Herzlich Willkommen im Geigen-Forum

Hallo zusammen,
 suche für meine Tochter eine gute Schülergeige. Sie spielt seit 1,5 Jahren mit Freude so daß ich annehme das könnte was für länger werden. Hab hier schon einiges durchgelesen und mit ein paar Verkäufern und Geigenbauern gesprochen, mit dem Ergebniss, das fast jeder was anderes erzählt. Meine Essenz wäre unter 700 € gibts nix vernünftiges..., aber ab wann wirds denn dann vernünftig? Von Meisterhand zb. Mittenwald gibts Schülergeigen ab ca. 2000 € wobei ich nicht weiß ob die nicht auch zugekauft sind. Andere bieten für etwa 1000€ Importe an die vom Meister nachgearbeitet werden. In welchem Rahmen bewegen sich eure Vorstellungen.?

viele Grüße

Hallo,

sorry dass ich nur indirekt auf dein Anliegen eingehe, aber es stellt sich mir die Frage, warum du für deine Tochter unbedingt eine Geige kaufen möchtest? Deine Tochter scheint noch recht jung zu sein, wenn sie erst seit ca. 1 1/2 Jahren spielt. Also wird sie vermutlich noch wachsen. Warum mietest du keine gute Schülergeige beim Geigenbauer? Erstens kostet das nur um 10-12 Euro / Monat, zweitens wächst die Geige Quasi mit, weil du sie beim zu klein werden gegen eine entsprechende größere Geige tauschen kannst und drittens gibt es auf Wunsch auch eine Versicherung für die Geige, so dass du ringsrum abgesichert wärst. Außerdem werden fällige Servicearbeiten prompt mit erledigt. Eigentlich nur Vorteile, denke ich.

Später kann man immer noch ein gutes Instrument käuflich erwerben.

Aber ich will dir / euch natürlich nicht zu nahe treten, wahrschl. hast du deine Gründe, so handeln zu wollen. Ich denke trotzdem, das wäre eine Überlegung wert.

Liebe Grüße

Um welche Geigengröße handelt es sich denn?

Bevor ihr etwas Billiges oder auch sehr Günstiges kauft würde ich eher auf das Mieten eines guten Instrumentes beim Geigenbauer zurückgreifen. Bei den Geigenbauern bei denen meine Schüler ihre Instrumente gemietet haben kostet es allerdings 15€/Monat und aufwärts. Je nach Instrumentengröße und Qualitätsstufe.

Meiner Erfahrung nach gibt es allerdings auch sehr starke Argumente die für den Kauf eines kleinen Instrumentes sprechen. Wenn man beim Geigenbauer eine kleine Meistergeige kauft, kann man sie normalerweise auch problemlos durch Zuzahlen der Differenz und und einer Art Wartungsgebühr (der Geigenbauer nennt es anders) problemlos in ein größeres Instrument umtauschen. Wenn man das Instrument gekauft hat, hat man ja auch einen Kaufbeleg und hat so auch keinerlei Probleme selber eine Versicherung abzuschließen. Für den Kauf spricht meiner Meinung nach dass es für viele Kinder sehr motivierend ist ihr EIGENES Instrument zu besitzen. In Krisenzeiten wird auch nicht so schnell aufgegeben. Ein Leihinstrument ist schnell zum Verleiher zurückgebracht, bei einem eigenen Instrument geht das Verkaufen in der Regel nicht ganz so schnell. Für das Kind ist der Kauf einer eigenen Geige auch oft mit der indirekten Botschaft verbunden, dass man es ernst nimmt und das Geigen auch sehr unterstützt.

Ein Instrument im unteren Preisbereich würde ich allerdings NIE kaufen, dann lieber ein gutes mieten...

Aber das ist nur meine ganz persönliche Meinung. Letzten Endes muss jeder für sich entscheiden!

Ich sehe das ein bisschen wie Fiedelmax,

zumindest solange es um kleine Größen geht, halte ich Mieten für sinnvoller als Kaufen. Aber ich habe spät angefangen und nur etwas mehr als ein Jahr gespielt, bis ich so groß war, dass ich eine ganze Geige brauchte, und auf der Geige, die meine Eltern damals gekauft haben, spiele ich heute noch. Daher würde nicht grundsätzlich sagen, dass es in Deinem Fall Unsinn wäre, eine Geige zu kaufen. Es kommt darauf an, welche Geigengröße Deine Tochter braucht.

