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Hallo zusammen, ich bin derzeit auf der Suche nach einer Diskantgambe. Ein lokaler Geigenbauer hat mir gestern ein Exemplar für 2900 vorgeschlagen, dass er selber bei einem China-Importeur kauft und "spielfertig" macht. Nun habe ich herausgefunden, dass er beim Importeur (IESTRA) 1300 Euro für dieses Instrument bezahlt. Nun frage ich mich, ob der vom Geigenbauer genannte Preis gerechtfertigt ist. Wenn ich richtig informiert bin, liefert der Importeur das Instrument bereits vollständig.
Ich kann nur Raten, den Geigenbauer darauf anzusprechen.
Ein in China "spielfertig" gemachtes Instrument ist in den meisten Fällen nicht tauglich und wird von vielen Geigenbauern komplett neu überarbeitet (Wirbel nachpassen, Steg erneuern, Stimmstock, Griffbrett und Sattel nacharbeiten...). Auch sind Chinasaiten i.d.R. nicht brauchbar und müssen erneuert werden. Von der Endsumme müssen die o.g. Kosten, MwSt und der jeweilige Einkommensteuersatz heruntergerechnet werden, dazu sind die Versandkosten abzurechnen. Das alles zusammen ergibt durchaus Kosten über 1000,-Euro, die der Geigenbauer mit einkalkulieren muss.
Ist es sicher, dass es sich um exakt das gleiche Modell handelt?
Ich kenne die Gamben des Großhändlers nicht, dies sollte der Geigenbauer beantworten können.
Okay, dass ggf. noch so viel zu tun ist, war mir nicht bewusst. Ich dachte, dass Nacharbeiten nur bei den wirklich günstigen Import-Instrumenten weit unter 1000 Euro notwendig wären.
Es handelt sich definitv um das gleiche Modell. Der Geigenbauer hat mir vier Ausführungen von 1800 bis 2900 Euro auf dem Papier vorgestellt. Auf seinem Smartphone hat er mir dann ein Foto gezeigt, wo ich den Namen des Importeurs/Herstellers erkennen konnte. Dort habe ich mir nach dem Gespräch einen Katalog für Händler angefordert und darin genau die vier Modellvarianten wiedergefunden (dort von 700 bis 1300 Euro). Sollte der Geigenbauer tatsächlich all die oben genannten Arbeiten durchführen, ist der Aufpreis natürlich gerechtfertigt. Fürs einfache "Durchreichen" wäre mir das jedoch zu viel.
Kurz eine Frage am Rande (ich will dafür nicht extra einen Thread eröffnen): Einige Gamben haben einfache Verzierungen im Griffbrett, so wie diese hier:
http://i.ebayimg.com/00/s/MTAyNFg3Njg=/z/xgYAAMXQlgtS4Rto/$_20.JPG
Kann man sich so etwas auch nachträglich vom Geigenbauer einarbeiten lassen? Und handelt es sich bei so etwas grundsätzlich um aufwändige Einlegearbeiten oder bekommt man ein solches Ergebnis auch einfacher hin?
Da das Griffbrett stark beansprucht wird und gegebenenfalls abgezogen werden muss, lässt sich so eine Einlage nur ähnlich dem Adergraben in aufwändiger Arbeit ähnlich einer Intarsie einlegen.
Hallo Celador,
da ich einige Zeit intensiv auf der Suche nach einer für mich passenden Bassgambe war, möchte ich hier meine Erfahrungen dazu schildern, die sich möglicherweise auch auf Diskantgamben übertragen lassen. Zunächst hatte ich aus preislichen Gründen auch mit asiatischen Manufakturinstrumenten geliebäugelt und mir die Angebote von IESTA angeguckt und mir detaillierte Informationen über Modelle und Preise eingeholt. Ein Probespiel bei den überaus hilfsbereit und transparent sich zeigenden IESTA-Leuten kam aber aus praktischen Gründen nicht zustande. Allerdings hatte ich Gelegenheit, bei einem holländischen Gambenbauer eine der „Lu-Mi“-Gamben auszuprobieren (die in Deutschland vertrieben werden bei www.stegmiller-online.de), die wie die von IESTA ebenfalls höherwertige chinesische Manufakturinstrumente sind, einen recht guten Ruf genießen, hochwertig gebaut sind und in der Tat auch ordentlich klingen (jedenfalls das mir vorliegende Exemplar nach Richard Meares).
Als ich dann aber einige gebrauchte Manufaktur- und Meisterinstrumente einheimischer Produktion ausprobiert hatte , kam ich zu dem Schluss, dass erstens mit etwas Geduld und Glück für die gleiche oder nur geringfügig größere Geldinvestition sich gleichwertige (i.S. von Klang, Bespielbarkeit) Instrumente aus einheimischer Produktion finden lassen, wenn man von Privatpersonen kauft. Außerdem haben sich bei mir durch fortschreitenden Vergleich die Ansprüche derart geändert, dass ich mich zweitens dazu entschloss, mir eine Gambe nach meinen Vorstellungen von einem hiesigen Gambenbauer bauen zu lassen. Das hat selbstverständlich mehr gekostet (etwas mehr als das Doppelte im Vergleich zu Lu-Mi und IESTA, die ja bei den teureren Bassgamben über 3000 Euro liegen), ist aber, zumindest in diesem Fall, qualitativ von den von mir ausprobierten Manufakturinstrumenten weit abgehoben und m. E. insofern vom Preis-Leistungsverhältnis her mehr als gerechtfertigt.
