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Was haltet ihr von dieser Geige??

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Tinchen Profilseite von Tinchen, 07.09.2013, 12:58:51
Was haltet ihr von dieser Geige??

Hallo ihr Lieben.

Ich bin auf der Suche nach einer neuen Geige. Hab jetzt 2 Jahre auf einer 120 Euro Geige gespielt und bin jetzt auf der Suche nach etwas "besserem". Ich war gestern bei einem Geigenbauer, um mal zu gucken und da hat man dann echt die Unterschiede gesehen/gehört zwischen meinem Instument und den anderen. Die fingen aber leider est bei 900 Euro an und das Geld hab ich leider nicht und ist mir eigntlich auch zu viel, weil ich denke, dass man auch für weniger Geld ähnliche Geigen bekommt.

Bin auch schon seit Längerem im Internet am stöbern und hatte bei "theviolinproject" auch was gefunden, aber die Seite scheint inaktiv zu sein. Seit ein paar Tagen komm ich da nicht mehr rauf. Oder liegt das an meinem PC?

Nun bin ich auf diese hier gestoßen:

 

http://www.thomann.de/de/otto_jos_klier_orchestervioline_55.htm

 

Kennt jemand diesen Otto Jos. Klier??  Was haltet ihr nach der Beschreibung und den Bildern von der Geige? Ist sie das Geld wert? Ich finde sie sieht ziemlich hochwertig aus, hab aber leider nicht viel Ahnung und wollte mal euch um Rat fragen.

 

MfG Tina

 

 

Aranton Profilseite von Aranton, 07.09.2013, 14:50:54

Die Firma Otto Jos Klier (der Mann selbst ist seit 42 Jahren tot; aber die Firma trägt immer noch seinen Namen) hat - laut Firmenhomepage - schon bei ihrer Gründung Geigen nicht vollständig gebaut sondern sie aus Halbfertigteilen zusammen gesetzt. Ich vermute, das ist - zumindest bei den unteren Kategorien - bis heute so. Und da in Deutschland meines Wissens keine Halbfertigteile von Geigen produziert werden, vermute ich, dass die Schachteln aus Ost-Europa oder China kommen und in Deutschland nur lackiert und mit Anbauteilen versehen werden. Anders wäre es gar nicht möglich, zu diesen Preisen Geigen anzubieten. Wieso das legal ist leuchtet mir zwar nicht ein, aber es ist wohl wie beim Schwarzwälder Schinken: Die Sau kann in Rumänien geboren und Bulgarien gemästet worden sein, solange sie im Schwarzwald geschlachtet wird, gibt sie Schwarzwälder Schinken...

"Orchester Violine" ist diesem Fall meiner Ansicht nach nicht als Qualitätsstufe zu verstehen, die tatsächliche Orchestertauglichkeit garantiert sondern eher ein phantasievoller Eigenname. Das heißt natürlich nicht, dass die Geige für Dich untauglich wäre, aber bei Deinem Budget würde ich nach einer Geige suchen, bei der auf überflüssigen Zierrat wie das Wiener Auge auf dem Saitenhalter verzichtet wurde. So ein Wiener Auge einzulegen kostet Geld, das über den Endpreis für den Hersteller reinkommen muss und nicht in die Qualität der Hölzer oder der sonstigen Verarbeitung geflossen ist. Es ist ein in vielen Branchen beliebter Trick, mit solchem Bling-Bling Qualität zu suggerieren, die gar nicht da ist.

Das war jetzt alles recht negativ. Ich denke schon, dass man für 500€ durchaus brauchbare Anfänger- bis Schülerviolinen bekommen kann. Es muss ja nicht unbedingt handwerklich in Deutschland hergestellt sein. Aber man sollte sich keinen Illusionen hingeben und nicht alles glauben, was Hersteller in diesem Preissegment so erzählen.

Bea Profilseite von Bea, 07.09.2013, 17:31:17

DebianFan spielt eine Otto Klier und äußert sich hier immer hoch zufrieden!

Allerdings würde ich mir nicht einen Holzsaitenhalter anbauen, wenn es unbedingt 4 Feinstimmer sein müssen. Es reicht einer, oder  übergangsweise 2 (für a- und e-Saite), a-Saite eigentlich nur , wenn man die auch aus Stahl hat. (Allerdings habe ich auch einen Feinstimmer an der a-Saite, werde ihn aber beim nächsten Saitenwechsel abbauen- ich stimme doch meist mit dem Wirbel)

Aranton Profilseite von Aranton, 08.09.2013, 19:07:37

Ich wollte nicht behaupten, dass die Otto Jos Klier schlecht ist. Ich wollte nicht, dass da irgendwelche Illusionen vonwegen deutscher Handwerksarbeit dran hängen und darauf hinweisen, dass "Orchester" bei einem Preis von weniger als 500€ etwas hoch getapelt ist.