Was "vernünftig" ist, liegt sehr im Auge des Betrachters. Das mit Abstand wichtigste wenn man für ein Kind eine Geige kauft ist: Sie muss dem Kind gefallen. Wenn das Kind die Geige aus irgendeinem Grund doof findet, ist (fast) alles andere vergebliche Liebesmüh. Gut je nachdem, warum das Kind die Geige doof findet, gibt es ein paar Sachen, die man relativ leicht ändern kann. Einen unbequemen Kinnhalter z.B. kann man leicht wechseln und die Geige dem Kind mit einem bequemeren Modelle erneut vorlegen. Wenn die Geige dem Kind gefällt, ist fast alles andere egal. Natürlich sollte die Geige technisch nicht zu beanstanden sein. Es gibt da Dinge, die ein Grund sind, eine ansonsten schöne Geige nicht zu kaufen, aber die viele davon (ich denke da an schlecht ausgeführte Reparaturen, miese Saitenlage und die den Klang oder die Spielbarkeit beeinträchtigen) würde jemand der anderthalb Jahre spielt, glaube ich bemerken und die Geige ihretwegen ablehnen, auch wenn er vielleicht nicht erklären kann, warum. Aber es gibt da auch ein paar Sachen die man als Anfänger übersehen kann. Z.B. die Wirbel, wenn die schlecht eingepasst sind, ist es schwer das Instrument richtig zu stimmen, und Schüler, dessen Geige immer vom Lehrer gestimmt wird, kommt möglicherweise nicht auf die Idee, das zu überprüfen, oder wenn er zwar prinzipiell kann, aber trotzdem wenig Praxis hat, könnte den Fehler fälschlicherweise bei sich vermuten. Auch Geigen mit Schäden sind, sagen wir mal schwierig. Sachgemäß reparierte Schäden sind, auch wenn man Spuren sieht, nicht unbedingt ein Problem, aber für Laien ist es schwer abzuschätzen, ob eine Reparatur wirklich sachgemäß gemacht worden ist. Es ist also eine Vertrauensfrage.

Eine Geige muss nicht aus einer Merkwerkstatt kommen, um ohne grobe technische Mängel zu sein. Auch Manufakturen und Fabriken können - wenn sie in der Endfertigung qualifiziertes Personal haben und anständige Qualitatskontrollen machen - technisch einwandfreie Geigen herstellen. Leider kann man sich darauf nicht unbedingt verlassen, und muss Instrumenten der unteren Preisklasse (also unter 500€) mit einer gewissen Skepsis begegnen; sie aber pauschal für untauglich zu halten, ist meiner Ansicht nach auch überzogen. Gewiss ist ein Instrument, bei dem ein erfahrener Meister sich die Zeit genommen hat, jedes Details solange zu überarbeiten, bis es stimmig ist, immer besser als ein nach Akkordvorgaben produziertes Instrument. Aber das kostet und da sollte man sich keinen Illusionen hingeben. "In Mittenwald liebevoll von Meisterhand gefertigt", ist für zweitausend Euro nicht zu bekommen; nicht wenn der Meister beim abgelagerten Baumstamm anfängt. Da müsste man deutlich mehr anlegen. Ein Meister, der nicht hungern will, kann eine Geige nur dann für 2000 Euro anbieten, wenn er sie aus vorgefertigten Teilen baut, die er aus Rumänien oder China bezogen hat. Aber in einer Welt, in der totes Tier als "Schwarzwälder Schinken" durchgeht, obwohl es im Schwarzwald nur in Scheiben geschnitten und verpackt worden ist, wird man sich wohl an solche Dinge gewöhnen müssen. Aber zurück zum Thema; technische einwandfreie Geigen kann man auch für verhältnismäßig schmales Geld bekommen.

Wie es allerdings mit einer Geige, die dem Kind gefällt aussieht, steht auf einem anderen Blatt. Aber da bedeutet teurer nicht unbedingt besser. Manches ist halt einfach Geschmackssache, deshalb ist es wichtig dass unter den Instrumenten, die das Kind ausprobieren kann, verschiedene Klangcharakteristika vertreten sind, sonst ist die Auswahl nicht wirklich eine und wenn das Kind das kleinste Übel wählt, kann die Motivation leiden. Allerdings ist bei den ganz kleinen Größen schwierig; die klingen eben weil sie so klein eigentlich immer quäkig. Das ist eine Frage der Physik und da kann man auch mit sehr viel Aufwand und Erfahrung nur bedingt gegen wirken.

