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Rhythmischen Probleme beim Geigenspiel

> Spiele seit etwa 6 Jahren Geige , was sollte ich können an Techniken ?

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Zugeordnete Kategorien: Spieltechnik - Unterricht

Ginger Profilseite von Ginger, 15.02.2013, 11:53:16
Rhythmischen Probleme beim Geigenspiel

Hallo liebe Geigenspieler,

ich habe gerade die Noten für den Calypso Jam von Dean Marshall (arr. by A.M. Bachmann) bekommen (2. Violine) und habe gleich Probleme mit der Rhythmik (ganz zu schweigen von den Läufen etc. -aber das kommt später). Überhaupt fällt es mir auf der Geige sehr schwer, rhythmisch komplexe Strukturen korrekt zu spielen und wenn ich auf den Rhythmus achte s5téti-ti-ti-ti-tá-tá-tás6 dann geht mir der vorgegebene Bogenstrich (ab-auf-ab-auf-auf-ab-auf-ab) im wahresten Sinn "gegen den Strich" (mein Drang wäre es nämlich, entsprechend dem Spiel mit oder gegen den Grundschlag den Bogen zu streichen, also: ab-auf-auf-auf-auf-ab-auf-ab). confused_smile
Da wir aber in einem Orchester spielen, darf ich natürlich den Bogenstrich nicht ändern, aber wie gesagt, dadurch kommt meine ganze Rhythmik durcheinander.

Und damit bin ich auch gleich mitten im Thema: Rhythmik und Geigenspiel - ein Kapitel für sich. Gestern habe ich mit meinem Lehrer Synkopen kotzen geübt, d. h. er hatte die 1. Stimme (und immer auf den Schlag 1 - 2 - 3). ich hatte dagegen 8 Takte Synkopen ((1)und(2)und(3)und etc.) dagegen zu halten. Mein Gott!! Wenn wir ganz langsam spielen und ich auf seinen Schlag reagieren kann, hat es geklappt (wobei mich dieses ständige "reagieren" richtig streßt und gewiß nichts musikalisches mehr hat). Sobald wir aber das Tempo steigerten hielt ich vielleicht 2 - 3 Takte durch und war irgendwann wieder mit ihm im Grundschlag. cry_smile

Den gleichen Effekt hat übrigens das Metronom: Ganz langsam eingestellt, kann ich auf den Schlag reagieren und meine Synkope dagegen halten, aber sobald ich das Tempo steigere, artet das ganze in Streß aus und ich fall über kurz oder lang in den Grundschlag. Mein nächster Versuch war nun, meine Synkope als den Grundschlag aufzufassen, also statt "1und- und - und" zu denken und zu spielen, das ganz Ding umzudrehen und    "und1 -1 - 1" zu denken. Das klappte besser, allerdings konnte ich dann nicht mehr auf meinen Lehrer (oder das blöde Metronom) hören. embaressed_smile

Lange Rede, kurzer Sinn. Wie kann ich mein Rhythmusgefühl auf der Geige verbessern? Mein Gefühl für Rhythmus ist auf dem Klavier ganz o.k. , aber da handelt es sich ja auch um "schlagende" Bewegungen, was meines Erachtens einem Rhythmus entgegenkommt. Ganz anders aber die flächige Bewegung beim Streichen, eventl. verbunden mit kontraintuitiven Auf/Ab Strichen und Wechseln.  Gibt es eine Rhythmusschule speziell für Violine? Und wie habt Ihr Euer Rhythmus"gefühl" speziell auf der Geige verbessert?

So, das war ein recht langer Beitrag. Aber das Thema liegt mir halt sehr am Herzen. Danke für Euere Antworten und Tipps im voraus. Ach ja, und wenn jemand noch ein paar kluge Idee zum Üben (und Auswendiglernen) des Calypso Jams her - bitte hier im Forum veröffentlichen.

Danke!

Ginger

Bea Profilseite von Bea, 15.02.2013, 14:59:39

Bei der Geige ist der Bogen eben nicht immer unbedingt der Rhytmusgestalter, sondern mehr die linke Hand. Je nachdem, "wer" das Sagen hat, auf den solltest du dich konzentrieren.