Wie auch immer Du Dich entscheidest, ich würde Dir raten, möglichst viele Instrumente vor einem Kauf auszuprobieren, falls Du das nicht das nicht schon gemacht hast bzw. noch keine klare Vorstellung hast, wie ein für Dich passendes Instrument klingen und sich anfühlen sollte. Es schadet auch nicht, einmal Gambenbauer/innen zu kontaktieren, nett zu fragen und dann ein hochpreisiges Meisterinstrument auf sich wirken zu lassen, manchmal haben die aber auch Leih- oder Manufakturinstrumente.
Hier noch ein paar Suchtipps:
Die Gambe mit den Intarsien von Deinem Link (oben) scheint von dem belgischen Händler zu stammen, der unter www.violedegambe.com und bei Ebay-Kleinanzeigen (privat) inseriert, zu sagenhaften Preisen (bildschöne Diskantgamben zu ca. 1200 Euro!). Ob die Instrumente etwas taugen, kann ich allerdings nicht sagen, außerdem hält der Händler sich äußerst bedeckt, was die Herkunft der Instrumente anbetrifft (ich war mit ihm in Kontakt). Dabei ist es ja völlig in Ordnung und m. E. auch gar nicht denkbar, dass die Instrumente nicht aus Fernost stammen. Weitere Manufakturinstrumente chinesischer Herstellung gibt es „natürlich“ bei dem großen Musikhaus Thomann, mit dem Vorteil der Option der Rückgabe bei Nichtgefallen (gibt es das eigentlich auch bei dem IESTA-Angebot "Deines" Gambenbauers?), außerdem osteuropäische Gamben bei www.gambe.de (Diskantgambe ab ca. 1600 Euro).
Auf der Plattform viola-da-gamba.org (Seite der Viola-da-gamba-Gesellschaft für den deutschsprachigen Raum) finden sich viele Inserate guter gebrauchter Gamben, außerdem würde ich allgemeine Kleinanzeigenportale wie quoka mal eine Zeit lang durchchecken, da wird immer wieder etwas von privat angeboten.
Konkreter Tipp: Der sehr gute Gambenbauer Günter Mark aus Bad Rodach hat auf seiner Seite (www.gkmark.de) eine von ihm gebaute Diskantgambe im Angebot, die nur unwesentlich teuer als die von Dir ins Auge gefasste Manufakturgambe ist.
Viel Erfolg bei der weiteren Suche und herzliche Grüße
Ostinato
Hallo Ostinato,
vielen Dank für die ausführliche Antwort und Entschuldigung, dass ich mich nicht dazu gemeldet habe. Ich war Ende Mai im Urlaub und irgendwie ist die Benachrichtigungs-Mail vom Forum total an mir vorbeigegangen. Habe deinen Beitrag also erst gestern entdeckt.
Mir kommt vieles in deinem Bericht sehr bekannt vor. Auch ich habe mir neben den IESTA-Instrumenten die Lu-Mi-Gamben angeschaut. Die sagen mir in vieler Hinsicht noch mehr zu. Mein Wunschmodell mit geschnitzter Schnecke ist jedoch vorerst nicht zu haben, da der "Schnitzer" das Unternehmen verlassen hat. Auch auf gambe.de habe ich mich umgeguckt. Leider hat der osteuropäische Partner finanzielle Schwierigkeiten und es können derzeit keine Gamben angeboten werden. Ansonsten natürlich ein sehr attraktives Angebot.
Mit Herrn Mark hatte ich auch schon Kontakt, er wird im Herbst ein Instrument fertigstellen, dass dem von dir genannten sehr ähnlich ist, aber auf Grund anderer Hölzer noch ein wenig günstiger sein wird. Optionen sind also in Hülle und Fülle vorhanden. Ich spiele auch mit dem Gedanken, mir vorerst ein schlichtes Einstiegsinstrument von Lu-Mi zu kaufen (1400 Euro) und in ein zwei Jahren auf ein deutsches Meister-Instrument umzusteigen, mich das Spielen bis dahin immer noch mit Freude erfüllt.
Die Thomann-Instrumente überzeugen mich zumindest auf den ersten Blick nicht. Auf den Produktfotos wirkt es so, als sei das Instrument einfach in den Lack-Eimer getaucht worden ;) :
http://www.thomann.de/thumb/bdbmagic/pics/bdb/274520/6882400_800.jpg
Aber das muss ja nichts heißen.
http://www.ebay.de/sch/m.html?_odkw=baroque&a ... kw=viola+da+gamba&_sacat=0
hier gibt es auch die unterschiedlichsten gamben/ sonstige streichinstrumente, angeblich alle handgebaut. die sehen allerdings auch nicht aus, als wäre der lack sparsam verwendet worden xD
der zoll für geigen liegt übrigens bei unter 4% also das sind keine enormen kosten....
Ja, die Ebay-Angebote habe ich auch schon gesehen. Interessant auch die Metallbünde :/. Ich habe mir aber inzwischen beim Geigenbauer Cédric Dombret aus Belgien eine Gambe bestellt. Ebenfalls aus China, aber wunderschön. Ich werde dann noch mal berichten.
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