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Hallo,

vor einpaar Wochen Habe ich in meiner Schule eine alte Bratsche gefunden. Sie wurde mindestens 20 Jahre lang nicht mehr gespielt aber besitzt immernoch einen starken, kräftigen, warmen Ton ( vor allem nachdem der Steg ausgetauscht wurde und die alten Darmsaiten ersetzt wurden). Optisch ist dieses instrument ein absoluter Hingucker. Sie glänzt in einem dunklen rotbraun und einem schönen goldfarbenen ton. Der boden ist aus einem Stück. Sie ist bis auf den Hals nicht sehr stark geflammt. Die SChnecke ist auch sehr schön gearbeitet. Im Instrument ist ein Zettel auf dem steht: Hermann Kilian fecit München 1923. Dieser Zettel ist höchstwahscheinlich original. Ich vermute nach meinem Wissen über Streichinstrumente, dass das Instrument nach einem Guarnerimodell gebaut wurde.

Nun möchte ich gerne wissen wie viel so ein Instrument wert ist, da die Schule es nicht mehr braucht und mir überlassen hat.

Vielen Dank im Voraus

Hier der Link zu einer Kilian-Bratsche, die letztes Jahr im Dorotheum versteigert wurde: 

http://www.dorotheum.com/auktion-detail/aukti ... fcf9b158bd9b7a15bc5d0f286cbcf7

Schätzwert war 4000-5000 Euro, gegangen ist sie für 3750.  Also ein ordentlicher Glücksfund, wenn das Instrument echt ist!

Wow, die Beschreibung der Bratsche aus dem Link ähnelt meiner Bratsche sehr bis auf die Farbe des Lacks.Vielen Dank für diesen guten Link. Es ist sehr wahrscheinlich das es eine echte ist. Als ich beim Geigenbauer war um neue Saiten aufzuspannen hat der auch gemeint, dass das ein tolles Istrument sei und das sie bestimmt mehrere tausend euro wert ist ohne genauere Angaben zu machen.

Ich habe noch  drei Fragen. Ist es besser wenn noch die originalen Stimmwirbel, Saitenhalter und Endknopf auf dem Instrument sind? Und kann der Wert auch höher als der der anderen Bratsche sein? da meine optisch wirklich viel schöner ist :) Was kann ich noch tun um das Istrument auf den besten Stand zu bringen?

Hallo Bratsche, ich kenne mich zwar nicht aus im Instrumentenhandel, bin einfach neugierig auf alles, was mit Geigen und Bratschen zusammenhängt. Bei alten Instrumenten ist es für den Wert wichtig, dass sie "in allen Teilen zusammengehörig" sind, das bezieht sich in der Regel aber vor allem auf Corpus, Hals und Schnecke; meine Geige z.B. wurde vor über 200 Jahren mit barockem Hals gebaut, hat aber einen modernen Anschäfter und ist deshalb laut Geigenbauer wesentlich weniger wert als im Originalzustand.

Bei den flexiblen Teilen, die Du nennst, spielt das aber wohl keine so grosse Rolle, da die beim Aufarbeiten eh manchmal ausgewechselt werden müssen. Frag doch den Geigenbauer, was er zu der Sache meint, und lass - falls Du Vertrauen in seine Ehrlichkeit und Kompetenz hast -  das Instrument auch gleich verbindlich schätzen. Ich weiss nämlich auch nicht, wieweit der Schätzpreis eines Auktionshauses dem normalen Handelswert entspricht. Vielleicht schreibst Du dann auch, was dabei rauskommt? 

In der Regel sind Auktionsergebnisse, wie auch die angegebenen Schätzpreise nicht repräsentativ und können deutlich unter dem normalen Handelswert liegen.

