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Hallo Ihr Lieben,
erst einmal möchte ich mich kurz vorstellen. Ich bin 43 Jahre alt und habe musikalische Vorkentnisse mit der Gitarre, Schlagzeug und Flöte. Leider, leider habe ich schon seit langem Schwierigkeiten mit beiden Handgelenken. Links mehr als recht. Das macht mir schon beim Gitarre spielen immer Schmerzen und schwillt an.
Trotzdem möchte ich es gerne noch mit der Geige versuche, da mir dieses Instrument so wahnsinnig gut gefällt und mein kleiner Sohn mit 4,5 Jahren jetzt zum Unterricht darf. Da ich da ja eh mit gehen muss habe ich mich gleich mit angemeldet. Die erste Stunde wird in drei Wochen sein. Jetzt habe ich aber doch etwas Sorge wegen der Handgelenke. Lässt sich das wohl mit der richtigen Haltung und moderatem übern in den Griff bekommen?
Hat jemand Erfahrung oder ein paar ermutigende Worte.
Oder kann ich es doch gleich lassen, weil es nichts bringt
Würde mich sehr über ein paar Anregungen freuen!
Wenn die Handgelenke schon geschädigt sind, ist es vielleicht keine gute Idee, Geige lernen zu wollen. Denn die Haltung gerade der linken Hand ist alles andere als natürlich und man braucht eine ganze Menge Übung, um sie überhaupt längere Zeit einnehmen zu können. Aber ich kann natürlich den Zustand Deiner Handgelenke nicht beurteilen. Ein Arzt, der Deine Handgelenke kennt, wäre da sicher der bessere Ansprechpartner.
Oh je, das habe ich schon befürchtet. Die Frage ist nur, ob ich dann gleich lasse oder wenigstens probiere. Meine Handgelenke haben mir leider schon immer wieder mal einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Aber vielen Dank für Deine Antwort!
Hallo kaja,
aus deiner Schilderung klingt es so, als wäre die Ursache für deine Beschwerden (ein entzündlicher Prozess?) nicht abgeklärt, sodass in dem Fall ein Besuch beim Internisten oder Rheumatologen anzuraten wäre. Falls Du aber schon eine Diagnose hast und in Behandlung bist, ist Arantons Rat sehr vernünftig, den behandelnden Arzt zu fragen. Dir über ein Online-Forum irgendetwas anderes zu raten, wäre fast schon fahrlässig. Alles Gute!
Das sind Entzündungen die auch gerne in eine Sehnenscheidenentzündung übergehen wenn sie überlastet sind. Arzt habe ich da keinen, der letzte Orthopäde hat auf dem Röntgenbildern nur gesehen, dass Elle und Speiche zu kurz sind, was aber keine Probleme machen dürfte und ich folglich auch keine Probleme habe. Habe allerdings eine Fibromyalgie Diagnose (Weichteilrheuma) womit die Ärzte aber nicht viel anfangen können ausser Schmerzmittel zu verordnen. Davon halte ich aber nicht so viel.
Vielleicht sollte ich es einfach lassen und das Geld lieber nur in den Sohnemann investieren der hat noch Zukunft.
Nicht schön, womit Du zu kämpfen hast. Aranton hat schon Recht, die Geigenhaltung ist extrem und auch bei Spielern mit gesunden Handgelenken können einem die Sehnenscheiden eine Über- oder Fehlbelastung sehr schnell sehr übel nehmen. Vielleicht kannst du dich ja an einen ausgewiesenen Handspezialisten wenden, was bei dir da genau nicht stimmt. Es gibt auch sogenannte Musikermediziner oder Musikerambulanzen, die sich auf die besonderen physischen und psychischen Belastungen des Musizierens spezialisiert haben und vielleicht auch dir als Geigen-Anwärterin weiterhelfen könnten. Wenn alles nichts hilft: Könntest Du Dich beispielsweise mit dem Cello anfreunden? Sehr, sehr schönes Streichinstrument, bei dem die Eindrehung des Handgelenks komplett wegfällt. Da könntest Du auch zusammenmit Deinem Sohn anfangen, und Potenzial für gemeinsames Spielen hätte das auch. (Ich weiß schon, wenn man an etwas Bestimmtes sein herz gehängt hat...)
Ich fürchte an Ärzte glaube ich hier nicht mehr. Da habe ich etliche durch. Als mein Kind noch viel getragen werden musste haben mich meine Hände schon gelegentlich im Stich gelassen. Das glaubt dann immer keiner (ich simulant ich)
Ich dachte Streichinstrummente haben alle das Problem mit dem Greifen. Vielleicht muss ich mich da weiter erkundigen. Leider gibt die Musikschule hier keinen Unterricht im Cello. Das könnte nämlich tatsächlich eine (etwas unhandliche) Alternative sein.
