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Zugeordnete Kategorien: Spieltechnik
Hallo liebe Mit-Spieler!
Ich bin 44 Jahre und spiele seit 2 1/2 Jahren Geige. Ich habe ein mal wöchtentlich 60 Minuten Unterricht und ich arbeite mit Doflein und der ungarischen Geigenschule von Sandor. Ich übe (so es Beruf, Familie etc.) zulassen relativ fleißig und bin jetzt v. a. mit dem Lagenspiel (II. und III. Lage) sehr beschäftigt. Ich meine auch, daß meine "Rutschsicherheit" und Intonation langsam, ganz langsam besser wird.
Aber meine größte Herausforderung sind und bleiben Doppelgriffe. Ich finde es schon schwierig genug, eine leere Saite als Bordunton bei gebunden Läufen und Tonfolgen sauber mitzuspielen (ist aber m. E. eher ein bogentechnisches Problem). In dem Moment aber, wo echte Doppelgriffe, z. B. Terzen, womöglich auch noch gebunden, ins Spiel kommen, zerfällte meine Intonation, bei schwierigen Doppelgriffen berühren auch mal die Finger die andere Saite und meine (recht bescheidene) Bogentechnik versagt völlig.
Ich spiele immer wieder die Doppelgriff Studien in Band III und V der ungarischen Violischule von Sandor, habe mich auch schon an die "Melodious Double Stop Etudes" sowie die Doppelgriffstudien von Polo gewagt. Aber irgendwie sehe ich bei Doppelgriffen einfach kein Land, bzw. im Vergleich zu allem anderen, was das Geigenspiel bisher so von mir forderte (Griffarten, Stricharten, Lagen/Lagenwechsel, Vibrato) habe ich das Gefühl, ganze Stücke in Doppelgriffen wohl nie wohlklingend und sauber spielen zu können.
Welche Erfahrungen mit Doppelgriffen (wie gesagt, nicht nur ein oder zwei Doppelgriffe oder das Mitklingen einer leeren Saite - sondern ganze Stücke, wenn möglich sogar eher zweistimmig als akkordisch-harmonisch gedacht) habt Ihr? Ist es normal, das ich mich dabei so furchtbar anstrengen muß? Und wie findet Ihr die Doflein Schule und die (grüne) Violinschule von Sandor?
Ich jedenfalls mag diese beiden Geigenschulen wirklich sehr gern.
Danke im voraus für Euere Antworten und an alle GeigenspielerInnen herzliche Grüße aus Bremen
Ginger
Üben! Bei Doppelgriffen darf man nicht mechanisch so greifen, wie beim melodiösen Spiel, damit die Akkorde klingen müssen die Finger immer jeweils mit dem Gehör kontrolliert und entsprechend gesetzt werden!
Deswegen würde ich als Anfänger niemals gleich ganze Stücke durchgehend mit Doppelgriffen spielen, sondern entweder mit Sevcic op.9 tatsächlich begrenztes Material kleinstschrittig trainieren, ansonsten Stücke mit kleinen Doppelgriffpassagen wählen.
Nützlich ist auch Terz usw. Tonleitern auf nur 2 Seiten über die Lagen zu spielen, da darfst du aber keine Angst vor hohen Lagen haben!
http://www.theviolinsite.com/video/thirds2a.html
Noch nachgereicht die ERklärung zu Terzen auf zwei Saiten, man muss natürlich auf große und kleine achten!
Hallo Bea,
vielen Dank für Deine prompte Antwort und den guten Rat. Ich habe op. 9 von Sevcic und werde mich gleich mal am Wochenende damit beschäftigen.
Auch Dein Hinweis "Bei Doppelgriffen darf man nicht mechanisch so greifen, wie beim melodiösen Spiel" deckt sich mit dem, was ich im Unterricht immer wieder höre (z. B. kleine Terzen eher groß, große Terzen eher klein denken/greifen).
Aber ehrlich gesagt scheint bei mir die Gehörkontrolle auch noch nicht ganz richtig zu funktionieren.
Bei melodischen Verläufen und Lagewechseln erkenne ich schon, ob ich zu hoch oder tief bin. Beim Zusammenklang weiß ich aber nicht genau, wie sich die Harmonie anhören soll. Ich spiele auch Klavier, aber da sind die Akkorde meist komplexer und v. a. natürlich temperiert.
Ich habe aber keine saubere Harmonievorstellung für die akkordische Geigenintonation in meinem Gehirn und ohne klare Vorstellung, wie sich was anhören soll, ist eine Korrektur natürlich schlecht möglich. Zwar merke ich mittlerweile, wenn bestimmte Harmonietöne "einklicken" (es also "gefühlt" stimmt), v. a. wenn ich mit einem Ergänzungston belohnt werde, aber bei vielen Doppelgriffen kommt der Ergängzungston nicht und ich frage mich, wie man sein Gehör für reine (also nicht temperierte) Harmonie entwickelt.
Liebe Bea, vielen Dank nochmals für Deine hilfreiche Antwort (und überhaupt Deine vielen interessanten, kompetenten Antworten in diesem Forum). Ich werde einfach tapfer weiter über und Dich/Euch über Fortschritte/Rückschritte/Frust & Lust auf dem Laufenden halten. Jetzt erst mal ein schönes Wochenende allen, die diesen Beitrag lesen!
Grüße
Ginger
In Sevcik op.1 Heft 1 findet man auch ein paar wenige Doppelgriffübungen. Ich meine Nr. 17, 24, 25, und 26.
Gerade wenn es um Intonation bei Doppelgriffen geht und das Greifen selber nicht mehr das eigentliche Problem ist, dann sind diese Übungen sehr wirkungsvoll. Allerdings würde ich es nicht übertreiben und einfach mit einer Zeile pro Woche anfangen... sonst artet es evtl. schnell in Frust aus...
Ich persönlich favorisiere ja die Doppelgriffschule von Bloch. Hier geht es mit dem Streichen von Leersaiten los, bin hin zu Doppelgriffflageolets am Ende des 2. Bandes.
Das Gehör entwickelt sich normalerweise mit der Technik mit. Deshalb würde ich zu einem systematischen Aufbau, auch der Doppelgrifftechnik, raten. Es ist meist keine Abkürzung Schritte auszulassen, da es sich dann später rächt. Was bringt es einem bspw. Terztonleitern zu spielen, sie aber nicht sauber intonieren zu können? Ist es da nicht sinnvoller mit einfachen Doppelgriffen anzufangen und vorher sicherzustellen, dass die Bogentechnik die Entwicklung nicht behindert?
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