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Hallo,
ich möchte eine Geige selbst bauen und beschäftige mich seit eingigen Jahren zumindest theoretisch mit dem Thema. Das geht soweit, daß ich erstmal mit Geige spielen angefangen bin, da man als Nicht-Spieler wohl keine Geige wirklich klanglich beurteilen kann.
Nun will ich mir die letzten Werkzeuge besorgen (insbesondere Hohlbeitel und Ausstecheisen) und bin mal wieder erschrocken, was so etwas kostet. Da ich weiß, das man billiges Werkzeug zweimal kauft möchte ich gerne wissen, was man minimal unbedingt für die Herstellung einer Geige braucht (und was nur Luxus wäre). Ich habe mich bei Herrn Adam schon am "virtuellen Werkzeugbrett" orientiert; da ist aber wohl auch nicht alles nötig, da ich ja kein Cello etc. bauen will.
Kann mir jemand die Grundausstattung für Hohlbeitel, Ausstecheisen und evtl. noch andere wichtige Werkzeuge für den Anfang nennen?
Wir schärft man diese? (alles per Hand oder ist eine spezielle Schärfmaschine nötig oder optimaler?)
Was sagt der Geigenbauer dazu?
Vielen lieben Dank für die Info
Gruß
Sven
PS: In Büchern (ich habe diverse davon) steht oft nur "es werden vielzählige, verschiendene Flach- und Hohlbeitel benötigt). Bei einem Preis von ca. 20-80€/Stück wäre der Traum vorbei, bevor er begonnen hat...
Hallo Sven,
Wenn Du das benötigte Werkzeug zum Bau einer Geige selber anschaffen willst, musst Du vermutlich mit einem 4-Stelligen Betrag rechnen. Ich würde mir an Deiner Stelle überlegen, ob Du nicht irgendwo Werkzeug ausleihen kannst.... Hier aber trotzdem mal eine grobe Übersicht, was man braucht.
Sicher geht es auch mit weniger Werkzeug, mit den unten aufgelisteten Sachen sollte man aber relativ komfortabel und ohne große Umwege eine Geige bauen können. Wichtig ist aber auch die gute Einrichtung des Werkzeugs, welches nicht immer „out of the box“ zu gebrauchen ist.
Die meist wirklich teuren Werkzeuge sind die, die man nur zum Geigenbau verwendet, ohne die man aber nicht auskommt:
-Biegeeisen
-Stärkenmesser
-kleine Geigenbauhobel
-Einlagenschneider und Spanheber
-Schnitzmesser in verschiedenen Formen
-Reibahle und Wirbelschneider
-Stimmsetzer
-Schraubzwingen für Bassbalken (kann man auch selber aus Holz machen)
-Zuleimschrauben (kann man auch selber machen)
Weiteres Werkzeug:
-Div. Sägen für gerade und Kurvenschnitte
-Einhandhobel (Stanley N° 9 ½ oder ähnlich)
-Raubank (z.B. Stanley N° 7) zum Fügen und plan hobeln von Decke und Boden, geht aber mit mehr Aufwand und Aufmerksamkeit auch mit oben genanntem Einhandhobel
-Hohleisen (Kurve-Breite) 3-30, 5-30, 5-20, 7-20, 7-14, 7-10, 7-8, ggf. auch noch 7-6
-Stemmeisen 4mm, 8mm, 12mm, 24mm
-Schieblehre und flexibler Massstab
-genügend verschiedene Schraubzwingen
-Feilen und Raspeln (Flach, Halbrund und Volgelzunge)
-Steine zum Nachschärfen von Schnitzern, Hobel-, Hohl- und Stemmeisen
-Laubsäge
-Ziehklingen
-Leimkocher oder el. Herdplatte mit Thermostat
-Leimpinsel, Lackierpinsel,
Werkzeug beim Tischler nebenan:
-Bandsäge
-Schärfmaschine, am besten wassergekühlt (unentbehrlich zum groben Schliff der Werkzeuge)
Bestimmt habe ich noch ein paar Sachen vergessen, das kann ich ja später noch ergänzen. Vielleicht hat auch mein Kollege "Geige" noch eine Idee...
