger Holzmasse, also mehr Kraft im Instrument. Wo liegt der Kompromiss zwischen Klangschärfe und Dämpfung? Ein wenig Rauhigkeit ist für mich persönlich o.k. ein Anfänger will wahrscheinlich einen weicheren Klang . Kann es sein, dass ein Geigenbauer, der gut spielen kann, auch den besseren Steg bauen kann, weil er mit feinerer Dosierung anstreicht, variabler intoniert und somit diesen Kompromiss besser ausbalanciert? Und das mit einem einfachen soliden Bogen wie ihn ein Schüler verwendet? Ich schreibe dies nach persönlicher Erfahrung. Habe einen etwas massiven Steg einer durchschnittlichen Sächsischen Schülergeige dünner geschliffen, eine Klangverbesserung erreicht und mir danach einen neuen Steg anfertigen lassen: da ging es durchaus um eine Verbesserung von mindestens 500 €. Jetzt hat sie einen ansprechenden Klang, ausgewogen und leichtgängig, da ist mir der erzielbare Erlös bei Verkauf vollkommen egal.
Keine Scheu vor einer Besprechung mit dem Geigenbauer, dazu ist er da! (weitere Kriterien: Steghöhe, Saitenspannung, Saitenwahl (wahrscheinlich Dominant o.ä.) dabei sein, wenn der Steg auf die endgültige Dicke gefertigt wird, mithören … aber jetzt wird es wohl zu viel). Ob man aus den Beiträgen rauslesen kann, dass da jemand kaufen will….?
Eine positive Überraschung wünscht Dir
Jörg.
entschuldige erstmal meine späte Antwort und vielen Dank für diesen ausführlichen Beitrag.
Witzig, dass du Corilon erwähnst, da habe ich meine eigene Geige gekauft ;-).
Zu der alten Geige meiner Nachbarn: wie erwähnt gehört die Geige nicht mir und als ich meinen Nachbarn erzählt habe, dass die Restauration um die 300 Euro kosten wird, haben sie gleich abgewinkt und wollten, dass ich ihnen bei dem nächsten Besuch in der Heimat die Geige wieder bringe und ich als Student kann es mir nicht leisten, dafür solch eine Summe auszugeben. Allerdings habe ich öfter über deinen Beitrag nachgedacht und da ich im August sowieso vor hatte meine eigene Geige wieder zu meiner Geigenbauerin zu bringen, dachte ich, ich bringe gleich nochmal die andere mit und frage, ob man zur Klangbeurteilung auch noch Kleinigkeiten, die ich mir auch leisten kann, reparieren/erneuern kann. Ich hatte nämlich schon das Gefühl, dass sie einen angenehmen Klang hat und das, obwohl ich nur einige Töne auf den alten Saiten mit dem schlecht stehenden Steg gespielt habe.
Zu meiner Geige: Der Wolfston ist so gut wie verschwunden mit dem Wolfstöter (hat ein paar Wochen gedauert), nur ab forte nimmt er proportial zur steigernden Lautstärke zu. Allerdings habe ich auch das Gefühl, dass ich in den letzten Wochen eine sehr starke Steigerung meiner Bogendhand erreicht habe und meine Gefühl für Bogen und die Geige bekommen habe. Nur wenn ich etwas grob und eben laut spiele hört man den Wolfston. Nichts desto trotz will ich demnächst bei meiner Geigenbauerin eine Klangverbesserung vornehmen lassen, auch wenn ich schon recht glücklich mit der Offenheit und Kraft und dem obertonreichen Klang bin. Könnte aber noch etwas dunkler und wärmer sein. Ich habe es auch noch nicht geschafft, mal andere Saiten auszuprobieren, aber das werde ich dann alles mit Frau Dudda (die Geigenbauerin) besprechen.
Ich bin schon gespannt und freue mich, wieder bei Frau Dudda vorbeizuschauen.
Viele Grüße
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