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Zugeordnete Kategorien: Noten - Spieltechnik
Hallo!
wenn ich geige spiele, dann benutze ich sie zu über 50% für Improvisationen. Um meine Parts eindrucksvoller zu gestalten würde ich gerne eine große Sammlung von Läufen "intus" haben, die ich dann einfach nach Belieben spontan spielen kann wenn mir danach ist. Gibt es schon einen Autor, der eine Sammlung von Läufen (einfache Tonleitern/Terzen bis zu komplexen komplizierten Tonfolgen, die sich rauf und runter schrauben) herausgegeben hat? Ich könnte natürlich auch selbst welche erfinden, von anderen Musikern abhören etc aber wenn ich das in Noten vor mir habe kann ich erfahrungsgemäß viel besser und kosequenter daraus üben.
lg, Aaron
Hallo Aaron!
"Das größte Verbrechen eines Musikers ist es Noten zu spielen statt Musik zu machen." Isaac Stern.
Die Frage nach der Improvisation sollte man freilich eingrenzen, weil diese je nach Kulturkreis sehr unterschiedlich sein kann; arabische Musik läßt sich schlecht mit Jazz vergleichen oder indische Musik mit der Melismatik des europäischen Mittelalters. Klar sollte sein: Weltweit wird die meiste Musik improvisiert und die Notation in Skalensystem ist bei uns auch nicht so alt, so ungefähr 1300 Jahre und hat erst im 17. Jh. ihre heutige Form erreicht, von graphischer Notation etc. ab dem 20 Jh. brauchen wir hier nicht zu sprechen.
Bleiben wir in unserem Kulturkreis (ohne Microintervalle) und überlegen uns was Melodien ausmacht: Skalen(ausschnitte), Intervalle, Dreiklangsbrechungen, Rhythmik, Dynamik. Viel mehr ist es nicht.
Also, zunächt mal Skalen lernen und mit der Pentatonik http://de.wikipedia.org/wiki/Pentatonik#Volksmusik anfangen. Hat zwar in der Kunstmusik für sich alleine keine so große Bedeutung, trotzdem sollte man sie in allen Variationen auf dem Instrument beherrschen (!), nicht nur theoretisch kapiert haben. Reicht für Vielerlei, vom Blues über bayerische Volksmusik bis zur Kunstmusik in Japan.
Und dann kommen die diatonischen Kirchentonarten http://de.wikipedia.org/wiki/Kirchentonart . Zwei sind ebenfalls seit dem 17. Jh. übrig geblieben, ionisch (=Dur) und äolisch (=moll), die anderen muß man sich erarbeiten, sollten in jedem Lehrwerk für Jazz enthalten sein. (Keine Ahnung, ob z.B. "Jazz Improvisation auf der Geige" von M. Oechsner etwas taugt, ich kenne es nicht.) Und auch hier gilt: Beherrschen (!), von jedem Ton aus sicher spielen können.
Intervalle ergeben sich von selbst, wenn man einen oder mehrere Töne einer Skala wegläßt, bei den Akkorden mit Dur- und Molldreiklängen anfangen und mit der Zeit mehr Töne dazu nehmen (7/9/11...) und natürlich die Sonderformen wie sus4, maj.7 etc. nicht vergessen. Und natürlich auch außerhalb des Dur/moll-Systems probieren!
Tonfolgen: Da haben uns die Alten Meister einen unerschöpflichen Vorrat hinterlassen. Da braucht es nichts neues. Gerade "die Italiener" haben uns da soooo viel überliefert, mal langsam und ganz bewußt Tartini, Vivaldi oder Paganini spielen und dabei analysieren: Welche Skalen(ausschnitte), welche Intervalle, welche Dreiklangsbrechungen, welche und wie Tonartwechsel, das gleiche für den Rhythmus - da kann man so viel entdecken. Und Bach ist für alles und immer der beste Lehrmeister!
Irgendwann konnten die Musiker "dank" Notenfixiertheit keine Kadenzen mehr spielen, ruhig auch mal auskomponierte Kadenzen, nicht zuletzt von Mozart-Konzerten, studieren. Und bleibe selbst bitte nicht so notenfixiert, gerade das Hören und Nachspielen ist eine gute Übung. Wie wird wohl in weiten Teilen der Welt mit nicht notierter Musik gelernt? Genau - durch Zuhören und Nachahmen!!!
Nimm Dir gaaanz einfache Stücke, das kann "Alle meine Entchen" sein, spiele das mit verschiedenen Rhythmen, lasse Töne weg, greife mal bewußt einen "falschen" Ton, füge Töne hinzu, spiele leichte Stücke (ohne Noten!) auch mal rückwärts... So viele Möglichkeiten!
Und suche Dir jemand mit dem Du zusammen spielen kannst: Ein paar Akkorde als Grundgerüst und dann einfach los.
Grüße
Thomas
Hallo Thomas!
Danke für deine ausführliche und leidenschaftliche Antwort, ich glaube ich wurde inspiriert ;)
Der Grund, weshalb ich nach Noten fragte ist, dass ich mich, wenn ich frei spiele nicht gut konzentrieren kann. Ich gerate viel zu schnell in unkontrolliertes Improvisieren hinein - das ist dann wie ein rausch, macht eh eine Zeit lang spaß aber der Lerneffekt ist begrenzt, weil ich eben unkonzentriert bin.
