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Zugeordnete Kategorien: Bogen
Hallo,
ich bin ganz neu auf diesem Gebiet.
Und soll im Auftrag meiner Mutter fragen was das für ein Bogen ist.
Er ist von ihrem Opa und war immer sein Heiligtum.
Kann anhand der Bilder jemand etwas sagen?
LG und danke im vorraus
Wolli
http://up.picr.de/14564637wx.jpg
http://up.picr.de/14564640vd.jpg
Das ist vor allem mal ein armer Bogen, wenn er die ganze Zeit so überspannt war. Bei einem Geigenbogen müssen nach jedem Spiel die Haare mit der Schraube am Ende gelockert werden, sonst leidet nicht nur der Haarbezug, sondern auch das Bogenholz, das seine Krümmung und Spannung verliert; und während sich die Haare problemlos auswechseln lassen, kann der Holzschaden irreparabel sein.
Also erst einmal entspannen und schleunigst zu einem ordentlichen Geigenbauer damit, der kann Dir sagen, ob der Bogen etwas wert ist oder war - das ist durchaus möglich, denn Frosch und Beinchen sind hübsch gearbeitet; allerdings scheint das Beinchen (das ist der elfenbeinerne "Kopf" der Schraube am Ende) einen Sprung zu haben. Qualitätsbogen haben in der Regel auch eine Brandmarke mit dem Namen des Herstellers über dem Frosch.
Über dem Frosch ist keine einprägung ;:-(
Aber gespannt war der Bogen nicht. Den habe ich nur für die Fotos gespannt ;-)
LG
Wolli
Dem Geigengott sei Dank! Vielleicht schreibst Du dann, was der Fachmann zu dem Bogen gesagt hat?
Alles Gute, Asmahan
Also ins achtzehnte Jahrhundert würde ich diesen Bogen nicht einsortieren. Eher in die zweite Hälfte des 19. Aus dem 18. Jahrhundert kann er nicht stammen, weil er die Abmessungen eines modernen Bogen nach François X. Tourte hat. Der hat, wenn ich mich recht erinnere, zwar schon in den 1770ern die Bühne des Geigenbaus betreten, aber Jahrzehnte gebraucht, um das Design zu perfektionieren. Außerdem sind verglichen mit echten Tourte-Bögen selbst Stradivaris beinahe ein Massenprodukt. Daher würde ich mal ausschließen, dass dieser Bogen ein echter Tourte ist. Auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts komme ich, weil der verschnörkelte, historisierend an barocke Formen anknüpfende Frosch am ehesten in dieser Epoche in den Zeitgeschmack passt.
In dieser Phase gab es allerdings schon Ersatzstoffe für das extrem wertvolle Elfenbein. Echtes Elfenbein hätte man schon damals aufgrund seines Wertes nur bei sehr hochwertigen Bögen verbaut; Elfenbein-Imitat aus Zelluloid dagegen könnte benutzt worden sein, um billige Bögen optisch aufzupeppen. Aber womit man es hier zu tun hat, kann man anhand von Photos schwer einschätzen. Ähnliches gilt für die Metallteile. Sowohl die Umwicklung als die Metallteile an Frosch und Beinchen könnten von der Optik her sowohl leicht angelaufenes Silber als auch von Natur aus matteres "Neusilber" (eine Legierung aus Kupfer, Zink und Nickel) sein. Wobei Silber für einen hochwertigen Bogen und Neusilber für einen Blender sprechen würde.
Wenn er extra für die Photos gespannt wurde, dürfte dieser Bogen in einem für die wohl recht lange Liegezeit gutem Zustand sein. Dennoch müsste die Bespannung erneuert, die Umwicklung repariert oder ersetzt werden. Das Daumenleder könnte noch in Ordnung sein, aber es könnte auch seine Geschmeidigkeit verloren haben und auch ersetzt werden müssen. Aber das sind recht überschaubare Maßnahmen, die auch bei bespielten Bögen ab und an mal anfallen. Wenn es möglich ist Bilder nachzuliefern: Ein Blick auf die Kopfplatte (das ist der Bereich an dem an der Spitze die Haare mit dem Holz verbunden sind) wäre interessant. Woraus die gemacht ist und wie sie gearbeitet wurde, kann einiges verraten. Und der Zustand der Stange ließe sich mit einem Bild in nicht gespanntem Zustand ein wenig besser beurteilen; aber natürlich nicht so, als hätte man den Bogen in der Hand
Ich würde raten den Bogen einem Experten vorzulegen (einem Geigenbauer oder jemandem, der mit alten Musikinstrumenten handelt), der ihn in Natura beurteilen kann. Wenn der Frosch aus echtem Elfenbein ist, und die Stange nicht irgendwie verzogen ist, könnte der Bogen zurecht ein "Heiligtum" von Wollis Uropa gewesen sein und restauriert einen mittleren (unter Umständen sogar einen hohen) vierstelligen Betrag wert sein.
Hallo Zusammen
Der Bogen dürfte aus dem frühen 20.Jh stammen. Solche "historistischen" Modelle wurden im Vogtland hergestellt und von vielen Händlerfirmen(z.B.Schuster&Co, H.J.Zimmermann,u.a.) in deren Katalogen angeboten. Leider sind die Qualitäten sehr unterschiedlich,so dass man keine Allgemeine Aussage treffen kann,jedoch bekamen die besseren Arbeiten fast immer einen Modellstempel.
Gruß Lyc. Geigenbauer
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