Auguste-Sebastian Bernadelgeigen < | wie nutzt man ein Korg Stimmgerät | > Accord |
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Hallo! Jemand, der eigentlich das absolute Gehör hat, kann leider seine Geige nicht stimmen. Sobald Aufregung hinzukommt oder Zuhörer, ist alle ansonsten vorhandenen Sicherheit und Freude am Spiel leider WEG!
Man hört bei anderen sehr wohl, ob sie ihre Geige richtig stimmen, oder nicht. Nur bei einem selbst klappt das einfach nicht! Es passiert sogar, daß jemand, der seine Geige offensichtlich unsauber gestimmt hat, meint, einen beim Stimmen des Instruments berichtigen zu "müssen".
Lange Rede kurzer Sinn: man ist total verunsichert, wenn es ans Stimmen geht und zugleich hat man einen Widerwillen gegen unsaubere Töne!
Das absolute Gehör bringt einem zudem wenig, wenn das A einer Orgel viel tiefer ist, als das A, mit dem man üblicherweise übt. Es fällt schon schwer, die Geige auf ein kurz gegebenes A zu stimmen, weil man länger bräuchte, als alle anderen Wenn man das liest, würde man nicht erwarten, daß so jemand gar nicht schlecht an sich spielt und generell liebend gerne viel mehr spielen würde, wenn man nur nicht so schrecklich unsicher wäre.
In dieser Verzweiflung hat man sich nun ein Stimmgerät besorgt (Korg).
Nur wie bitte geht man damit korrekt/optimalst vor, wenn man zuhause für sich die Geige stimmt oder aber, wenn man im Rahmen eines Orchesters sein Instrument nach einem vorgegebenen Ton stimmt?
Und wie trainiert man anhand dieses Gerätes am besten meine Fähigkeiten, doch auch evtl. ganz ohne ein solches Gerät auskommen zu können?
verehrte(r) coma
ich weiß nicht, ob Du von Dir selbst oder jemand anderem sprichst. Deswegen unterstelle ich der Einfachtheit halber mal, Du seist es selbst. Und Du biegst Dir (und gfls. ihm/ihr) die kommenden 'Dus' richtig hin:
Du hast kein Hörproblem! Du hast schlicht ein Namensproblem. Du kannst Tonhöhen absolut wiedererkennen. Perfekt. Das ist das Wesen des absoluten Gehörs. (Daneben hast Du, wie jeder andere Geiger auch, die Fähigkeit, schwebungsfreie reine Intervalle im Zusammenklang zu hören, insbesondere unsere violonkonstitutiven Quinten).
Nun könnte die Frequenz, die Du bisher mit dem Namen 'A' verbindest, ja auch einfach 'Dachziegel' heißen. Oder 'Katzenpfote'. Diese Verknüpfung zwischen Namen und Bedeutung (Frequenz) ist frei wählbar - auch für Dich als Absolut-hörer.
Die Lösung für Dich ist also trivial: Schaff Dir eine Reihe von A-Namen und verbinde sie mit verschiedenen Frequenzen, also etwa
- a-modern -> 443 hz
- a-traditionale -> 440 hz
- a-barock -> 435 hz
Na klar, das must Du lernen / trianieren. Wie Vokabeln. Aber das ist ja Deine Fähigkeit: Frequenzen an sich absolut wiedererkennen zu können. Und keine Angst, Du brauchst nicht für jede Frequenz zwischen 420 und 450 einen eigemen A-Namen. Die Nicht-Absoluthörer machen es Dir einfach. Sie nutzen diese wenigen a's, selten andere.
Und was das Stimmen angeht, ist die Sache dann einfach: switch einfach zu dem a(Namen), den diese 'minderbemittelten-Relativ-Hörer' gerade zumuten (so darfst Du sie natürlich nur für Dich nennen ;-) ).
(BTW: Auch Du als Absoluthörer kommst nicht drum rum zu akzeptieren, dass es die absolut-saubere Spielweise nicht gibt. Niemals. Das geht rein mathematisch nicht. Details dazu unter 'Mysterium Intonation und Doppelgriffe' in diesem Forum)
hoffe es hilft P.
Mir hat ein Feinstimmer für die A-Saite über diese Unsicherheit geholfen. Mein aktueller "Trick" als Absoluthörer ist mir vor dem Stimmen klarzumachen auf welches a nun gestimmt wird. 440Hz ist für mich ein "tiefes a", 442 ist ein bisschen tiefer, 443 höre ich "automatisch" und 444 ist ein bisschen höher. ;) Bis jetzt hat es noch keiner gemerkt. ;)) 435 ist der absolute Albtraum... Um immer sauber intonieren zu können übe ich immer bewusst mit verschiedenen Stimmtonhöhen. Mir hilft es.
that's it. P.
Das Korg-Orchester-Stimmgerät bringt überhaupt nichts! Beim Stimmen hörte ich schon eine Verstimmung, bevor das Gerät eine Abweichung anzeigte. Also habe ich es zurückgesandt und mir ein Stroboflip von Peterson geleistet, welches leider ein mehrfaches kostete.
