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Zugeordnete Kategorien: Haltung - Spieltechnik - Bogen
Hallo,
ich habe schon seit einiger Zeit ein Problem,welches mich sehr stark einschränkt.Ich kann kein Détaché mehr im schnellen Tempo spielen.Mein Arm wird total fest und ich muss abbrechen,weil es einfach so verkrampft ist,dass ich nicht weiterspielen kann.Es ist unabhängig vom Schwierigkeitsgrad der Stelle.Auch auf leeren Saiten geht es nicht mehr locker und gleichmäßig.Ich bin total am verzweifeln.Meine Lehrerin hat beobachtet,dass wenn es fest wird,bei mir der Oberarm nicht mehr genügend mit in Bewegung ist.Habt ihr eine Idee,was ich da machen kann?Wie ich diese Festigkeit wieder "rausüben" kann?
Liebe Grüße,
Geigenstudentin25
Hallo Geigenstudentin25
Das tönt sehr nach einer durch den Leistungsdruck bei der Ausbildung bedingten Krise - ein Problem, mit dem Du ganz sicher nicht allein bist, das aber unter Musikern aus Angst um die eigene Karriere viel zu oft totgeschwiegen wird. Ich habe letztes Jahr einen Artikel zum Thema Musikerkrankheiten/Musikphysiologie recherchiert und geschrieben und war doch einigermassen erschüttert zu erfahren, dass um die 60% der Berufsmusiker mit körperlichen und psychosomatischen Stresssymtomen zu kämpfen haben.
Natürlich kenne ich Dich und Deine Situation nicht, aber vielleicht wäre es gut, einmal zu überlegen, ob Du durch die Lernsituation oder durch die Ziele, die Du Dir selbst steckst, bis an die Grenze Deiner Kräfte gefordert bist oder die Situation zumindest innerlich so empfindest. Hoffenlich kannst Du auch in diesem Sinn das Gespräch mit Deiner Lehrerin suchen. Zudem gibt es musikspezifische Körperschulungen wie Feldenkrais oder Alexandertechnik, die auf grundsätzlichere Weise an solche Verspannungsprobleme herangehen; möglicherweise kennt Deine Musikhochschule sogar entsprechende Lehrkräfte.
Viel Glück!
asmahan
@Geigenstudentin, studierst du Geige an der Musikhochschule? Denn dann bräuchtest du dich kaum in Geigenforum zu informieren, wenn um dich herum lauter Fachleute wären.
Jemand der soweit gekommen ist, hat eigentlich alle möglichen Handycaps schon durchgemacht. Das Festspielen ist ja eigentlich wohl eher ein Problem für jemandem, der schneller als er kann spielen möchte und eben noch nicht die optimale Haltung und Spielweise für sich entdeckt hat.
Grundsätzlich, beim Détache spielt die Vorstellung des Ziehens und zwar in beiden Richtungen des Bogens die wichtigste Rolle, im Oberarm agieren deshalb nur die Muskeln welche den rechten Arm in der gewählten Streichrichtung halten und diejenigen die den Unterarm zum "Wedeln" bringen (Vielleicht wäre auch die Vorstellung von "Schütteln"hilfreich. Das untere System Unterarm und Handgelenk und Hand sind entspannt und passen sich geschmeidig passiv dem Streichvorgang an. Will ich leichten Druck zwecks Lautstärke etwa aufbringen, so drehe ich das Unterarmsystem leicht Richtung Geige und lege einen minimalen Anteil des Armgewichts darauf - immer noch kein Drücken!! Als Übung des nicht Drückens empfehle ich den Bogen nur mit Daumen und Mittelfinger zu halten, nachdem auf er auf den Saiten aufliegt und tatsächlich ganz bewusst nur zu ziehen, in beide Richtungen, dabei die Hand ganz entspannt und nur den Unterarm "wedeln".
Für schnelles Spielen, wird die Strichlänge des Détaches extrem kurz und kann im Extremfall nur noch durch die Bewegung der Hand aus dem Handgelenk heraus geschehen. Das wäre auch ein tremolo etwa, und wenn man den Bogen dabei springen lässt, hat man das sautillé. Hier kann der Oberarm überhaupt nicht verspannt werden, weil er nur noch Haltefunktion hat, nämlich den Bogen in seiner Streichebene zu halten.
Der einzige Strich, der durch starke Anspannung des Oberarms bei einigen Streichern durchgeführt wird, ist das besonders schnelle Aufstrich (Abstrich-)-staccato, bei dem mehrere Töne wie eine Gewehrsalve "abgedonnert" werden. Dieses kann aber auch allein durch Handbewegung geschehen - dies ist individuell verschieden.
