Herzlich Willkommen im Geigen-Forum

Hello Ihr Lieben,ich bin noch Anfänger, und auf der Suche nach einer eigenen Geige,aber ich habe leider nicht viel Geld.Ich habe hier mal einen link zu einer Geige, können die Kenner mir sagen, ob es sich lohnt auf z.B so eine zu Bieten??

 http://www.ebay.de/itm/400462974574?ssPageName=STRK:MEBIDX:IT&_trksid=p3984.m1431.l2649F

 

Um eine Geige unangespielt beurteilen zu können muss man wirklich ein Kenner sein. Gerade wenn das Geld kanpp ist würde ich mir dann doch ernsthaft einen Mietkauf überlegen und erst einmal ein Instrument mieten.

Bei der angebotenen Geige handelt es sich um ein Manufakturinstrument aus China, der Zettel ist nur Käüferverdummung und total sinnlos in Bezug auf diese Geige (aber der Verkäufer verdient halt dran).

Im allgemeinen sind solche Geigen ganz gute Einstiegainstrumente man sollte jedoch nicht zu viel Geld dafür ausgeben, da man diese sehr günstig auch auf dem Ebayabgebot der Chinahersteller findet. Das gilt insbesondere für den vom gleichen Anbieter eingestellten "verdamt teueren" Bogen mit Hornfrosch.

Gruß Lyc.

Ich würde davon die Finger lassen. Es geht nicht so sehr darum, dass die Geige aus China stammt, sondern um die offensichtliche Irreführung des Käufers durch das zumindest fragwürdige Label. Jedenfalls ist das ein Fall der schlechten europäischen Tradition, ein Produkt als etwas anderes zu verkaufen, als was es ist, um mehr Gewinn zu erzielen. Das sollte man keinesfalls unterstützen.

Das Argument mit der nicht persönlich angespielten Geige zieht in sofern nicht, als der Verkäufer ja (gezwungenermaßen) ein Widerrufsrecht einräumt, der Käufer also die Ware 14 Tage testen kann. Viel gravierender sind die meiner Meinung nach höchst fragwürdigen Angaben zu Ware und Verkäufer.

Naja, immerhin ist der Verkäufer ehrlich genug, sich als gewerblicher Händler zu outen (heißt: er versucht nicht, sich vor seiner Rücknahmeverpflichtung zu drücken) und schreibt auch, dass der eine Widmung und keine Herkunftsangabe ist. Die wahre Herkunft wird - ThomasM schon bemerkt hat -  verschwiegen. Kein gutes Zeichen. Die Bilder der Geige sind auch so gemacht, dass man ihre Maße und Proportionen nur schlecht abschätzen kann. Ein gewerblicher Händler sollte eigentlich wissen, wie man brauchbare Bilder von seiner Ware macht.

Ein gewerblicher Händler wird, auch wenn er eine Geige bei eBay einstellt, seinen Schnitt im Auge haben. Und wenn er bei schon einen Gewinn macht, obwohl er für Geige, Kasten und Bogen (will er ja beides dazu legen) nur hundert bis hundertfünfzig Euro einnimmt,  muss eigentlich irgendwo was faul sein; selbst wenn für die Handarbeit nur chinesische Löhne bezahlt wurden. Mit viel Glück ist diese Geige einfach ein Ladenhüter, der der Händler nur noch loswerden will auch wenn er damit Verluste macht. Wahrscheinlicher ist, dass irgendein chinesischer Fabrikant irgendwelchen Wanderarbeitern ein Foto einer Geige in die Hand gedrückt und ihnen befohlen hat, das tausend mal nachzubauen. Auch ich würde von dieser Versteigerung meine Finger lassen.

"Wahrscheinlicher ist, dass irgendein chinesischer Fabrikant irgendwelchen Wanderarbeitern ein Foto einer Geige in die Hand gedrückt und ihnen befohlen hat, das tausend mal nachzubauen."

Solche Aussagen bedienen aber auch nur wieder Klischees. Viel wahrscheinlicher ist, das der Verkäufer die Geige selbst eingezettelt hat, mit einem im Grunde x-beliebigen Zettel (könnte genausogut Stradivari etc) darauf stehen. Eigentlich muss sogar zwingend heute "Copy" dabei stehen, da einfache Replikate von alten Zetteln nicht mehr zulässig sind. Man darf auch nicht vergessen, dass der fabrikmäßige Bau von Geigen eine deutsche Erfindung ist, Überheblichkeit gegenüber anderen Länder ist hier gänzlich unangebracht. Deshalb die Unzahl alter deutscher Fideln aus Sachsen etc.

Was das Angebot allerdings noch weiter "diskussionswürdig" werden lässt ist die Einstufung des Instruments als "gebraucht". Angesichts des verschleierten Ursprungs und der Tatsache, dass Bogen und Kasten dazu als "neu" angegeben werden, darf man sich fragen, ob die Geige wirklich gebraucht ist, oder nur so ausgewiesen wird (um noch mehr vom Ursprung abzulenken bzw. die Garantie einzuschränken). Alles legitime Fragen.

Moment: Ich habe mich nicht auf chinesische Geigen allgemein bezogen sondern konkret auf die hier angebotene. Als ich meinen Beitrag geschrieben habe, stand der Preis glaube ich bei hundertdreißig Euro. Davon gehen ab: der Ebenholzkinnhalter und der Saitenhalter mit Pariser Auge. Dann noch der Bogen und das Etui und die Gewinne, die Zwischenhändler gemacht haben und das was der die Geige einstellende Händler daran verdienen möchte. Wenn man das alles von den 150€ abzieht, die momentan geboten sind, was bleibt dann noch für den Produktionsprozess, das Holz und die Qualitätskontrolle übrig? Der ist auch in einer Manufaktur mit viel aufwändiger Handarbeit verbunden. Gerade in China, wo es nicht unbedingt sinnvoll ist, Handarbeit durch moderne Maschinen zu ersetzen.

Aus China (oder auch fabrikmäßigem Bau egal wo) kommen, wenn qualifiziertes Personal am Start ist und strenge Qualitätskontrollen durchgeführt durchaus brauchbare Geigen. Aber auch bei chinesischer Produktion hat Brauchbarkeit einen gewissen Mindestpreis. Und den halte ich bei dieser Geige für unterschritten, wenn der Verkäufer bei 150€ tatsächlich Gewinn macht für unterschritten.

Allein die Tatsache das recht viele solcher Geigen von diesem Händler angeboten und verkauft werden lässt darauf schließen das es trotzdem ein lohnendes Geschäft für den Händler ist.

Die Zettel sind immerwieder brsonders bemerkenswert.