Ich höre auch absolut, und brauche deshalb eigentlich gar kein Stimmgerät. Dieses Jahr habe ich es auch noch nicht benutzt, und letztes Jahr ein- oder zweimal eher spielerisch (das Stroboflip ist schon ein schickes Ding!). Probleme mit dem Stimmen hatte ich eigentlich nie, es geht bei mir schneller als bei den meisten Profis. Und dabei bin ich ein Laie auf der Geige. Allerdings habe ich Feinstimmer für alle 4 Saiten, das hilft natürlich enorm.
Das Problem von coma kann ich nicht nachvollziehen, das eigene Instrument hört man doch immer laut genug? Als Kind hatte ich Probleme mit verstimmten Instrumenten, wenn ein Klavier um mehr als einen Viertelton abgesackt war, war es für mich unspielbar. Mittlerweile spielt es für mich aber keine so große Rolle mehr, im Notfall kann mich mein Gehör um fast einen Halbton verbiegen. Ob 435 oder 443, darauf kann ich Ohr und Geige schnell umstellen. Die Klangfarbe meiner Geige ist allerdings bei 435 Hz schon deutlich anders als bei 440/3.
Einmal wurde zusammen mit einer alten Orgel 415 Hz verlangt, das war für mich schlicht nicht machbar. Ich hätte das Stück transponieren müssen, was aber zu völlig anderen Griffen und Saitenwechseln geführt hätte. Vom dann fehlenden g mal ganz abgesehen.
So wie ich es verstanden habe hat Coma nicht das Problem nicht stimmen zu können, sondern wird von einer totalen Unsicherheit beim Stimmen überfallen sobald jemand zuhört.
"Mein" a das ich innerlich höre hat 443Hz. Als Kind habe ich immer automatisch auf 443Hz gestimmt. Ich konnte gar nicht anders. Dumm nur, wenn die Oboe ein 444er a vorgibt... Dann war es für mich schwerer, da ich bewusst höher stimmen musste.
Du hast schon Recht, man kann sein Gehör auf ein anderes a "umstellen", wenn man aber total verunsichert ist, dann wird das kaum klappen. Ein Feinstimmer kann hier etwas mehr Sicherheit bieten. Wenn dann die Sicherheit da ist, geht es auch wieder ohne Feinstimmer nur mit den Wirbeln.
Ich persönlich finde es mit den Wirbeln deutlich leichter, da man einfach etwas tiefer geht und dann so lange nach oben stimmt bis es passt. Wenn man allerdings verunsichert ist und daran zweifelt wie der Ton jetzt genau sein soll, dann ist ein Feinstimmer hilfreicher.
Sind die Schwierigkeiten wirklich eine Frage des Hörens? Mir geht es manchmal so, dass ich höre, die Saite ist etwas tief. Also stimme ich sie höher. Danach ist sie etwas zu hoch. Also stimme ich sie herunter, woraufhin sie wieder etwas zu tief ist, also wieder hoch und wieder runter und wieder hoch... Das hat weniger mit dem Hören zu tun als mit der Feinmotorik. Ist es bei Dir genauso? Bei diesem hin und her verliert man irgendwann der Referenzton aus dem Ohr. Ich habe kein absolutes Gehör, aber ich könnte mir vorstellen, dass es ein ziemliches Problem ist, ein a im Gehör zu halten, dass nicht dem a entspricht, das man gewohnt ist. Wenn es so ganz knapp daneben ist, hilft es mir, erst mal einen ganzen Ton tiefer zu stimmen. Dann treffe ich den Zielton leichter. Warum weiß ich auch nicht so genau, aber so ist es halt.
Letztlich läuft es darauf hinaus, zu wissen, wie sehr sich der Ton ändert, wenn man den Wirbel oder Feinstimmer ein gewisses Maß dreht. Das sind Erfahrungswerte, die man im Verlauf der Zeit bekommt. Da hilft nur üben, üben, üben. Verstimme Deine Geige absichtlich und übe, sie mit so wenig hin und her wie möglich auf den Zielton zu bringen. Ich kenne das Korg-Stimmgerät nicht. Meines hat zwei Zinken und keine Batterie, aber wenn es möglich ist, übe mit verschiedenen a. Das sollte helfen, Dir die verschiedenen A-Namen, von denen peerceval und sofie gesprochen haben, in Dein Ohr zu kriegen.
Ein anderer Aspekt wäre vielleicht, dass das Instrument auf verschiedene Stimmungen unterschiedlich "willig" beim Stimmen reagiert. Jahrelang auf Basis 440 gestimmt und dann mal ganz schnell eben auf 443 stimmen - und das vielleicht noch unter Orchesterbedingungen, wo man gerade neu eingestiegen ist und zusätzlich noch unter kritischer Beobachtung steht... - das schafft massive Verunsicherung, und das absolute Gehör verstärkt das noch in solch einer Situation!
Meine Geige mag es nicht, immer hin und her gestimmt zu werden.
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