Wenn das Budget knapp ist, sollte die Geige so daher kommen, dass man nichts für teuer Geld umbauen muss. Und da sollte man sich auch fragen, was für einen Saitenhalter man möchte. Wozu Geld für einen Saitenhalter mit integrierten Feinstimmern ausgeben, wenn man Darm- oder Synthetiksaiten benutzen will, die man ohnehin am Wirbel stimmt? Wenn man aber Stahlsaiten benutzen will, ist ein Saitenhalter mit intgrierten Feinstimmern sinnvoller als einer bei dem sie nachgerüstet wurden.

Allerdings spielt auch eine Rolle, wie gut die Wirbel eingepasst sind. Wenn die schlecht eingepasst wurden, kann auch bei Darm- und Synthetiksaiten das Stimmen am Wirbel sehr schwierig werden. Und wer keinen Vergleich hat, oder das Stimmen als Anfänger noch nicht so richtig beherrscht, merkt diesen Mangel möglicherweise gar nicht und hält es für normal, auch bei diese Saitentypen nicht ohne Feinstimmer auszukommen. Die mitgelieferten Feinstimmer könnten dazu dienen, Mängel bei der Wibeleinpassung zu kaschieren. Das sind Sachen, die man routinemäßig prüft, wenn man eine Geige kauft, die man einer Shopseite jedoch nicht entnehmen kann. Aber wenn man die Geige bekommen hat, ist das eines der Dinge, das aufmerksam überprüfen sollte. Es gibt ja ein Rückgaberecht.

Das klingt schon wieder so negativ; dabei soll es eigentlich nur heißen, dass man bei Instrumenten dieser Preisklasse schauen muss, ob wirklich alles so funktioniert wie es soll. Billiginstrumente können gut sein. Vergangenes Jahr hatte ein Musikgeschäft einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt meiner Stadt. Der Verkäufer dort hat ein Stück gespielt, dessen Namen ich hinterher erfragen wollte. Aber er hat mir die Geige auf der er es gespielt hat in die Hand gedrückt und mich aufgefordert das Stück zu probieren. Es war eine 150€ Geige aus Rumänien und ich war sehr überrascht, wie viel Geige man für dieses bisschen Geld bekommt. Ich würde meine Geige zwar nicht tauschen, aber so viel besser wie sie teurer war (mehr 20 mal so viel...) ist sie auch nicht.

Trotzdem bin ich bei Otto Jos Klier ein wenig skeptisch. Eine Firma, die nach einem seit Jahrzehnten toten Inhaber heißt und bei doch recht billigen Geigen protzige Zierelemente verbaut... Ich glaube halt, dass man mehr Geige fürs Geld bekommt, wenn man ein Instrument kauft, das auf Bling-Bling verzichtet und ehrlich zugibt, aus einer rumänischen oder chinesischen Fabrik zu stammen.

Bei mir in der Umgebung gibt es neben einem Geigenbauer auch ein Musikgeschäft, das eine überraschend große Auswahl an Geigen im niedrigen Preissegment hat. Ich war eine Weile nicht mehr drin, aber das fing glaube ich bei 195€ an. Wenn Du so etwas in Schlagdistanz hast Tinchen, wäre das meiner Ansicht nach eine bessere Anlaufstelle als der Versandhandel. Da wäre einiges unkomplizierter; wenn Du z.B. feststellst, dass der Kinnhalter nicht passt, wird es bei einer im Internet gekauften Geige umständlich; im Laden kann der Kinnhalter relativ problemlos vor dem Kauf getauscht werden. Und Du hast als Kunde vor Ort einen Ansprechpartner bei kleineren Geigenwehwehchen und Routinewartungssachen.

DebianFan Profilseite von DebianFan, 11.09.2013, 15:10:38

Protzige Zierelemente? Ich vermute, dass der Aufpreis fürs Auge im Saitenhalter bei fabriküblichen Abnahmemengen im Centbereich liegt. Wenn hier nicht ohnehin ein günstiger Sonderposten verbaut wurde.

Aranton Profilseite von Aranton, 11.09.2013, 16:11:40

Wenn so ein Pariser Auge klassisch als Intarsie gefertigt wird, ist es minimum eine halbe Stunde Arbeit. Und wenn so etwas maschinell gemacht wird, hat man ziemlich Ausschuss, weil schon winzigste Abweichungen dazu führen, das es entweder nicht hält oder beim Einsetzen kaputt geht.