Und ansonsten hilft natürlich, sich ein gutes Beispiel rauf und runter anzuhören, wie z.B. das folgende Video:

 

 

Bea Profilseite von Bea, 22.02.2013, 16:04:48

Ich wollte nur kurz darauf hinweisen, dass Synkope und bebop nicht ein und dasselbe sind.

Die Synkope durchbricht ein durchgehendes Taktmetrum durch Überbinden von Taktelementen, sodass sich die Betonung verschiebt - und zwar im Gegensatz zu dem sonst durchgehaltenen 
Rhyt´hmus, nur dadurch wird es als Stilmittel wirksam.

Der Bebop dagegen teilt ein Taktelement - bei 1/4 Takt also 1/4 in 2 Teile - also zwei Achtel und verschiebt die Betonung auf das 2. Achtel. Genauso passiert es zu Beginn des calypso jam, nur das man hier statt des 4/4 Taktes umdenken in einen 8/8 Takt muss.  

Riedingfan Profilseite von Riedingfan, 18.02.2013, 16:46:34
Liebe Ginger, ich kenn das Problem mit Strichen im Orchester und mich stresst das total. Weil es mich zwingt "falsch" zu streichen, damit es gut aussieht....musikalisch ist manches eh schon kniffelig, aber dann noch was streichen, was mir nicht liegt "damit die Choreografie stimmt" ist doof.
Synkopen: Graus. Ich kann sie erklären, spielen kann ich sie nicht. Irgendwas hakt da in meinem Hirn. Mein Lehrer traktierte mich wochenlang mit so einem Dvorak-Stückchen aus den 44 " leichten Duetten". Haargenau so. Langsam gings da zähl ich dann halt heimlich Achtel statt Viertel, doch wehe es wird schneller...kann man nix machen ausser üben und trotzdem Spass haben.
Ginger Profilseite von Ginger, 22.02.2013, 16:25:07

Hallo lieber Riedingfan,

danke für Deinen Beitrag. Du glaubst gar nicht, wíe gut es mir tat, als ich las, daß Du mir meinen Streß mit der "falschen" Strichrichtung nachempfinden kannst. Ich habe jetzt eine Woche die vorgeschriebenen Strichrichtungen geübt (positiver Nebeneffekt - jetzt kann ich das halbe Stück auswendig) - es klappt, aber ich hoffe, daß ich es auch unter realen Streßbedingungen (im Zusammenspiel, bei schnellerem Tempo) beibehalten kann, ohne daß ich dann in mein intuitives Streichmuster zurückfalle.

Und tausend dank für s7Synkopen: Graus. Ich kann sie erklären, spielen kann ich sie nicht. Irgendwas hakt da in meinem Hirn.s7

Ja, genau so geht es mir auch. Allerdings habe ich gestern zufällig gemerkt, daß bei Pink Floyd  "The Wall" in dem Stück "We don't need no eduction, we don't need no thought control" diese Stelle genau meinem gesuchten Synkopen Muster entspricht. Und ob Du's glaubst oder nicht - wenn ich mir mental die Stelle vorspreche klappts mit den Synkopen wie geschmiert und ich bin entspannt. Allerdings funktioniert der Trick nur bei diesem "Muster". Sonst mach ich's wie Du und zähl heimlich Achtel (was dann allerdings oft mit "Nachdrücken" verbunden ist)

Aber nochmals vielen Dank für Dein feedback. Es tut einfach gut, sich mit anderen auszutauschen und zu sehen, daß man mit seinen Problem(chen) nicht ganz allein ist.

Ich wünsche uns weiterhin viel Freude am Geigespiel!

Liebe Grüße

Ginger  3

Riedingfan Profilseite von Riedingfan, 22.02.2013, 16:31:57
Hihi, ja nachdrücken...."Ich hör schon wieder die Eins!" (Lehrerzitat)
Riedingfan Profilseite von Riedingfan, 22.02.2013, 16:35:07
Ach ja und dann sagt unser Dirigent immer: "Ich sehe immer noch Leute, die nur ein Drittel des Bogens nutzen...", ja, ist halt doof wenn man den Ton am flaschen Ende des Bogens angesetzt hat und einem dann nur noch wenige cm bleiben... :D
Cassia Profilseite von Cassia, 18.02.2013, 23:03:59

Wir haben im Orchester Einzelstimmproben und gaaaanz manchmal kann ich da meine Bedenken dem Stimmführer nahebringen und dann wird der Strich geändert.... Versuchs doch mal!