Vielen Dank für Deine Anregung
Die Musikmediziner sind aber echt was Anderes als gewöhnliche Ärzte - ich musste auch einmal dort andocken, wegen Sehnenscheidenentzündung. Sie kennen die spezifischen Belastungen, die bei Musikern auftreten, und die Möglichkeiten, durch Haltung, Übetechniken und passende Ausrüstung damit umzugehen. Das Problem für Dich könnte eher sein, jemand Kompetenten zu finden, da müsstest Du wahrscheinlich bei einer grösseren Musikhochschule nachfragen. Oder vielleicht gibt es in Deutschland (wie in der Schweiz, wo ich wohne) auch eine Gesellschaft für Musikmedizin, die Dir mit Adressen aushelfen kann.
Alles Gute!
asmahan
Liebe Kaja, an Deiner Stelle würde ich das in aller Ruhe einmal abklären (an größeren Kliniken gibt es medizinische Sprechstunden für Musiker mit entsprechend ausgebildeten/motivierten Ärzten und Therapeuten; zudem gibt es auch Musiklehrer, die Zusatzausbildung(en) haben, um vermehrt auch auf körperliche Besonderheiten ihrer Schüler eingehen zu können). Vielleicht nimmst Du mit Deiner Musikschule oder einer nicht allzu weit gelegenen musikalischen Hochschule Kontakt auf und lässt Dich beraten, welche konkreten Angebote und Möglichkeiten in Deiner Region existieren.
Anfangs wirst Du wie Dein kleiner Sohn auch, nur sehr kleine Übeeinheiten einhalten können. Das sollte eigentlich ziemlich schmerzfrei möglich sein (und normalerweise auch ohne besondere therapeutische Begleitung; wichtig ist, diese kleinen Einheiten einzuhalten und sie anfangs nicht zu verlängern). Besprich Dich mit dem Lehrer Deines Sohnes (und/oder such Dir jemand, der Dich ganz spezifisch unterstützen kann).
Ob Cello oder ein anderes Instrument für Dich eine Alternative zur Geige sein könnte, müsste wohl auch abgeklärt/ausprobiert werden.
Mit den besten Wünschen, minuetto
Ob du dich mit der Situation abfinden willst, ist letztlich dir überlassen, wir tragen hier nur mögliche Wege und Alternativen zusammen. Aber wenn, wie du schreibst, bereits das Gitarrenspielen bei dir zu Schmerzen und einem geschwollenen linken Handgelenk führt... die Eindrehung ist bei Geige ja noch um einiges stärker.
Ich dachte Streichinstrummente haben alle das Problem mit dem Greifen.
Es geht ja nicht nur um das Greifen an sich. Bei Geige und Bratsche ist dazu eine sehr starke Eindrehung der Hand (mit Unterstützung des Unterarms/Ellenbogens) notwendig - bei größtmöglicher Lockerheit. Diese Eindrehung fällt beim Cello völlig weg. Sieh dir die linke Hand eines Geigers und eines Cellisten an. Drum glaube ich, dass du (obwohl beim Cello die Töne weiter auseinanderliegen) mit dem Cello vielleicht besser zurechtkämst. Nach dem, was Du schilderst und gerade weil du das nicht mehr weiter abklären lassen willst, glaube ich nicht, dass Du mit der Geige glücklich werden würdest, wenn du beim Gitarrespielen schon solche Schwierigkeiten hast.
Erst mal muss ich folgendes sagen .... Ihr seid wirklich ein sehr nettes Volk hier. Ganz vielen Dank für Eure vielen Ratschläge.
Da mir das wirklich eine Herzensangelegenheit ist werde ich wohl erst mal einfach hin gehen und mit dem Lehrer sprechen. Das stimmt nämlich. Große Sprünge wird hier keiner machen ich plane auch keine späte Karriere als Musikerin. Ich lliebe es nur einfach zu musizieren und habe das schon viel zu viele Jahre nicht mehr gemacht. Dabei stelle ich nicht mal an mich hohe Ansprüche ausser etwas Seelenfrieden Oasen und in unserer hektischen Zeit. Das will ich auch meinem Kind vermitteln. Vielleicht schaffe ich das ja ohne große Probleme.
Zusätzlich werde ich aber doch noch einmal die Ärztetour machen.
Das mit der Gesellschaft für Musikmedizin ist ein super Hinweis! Danke.
Die beste Freundin meines Sohnes im selben Alter wird auch mit Geigen anfangen und nachdem ich erzählt habe, dass ich mitmachen möchte hat sich ihr Vater durchgerungen auch noch anzufangen! Das freut mich schon ... da lässt es sich sicher schön zusammen spielen!