Infos zu Hermann Kilian:

geboren in München am 27.2.1875 in Freiburg im Breisgau gestorben 1930. Als Sohn des amerikanischen Bürgers Friedrich Kilian kam er schon als Kind nach New York und kehrte als Zwölfjähriger mit seinen Eltern nach Deutschland zurück, um hier Musik zu studieren. Er wurde ein guter Cellist, der in Deutschland und Italien als Kammermusiker erfolgreich war. Mitglied des bekannten Münchner Streichquartetts, an dessen Spitze damals sein Bruder Professor Th. Kilian stand. Sein großes Interesse für den Geigenbau dessen Geschichte führte ihn bald mit Geigenbauern zusammen und endlich, bereits in seinem 28. Lebensjahr, folgte er seinem sehnlichen Wunsch nachgebend, dem Rat Guiseppe Fiorinis, den Geigenbau zu erlernen.
Mit guten Voraussetzungen und besonderem Fleiß genügte ihm zwei Jahre als Lehrzeit. 1909 eröffnete er seine eigene Werkstatt, die er 1912 der Hofmusikalienhandlung von Alfred Schnid's Nachfolger angliederte. Gleichzeitig übernahm er die Leitung der Geigenabteilung dieser Firma.
In seinem letzten Lebensjahren baute er auch gute Lauten und Gitarren. Er arbeitete sehr sauber und gewissenhaft und war ein erfahrener Kenner der alten Meisterinstrumente. Seit Zunterers tot war er auch vereidigter Sachverständiger für Streichinstrumente.

Q: Jalovec - Enzyklopädie des Geigenbaues

Ein Besuch eines Geigenbauers, der sich mit Eintaxierungen auskennt, ist im Falle einer Wertschätzung nötig.

Danke für die guten Antworten,

ich werde mich auf jeden Fall in den nächsten Tagen zum Geigenbauer aufmachen. Mal schauen was der zu diesem Instrument sagt. Nur leider bin ich nicht ganz Überzeugt von der Glaubwürdigkeit der Geigenbauer. Ich besitze auch ein sehr altes französisches Cello, das meiner meiner Meinung nach fantstisch ist. Es wurde insgesamt dreimal geschätzt ( von 3 verschiedenen Geigenbauern) und es wurde immer ein anderer Wert genannt. Zuerst 19 000, dann nicht mehr als 12 000 und zuletzt dann 25 000. Deswegen bin ich mir immer einbischen unsicher dabei.

Du wohnst nicht zufällig im Dreiländereck D/F/CH? Das Geigenbauatelier Roland Baumgartner in Basel hat meines Wissens einen ausgezeichneten Namen, was Expertisen angeht. Wenn Du ganz woanders zuhause bist, hat vielleicht  Geige einen Tip, wo Du in der Nähe Deines Wohnorts einen seriösen Experten findest.

Erst mal herzlichen Glückwunsch zu der Eroberung - und keine Sorge: neue Saiten müssen immer einige Stunden eingespielt werden, und erst recht ein Instrument, das lange nicht gebraucht wurde - da kann es sogar einige Monate dauern, bis der Klang wieder "da" ist.

Worum geht es eigentlich, darum ein wunderschönes Instrument erhalten zu haben, dass man selbst gerne spielt, oder um schnellstmögliche Versilberung eines abgestaubten Schatzes? 

Solltest du die Bratsche nicht persönlich spielen wollen, gehört es sich, dass du sie nicht verkaufen darfst, sondern der Schule mitteilen musst, dass das Instrument wertvoll ist und die Schule beim Verkauf des Instrumentes mit dem Erlös anderes für den Musikunterricht Nötige erwerben könnte.

Überhaupt, was ist das für eine Schule, die mal eben Instrumente "überlässt"? Eine Instrumentensammlung ist doch immer gut, jede Schülergeneration hat wieder neue Talente, da könnte doch gegen Entgelt auch das Instrument an einen begabten Schüler verliehen werden, anstatt es einfach wegzugeben.

Unverständnis....

