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Hallo,
vielleicht kann man mir in diesem Forum etwas helfen. Ich habe vor langer Zeit die Geige des Bruder meiner Oma bekommen. Der Bruder is im 2. Weltkrieg gefallen und seit dem lag das Teil bei der Oma und seit ca. 20 bei mir.
Kann mir jemand sagen ob das Teil von Wert ist?
Auf dem Label kann man erkennen:
Erst Heinrich Roth
Markneukirchen
Anno 1926
Kopie: Petrus Guanerius
Ist nicht mehr bespannt, der originale Bogen ist unbespannt und das Case is auch dabei.
http://fs5.directupload.net/images/160603/l8glhklb.jpg
http://fs5.directupload.net/images/160603/3yutetcz.jpg
http://fs5.directupload.net/images/160603/48frp4ux.jpg
Lieber Patrrick,
Das ist nicht ganz so leicht. E.H. Roth war eine herausragende Persönlichkeit des Markneukirchner Geigenbauer überhaupt und gilt als einer der wirklich guten Geigenbauer des 20. Jahrhunderts. Seine Meistergeigen gehen gelegentlich sogar bis an die 10k heran. Lange wurde er unterschätzt, weil seine Manufakturgeigen unterschiedlichster Qualität im Mittelpunkt der öffentlichen Wahrnehmung seiner Person standen. Ohne für mich irgendeine Expertise zu beanspruchen, würde ich schon alleine vom "Etikett" her sagen, "Manufakturgeige". Inwieweit sie durch die lange Lagerung gelitten hat (Risse?) läßt sich von den Fotos her nicht beurteilen. Aus der Ferne würde ich sagen, der Wert Deiner Geige liegt vor allem in ihrer Verankerung in Deiner Familiengeschichte. Von da her würde eine Überholung jedenfalls lohnen, sofern jemand in der Familie sie spielen würde. Im jetzigen Zustand würde ich mir keinen hohen Verkaufswert erwarten. Echte Expertenmeinungen willkommen!
Hallo Patrrick!
Wenn das Instrument eine echte Ernst Heinrich Roth Geige ist, solltest Du dich an die einzig lebenden Spezialisten für Ernst Heinrich Roth Instrumente wenden:
die Ernst Heinrich Roth OHG in 91088 Bubenreuth.
Auf der Webseite
findet man unter dem Link "Mein Instrument" auf der linken Seite weitere Informationen über originale E.H.Roth Instrumente. Dort kann man auch eine Anfrage zu weiteren Daten und den Wert des Instruments stellen.
Ich wünsche viel Erfolg bei der Anfrage und viel Freude an dem Instrument.
Übrigens, wenn das Instrument tatsächlich echt ist, dann ist möglicherweise auch der Bogen nicht ganz wertlos.
Ein schönes Wochende wünscht
der Stehgeiger
Hallo,
danke für die Rückmeldungen! Ich und mein Bruder sind zwar selbst auch Musiker aber wir spielen beide elektrisch verstärkte Instrumen bzw Drums :)
Ich bin am überlegen ob sich die 55€ einer Expertierse lohnen da das Teil in einem recht bescheidenen Zustand ist bzw Teile fehlen. Risse habe ich keine gesehen. Der Lack is etwas "rissig" aber das kenn ich von alten Gitarren auch is bei einem 90 Jahre alten Teil wohl normal. Ob es vor 80 oder 90 Jahren als der Bruder meiner Oma das Teil gekauft hatte schon Fälschungen gab kann ich nicht sagen. Er hat den Krieg leider nicht überlebt (ist mit geladenem Gewehr vom Lastwagen gesprungen und dabei hat sich ein Schuss gelöst ) Ich denk mal das Teil ist echt aber vielleicht wohl eher Massenwahre. Koffer und Bogen sind denk ich auch original.
Ein weiser Rat. Danke, Stehgeiger! Hätt' ich auch drauf kommen können...
Das Lackbild ist für den Wert ziemlich irrelevant. Das ist rasch aufpoliert von einem Fachmann. Stimme und Steg einrichten und bespannen kostet nicht die Welt, und Du bist live dabei. Bei einem vernünftigen Manufakturinstrument wäre das jedenfalls vom Wert her gerechtfertigt, einem Meisterinstrument würde ich Generalüberholung gönnen. Das wichtigste ist , daß die Decke rissfrei ist, also solltest Du nicht übertrieben viel Geld in die Hand nehmen müssen dafür. Von der Herkunftsgeschichte her hast Du gute Chancen auf Echtheit, sofern Du im Inneren einen Brandstempel mit Inventarnummer ausmachen kannst.
Die Auktionsergebnisse der alten E.H. Roth Instrumente gehen bei den int. Auktionshäusern von einigen hundert bis etwa 10Tsd Dollar. Wobei gesagt werden muss, dass grundsätzlich Auktionsergebnisse nicht immer Marktrelevant sind und teilweise deutlich unter den Wertangaben der "Albert Fuchs Taxe für Streichinstrumente" liegen können.
Der Zustand der o.g. Geige bedarf sicherlich einer erheblichen Überarbeitung, die ein Geigenbauer vor Ort einschätzen sollte.