Riedingfan Profilseite von Riedingfan, 19.02.2013, 15:04:47
Wir haben leider keine Einzelstimmproben und unser Stimmführer ist der totale Überflieger, der streicht alles. Neulich hatten wir mal Geigenprobe (1. Plus 2., Bratschen und Celli leitete jem. Anderes) unter Leitung meines Lehrers. Da hab ich mich getraut und gesagt ich komm mit dem Strich nicht klar. Haben alle lieb gelächelt und mein Lehrer meinte: "Dochdoch, das passt denn schon!" - Mauseloch war leider nicht vorhanden. Klar komm ich damit trotzdem nicht.
Bea Profilseite von Bea, 20.02.2013, 09:52:46

 Manchmal muss man auch genau schauen, ob es sich überhaupt um Synkopen handelt.

Mir fällt da grad das Volkslied "mein Hut, der hat drei Ecken" ein. Notiert finde ich es im Netz im 3/4 Takt. Gespielt wird es aber von der Betonung her im 6/8 Takt, bei dem immer 3 Achtel auf einen Schlag gezählt werden. Und nur auf  das erste und dritte "Ecken" kommt tatsächlich eine Synkope.

http://www.skg-forum.de/liederdruck/lied028druck.htm

 

 

violinpiano Profilseite von violinpiano, 23.02.2013, 14:05:45

Hallo Ginger!  Hast du schon mal versucht, die Stellen ganz ohne linke Hand zu spielen? Ich arbeite gerade eben auch an etwas kniffligen Rhythmen im Jugendorchester - wir spielen die Filmmusik zu James Bond... - und da habe ich folgendermassen angefangen:

erst mal die verschiedenen Stellen in kürzere Teile aufgeteilt. Dann mit Metronom aber NUR geklatscht,  solange, bis ich mir sicher wurde. Dann ganz langsam mit Geige und mit Metronom aber nur mit dem Bogen - die Finger links hab ich gleich weg gelassen. Hatts geklappt, gut, wenn nicht, hab ich die Noten so reduziert, dass ich z.B. anfangs nur 2 Noten gespielt hab - klar, dann eine Note weiter - wieder klar? - dann noch eine dazu usw.   Einmal ist mir aufgefallen, dass ich den Teil besser vom letzten Takt gegen vorne üben konnte. Das täglich wiederholen und ich fühle mich von mal zu mal sicherer. Wohlgemerkt, ich habe noch immer ein viel zu langsames Tempo, aber mit der Tempoerhöhung lasse ich mir viel Zeit...

Viel Erfolg!

Neuester Beitrag Ginger Profilseite von Ginger, 01.03.2013, 14:59:14

Hallo Violinpiano,

ja, genau wie Du es beschrieben hast versuche ich mich auch langsam durch schwierige Passagen durchzuarbeiten. Oftmals wenn ich eine Stelle nur mit dem Bogen spiele (also keine Finger aufs Griffbrett), merke ich, daß manche rhythmische Unsauberkeit nicht durch ein falsches Rhythmusgefühl sondern schlicht durch den Bogen verursacht wird. Gestern merkte ich z. B. daß ich an einer Stelle unrhythmisch wurde, weil ich viel zu weit an der Spitze spielte und vor lauter Panik, nicht rechtzeitig zur nächsten (langen) Note am Frosch zu spielen, die vorhergehende Note viel zu kurz spielte und so eine Nervosität, Unruhe und Unrhythmik ins Spiel brachte. Fazit: Erst mal die Sache mit dem Bogen raus haben, dann die Töne/Intonation dazu nehmen und wenn das einigermaßen stabil ist, sachte das Tempo steigern - was allerdings meist gar nicht so einfach ist, denn viele langsame Bewegungen lassen sich nämlich nicht 1:1 auf Geschwindigkeit übertragen.

Na, dann laß uns weiter an kniffligen Rhythmen arbeiten - Übung macht ja bekanntlich den Meister. regular_smile

Herzliche Grüße

Ginger

 

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