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Wie redet ein Kind den Lehrer heutzutage an?

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Flitzebogen Profilseite von Flitzebogen, 11.06.2016, 10:16:49
Wie redet ein Kind den Lehrer heutzutage an?

Hallo,

ich bin ja Orchestergeigerin und unterrichte nur wenig nebenbei. Momentan habe ich eine 12-jährige Fortgeschrittene, und richtig bei mir angefangen hatte früher nur mein eigener Sohn. Das hatte gut funktioniert, und daher wage ich mich demnächst auch einmal an eine Probestunde für einen knapp fünfjährigen Anfänger.

 

Was ist heute üblich, stelle ich mich lieber mit Vornamen oder mit Frau XY vor? Klar, dass der Schüler mich dabei normalerweise erst duzt.

 

Ich sehe bei meinen eigenen Kindern, dass die im Kindergarten ihre Erzieher mit Vornamen angesprochen hatten - ab der Schule (und auch schon Vorschulklasse unserer Waldorfschule) heißt es aber immer "Herr X, Frau Y". Die Kinder übernehmen das ganz selbstverständlich und duzen die Lehrer, solange sie sich dabei wohl fühlen. Die Form "Sie" kennt jedes Kind zwar, aber es ist den meisten im echten Leben wesensfremd, sie verwenden es anfangs nur im Spiel. Dieses "Herr x, kannst du mal...", klingt also für erwachsene ein bisschen komisch, entspricht einem Kind möglicherweise aber durchaus.

 

Also, dieses "Frau XY" kommt mir eigentlich ganz passend vor. Was mich daran überhaupt zweifeln lässt, ist eben erstens die allgemeine Kindergartenpraxis mit Vornamen und zweitens, dass ich von einigen Kollegen mitbekommen habe, wie sie sich kumpelhaft beim Vornamen anreden lassen.

 

Wäre ich total altbacken mit dem Nachnamen?? Das Problem ist hierbei, dass das ja festgelegt sein muss, bevor ich das Kind überhaupt kennengelernt habe, denn mit dem Namen stellt man sich schließlich vor. Alles andere spielt sich mit der Zeit ja ein und orientiert sich am individuellen Schüler. Nur diesen einen Punkt sollte man vorher bedenken.

 

 

Also: Wie handhabt ihr das, die ihr viele kleine Schüler habt? Gibt es Gründe? Oder einfach aus dem Gefühl heraus (was natürlich auch ein Grund wäre, und vielleicht nicht der schlechteste)?

 

LG, Flitzebogen

Nuuska Profilseite von Nuuska, 11.06.2016, 13:24:28

Aus dem Gefühl heraus, und als Vater eines jungen Geigenschülers: Vorname und Du. Es geht ja nicht um Autoritätsvermittlung und das Bändigen einer ganzen Klasse, sondern darum dem kleinen Kerl die Freude an der Musik nahezubringen. Im Einzelunterricht mit so einem Knirps ist man sich sowieso rasch so nahe, daß ich mir zumindest komisch dabei vorkommen würde, es anders zu machen. Bei Gruppenunterricht mag das wieder anders aussehen, das ist bei weitem nicht so "intim".

Nuuska Profilseite von Nuuska, 11.06.2016, 13:34:16

Ich hatte das selber jahrelang mit meinem Klavierlehrer so verkrampft mit "Herr xy" und "du", was dazu geführt hat daß ich schon mit 6 Jahren alles versucht habe um eine direkte Anrede zu vermeiden. (Heutzutage rede ich Freunde und Kollegen so an, wenn ich sie verschaukle.) Bis er nach Jahren endlich gesagt hat, er sei der Wolfgang. Aber da war das dann schon so drin...

 

Gerade bei den Kleinen kannst Du Deinen Job nur gut machen, wenn sie sich wohl fühlen. Also würde ich's entspannt angehen. Du hast ja nix zu verlieren. Und wenn die Sympathie nicht stimmt und man nicht gerne miteinander arbeitet, sollten die Akteure sowieso anders gematcht werden.

Flitzebogen Profilseite von Flitzebogen, 11.06.2016, 22:42:10

Danke für die Antworten! Finde ich interessant, dass offenbar viele sich da einig sind!

Ich dachte nur, dass 5 Jahre zwar noch Kindergartenalter ist, aber eben in einem Jahr schon die Schulzeit beginnt. Und da sagen eben alle Kinder (und zwar ohne dass es ihnen selber komisch vorkommt) die Nachnamen. 

