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Was macht Ihr eigentlich mit/gegen/für ...

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peerceval Profilseite von peerceval, 20.04.2013, 15:11:54
Was macht Ihr eigentlich mit/gegen/für ...

... diese elende "Vorspielpanik" - gegen diese großflächige Ganzkörperzittern, mit dieser umfassenden Verwirrung, für die glibberige Matsche im Kopf, in den Armen und in den Fingern - oder betrifft Euch das nicht?

Irgendetwas stimmt da einfach nicht mit mir. Ich bin sozusagen als 'Rampensau' bekannt. Ich habe kein Problem damit, vor 80, 100 oder 500 Leute zu sprechen, im Gegenteil: ich genieße das sogar. Klar, ich bereite Präsentationen sehr sorgfältig vor, immer darauf ausgerichtet, dass sich die Zuhörer/schauer wohlfühlen. Ich lerne die Story auswendig. Und kann dann im entscheidenden Moment alle Hilfsmittel wegschmeißen und völlig frei sprechen. Schlechter bin ich nur, wenn ich's auf die leichte Schulkter nehme. Und klar bin ich vorher aufgeregt. Ich schicke meiner Frau jedesmal vorher eine SMS, in der ich uns frage, warum ich mir eigentlich solch einen Scheiß immer wieder antue. Aber im Moment des Vortragens komme ich leicht in die Flow... und das ein gutes Gefühl...

Nur eben offensicht- und -hörlich nicht beim Geigevorspielen. Katastrophe. Das war 30+x Jahren schon so; und es ist heute immer noch so. Selbst mit dieser anderen Erfahrung. Und selbst in Situationen, wo absolut nix dran hängt: ich spiele einer netten sympathischen Geigenlehrerin vor (die ich bezahle und bei der sonst niemand zuhört). Und ich sterbe. Es ist für beide nur peinlich. Zum In-den-Boden-versinken.

Klar, die eine Lösung ist einfach: einfach nicht vorspielen. Bisher halte ich es ja auch so weit es geht geheim, dass ich wieder angefangen habe. Aber spätestens wenn es rauskommt, dass ich mir mal ne Geige im Werte eines Kleinwagens holen werde, bin ich dran. Dann wird mein lieber Schwager wieder drängeln. Und ehrlich - ich kann mich ja nicht ewig drücken.

Also liebe Kenner, habt ihr so was auch und wenn ja, was tut ihr dafür, damit und/oder dagegen? Jeder Hinweis wird dankbar angenommen... [auch wenn ich nicht so bald über Erfolg oder Misserfolgen des Testens werde berichten können - weil so etwas Peinliches will ich so schnell nicht wiedererleben ...]

Habt Dank im Voraus

P.

Hehsu Profilseite von Hehsu, 20.04.2013, 15:53:37

Oh da gibt es eine ganze Palette an Dingen, die man tun oder einnehmen kann.

 

Notfalltropfen aller Arten,

autogenes Training, Feldenkrais, und was es sonst noch an Entspannungstrainings gibt...

Ganz loswerden kannst du das Lampenfieber wahrscheinlich nicht, du hast es ja auch vor deinen Vorträgen. Was macht du da dagegen?

Du bist optimal vorbereitet und weisst, dass du es kannst und sehr gut machen wirst. Und so ist es ja dann auch.

Beim Vorspielen ist es auch so - wenn du optimal vorbereitet bist, wirst du es gut können - sofern du es dir selbst zutraust und dein Lampenfieber akzeptierst, als ein Teil, der eben dazugehört. Das wird sich im Lauf der Zeit bessern, also wäre mein Vorschlag: so viel wie möglich vorspielen!

 

Mir hilft, besonders auf meine Atmung zu achten - also gut und tief durchatmen. Vor dem Vorspiel extrem langsame Tonleitern spielen oder einfach Töne so lang wie möglich aushalten, sprich den Bogen so langsam ziehen, wie ich es aushalte. Wenn es im Bauch kräftig kribbelt, ist das natürlich schwierig. Aber wenn man es im "Normalzustand" beim Üben auch schon macht, hilft es im Aufregungsfall, den Puls zu beruhigen.

 

Viel Freude weiterhin und schönes Wochenende,

Susanne

 

 

Bea Profilseite von Bea, 20.04.2013, 18:22:57

Zum Vorspielen selbst, im Duett mit einer 2. Geige, wozu du ja jetzt dein richtiges Traumstück hast.  

Im Kämmerlein einer kleinen aufgestellten (ohne Kameramann natürlich)Videokamera, Handy  oder so vorspielen. Da habe ich mich auch erstmal aufgeregt. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran (-und man kann ja immer ausschalten und LÖSCHEN), beim Abspielen wird man dann feststellen, dass hört sich ja eigentlich garnichtmal so schlecht an! Und das beruhigt!!!