So ein Pariser Auge ist für den Klang völlig irrelevant. Es ist gut aussehender, aber letztlich überflüssiger Tinnef. Und dass mit Äußerlichkeiten innere Werte vorgegaukelt werden, die gar nicht da sind, ist nun wirklich kein allzu neuer Trick. Dazu kommt: Das Pariser Auge wird dem Kunden ja nicht geschenkt; die damit verbundenen Kosten werden durch die Gewinnspannen beim Zulieferer und Endfertiger mehr als wieder rein geholt.

Meiner Ansicht nach ist das ein bisschen wie beim Gebrauchtwagenkauf. Dass der Wagen frisch gewaschen ist, und vielleicht neue Reifen aufgezogen sind, sagt ja auch nichts über den Zustand des Motors und der Karosserie. Dennoch werden äußerlich gut aussehende Autos oft weniger gründlich sonstige Defekte untersucht und erzielen bessere Preise. Reifen für 400€ lassen den am Markt erzielbaren Preis des Autos um 1000€ oder noch mehr in die Höhe klettern; ohne das sich am Auto selbst irgendetwas geändert hätte. Ich denke, genauso rechnen Hersteller von billigen Geigen, wenn sie Saitenhalter mit Pariser Auge, Ebenholzanbauteile oder Markensaiten montieren. Wenn sie über den Endpreis nicht mehr als die Investition wieder herausholen könnten, würden sie es nicht tun.

Geige Profilseite von Geige, 08.09.2013, 08:24:41
Hallo Bea,
so abwechslungsreich und schön auch Bilder in Beiträgen sein können, von anderen Seiten kopiert unterliegen sie oft einem Urheberrecht und dürfen nicht einfach übernommen werden. (Selbst ein Quellenverweis reicht rechtlich nicht aus und gibt keine Genehmigung zur Übernahme). Ich habe das Bild deshalb herausgenommen.
DebianFan Profilseite von DebianFan, 09.09.2013, 18:01:08

Seit ca. drei Jahren spiele ich eine Violine Nr. 74 von Otto Jos. Klier und bin mit dem Instrument sehr zufrieden. Die Geigen werden wirklich vollständig in Deutschland gebaut (wobei das Herkunftsland aber nicht immer ein Qualitätskriterium sein muss). Klier verwendet österreichische Alpenfichte für die Decke (Bergbäume haben eine besonders enge Maserung, dadurch ist die für den Geigenklang wichtige Dispersion höher) und bosnischen Ahorn für Boden, Zarge und Hals.

Bei den "Meisterviolinen" werden bei Klier Boden und Decke von einem Geigenbaumeister von Hand auf Ton gearbeitet. Eine Nr. 74 kostet aber auch schon um die 1.000,- €. Die Klierbezeichungen "Orchestervioline" (Nr. 55 etc.) oder "Meistervioline" (Nr. 74 etc.) sind aber eher Klassifizierungen der Preisklasse und wohl nicht als Verwendungshinweis zu sehen. Ein Profimusiker im Orchester wird wohl eher nicht ein Instrument von Klier wählen, sondern den zwanzigfachen Preis (und mehr) für eine Violine aus Cremona ausgeben.

Bei meiner Violine waren "ab Werk" Evah-Pirazzi-Saiten drauf. Die sind zwar sehr hochwertig, führten aber wegen ihres hohen Zugs (sind eigentlich Solistensaiten für Profis) auf meinem Instrument ganz unten zu einem leicht "bratschigen" Klang. Deshalb habe ich auf Obligato (mit Silber-D, Alu-A und Gold-E, bei diesen Saiten gibt es bei Obligato noch andere Varianten) in der Stärke "mittel" gewechselt. Die Stahl-E von Obligato ist auf meiner Violine auch gut, die Chromstahl-A und die Alu-D von Obligato habe ich nicht ausprobiert.

Richtig laut ist das Instrument immer noch, aber jetzt sehr fein im Klang. Als Hobbyist werde ich wahrscheinlich kein anderes Instrument mehr brauchen. So gesehen sollte man sich schon überlegen, ob man nicht lieber etwas mehr anlegt und damit die "Geigenfrage" ein- für allemal erledigt. Die Nr. 74 ist mein erstes Instrument, auf ihr habe ich vor ein paar Jahren angefangen, Geige zu lernen.