Jetzt sagst du, die alten Meister bieten schon unzählige interessante Tonfolgen die nur mehr erschlossen werden müssen. Das finde ich interessant. Ich werde das mal ausprobieren was du sagst und sehen ob ich da auch für mich was entdecken kann. Ich glaube ich werde endlich mal mit Vivaldis Jahreszeiten anfangen die wollte ich ohnehin immer schon spielen :) Bach ist noch besser sagst du? Dann werde ich auch ihn zu rate ziehen
Und welchen Nutzen habe ich davon, ein Lied rückwärts zu spielen? Es wäre zugegebenermaßen eine gute Konzentrationsübung und vielleicht auch ein Spaß aber passt das ins Kapitel Improvisation und Läufe?
Ich glaube es würde mich langweilen, Stücke in alternativen Rhythmen zu spielen (bzw töne auszulassen), auch darin erkenne ich den Sinn nicht wirklich, magst du mich diesbezüglich auch noch mehr erleuchten? ;)
Und Was du am Anfang beschreibst ist zusammengefasst: Kirchentonleiter-Akkordzerlegungen in allen Variationen rauf und runter üben? Ist naheliegend, wieso bin ich da noch nicht von selbst darauf gekommen... Das kann ich natürlich auch ohne Noten
Vielen Dank nochmal Thomas
Hallo Aaron!
Danke für Deine Antwort! Leider muß ich jetzt gleich ins Bett und bin übers Wochenende nicht da (Bassistentreffen ), mehr dazu Sonntag Abend oder Montag.
Höre Dir vielleicht mal ein paar improvisierende Geiger auf Youtube übers Wochende an und achte darauf wie sie Themen entwickeln. Die meisten kommen von Jazz, lohnt sich aber (trotzdem). Eine spezielle Seite zum Jazz auf der Geige gibt es hier: http://www.jazz-geige.de/. Und hier ein paar Empfehlungen von mir:
- Jean-Luc Ponty
- Stephane Grapelli (auch mit Yehudi Menuhin)
- Jerry Goodman (The Flock, Mahavishnu Orchestra, Dixie Dregs)
- Sugarcane Harris (einer der ersten E-Geiger, leider völlig in Vergessenheit geraten)
- Michael Galasso (mehr New Age/Minimal Musik - leider vieeeel zu früh verstorben, ein trauriger Verlust, ich kannte ihn persönlich)
- Yehudi Menuhin mit Ravi Shankar
Grüße
Thomas
Ja, das war auch meine erste Idee, die ganzen Tonleitern einschließlich Kirchentonleitern kennen lernen, wie hier z.B.:
http://www.klausrohwer.de/privat/hobbies/jazz/harmonie.htm
oder Phrasen aufbauen auf ausgewählten Tönen von Tonleitern:
http://www.youtube.com/watch?v=5siDqWIN2f0&NR=1
Wobei ich sagen muss, ich selber kann das (noch) nicht, würde aber gern über tonleiterideen gekonnt improvisieren. Aber ich denke bis das spielerisch geht, muss man schon viele Jahre Tonleitertraining machen- im Moment bin ich da noch weit entfernt - mich locken immer die vielen die unendlich vielen Geigenstücke, die es zu entdecken gilt - und hat man eins, stehen dahinter schon wieder 100 (derte)...
Aber Tonleitern betreffend hätte ich ein paar Links:
http://petrucci.mus.auth.gr/imglnks/usimg/0/0 ... eck_Complete_Scale_Studies.pdf
http://petrucci.mus.auth.gr/imglnks/usimg/b/b ... 19882-Sitt_Scale_studies_v.pdf
http://conquest.imslp.info/files/imglnks/usim ... -PMLP410765-Wessely_Scales.pdf
http://petrucci.mus.auth.gr/imglnks/usimg/7/7 ... 198244-HrimalyScaleStudies.pdf
Wenn dir die zu popelig sind, gibts es ja noch den Flesch ....
Hier sind noch ein paar Jazz-sc ale studies
http://www.youtube.com/watch?v=rWdXyKZnL2U
http://fiddlerman.com/studies-etudes-and-music/jazz-scales-and-improv/
und hier noch eine gypsy jazz improvisationsanleitung
http://www.youtube.com/watch?v=E2jB8xwwnUc
Auf violinists forum gibt es einen Thread zu Musikbeispielen mit besonders schönen Tonleiterpassagen.
HIer ist eine davon:
http://conquest.imslp.info/files/imglnks/usim ... _Play_for_Violin_and_Piano.pdf
Und hier kannst du noch andere Titel finden:
http://www.violinist.com/discussion/response.cfm?ID=24810
Arvo Pärt Spiegel im Spiegel - nur ein bisschen laaaaaa......aaangsam:
Interessant auch der Verkehr in SanFrancisco 1906
http://www.youtube.com/watch?v=1Y9RgbGLLfE
Flesch Skalensystem
Galamian Contemporary violin Technique
...jede Menge Tonleitern, sogar in Doppegriffen...
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