Außerdem musst du natürlich deinen Bogengriff und deine linke Hand kontrollieren, ob die wirklich spannungsfrei sind, dazu gehört der Daumen am Bogen muss mit dem Mittelfinger ein O bilden, und der Daumen der linken Hand muss jederzeit vom Hals der Geige nehmbar sein (einfach während des Spielens leicht mit dem linken Daum auf den Hals klopfen können - als Entspannungskontrolle)
Ich habe mal unter Spieltechnik einen sinnvollen Videolink zur Bogentechnik gepostet, suche ihn dort.
@Geigenstudentin: Studierst Du Geige?
Falls ja, würde ich auf jeden Fall das "volle Programm" fahren. Sprich: Ab zum Musikermediziner, evtl. noch einen Fachmann für Geigensetup usw. oder auch Alexandertechnik u.ä. aufsuchen. Vielleicht hilft es auch mal einen Arcusbogen auszuprobieren. Wenn es vom Leistungsdruck o.ä. kommt, dann musst Du auch Wege finden. Auch dann hilft ein Fachmann sicher am schnellsten weiter. Die Konkurrenz schläft nicht. Deshalb kannst Du es Dir nicht leisten mit Hilfe eines Internetforums herumzuprobieren. Außerdem kennst Du ja sicher die Regel, dass der Körper auch Fehlbewegungen im Bewegungsgedächtnis speichert...
Wenn Du nicht Geige studierst, dann kannst Du die Sache etwas lockerer sehen. Ich würde dann erst einmal in Ruhe das setup und die Basics überprüfen. Geht detache gar nicht, bzw. ab welchem Tempo "blockiert" der Arm? Dann spielst Du eben eine Weile nur langsames entspanntes detache und hoffst, dass das Problem sich gibt. Meine Beobachtung ist, dass solche Probleme oft durch ändern der Geigenhaltung usw. zu beheben sind. Das muss man allerdings sehen. Inzwischen gibt es auch einige Lehrer, die sich genau auf diese Probleme spezialisiert haben. Haltung ist ja oft ein Kompromiss...
Hallo,
vielen Dank für Eure Antworten.Das größte Problem ist,dass ich diese Sache bisher viel zu ungeduldig angegangen bin.Sobald ich mal zwei Tage in einem Wohlfühltempo gespielt habe,wollte ich es wieder schnell probieren.Das hat natürlich nicht funktioniert und die Sache nur noch verschlimmert,weil ich jetzt noch verkrampfter war.Ein Teufelskreis eben.
mal abgesehen von dieser inneren Haltung;wie übe ich am besten schnelle Détachépassagen in Hinblick darauf,dass es unverkrampfter wird.Wenn ich es im halben Tempo spiele,müsste ich doch die doppelte Bogenmenge nehme,damit die Strichgeschwindigkeit gleich bleibt,richtig?Wenn ich dann gezielt auf jedem Ton entspanne müsste sich das doch dann auf das schnelle Tempo übertragen.Würdet ihr mir da zustimmen?
Ich habe für meine Klavier-Nebenfach-prüfung ein ziemlich schnelles,motorisches Stück gespielt.Irgendwann war es nicht mehr gleichmäßig und auch fest.Das kam vom zu vielen schnell üben.Und dann habe ich es auf diese Art geübt.Im langsamen Tempo und die Hand auf jedem Ton entspannt.Danach war es wie ausgewechselt.Hat sehr gut funktioniert danach und von Verkrampfung war keine Spur mehr da.So ähnlich stelle ich mir das auf der Geige auch vor.Also dass der Körper dieses positive,entspannte Gefühl speichert und es dann im Schnellen auch funktioniert.
So,langer Beitrag geworden.Ich hoffe,es ist verständlich geworden,worauf ich hinaus will.
Liebe grüße,
Geigenstudentin25
Es ist jetzt etwa ein Monat vergangen und das Problem besteht immer noch.
Ich würde eher nicht mit doppelter Bogenmenge arbeiten, da der Bewegungsablauf und die daran beteiligten Muskeln andere sind, bzw. anders eingesetzt werden.
Es wird sicher nicht schaden das schnelle detache einfach noch einmal ganz solide von Anfang an zu lernen. Sprich erst leere Saiten, dann Kreutzer mit Tonvervierfachung, danach -verdopplung und erst wenn das wirklich entspannt läuft 4 Töne im Tempo - pause- wieder 4 - pause... usw. Oft wirkt auch das rhythmisierte Üben Wunder.
Um welches Stück handelt es sich bei dem Problem denn?
Ob Dir diese Vorstellung was bringt? Denk das schnelle Détaché einmal nicht als Hin und Her in zwei Bewegungen, sondern stell Dir vor, Arm und Bogen bewegten sich wie an einem Gummiband, so dass Du den Aufstrich mehr als ein Zurückschnellen nach dem Abstrich denn als aktive Schubumkehr empfindest. Auch in die Finger und ins Handgelenk kann man diese Elastizität hineinzudenken versuchen. Mir hilft das, wenn ich ins "Hobeln" komme...
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