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MicBec Profilseite von MicBec, 30.11.2011, 22:33:02
Nach Jahren nochmal Geige neu anfangen, welche Größe?

Hallo zusammen,

 

ich bin mittlerweile 27 Jahre jung, habe bis ich ca. 16 Jahr alt war insgesamt knapp 7 Jahre Geige gespielt. Dann fehlte die Lust und ich habe das Geige Spielen dran gegeben.

Jetzt möchte ich es gern nochmal probieren. Derzeit beobachte ich mehrere Geigen bei den digitalen Kleinanzeigen. Meine Frage ist jetzt aber: Welche Größe brauche ich eigentlich?

Ich bin ca. 1,57 cm groß, und meine Armlänge von Armansatz bis Mitte der Handfläche misst "nur" 58 cm. Laut einer Tabelle die ich gefunden habe käme eine 3/4 Geige in Frage.

Damals, kurz vor dem Ende meiner "Geigenlaufbahn" sollte ich dann noch auf Bratsche umsteigen. Muss man nicht um auf Bratsche umzusteigen sowieso erstmal eine 4/4 Geige erreichen?

 

Ich habe damals fast von Anfang an in verschiedenen, kleineren Orchestern gespielt. Was meint Ihr? Sollte es möglich sein das Geige spielen ohne Lehrer nochmal neu zu lernen?

 

 

LG

 

MicBec

Geige Profilseite von Geige, 01.12.2011, 08:11:33
Die ideale Instrumentengröße bezieht sich nicht nur auf die Armlänge sondern vor allem auf die Größe der Hände, bzw. auf die Länge der Finger. Je länger die schwingende Saitenlänge ist, desto weiter müssen die Finger beim Greifen gespreizt werden. Es gibt Instrumente in ganzer Korpusgröße mit einer verkürzten 7/8 Mensur. Eventuell käme so etwas in Frage. Die sind jedoch selten.

Wenn es sich einrichten lässt, ist der Unterricht bei einem Lehrer sehr hilfreich. Sich einschleichende Fehler lassen sich von einer außenstehenden Person leichter erkennen und somit besser ausmerzen. Hierüber ist bereits mehrfach im Forum diskutiert worden.
Bea Profilseite von Bea, 01.12.2011, 10:01:48

 Du hast 7 Jahre Geige gespielt - sicher mit Unterricht, dieses Wissen ist jetzt nur verschüttet. Ich an deiner Stelle würde mir eine 4/4 Geige leihen (mit deiner Größe bist du nicht unbedingt zu klein) beim Geigenbauer, gibt es zwischen 12 bis 15 € und dann erst mal allein probieren mit Material, dass du noch in Erinnerung hast bzw. sogar besitzt. Der entsprechende Geigenbauer würde sicher gleich auch die wesentliche Handgriffe wie Kolofonieren, Stimmen , Bogen Spannen usw. kurz ansprechen, womit du dann technisch wieder auf dem Stand wärst.

-Solltest du nicht zurecht kommen, müsstest du einen Lehrer suchen.

-Kommst du zurecht, willst aber mehr erreichen, als du als Kind gelernt hast, musst du eventuell auch einen Lehrer suchen, oder selbst aktiv werden (das ist aber nicht jedermans Sache).

- Kommst du zurecht und bist mit deinem damaligen Können zufrieden, erübrigt sich ein Lehrer.

Willst du nun das Hobby ausbauen, kommt die Anschaffung einer Geige dran.

Willst du mit Bratsche neu einsteigen, musst du wahrscheinlich einen Lehrer nehmen, es sei denn du bist ein ausgesprochener Autodidakt, der sich selbst in den neuen Notenschlüssel usw. einarbeiten kann. Auch eine Bratsche kann man erst mal leihen, ist aber etwas teurer.

Ach so eine Schulterstütze musst du wohl kaufen - manche Geigenbauer verleihen die auch, s ie sind aber eine individuelle Sache, welches Modell dir liegt.