Ich habe schon etliche andere Geigen ausprobiert (und auch von Profis vorspielen lassen, weil mein Repertoire nur bis in die 7./8. Lage reicht), und ich kenne 5.000-€-Instrumente, welche ich keinesfalls gegen meine Geige tauschen würde. Natürlich kann es auch sein, dass ich einfach Glück hatte, auch in Serie hergestellte Geigen können unterschiedlich ausfallen. Außerdem habe ich mein Instrument ja nachträglich optimiert, nachdem ich ein bischen spielen konnte.

Bei Thomann hat man aber einen Monat Rückgaberecht bei Nichtgefallen.

Meine Tochter hatte eine 1/2-Violine Nr. 55 von Klier, auch dieses Instrument war eines der besseren 1/2-Instrumente unter den Geigenschülern am Konservatorium, vielleicht sogar das beste. Jetzt ist sie aber aus dem Instrument rausgewachsen.

Bei Klier gibt es übrigens auch Bögen, welche von Dörfler stammen (OEM-Ware), aber mit dem Otto-Jos.-Klier-Brandstempel deutlich günstiger sind als die baugleichen Dörfler-Bögen bei einigen Händlern. Ein guter Bogen ist genau so wichtig wie eine gute Violine, Preisvergleiche lohnen sich hier aber besonders.

Bei meiner Nr. 74 war ein Ebenholz-Saitenhalter mit vier integrierten Feinstimmer "serienmäßig" (und ohne Auge ;-) verbaut, ich habe es dabei belassen. Die Wirbel sitzen sehr fest, das habe ich nicht geändert, weil das Instrument auch über Monate die Stimmung hält. Und mit den Feinstimmern bin ich immer der erste, dessen Instrument gestimmt ist. Es geht halt einfach viel schneller als mit Wirbeln. Und schlechter gestimmt ist die Geigen dann sicher nicht, ab der dritten Geigenstunde hat mich mein erster Lehrer das Instrument schon selbst stimmen lassen, weil ich ganz gut hören kann.

Tinchen Profilseite von Tinchen, 11.09.2013, 14:25:10

Danke an euch für die Antworten.

Ich hab sie jetzt nach langem Hin und Her bestellt. Da ich sie zurückgeben kann, kann ich ja nicht viel falsch machen.
Wo hast du deine Geige her, DebianFan? Auch von Thomann? 
War die Geige spielfertig eingerichtet? Also Steg angepasst und so?

Das steht bei dem Angebot bei der Geige, die ich jetzt bestellt habe, nicht mit dabei. Hab da aber angerufen und gefragt und er meinte, die wird spielfertig geliefert. Hoffentlich stimmt das auch. Bin da etwas skeptisch. Naja mal sehen, ich halte euch auf dem Laufenden.

DebianFan Profilseite von DebianFan, 11.09.2013, 15:01:46

Meine Geige hatte ich seinerzeit über meinen Betrieb direkt bei Klier bestellt, weil dort zufällig gerade eine vorrätig war. Normalerweise ist das nicht so empfehlenswert, weil man mehrere Monate auf ein Instrument warten muss. Die bauen die Geigen erst nach Bestellung zusammen. Ist bei den vielen möglichen Varianten ja auch verständlich.

Thomann liefert dagegen direkt ab Lager und auch an Privatkunden. Und gewährt 30 Tage Rückgaberecht. Meines Wissens kommen alle Instrumente von Thomann spielfertig, die haben eigene Fachabteilungen für jede Instrumentengruppe.

Meine Geige kam spielfertig mit seht gut angepasstem Aubert-Steg, verpackt und gepolstert in einem Karton, in den auch ein Kontrabass hineingepasst hätte ...

Sollte Ihnen die Nr. 55 (wider Erwarten) doch nicht gefallen, könnte diese Violine etwas für Sie sein. Sie ist nicht viel teurer und hat Top-Kundenbewertungen. Rückgabe und Umtausch ist bei Thomann kein Problem.

 

 

Tinchen Profilseite von Tinchen, 14.09.2013, 13:40:35

So, die Geige ist heute angekommen.

Also rein optisch hat sie mich im ersten Moment nicht überzeugt. Auf den ersten Blick, sieht sie genau wie meine 100 Euro geige aus, mal abgesehen davon, dass die Farbe fast identisch ist. (vielleicht hatte ich auch ne recht gute "Billiggeige" vorher, ich hab ja nicht so die Vergleiche)

Bei genaurem Hinsehen, fällt dann doch die bessere Verarbeitung auf, besonders an der Schnecke und am Wirbelkasten. Die Feinstimmer sind auch aus Metall und die Zargen und die Rückseite ist geflammt.

Beim Spielen hat sie mich am meisten überzeugt. Der Klang ist warm und angenehm. 