Viel Spaß und viel Erfolg beim Bau Deiner Geige!
Hallo!
Die Aufstellung von Leutarius dürfte schon ziemlich vollständig sein. Werkzeuge und Material findet sich z.B. bei www.feinewerkzeuge.de , www.mehr-als-werkzeug.de , www.gotzviolins.de , www.hammerl.com , www.kremer-pigmente.de und unter den Herstellerseiten von Pfeil, Kirschen und Stubai. Nun bin ich ein versierter "Holzwurm", fertige u.a. beruflich Bilderrahmen und ich holzbildhaure auch "ein bischen", und hatte mal den Gedanken eine Gambe aus einem vorgefertigten Bausatz zu bauen (Stegmiller Ulm, b.z.w Early Music Shop GB), gefehlt hätten mir wohl nur die Wirbelahle und die Zuleimschrauben. Und irgendwann kam die Erkenntnis: Aufwand und kosten werden zu hoch ohne das Ergebnis vorhersehen zu können, also dann doch lieber nach einem gebrauchten Instrument Ausschau halten.
Geigenbauer ist ein sehr anspruchsvoller Lehrberuf - ich glaube nicht, daß man selbst bei optimalen (werkzeug)technischen Gegebenheiten etwas halbwegs klingendes auf Anhieb zustande bringt.
Was in der Aufstellung oben vielleicht fehlt, was mir gerade einfällt: Die selbstgebauten Schablonen für das Instrument und ein Dickenmeßgerät. Alles sehr aufwendig und teuer, selbst wenn man es im Internet ersteigern sollte. Leider - nicht sinnvoll für ein Einzelprojekt.
Grüße
Thomas
P.S. Alleine das Schärfen der Werkzeuge verlangt viel Erfahrung und hohe Kosten. Mit einer Tormek Naßschleifmaschine ist man gleich bei 1000,-- €, dazu ein Satz japanischer Wassersteine, auch nicht gerade billig, siehe www.messer-machen.de .
Nachtrag: Es gibt vereinzelt Geigenbauer die Instrumentenbaukurse anbieten, z.B. Dominik Hufnagl für den Kontrabaß oder Renate Fink für die Gambe, beide sind übrigens ausgesprochen renommierte Vertreter ihrer Zunft, bei denen der Erfolg der Bemühungen und Investitionen garantiert ist. "Billig" ist das Resultat dabei aber nicht, zumindest nicht preisgünstiger als ein Instrument aus gehobener Serienproduktion. Vielleicht gibt es solche Kurse auch für Geigen, weiß ich im Moment nicht, das scheint mir aber der einzig gangbare Weg für einen Laien um zu "seinem" Instrument zu kommen.
Grüße
Thomas
Es gibt vergleichbare Kurse für Geigen. Wirklich billig ist das zwar nicht mehr, aber es ist doch etwas Anderes sein eigenes Instrument in den Händen zu halten als eine Fertigproduktion.
Leider muss man auch für den Bau ein bisschen Geld rechnen. Ich liebäugel immer Mal wieder damit, eine Barockgeige zu bauen, habe aber bisher auf Grund von fehlendem Werkzeug noch keine ernsthaften Schritte unternommen.
Hallo zusammen,
vielen Dank für die schnellen Antworten. Insbesondere die Aufstellung der Hohlbeitel mit Stich und Breite sind wertvoll für mich, da ich aufgrund der Preise nicht experimentieren will.
Viele Werkzeuge sind bei mir eh schon vorhanden (Hobel, Sägen; auch ein Biegeeisen und Schablonen habe ich schon). Etwas erschrocken war ich über den Preis einer Tormek-Schleifmaschine; hatte ich vor Jahren schon mal mit geliebäugelt und hatte einen Preis von 300-400€ im Kopf. Auf jeden Fall weiß ich, daß dem Schleifen und abziehen der Werkzeuge eine elementare Bedeutung zukommt, da ich ja schon etliche Zeit meine Handhobel so pflege.