Dem engsten Familienangehörigen vorspielen, naja, wenn mein Mann(der kein Instrument spielt)  irgendwie auftaucht (e) hab ich immer sofort aufgehört. Aber mit Töchterchen kein Problem, denn wir proben und spielen eigentlich alles gleich, ich lasse sie mir vorspielen, und schwierige neue Stellen spiele ich ihr vor.

Ansonsten gilt immer sich  den Angstsituationen bewusst stellen, zum Beispiel nicht richtige Vorspielsituationen suchen, sondern z.B. wenn man im Musikgeschäft ist, mal eben einen Bogen "ausprobieren", dazu am besten irgendwas kurzes "auswendig draufhaben" . Oder wenn ein Familienmitglied telefoniert, oder einen Besuch hat, nicht gleich frustriert das Üben unterbrechen, (wobei ich natürlich nicht das Üben im gleichen Raum meine) sondern eine "jetzt gerade" Haltung trotzig durchhalten.

Riedingfan Profilseite von Riedingfan, 20.04.2013, 18:31:21
Mir geht es ähnlich. Sprechen vor hunderten Leuten kein Problem (mehr). Singen auch nicht. Vorspielen: Paaaaaanik!!!!!! :))) das mit der zweiten Geige stimmt. Wenn mein Lehrer mit mir Duett spielt, bin ich entspannter. Und inzwischen sag ich: ich lerne Solostücke mehr um sie zu lernen, als um sie vorzuspielen. Orchester ist es, wo ich mich inzwischen wohlfühle, da kann ich mit amderen spielen und Erfolgserlebnisse geniessen und muss nciht alleine vor anderen spielen. Es ist mein Hobby, ein schönes wichtiges Hobby. Aber ich muss ja keine Solistenkarriere mehr hinlegen.

Ach ja Vorspielangst bejm Lehrer hatte jch ganz am Anfang. "Spielen Sie mir was vor, damit jch weiss, wie weit Sie sind....." - Zitter! Panik - "....und es ist ganz normal, dass Sie jetzt nervös sind, seien Sie ruhig nervös, das legt sich schon..." War dann auch so, 1 3/4 Jahre bin ich nun bei ihm, und das vorspielen vor ihm ist mir eine total vertraute Situation geworden :).
sofie Profilseite von sofie, 20.04.2013, 20:50:57

"Klar, die eine Lösung ist einfach: einfach nicht vorspielen." (peerceval)

"Jeder Hinweis wird dankbar angenommen... [auch wenn ich nicht so bald über Erfolg oder Misserfolgen des Testens werde berichten können - weil so etwas Peinliches will ich so schnell nicht wiedererleben ...]" (peerceval)

Genau hier liegt der Denkfehler. Vorspiele/Konzerte meiden führt in eine Abwärtsspirale und es wird immer schwieriger, da das einzelne Ereignis eine zu große Bedeutung bekommt. Dann kommt irgendwann noch die Angst vor der Angst dazu...

Die Lösung, für den der nicht professionell spielt und dadurch Zeit hat, ist sich langsam an die Situation gewöhnen. Erst einmal ist es ausreichend überhaupt vorgespielt zu haben, egal wie das Ergebnis war. Dann kann man sich vonehmen drei richtig schöne Stellen zu schaffen, der Fokus liegt dadurch auf der Musik und nicht auf der Angst. Später spielt man vielleicht ein Stück was einem sehr leicht vorkommt und versucht dieses leichte Stück fürs Publikum ansprechend zu gestalten.

Lampenfieber wird man immer haben, man kann allerdings lernen damit umzugehen. Ich bin mir ganz sicher, dass bei regelmäßigem Unterricht eine Gewöhnung einsetzt. Mit den Konzerten ist es eine andere Sache, da sich eben nicht genügend niederschwellige Vorspielgelegenheiten bieten. Die Klassenvorspiele würde ich deshalb auf jeden Fall nutzen! Und zwar egal wie stressig und egal wie schlecht das Ergebnis ist.

Neuester Beitrag sofie Profilseite von sofie, 20.04.2013, 21:00:24

Lesetipps:

Don Greene: "Performance success" (sehr informativ, hat mir persönlich sehr geholfen die Mechanismen die bei Auftritten ablaufen zu verstehen.)

Dr. Michael Bohne: "Klopfen gegen Lampenfieber"

Gerhard Mantel: "Mut zum Lampenfieber"

 

Inzwischen gibt es viele Coaches die sich auf Auftrittsängste spezialisiert haben.

Musikermediziner können auch helfen.

Ich habe vor sehr langer Zeit auch mal zwei Sitzungen Musikkinesiologie gemacht, weiß allerdings nicht, ob Kinesiologie bei echten Ängsten hilft. (Ich hatte nur ein schlechtes Gefühl, habe aber trotzdem Leistung liefern können.)

Alexandertechnik ist sehr beliebt.

Autogenes Training auch.

Die Liste ließe sich noch ewig fortsetzen.

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