Es war sogar eine Urkunde dabei, allerdings war die Modell Nr. und das jahr mit Hand aufgeschrieben, was ich etwas merkwürdig finde.  Außderdem steht auf der Urkunde, dass die Lackierung aus einer über 100-jährigen Rezeptur, bestehend aus rein natürlichen Harzen ist. In der Beschreibung bei Thomann steht Spirituslackierung. Das hört sich nicht nach einer rein natürlichen 100 Jahre alten Rezeptur an. 

Ich muss sie noch ein bisschen spielen, wenn sie mich dabei weiter überzeugt, werd ich sie wohl behalten. Der Klang ist denke ich das Wichtigste.

 

Tinchen Profilseite von Tinchen, 14.09.2013, 13:46:42

Achja und der Stimmstock steht sehr weit an der Seite, so gerade noch unterm Fuß des Stegs, so wie ich das erkennen kann.

Ist das normal, bzw schlimm? 

Basskind Profilseite von Basskind, 14.09.2013, 13:51:11

Hallo Tinchen!

Zu Deinem vorletzten Absatz: Im Instrumentenbau ist es durchaus üblich, selbst im Hochpreissegment, Blankoformulare oder Zettel zu verwenden die vorgedruckt sind und bei denen relevante Daten per Hand eingetragen werden.

"Spirituslack" wird seit Jahrhunderten verwendet. Das ist zunächst mal Alkohol (vergällt heißt er Spiritus) und Schelllack, dazu kommen weitere natürliche Harze und ggf. natürliche Pigmente um dem Lack eine Farbe zu geben. Insofern ist gegen die Beschreibung des Lacks auch nicht das geringste einzuwenden.

Hier: http://www.hammerl.com/deutsch/ kann man sich etwas schlauer machen, auch bei Wikipedia gibt es einen Kurzartikel zum "Geigenlack"

Grüße

Thomas

Nachtrag wegen Überschneidung: Der Stimmstock darf nie direkt unterhalb des Stegfußes stehen, sondern muß etwas Richtung Saitenhalter verschoben sein! Info von unserem Admin: http://www.geigenbau.com/tippsundtricks/tipps/stimmstock/stimme.html

Tinchen Profilseite von Tinchen, 14.09.2013, 14:42:22

Hallo, danke für die Links :) Bin jetzt schlauer, was den Lack angeht. 

Der Stimmstock steht auch nicht darunter. Er steht zwischen Steg und Saitenhalter, wie es sein soll. Aber das recht an der Saite, also ca auf der Höhe von einem Fuß des Stegs. Aber der Klang ist echt super, von daher wirds schon i. O. sein. :-)

Basskind Profilseite von Basskind, 14.09.2013, 15:28:20

Wenn der Stimmstock rechs vom Steg bei Draufsicht auf die Geige steht, dann führt das zu einer Betonung der tiefen Saiten, mithin insgesamt zu einem wärmeren Klang. Rückt man den Stimmstock mehr zu Geigenmitte ist ein hellerer Kang die Folge. Vorrangig ist hierbei aber die klangliche und dynamische Ausgewogenheit zwischen den Saiten.

Rückt man den Stimmstock Richtung Schnecke (natürlich noch immer "südlich" des Stegs) wird das Instrument brillianter im Ton, Richtung Saitenhalter weicher, dunkler.

Neuester Beitrag Aranton Profilseite von Aranton, 15.09.2013, 11:29:00

Spirituslacke haben außerdem den Vorteil, meist haltbarer zu sein als Lacke auf Ölbasis. Das wird vor allem dann relevant, wenn man in höheren Lagen an den Korpus kommt. Ein Spirituslack verkraftet das ohne Probleme, Öllacke werden durch den Kontakt mit der Haut (bzw. dem dort gebildeten Talg) angegriffen. Daher kommen die Alterrungs- und Gebrauchsspuren alter Geigen.

DebianFan Profilseite von DebianFan, 14.09.2013, 14:52:58

Bei mir ist der Stimmstock auf der "Höhe" des rechten Stegfußes, ca. 1 cm in Richtung Saitenhalter verschoben. Meines Wissens ist das in Ordnung so.

Wenn der Klang in ein paar Jahren als zu "brav" empfunden werden sollte, kann man auf Obligato-Saiten von Pirastro wechseln. Aber Vorsicht: Die Obligatos (PEEK-Kern) sprechen nicht so gut an wie die von Klier mitgelieferten Thomastik Dominant-Saiten (Nylon-Kern) und sind deshalb schwieriger zu spielen.

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