Eines wollte ich noch klarstellen: MIr ist durchaus bewußt, daß der Selbstbau einer Geige niemals wirtschaftlich für mich sein wird. Es soll auch keine Profigeige ersetzen und wenn "meine" Geige doch gut bis seht gut klingen sollte, wird es wohl eher Zufall als reproduzierbares Können sein.
Ich selbst besitze aktuell eine gute Schülergeige vom Geigenbauer gemietet und werde mir wohl auch in den nächsten 1-2 Jahren eine Geige vom Geigenbauer mit entsprechenden Ausprobieren kaufen (wenn nach Kauf der BEitel noch Geld über ist ).
Ich werde weiter berichten, bzw. auch nochmal ein paar dumme Fragen stellen.
Bis dahin habt Dank
Gruß
Sven
Hi Sven!
Zu Tormek Maschinen: Die T 3 kostet ca. 330,-- €, die T 7 ca. 530,-- €. Ohne Zubehör. Die T3 würde ich nicht ins Auge fassen, ich finde sie bietet trotz 7 Jahren Garantie nicht so viel mehr als eine Billigmaschine aus dem Baumarkt, auch da gibt's Naßschleifmaschinen die je nach Baumarkt unter verschiedenen Markennamen vertrieben werden. Die T7 ist ein ganz anderes Kaliber, nicht zuletzt aufgrund ihrer Schleifsteingröße und 10 Jahren Garantie auch bei gewerblicher Nutzung. Mit der Maschine alleine ist es aber nicht getan, man braucht noch zumindest einen sehr feinen Wasserstein und diverse Führungen um das Potential der Maschine ausreizen zu können. Daher resultiert meine erste Preisangabe. Führungen von Tormek gibt es einzeln für Maschinen von Fremdherstellern, ein brauchbarer Kompromiß ist eine Billigmaschine mit Tormekführungen auszustatten, wenn man die Maschine nicht im täglichen Einsatz hat - so habe ich es auch gemacht.
Und es gibt bekanntlicher Weise keine dummen Fragen, nur dumme Antworden.
Grüße
Thomas
Hallo Sven,
wenn man nicht ungeschickt ist, kann man sich das eine oder andere Werkzeug selber bauen. Ich habe da einen Vorschlag für ein Dickenmessgerät. Mit diesem Gerät kann ich beurteilen, ob die Dicke 2 mm, 2,5 mm, oder dazwischen liegt. Ich weiß dann aber nicht ob es exakt 2,37 mm sind.
Das Gerät ist aus Sperrholz, das ich gerade da hatte. Man muss es mit etwas Feingefühl benutzen. Neben der Stärke von Decke und Boden sind mir aber deren Eigentöne wichtig.
Gruß Peter
Hallo Svern! Hallo Peter!
In unserem Partnerforum www.geba-online.de gibt's geniale Anleitungen zum Bau eines Dickenmeßgeräts für wenig Geld, einfach mal "Dickenmeßgerät" in der Freitextsuche eingeben.
Ich habe mein großes für Kontrabaßbau für wenig Geld in der E-Bucht erstanden, gute alte DDR-Qualität, auch die gab's.
Grüße
Thomas
Hallo Thomas,
danke für den Tipp. In dem Forum findet man nach Freitextsuche "Dickenmessgerät" ein aussagefähiges Foto. Da braucht man nur noch die Messuhr (werden manchmal auf Flohmärkten angeboten. Aber der Messbereich sollte mindestenst 0 - 5 mm sein. Auf den Messbereich unbedingt achten!) und das passende Holz. Oder gar einen Metallbügel. Und ein Taster, um die Messuhr zu öffnen, wäre auch nicht schlecht.
Gruß Peter
Hallo Peter!