Für weitere Auskünfte ist die Firma Roth in Bubenreuth der beste Ansprechpartner.
Die E.H.Roth Instrumente, die ich kenne haben im Korpus eine Seriennummer eingestempelt, die eine genaue Zuordnung zulässt. Ich bin mir nicht sicher, wie und in welchem Umfang diese Listen 1926 geführt wurden.
Hallo Patrrick!
Zusätzlich zu den von Nuuska aufgezählten Tatsachen kann man folgenden Überlegungen zu der Violine anstellen:
1. Die Geige hat laut Ihren Angaben mindestens 70 Jahre ohne Pflege und regelmäßige Wartung bei sicher nicht immer optimalen Lagerbedingungen ohne ernsthafte Schäden überstanden. Das spricht für die Verwendung von gut abgelagertem, qualitativ hochwertigem Holz und sorgfälige Verarbeitung. Das ist ein Argument gegen ein einfaches, aus billigstem Material unter Zeitdruck gefertigtes Manufakturinstrument.
2. Musikalität scheint bei Ihnen in der Familie zu liegen. Aus der Familiengeschichte (und aus vielleicht noch vorhandenem Notenmaterial) kann man Rückschlüsse auf das spieltechnische Niveau Ihres Herrn Großonkels ziehen und daraus Folgerungen über die erforderliche Klangqualität seines Instruments anstellen. Ihr sicher nicht unmusikalischer Großonkel wird kein schlecht klingendes Instrument nach dem günstigsten Preis ausgewählt haben. Das zeigt auch seine Entscheidung für das Instrument eines Herstellers dessen Qualitäts- und Preisniveau im Mittel über dem einiger anderer Mitbewerber liegt.
3. Klang und Spielbarkeit sind für ein Instrument die wesentlichsten Eigenschaften. Das handwerkliche Verarbeitungsniveau, das den Preis mitbestimmt, ist für die Musik nur sekundär. Vielleicht können Sie, was Klang und Spielbarkeit anbelangt, sich hier vertrauensvoll auf die Wahl Ihres Großonkels verlassen.
Markneukirchener Instrumente waren in den Jahrzehnten um 1900 auch deshalb weltweit geschätzt und wirtschaftlich erfolgreich, weil auch die günstigeren Instrumente meist gut klangen.
4. Da die E.H.Roth OHG auf ihrer Webseite von einem Archiv gekennzeichneter Instrumente ab 1924 spricht, sollten die Geigen ab diesem Jahr auch eindeutig gekennzeichnet sein, sonst wären die Archivdaten wertlos. Ihre Violine (Baujahr 1926) sollte daher solche Brandstempel haben.
Weil es Fälschungen von begehrten Kulturgütern schon im antiken Ägypten gab ist diese Erscheinung ist nicht auf die Neuzeit beschränkt. Daher sollten Sie bei Ihrem Instrument nach den vom Hersteller erwähnten Brandstempeln mit der Seriennummer im Instrumenteninneren auf dem Boden und dem Oberklotz suchen.
(Sehen Sie sich das oberste Photo vom Geigeninneren auf der Webseite "Mein Instrument" des Herstellers an. Das ist die Perspektive einer Endoskopkamera die man durch das Loch im Unterklotz einer Violine geschoben hat. Erklärungen zu den Bezeichnungen der Bauteile einer Geige finden Sie auf
http://www.seidlgeigen.com/index.php?section=diegeige&view=pdf&setid=60
). Den Oberklotz können sie durch das Loch im Unterklotz sehen in dem der Knopf steckt um den die Einhängesaite des Saitenhalters gelegt wird. Den Knopf für die Einhängesaite können Sie einfach herausziehen, da er normalerweise nur eingesteckt wird.
5. Als Musiker haben Sie sicher Kontakt zur Musikszene in Ihrer Region. Hören Sie sich um, welche Instrumentenbauer von Saiteninstrumenten es in Ihrer Nähe gibt und zeigen Sie die Violine und den Bogen ein oder zwei dieser Instrumentenbauer. Fragen Sie nach der Qualität der handwerklichen Verarbeitung und des Holzes. Wenn Sie keinen Geigenbauer in der Nähe haben, können Sie auch zu einem Gitarrenbauer gehen der klassische, akustische Gitarren herstellt. Da er mit den gleichen Werkstoffen und den gleichen Techniken arbeitet, kann er die handwerkliche Verarbeitung einer Geige und die Qualität des Holzes ebenfalls fachmännisch beurteilen. Nach dem Urteil des/der Instrumentenbauer(s) können Sie entscheiden, ob Sie die 55 Euro für eine Anfrage bei der Ernst Heinrich Roth OHG investieren wollen.
Viel Erfolg mit Ihrem Forschungsprojekt und einen schönen Sonntag.
Die Punkte sind alle absolut schlüssig und waren auch so etwa bei mir im Kopf - volle Zustimmung!
Vielleicht noch ergänzend: Dein Bruder und/oder Du solltet mal überlegen, doch mit dem Geige spielen anzufangen... es ist eine wunderbare Ergänzung zur Gitarre (wobei ich Geige und Harfe auch sehr schick finde).
Liebe Grüße
Thomas
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