Vielen Dank für Eure Ansichten und Ratschläge, meine Tochter ist grad am wechseln auf eine 3/4 Geige, welche wir voraussichtlich mieten werden ( die Halbe kostete 60€/Jahr). Ich kenn mich da jetzt nicht so genau aus, aber das Quitschige hielt sich in Grenzen. Evtl. machts Sinn das Leihinstrument mal einem Geigenbauer/in zu zeigen um tatsächlich, wenn mans den hört, ein besseres Instrument zu leihen.

Die Frage ging dann schon ein wenig in die  Zukunft zu einer ganzen Geige, hier ist die Auswahl einfach riesengroß. Der erste Anruf war bei einem Internethändler der bessere Geigen für c. 280 € angeboten hat. Der letzte bei Geigenbau Moes+Moes, die glaubhaft versicherten ein Instrument unter 5000€ wird schwierig, und auch nur eingeschränkt sinnvoll (leider zu teuer für uns).

Dazwischen gabs überarbeitete ältere  Geigen aus Sachsen , Neue überabeitete aus deutscher Produktion, Yamahageigen, alle so im Preisbereich bis 1500 €- und eben die aus Mittenwald für ab 2000€.

Natürlich wird sie so viele wie möglich anspielen , wenn meine Tochter dann 11-12 Jahre alt ist, kann sie bestimmt beurteilen welche ihr im Moment am ehesten zusagt. Für  die Perspektive wirds schon schwieriger.Da muß man sich wohl in die Hände eines seriösen Händlers begeben.

Zum machbaren Preis kann ich sagen, eine Geige für 700€ kann schnell zu teuer sein, wenns nach kurzer Zeit nicht mehr ausreicht, eine für 2500€ geeignet für die nächste 10 Jahre ist nicht zu teuer.

Geigen für 5000€ und mehr kann sie sich als Erwachsener noch kaufen und wenn sie denn dabei bleibt , auch beurteilen.

Wie würdet Ihr es bei Euren Kindern machen?

viele Grüße Rudi und Clara

ich habe eine wunderbare alte Mittenwaldgeige, die Sie sehr günstig erwerben könnten, wenn Sie mich unter folgender Handynummer kontaktieren. 0176/70716063

Alle weiteren Dinge könnten wir telefonisch besprechen

Meiner Ansicht nach hat die Frage, ob eine Geige ausreicht oder nicht weniger oder zumindest nicht direkt mit Können und Lernfortschritt zu tun und mehr damit, in welchem Rahmen das Instrument genutzt werden soll. Der Hauptunterschied (natürlich spielen noch andere Kriterien wie eine gute Ansprache eine Rolle) zwischen teuren und billigen Geigen ist die Fähigkeit, auch einen leisen Klang klar in einen großen Raum zu projizieren. Wenn man aber nur aus Spaß an der Sache ohne Publikum für sich selbst oder in einer kleinen Gruppe spielt, ist diese Eigenschaft nicht so wichtig und es lohnt, dafür viel Geld auszugeben. Anders sieht es natürlich aus, wenn man als Teil einer größeren Gruppe ist, da muss die Geige mit denen deren anderen Ensemblemitglieder mithalten können. Je ambitionierter das Ensemble ist, desto eher kommt man in die Situation, dass eine billige Geige nicht ausreicht.

Die Frage ist, was wird Deine Tochter in Zukunft wirklich braucht und was nur "nice-to-have" wäre. Das ist schwer abzuschätzen.

Ich selbst spiele eine Geige aus der Manufaktur Ernst-Heinrich Roth. Die hat 1990 wenn ich mich richtig erinnere 4000 DM gekostet; wenn man die Inflation berücksichtigt entspricht das heute knapp 4000 Euro. Damals hieß es, damit könne ich ein Geigen-Studium beginnen, müsste mich aber in dessen Verlauf doch nach etwas Besserem umgucken. Da ein Geigen-Studium für mich - obwohl meine Mutter sich das gewünscht hätte - unrealistisch war, bin ich nie in die Verlegenheit gekommen, etwas Besseres suchen zu müssen, und ich denke auch nicht dass das noch passieren wird.