Das ganze ist so: Kurtz vor Weihnachten habe ich eine Bratsche im Instrumentenraum meiner Schule "entdeckt" die seit über 20 Jahren schon dort oben liegt. Da ich mich einbischen mit Streichinstrumenten auskenne habe ich sofort bemerkt das es sich um ein gutes Instrument handeln muss. Mein Musiklehrer sagte mir seine Vorgängerin habe sie hierher gebracht jedoch ist dieses Instrument wie zwei weitere Bratschen nicht im Schulinventar eingetragen. Er hat mir auch erzählt dass er bereits probiert habe sie zu verkaufen aber kein Geigenbauer wollte sie ( sie sagten: "Die kauft ja sowieso niemand"). Ich bat den Lehrer also meine geliehene (von der schule) Bratsche gegen diese hier einzutauschen. Da es aber in der ganzen geschichte meiner schule bisher nur einen Bratscher vor mir gab war der zustand des Instruments mangelhaft jedoch konnte wollte die schule die kosten für eine reperatur nicht auf sich nehmen(Kosten der nun forgenommenen reperatur ca. 1000 euro). Mein Musiklehrer stzte sich also für mich ein. Ich wollte die bratsche eigentlich kaufen ,die schule hat sich dann aber dazu entschieden sie mir zu überlassen, da sie ja sowieso niemand spielt, kauft,repariert geschweigedenn braucht. Nun spiele ich auf diesem Instrument ( bei mir wirt es regelmäßig gespielt,gepflegt, in einem koffer transportiert in dem kein wasser eindringt wie es beim vorherigen der fall war, etc.) Ich wäre nie auf die Idee gekommen sie zu verkaufen. Ich brauche den wert nur für die versicherung. :)

Mitlerweile kling die Bratsche echt unglaublich ( Ich spiele  nun die sonate für viola von glinka).  Ich war gestern beim geigenbauer (eine anderer als sonst) um eine schriftlich schätzung machen zu lassen, die ich für eine versicherung brauche. dann die überraschung: wert 1500euro. Kann das sein? Es handelt sich um eine ORIGINALE ( wie er auch selber bestätigt hat) Bratsche von Hermann Killian ( arbeitete in München) aus dem Jahre 1923. Da hab ich ja schon schlechte china-instrumente gespiel die mehr gekostet haben!
 Ist das möglich??? Die Bratsche befindet sich in einwandfreiem Zustand !

Ich würde mich sehr freuen wenn mir irgendjemand helfen könnte, denn ich will mein instrument richtig versichern.

Können die Meinungen von verschiedenen Geigenbauern so unterschiedlich sein? Auf welchen Geigenbauer kann ich mich in München denn überhaupt verlassen? Kann mir da bitte jemand weiter helfen . Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen.

In München gibt es einige sehr gute Geigenbauer. Das dürfte nicht das eigentliche Problem sein.

Ich sehe das Problem eher darin, dass Du ein schriftliches Wertgutachten für ein Instrument möchtest und dass die "Geschichte" Deiner Bratsche zugegebenermaßen schon etwas "besonders" klingt. Wenn Du wirklich wissen willst welchen Marktwert das Instrument hat, dann wirst Du wohl in den sauren Apfel beißen und eine (kostenpflichtige) Expertise anfertigen lassen müssen.  Wäre ich Geigenbauer ich würde sicher kein Gutachten ohne genaue Begutachtung schreiben. Am Ende ist der Geigenbauer nämlich dann der blöde wenn Du Dich bezüglich des Wertes auf ihn beziehst. Du bist mit Deinem aktuellen Wertgutachten nicht zufrieden, da nur eine Wert von 1.500 € bescheinigt wird und fragst jetzt welchem Geigenbauer man trauen kann...

Ja, Meinungen können sehr unterschiedlich sein. Gerade wenn es sich um "unklare" Fälle handelt. Aber eigentlich kann es Dir egal sein was die Bratsche genau wert ist. Du willst sie ja schließlich spielen.

Und was ist wenn Du einen Schaden hast und die Versicherung einen Gutachter beauftragt und dieser sagt das Instrument wäre total überversichert? Sagst Du dann dass er Deiner Meinung nach usw. nicht Recht hat? Bei dem verhältnismäßig doch sehr geringen Wert kannst Du ja problemlos ein Zweitgutachten bei einem andern Geigenbauer anfertigen lassen... Warum nicht. Ich denke ich würde es vielleicht so machen und das Instrument dann für den Mittelwert versichern. ;)

Meiner ganz unmaßgeblichen persönlichen Meinung nach ist es völlig unerheblich ob ein Instrument 1.500 oder 3.000 wert ist. Entscheidend ist der Klang und der spielt bei der Werterhebung nur eine sekundäre Rolle. Wenn die Bratsche also ganz besonders gut klingt, dann musst du halt besonders gut darauf aufpassen. Falls mal ein Schaden eintritt, dann lässt Du sie halt reparieren. Wenn Du sie nicht total geschrottet hast, wird die Versicherung  die Reparatur bezahlen und Dich ganz sicher nicht zwingen einen neues Instrument zu besorgen.