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Liebe Forianer
Zahlen können wir sie nicht, aber - dank der "New York Times" - anhören: eine herrliche Stradivari-Bratsche, die demnächst bei Sotheby's unter den Hammer kommt. Zu einem Ausrufpreis von 45 Millionen Dollar. Hoffen wir, dass das Instrument dann nicht als Geldanlage in einem Safe verschwindet, sondern weiterhin klingen darf...
http://www.nytimes.com/2014/03/26/arts/music/for-sale-playing-a-heady-tune.html?ref=arts
Ich finde, dass das Instrument, vor allem unten herum, etwas stumpf klingt. Ist natürlich Geschmackssache.
An meinen Lautsprechern liegt es nicht (auf den Hörraum eingemessene 2.1-Studio-Abhöre, bestehend aus 2 x GENELEC 8250A und 1 x GENELEC 7273A, digital via Glasfaser an 27"-iMac angebunden), aber vielleicht an der Aufnahme?
Als ob es hierbei noch um den Klang gehen würde.
Es ist allgemein bakannt das Stradivari nicht der beste Bratschenbauer war ( verglichen mit Amati oder Da Salo). Es gibt Bratschen die weiger als 20.000 € kosten und um längen besser klingen. Das einzige Gute an der Sache ist, dass die Bratsche bekannter wird und nun eine einfache Viola ( kleine, unbekannte, verachtete, belächelte Schwester der ach so tollen Violine) das teuerste Musikintrument der Welt ist. Ironie
(kleine, unbekannte, verachtete, belächelte Schwester der ach so tollen Violine)
ich persönlich finde das so lächerlich, diese "was ist besser, toller, in der rangordnung höher, usw." egal ob violine, viola, violoncello, flöte, gitarre, ... uvm. es sind alles instrumente, die musik machen und den musizierenden und die zuhörenden erfreuen. wer so intolerant ist, sollte das musizieren lassen.
Inzwischen ist die Meldung auch in der deutschen Presse angekommen. Naja wenigstens irgendwie... Denn anscheinend hat da jemand im Musikunterricht nicht aufgepasst.
In der dpa-Agenturmeldung, die gestern über den Ticker gelaufen ist, wurde die Bratsche - stets auf dem Klischee ihrer "Ungeliebtheit" rumtrommelnd, das man angesichts der trefflichen Bratscher und Bratscherinnen in der Musikszene und der Klangschönheit des Instruments ja auch langsam in den Orkus schicken könnte - mit der Bassgitarre(!) verglichen. Im Wortlaut noch schöner: sie sei "so etwas wie die Bassgitarre unter den Violinen".
O sancta stupiditas...
Den Schnitzer mit der "Geige" leisten sich leider auch andere Medien. Focus-Online zum Beispiel: http://www.focus.de/kultur/videos/seltene-stradivari-geige-soll-versteigert-werden-seltene-stradivari-geige-soll-versteigert-werden_id_3725212.html
Mich nervt sowas. Eine Bratsche nicht an der Optik oder dem Klang erkennen zu können, nunja, aber Journalisten sollten in der Lage sein, Agenturmeldungen richtig zu lesen bzw. simple Begriffe richtig aus dem Englischen zu übersetzen, das ist doch nun wirklich kein Teufelswerk. Mehr als peinlich.
Was die Auktion betrifft: Dass hervorragende Meistergeigen anderer Meister (natürlich auch unserer Zeit) den großen Italienern in Nichts nachstehen (oft im Gegenteil) und solche Summen faktisch durch nichts gerechtfertigt sind, ist ja schon ein alter Hut.Solange diese absurden Summen aber tatsächlich bezahlt werden, wird sich an dieser traurigen Entwicklung, die Preise immer höher zu treiben, nichts ändern.
Mehr als peinlich - vor allem, wenn es bei Qualitätsmedien wie der "Zeit" passiert. Das ist letztlich wohl ein Problem der Trennung zwischen Print- und Online-Redaktionen: Die letzteren funktionieren bei vielen Zeitungen nach wie vor plusminus auf dem Allrounder-Prinzip und müssen schnell produzieren. Da kommt dann solcherlei raus, und der sachkundige Print-Musikredaktor des Blattes darf sich, wenn er den Griff ins Klo entdeckt, in Krämpfen winden.
Naja, das passiert, wenn einer ohne zu prüfen vom anderen abschreibt. Aber bei Focus-Online haben sie es inzwischen korrigiert. Der Link funktioniert nicht mehr, und wenn man auf Focus online sucht, kommt ein Artikel über die Millionenbratsche. Bei der Zeit hat sich noch nichts getan.
Nun denn , einige vielleicht nicht völlig unqualifizierte Anmerkungen eines Orchestermusikers,der auch schon das Glück hat ein sehr wertvolles altes italienisches Instrument zu besitzen und auch schon auf Stradivari Geigen testweise spielen durfte.:Die immens hohe Taxierung dieser Viola ist durch folgende Fakten ansatzweise zu erklären,es sind ca.10 Stradivari Violen erhalten,im Vergleich zu ca. 600 Violinen,diese Viola gilt als die besterhaltendste Viola Stradivaris.Die Anmerkung eines Foristen,dass diese Viola in einigen Registerbereichen überhaupt nicht so super klingt ist korrekt.Dies liegt jedoch zuallererst nicht am Instrument,sondern an einem bogentechnisch völlig limitiertem Instrumentalisten der den Klang dieses Instrument mit einem extremem Bogenkontakt geradezu erdrückt.Aus eigener Erfahrung kann ich nur feststellen,dass Stradivaris nicht die geringsten bogentechnischen Fehler verzeihen,alles was gelingt,geben einem Strads aber mit Zins und Zinseszins zurück.Alle Tests,wo moderne Instrumente Stradivaris angeblich überlegen waren,fanden nie in der Extremsituation statt,wo ein Solist sich gegen ein grosses Sinfonieorchester durchsetzen muss.Wir hatten vor kurzer Zeit das zweifelhafte Vergnügen einen Solisten mit dem Brahms Violinkonzert zu begleiten,der auf einer Violine des namhaftesten modernen deutschen Geigenbauers Peter G. spielte.Diese Violine brach klanglich in den Mittellagen auf der D und A Saite geradezu ein.Ein Musiker wird diese Stradivari Viola ohnehin nicht kaufen können,er kann diesen Kaufpreis auch als Spitzensolist nicht annähernd refinanzieren. Eine Stiftung wird vor dem immens hohen Kaufpreis wohl ebenfalls zurückschrecken,ein durchgeknallter russischer oder asiatischer Sammler schlägt vielleicht zu.
Danke, das finde ich sehr interessant. Könnte die Ursache für die bogentechnische Limitierung nicht schon allein darauf zurückzuführen sein, dass er in dem Moment ein höchst seltenes, auf 45 Millionen taxiertes Instrument in Händen hält? Kann man auf so einem Instrument wirklich noch "frei" spielen?
Abgesehen davon, dass wohl wirklich nur durchgeknallte Sammler als Käufer in Frage kommen, so ein teures Instrument in Musikerhand im Konzertbetrieb, wie sollte das gehen? Reisen, Transport, Proben, ständige Angst ums Instrument, allein die Versicherungssummen. Die Konsequenz wird halt irgendwann sein, dass immer mehr dieser Instrumente in Vitrinen von Sammlern verschwinden statt gespielt zu werden.
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