Neuester Beitrag Aranton Profilseite von Aranton, 01.12.2011, 14:16:34

 Hallo MicBec,

wenn Du eine Geige in die Hand nimmst, wirst Du überrascht sein, wie viel von dem, was Du früher konntest noch da ist. So ist es jedenfalls mir gegangen, als ich meine Geige nach fast fünzehn Jahren Pause ausgegraben und wieder spielfertig gemacht habe. Ich habe erst ein bisschen vor mich hin improvisiert, dann habe ich die Noten von früher raus gesucht. Erst richtig alte, die ich so nach drei, vier Jahren gespielt hatte. Diese Lieder konnte ich auf Anhieb vom Blatt spielen. Dann habe ich Sachen rausgesucht, die ich kurz dem Ende meines Unterrichtes einstudiert habe; die gingen dann nicht mehr auf Anhieb, klangen aber nach ein paar Wiederholungen ganz annehmbar. Die ersten neuen Gehversuche sind nicht ganz ein Jahr her und ich muss feststellen: Ich habe in dieser Zeit technisch mehr Fortschritte gemacht als in drei, vielleicht sogar vier Jahren Geigenunterricht mit Lehrer. Und das obwohl ich nicht unbedingt täglich sondern nur ab und an mal die Zeit finde, zu spielen...

Aber das ist natürlich keine Garantie, dass es bei Dir genauso ist. Das funktioniert nur, wenn die Grundlagen noch intakt sind. Die Haltung darf nicht angespannt sein und die Bogenführung muss halbwegs sauber sein. Ich habe nach dem Wiedereinstieg durchaus mal zwei Saiten mit dem Bogen erwischt obwohl ich nur eine treffen wollte, aber ich habe nicht "gekratzt", überm Griffbrett oder auf dem Steg gespielt und sonstige Anfängerfehler gemacht. Von daher habe ich mir gesagt, dass die Grundlagen noch funktionieren und den mir den Rest experimentell erarbeite. Allerdings habe ich bei meinen Lehrern ohnehin nur Fingersätze auswendig gelernt, technische Anleitung habe nicht wirklich bekommen. Wenn man so wie ich trotz Lehrer Autodidakt sein musste, hält man Lehrer leichter für überflüssig als wenn man richtigen Unterricht genossen hat.

Allerdings würde ich Dir abraten, eine Geige aus einer Kleinanzeige zu kaufen. Und zwar aus zwei Gründen: Derartige Geschäfte sind meistens "von Privat", und da gilt der Grundsatz "gekauft wie gesehen", wodurch es für den Kunden extrem schwer wird, von einem Kauf zurück zu treten, wenn das Instrument irgendwelche Mängel haben sollte, die auf den Bildern nicht zu erkennen waren. Und wenn der Verkäufer als Laie auftritt der "selbst keine Ahnung" hat, kann es sogar sein, dass Du nicht nur die Geige bezahlen musst, sondern dann noch Geld in die Hand nehmen musst, um sie spielfertig zu machen und letztlich mehr ausgibst, als wenn Du gleich in ein Musikgeschäft oder zu einem Geigenbauer gegangen wärst.

Der zweite Grund ist Deine Unsicherheit in Bezug auf die richtige Größe. Wenn Du mit einem Händler redest, kannst Du ihn vielleicht becircen, Dich die Geige ein, zwei Wochen ausprobieren zu lassen, ehe Du sie endgültig kaufst. So kannst Du ein bisschen mit den unterschiedlichen Mensuren experimentieren, bevor Du Dich entscheiden musst. Ich würde an Deiner Stelle erst eine 4/4 Geige probieren und am Ende der Probezeit, wenn Deine Finger einen Teil ihrer alten Beweglichkeit zurück gewonnen haben, versuchen wie gut Du Oktavgriffe spielen kannst (also der 1. Finger spielt ein A auf der G-Saite und der 4. Finger das A eine Oktave höher auf der D-Saite). Wenn Du das nicht greifen kannst, weil es zu weit ist, ist die 4/4 Geige für Dich zu groß und Du brauchst etwas kleineres.

Ich wäre bei Deiner Schilderung auch spontan auf eine 7/8 bzw. "Damengeige" gekommen. Aber weil die - wie Geige schon geschrieben hat - recht selten sind, sind sie auch ziemlich teuer. Und da solltest Du Dich schon fragen, ob Du so viel Geld anlegen willst, bzw. kannst. Solange Du Dir nicht sicher bist, ob Du dieses Mal dabei bleibst, würde ich es an Deiner Stelle zunächst mal bei einer einfachen (aber natürlich trotzdem solide verarbeiteten!) Geige in einem der gängigen Formate belassen. Wenn Du zu dem Schluss kommst, dass es doch viel mehr Spaß macht als die Quälerei an die Du Dich erinnerst, kannst Du immer noch anfangen auf eine gute "Damengeige" zu sparen, die Dich dann den Rest Deines musikalischen Lebens begleiten wird.

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