 

Ich werde nochmal in mich gehen, inwieweit ich mich damit anfreunden kann. Dieses Vornamenangebot kommt mir nämlich gefühlsmäßig irgendwie anbiedernd vor. Man lernt einen Schüler zwar schon auch menschlich sehr genau kennen, aber so richtig kumpelhaft sehe ich das Verhältnis eigentlich nicht, habe ich auch als Schülerin nie getan.

 

Ein bisschen erinnert mich das an die immer wieder aufkommende Diskussion, ob man für ein Kinderorchesterkonzert auf die typische elegante Konzertkleidung verzichtet, damit man damit die Kinder nicht abschreckt. Die einen sagen, je alltagsnäher die Kleidung, desto angenehmer für die Kinder, die anderen befürchten, die Kinder würden mit einem Konzert das volle Programm inkl. Kleidung erwarten und nicht mit einer "Lightversion" abgespeist werden wollen. Auch diese Frage ist nie wirklich geklärt worden. Jeder hat seine Meinung, aber jede Meinung beruht nur auf Annahmen.

 

Mal sehen, ob noch weitere Meinungen kommen.

 

LG, Flitzebogen

Nuuska Profilseite von Nuuska, 11.06.2016, 23:15:23

Du mußt das so machen wie Du Dich wohlfühlst, sonst überträgt sich das auch auf das Kind. Die spüren das, wenn's nicht paßt. Wenn Du authentisch bleibst, ist dem Kind jede Anrede recht. Versprochen.

 

Die Sache mit ordentlicher bzw dem Anlaß angemessener Kleidung sehe ich eher strikt. Ich glaube auch nicht daß die Schlabberhose Lampenfieber vorbeugen kann?!

Flitzebogen Profilseite von Flitzebogen, 12.06.2016, 13:01:34

Hallo,

 

ich sehe, ich hatte mich missverständlich ausgedrückt - ich meinte ein Konzert eines Profiorchesters für Kinder. Da kommt immer wieder die Frage auf, was fürs junge Pubikum angeblich angemessen sei. Manche Kinder fühlen sich nicht ernst genommen, wenn man für sie in Alltagskleidung daher kommt, andere werden durch die normale Konzertkleidung (bloß schwarzer Anzug, Frack scheidet wg. der Uhrzeit ja sowieso aus) eingeschüchtert - zumindest sind das die gängigen Ansichten, die da aufeinandertreffen, ohne je empirisch überprüft worden zu sein.

 

Aber wenn man von Kinderorchestern spricht, so schließe ich mich dir da an - festliche Kleidung kann sogar im Sinne von "Kleider machen Leute" die Konzentration und die Hingabe an die Sache erhöhen.

 

LG, Flitzebogen

Nuuska Profilseite von Nuuska, 12.06.2016, 20:33:50

Unbedingt! Und ich finde auch andersrum, daß die Kinder früh lernen sollen ihre Wertschätzung dafür auszudrücken, daß sich jemand anderer für sie plagt. Und das läuft unter anderem über ordentliche Kleidung. Vielleicht nicht zwingend schwarzer Anzug, aber zumindest ordentliche Hose, Hemd und schöner Pullover. Jedenfalls, das mit der Anrede packst Du schon. Du solltest halt hellhörig werden und das Thema ansprechen, falls das Kind Dich nicht (mehr) direkt anredet... (So wie in meinem Fall...)

Neuester Beitrag Aranton Profilseite von Aranton, 13.06.2016, 16:59:53

Was die Anrede betrifft, halte ich Frau *Nachname* auch bei Fünfjährigen für angemessener. Den Vornamen zu verwenden, signalisiert ein Maß an Vertrautheit, das ich bei der ersten Begegnung für unangemessen halte. Außerdem ist es zu einem gewissen Grad auch eine Frage der Absicherung den Eltern des Kindes gegenüber. Denn die könnten einen allzu vertraulichen Umgang in den falschen Hals kriegen, finstere Absichten vermuten und ihr Kind in Gefahr wähnen. Gut als Frau musst Du diesbezüglich wahrscheinlich weniger aufpassen als ich, aber bei sowas ist Vorsicht echt besser als Nachsicht.

Und solange man ein Kind ernst nimmt und ihm respektvoll begegnet, stellt sich meiner Erfahrnung nach von ganz alleine ein unverkrampfter Umgang ein; egal ob nun der Vor- oder der Nachname benutzt wird.

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