Euch allen viele Grüße
Kaja
Euch allen einen guten Morgen,
heute Nacht ist mir da doch noch eine Idee gekommen. Da ja meine linge Hand die schwächere ist. Wäre es nicht auch möglich einfach eine Linkshänder Geige zu nutzen und so dann mit rechts zu Greifen. Die Hand die den Bogen führt hat es doch etwas leichter, oder irre ich mich da? Ich bin übrigens zwr deutlich Rechtshändig, kann aber auch mit links schreiben etc. nur nicht so schön.
Würde mich nochmal sehr über Feedback freuen.
Du irrst Dich. Die Bogenhand muss, um das Richtige Maß an Druck und Tempo und die richtige Position zu finden, sehr viel Feingefühl beweisen, während man mit der linken "nur" die Finger zur richtigen Zeit am richtigen Platz haben muss. Wenn der Bogen so viel einfacher zu handhaben wäre als das Greifen, hätte die rechts greifen, links streichen Spielweise unter Rechtshändern schon vor Jahrhunderten durchgesetzt.
Linkshändergeigen sind schwierig aufzutreiben, weil es nicht einfach genügt, die Saiten verkehrt aufzuspannen, der Steg muss gepiegelt werden, und Bassbalken und Stimmstock müssen die Seite tauschen. Und mit gespiegelten Kinnhaltern und Schulterstützen wird es auch schwierig. Das bedeutet Mehrkosten.
Du hast geschrieben, dass beide Handgelenke angegriffen sind. Das heißt eine Linkshändergeige würde das Problem nicht lösen sondern nur auf die andere Hand verlagern. Gut es wäre denkbar, dass Du mit der rechten Hand weniger Probleme hast, weil sie durch den täglichen Gebrauch trainierter ist. Aber das heißt nicht, dass Du da nichts kaputt machen kannst - und nein, Geigespielen taugt definitiv nicht als Kräftigungsübung für die Handgelenke.
Falls Deine "Ärztetour" Dich bislang nicht zu einem Physiotherapeuten geführt hat, würde ich das an Deiner Stelle in Erwägung ziehen. Die betroffene Muskulatur zu kräftigen kann bei Fibromyalgie helfen und könnte - auch wenn es leider keine Erfolgsgarantie gibt - zumindest einen Versuch wert sein.
"...Falls Deine "Ärztetour" Dich bislang nicht zu einem Physiotherapeuten geführt hat, würde ich das an Deiner Stelle in Erwägung ziehen. Die betroffene Muskulatur zu kräftigen kann bei Fibromyalgie helfen und könnte - auch wenn es leider keine Erfolgsgarantie gibt - zumindest einen Versuch wert sein...."
Generell ist es bei fast allen "knochen/gelenk-relevanten" Erkrankungen nie verkehrt, gezielten Muskelaufbau zu betreiben - insbesondere bei Fibromyalgie-Syndrom sind außerdem die Aussichten sehr gut, weil Gelenke und Muskeln nicht geschädigt werden.
Und noch eine Antwort generell auf die Ausgangsfrage:
ich würde auf jeden Fall zum Geige spielen raten - in Maßen natürlich - in Abstimmung und Einklang mit einer umfassenden Behandlung:
- Wärme- und/oder Kältebehandlungen (das muss Dein Arzt entscheiden)
- Bewegungstherapie
- gezieltes Krafttraining, wie Aranton schon schrieb
- Entspannung und Muskelrelaxation
- Kognitive Verhaltenstherapie
Realistisch: Du wirst Dein Leben lang damit zu tun haben, aber gerade die Geige (und damit gezwungenermaßen die umfassende Therapie/Behandlung) können Deine Lebensqualität deutlich steigern.
Hallo,
ich habe seit ein paar Jahren unfallbedingt ein inzwischen zerstörtes rechtes Handgelenk, bei dem es praktisch keine intakten Gelenkflächen gibt. Ich habe deswegen mit der Gitarre aufhören müssen und hatte wieder mit Geige angefangen (hatte mal als Kind Unterricht) und spiele jetzt Bratsche. Das Spielen nutze ich als Bewegungstherapie und habe einfach gelernt, nur soviel zu üben, wie es geht, ohne den Zustand zu verschlechtern. Dieses ist ein Prozess der etwas dauert, bis man das richtige Maß gefunden hat. Ich an Deiner Stelle würde es einfach ausprobieren und dann entscheiden, ob es für Dich Sinn macht.
Bei meinem Handgelenk wird die Endphase voraussichtlich eine völlige Versteifung sein. Mit dem Bratschen habe ich aber eine angenehme Ablenkung, um die sinnvolle Bewegung trotz starker Schmerzen zu "überstehen". Sicherlich kann man die Frage nach der Sinnhaftigkeit stellen, wenn man nicht so viel Üben kann , wie es manchmal nötig wäre und das Erlernte irgendwann nicht mehr zum Einsatz kommen kann. Für mich ist es egal, denn ich lebe hier und jetzt und was zukünftig mal sein wird - da lass ich mich einfach überraschen.
Viel Spass beim Ausprobieren wünscht
Christoph
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