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Das Thema Intonation gerade bei der Geige mit ihrer schier endlosen Modulationsfähigkeit sogar innerhalb der Spiellänge eines Tones ist ein hoch interessantes!
Klinisch reines Spiel - ja nach welcher Stimmung ? - ist meiner Meinung nach ja gar nicht gewollt, da es die Atmosphäre eines Stückes nicht wiedergibt. Bei der Geige hat man eben auch als weiteres Stilmittel die Modulation der Tonhöhe.
Bekanntlich muss schon beim Akkordspiel minimal der einzelne Ton dem Gesamtklang angepasst werden, um ein harmonisches ganzes zu erreichen. Genauso spielt es eine Rolle, ob man eine Melodie auf- oder abwärts spielt. Auch kann ich Schritte zwischen den Tönen enger von der Tonhöhe gestalten um zum Beispiel eine Steigerung der Spannung zu erreichen.
Damit man erst mal einen Überblick über die vorhandenen Stimmungen bekommt, sei folgende Seite von Sassmannshaus ans Herz gelegt:
http://violinmasterclass.com/en/masterclasses/intonation
Ja, das ist ein sehr interessantes Thema. Ich empfinde Intonation als sehr wichtig. Aber nicht zwingend die physikalisch korrekte Intonation. Hier im Video ist dieser Unterschied gut zu hören. Aber der Punkt ist für mich, dass der Ton nicht einfach irgendwie anders gespielt wurde, sondern genau eine bestimmte Frequenz gesucht und getroffen wurde. Das Problem ist viel mehr, das unser Notationssystem es nicht ermöglicht, das aufzuschreiben. Deshalb mag manch einer behaupten wollen, die Intonation wäre falsch, ich bin der Meinung, sie ist richtig.
Ein wirklich schöner "Spielplatz" ist die das Adagio der G-Mollsonate von Bach. Ich spiele zum Beispiel das b des Anfangakkords zum d' anders als zum g''.
Meine Mutter hatte früher eine, ich meine, arabische Flöte mit anderen Tonabständen. Das war sher interessant und hat mich zu einigen Experimenten auf der Geige gebracht. Es ist gar nicht so leicht anders zu spielen. Einen Ton, den ich mir nicht ins genaueste vorstellen kann, kann ich auch nicht gut spielen.
Hier noch ein interessantes Video der gleichen Person:
Es geht um das Zusammenspiel mit dem Piano, das nicht phsikalisch korrekt gestimmt wird. Ich habe immer wieder Schwierigkeiten mit einem Piano zusammenzuspielen, wobei ich auch oft erlebe, das frisch gestimmte Flügel oder Klaviere trotzdem nicht zu 100% stimmen. Wobei meine eigenen Stimmversuche bisher auch nicht besser waren. Das ist übrigens auch der Grund, warum man ein Werk mit Klavier niemals transponieren sollte! Das ändert den Charakter einfach zu sehr.
Was mir bei dem Video auffällt. Er meint, man könne die ersten 10 Takte rein spielen, da das Klavier keine langen Haltetöne hätte. Mich stört dort die Intonation gehörig, für mich passen Geige und Klavier überhaupt nicht zusammen. Wobei ich gerade nicht in der Lage bin, das Klavier zu Extrapolieren. Ich höre nicht genau, ob die Geige ohne Klavier in sich stimmen würde.
Ein interssante Konstellation: Zu Hören, dass ein frisch gestimmtes Klavier nicht zu 100% stimmt und gleichzeit die harmonischen Zusammenhänge nicht ergreifen.
Eine temperierte Stimmung ist niemals rein und ermöglicht erst die Tonarten. Der Streicher darf sich m.E. gerne daran gewöhnen und ebenfalls temperiert spielen. Hier und da ein wenig abzuweichen gibt Würze in die Suppe. Nicolas Harnoncourt hat das mal in etwa so formuliert: Das Spielen auf dem Grenzbreich zwischen hübsch und häßlich bringt erst die Schönheit der Musik zu tage. So ganz unrecht hat er damit m.E. nicht.
Wenn man ein Stück transponiert, wird sich der Charakter immer verändern. Das hat nichts mit dem Instrument zu tun. Bei einigen Instrumenten geht es halt nicht oder nur mit Erweiterung der Toleranz (oder Schmerzgrenze). Die Bläser können das gut erklären.
Wie machst Du fest, das ich harmonische Zusammenhänge nicht begreife?
Natürlich ist die temperierte Stimmung nicht rein, aber nein, diese ermöglicht nicht die Tonarten, sondern die Charakteristik der Tonarten. Eben weil unterschiedliche Harmonien unterschiedlich "sauber" gestimmt sind und damit manche Tonarten schon in der Grundharmonie einen leicht schrägen Charakter haben. Deshabl macht es bei einem temperiert gestimmten Instrument, wie das Klavier, eben doch wesentlich mehr aus, wenn ich ein Stück einen Halbton nach oben transponiere als auf einem rein gestimmten Instrument. Natürlich ändert sich auch bei rein gestimmten Instrumenten auch etwas, aber die Grundcharakteristik bleibt doch recht ähnlich. Ich hatte das vielleicht nicht klar ausgedrückt, ich finde man sollte ein Stück nie nach gut Dünken transponieren, bei einem harmonisch gestimmten Instrument ist der Unterschied einfach noch einmal wesentlich größer.