In der E-Bucht gibt's neue Meßuhren mit 0-10 mm Meßbereich und 1/100 Teilung für ca. 15 - 20,-- € je nachdem ob mit oder ohne Versandkosten, das ist wirklich nicht die Welt. Sicherlich sind auch bessere Lösungen mit dem Taster denkbar, aber das kann sich jeder selbst erbasteln, eine Kleinigkeit im Vergleich zum Bau einer Geige. Ein großes Dickenmeßgerät dürfte so um die 300,-- € liegen, weiß ich jetzt nicht genau, jedenfalls läßt sich mit Eigenbau für gelegentliche Anwendungen ein preisgünstiges und dennoch ausreichend präzises Werkzeug bauen.
Grüße
Thomas
Also, wenn dies hier kein Fake ist, genügt ja schon ein einziges Werkzeug.
http://www.mammutheum.de/seminare-a-kurse/musik-der-steinzeit-instrumente.html?showall=1
Diese als steinzeitlich vorgestellte Violine klingt erstaunlich gut
Hallo!
Die Herstellung einer Geige nur mit Feuersteinen macht mich einfach sprachlos. Aber hätte man solch ein Instrument dann nicht auch etwas "stilechter" mit blanken Darmsaiten beziehen sollen?
Grüße
Thomas
Habe ich mich auch gefragt. Aber vielleicht hängt es mit den Wirbeln zusammen, die man mit einem "Feuerstein" bestimmt nicht wirklich präzis hinbekommt. Und so ist es vielleicht ein Kompromiß an die Spielpraxis. Sie mit Darmsaiten zu stimmen und auch konzerttauglich durchhalten zu lassen, ist mit Darmsaiten vielleicht nicht möglich.
Leider habe ich auf eine Anfrage beim BR nach dem Dokumentationsfilm, den ich auch in dem Filmarchiv nicht finden konnte, bisher keine Antwort erhalten. Sonst wüßte man eventuell schon mehr.
wahrscheinlich wird hier absichtlich der Spagat zwischen der Historie und einer modernen Konzerttauglichkeit gezeigt.
Der Ordnung halber:
Habe gestern eine Antwortmail vom BR mit Manuskriptanhang zur Sendung erhalten, welches mir aber weiterzugeben leider nicht gestattet ist.
Das Manuskript enthält die dokumentarische Begleitung der parallel gelaufenen Geigenbauprojekte von Schleske (experimentell mit modernen physikalischen Messmethoden und den traditionellen Geigenbaukenntnissen unter Einbeziehung von Carbonfasern) und von Bredow (experimentell archäologisch, unter Weglassung der traditionellen Geigenbaukunstkenntnisse mit nur intuitivem Bearbeiten des Holzes, in Anlehnung daran, wie man in der Steinzeit Jagdbögen gebaut habe, - nach Gehör und Intuition mittels ausschließlich Stein und – Knochenwerkzeugen.) Er geht davon aus, daß zu Stradivaris Zeiten die uralten Kenntnisse des Bogenbaus noch aktiv Verwendung fanden.
Während von Bredow sich den Gegebenheiten des Holzes „unterwirft“, sich Veränderungen wie Verhärtungen im Holz,- die mit der Feuersteinklinge spürbarer seien als mit dem Hobel -, `statisch´ zunutze macht, fügt Schleske dem Holz als solchem noch etwas hinzu: Carbonfasern.
Abschließend ist der Vergleich der beiden Geigen im Einsatz mit dem Münchener Rundfunkorchester dokumentiert.
Wenn ich jetzt richtig geschlossen habe, müßte dies der link für die entsprechende Aufnahme der Schleske-Geige aus diesem Projekt sein.
http://www.youtube.com/watch?v=V-9COopi-JA
Brauchen Hölzer denn nun doch nicht so gut abgelagert sein, wenn doch bei der Geige von von Bredow ( Zitat von der Homepage) „alle feuchten Bauteile leichter mit Steinen bearbeitet werden und dann nach dem Verkleben resonant zusammentrocknen (konnten).“ ?..... und die dann auch noch so gut klingt.
Oder müßte man nicht vielmehr damit rechnen, daß die verschiedenen Hölzer unterschiedlich trocken und sich aus diesem Grunde irgendwann die Verleimungen im größeren Stil lösen werden?
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