Ich gehe davon aus, das die meisten Streicher hören, ob ein Klavier gut oder eben nicht so gut gestimmt wurde, ein Streichinstrument bildet oder trainiert eben diese Fähigkeit stark.
Ja, auch als Streicher sollte man harmonisch spielen können, zumindest ab einem gewissen Niveau. Es ist aber nicht sehr einfach, zumindest mir fällt es nicht leicht. Es fängt schon damit an, wie man die Saiten zueinander stimmt.
"Wenn man ein Stück transponiert, wird sich der Charakter immer verändern. Das hat nichts mit dem Instrument zu tun. Bei einigen Instrumenten geht es halt nicht oder nur mit Erweiterung der Toleranz (oder Schmerzgrenze). Die Bläser können das gut erklären." (Harald)
Auch auf der Geige ändert sich der Charakter der Tonarten. Sehr viele der großen Violinkonzerte sind in D-Dur geschrieben. Und das hat nichts damit zu tun, dass D-Dur besonders gut liegen würde. Sicher gibt es Tonarten die schlechter liegen, aber G-Dur z.b. liegt auch nicht schlecht.
Vergleichte doch einmal den Charakter der E-Dur Partita und der C-Dur Solosonate. E-Dur klingt doch eindeutig anders. Oder spiele mal versuchshalber den Anfang des Tschaikovski-Konzertes in C-Dur... Du könntest auch den Anfang des Kabalevski-Konzertes von C- nach D-Dur transponieren und spielen.
Vielleicht kennst du auch das Gefühl ein unbekanntes Stück im Radio zu hören und sofort zu wissen welche Tonart das ist.
Als Geiger bewegt man sich immer im Grenzbereich von temperiert und rein. Das ist sehr langwierig und schwer zu erklären. Wenn ich mich recht erinnnere, dann kann man Hilfen und Erklärungen in Blochs Doppelgriffschule finden.
Hier ist es auch nicht schlecht etwas theoretisches Hintergrundwissen zu haben um zu entscheiden mit welchem Referenzton man wo an der Intonation feilt. Oft entscheidet nämlich der harmonische Zusammenhang ob die leere Saite zum Abgleich überhaupt geeignet ist. Falls nicht, wird es zwar halbwegs sauber, aber niemals perfekt.
Ja, der Charakter ändert sich so auch, stimmt.
Tonarten erkennt man meist ohne sie kennen, das stimmt auch. Das hat, soweit ich das verstehe, zwei Gründe. Man erkennt bei vielen Instrumenten in welcher Höhe sie gespielt werden an den Obertönen, die mitschwingen, bei Streichern erkennt man in der Regel ja auch die Saite, die gespielt wird. Das ist auch der Grund warum ich beim Barock spielen immer wieder eine ganze Weile brauche, bis ich wirklich die Intonation gut höre. Erst einmal klingt es für mich falsch, ich übe auch nie nacheinander mit den beiden Geigen. Der andere Grund dürfte sein, das die meisten eben oft auch, zumindest in Ansätzen, harmonisch spielen.
Wenn man, um die Charakteristik des Instrumentes zu eliminieren, eine Melodie rein mit Sinustönen wiedergibt und eine reine Stimmung verwendet, erkennt man schlagartig keine Tonart mehr. Das "Experiment" habe ich so schon gemacht.
D-Dur liegt nicht nur gut in der Hand, sondern auch in der Obertonreihe modernen Instrumente. Das gilt für ein etwas anders gebautes Instrument, wie manche von Hodapps Geigen zum Beispiel, schon nicht mehr so stark.
Allgemein stimme ich zu, ein guter Komponist kennt das Instrument und komponiert passend dazu, da sollte man nichts ändern. Das war vielleicht etwas leichtsinnig geschrieben.
Bei der Wahl der Tonart, insbesondere bei einem Instrument, dass jedes Intervall innerhalb seines Tonumfangs ermöglicht, sehe ich einen weiteren/anderen Grund. Die Jazzer drücken das so schön aus mit: Ein Akkord (und damit die Tonart) ist ein Sound. Für den gewünschten Charakter eines Stückes sollte man den passenden Sound nehmen. In einigen Fällen musste aber tatsächlich eine "spielbare" Tonart gewählt werden.
Die Geschichte mit der "Obertonreihe moderner Instrumente" muss ich bei Gelegenheit mal näher durchleuchten.
Dazu sollte ich vielleicht zunächst einmal klarstellen, dass ich mit modernen Instrumenten klassische Geigen meine, eben die heute "übliche Bauart".
Im Moeckel gibt es dazu einen kleinen Plot, zumindest eine Idee kann man dort von den Obertönen bekommen.
Im neuen Tonleiterbuch "Scales" von Simon Fischer gibt es für jede Tonleiter genaue Anweisungen nach welchem Referenzton man die Töne ausrichten muss. Für die Tonleitern in der 1.Lage durch eine Oktave ist es sogar genau aufgeschrieben, da der Referenzton ja auf den verschiedenen Stufen ja nach Ton wechselt.
Oh ja, das sind wirklcih alles gute Links und Videos, danke :)
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