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Hallo.
Nach dem Tod meines Opas haben wir seine Geige im Keller gefunden. Meine Eltern wollten diese wegschmeißen, da ich jedoch schon immer Geige lernen wollte hab ich sie behalten.
Nun möchte ich gerne wissen ob es sich lohnt die Geige zu repariern (evtl. ungefaire Kosten), ob es eine gute oder schlechte Geige ist und evtl. was sie Wert ist oder wie alt sie sein könnte ... . (Habe die letzte Saite so wie den Steg entfernt - wackelte und verkratzte zu viel.)
In der innen Seite steht "Caspar da Salo." - jedoch ohne Datum.
Hoffe Ihr könnt mir weiter helfen, da unsere Musikwerkstatt zurzeit geschlossen hat.
Schon mal Danke + Grüße
Selina
Hallo Selina,
über den Wert und die Herkunft kann ich Dir nichts sagen. Aber wenn Du die Geige selbst benutzen willst, dürfte sich eine Reparatur auf jeden Fall lohnen. Wenn der Steg noch in Ordnung ist, muss wahrscheinlich nur ein neuer Satz Saiten aufgezogen werden. Einfache Markensaiten gibt es so ab 25-30 €; man kann aber auch deutlich mehr ausgeben. Ich würde noch mindestens einen Feinstimmer für die E-Saite montieren (kostet so zwei bis drei Euro). Wenn Du anlässlich des Fundes anfangen willst, wäre es eine Überlegung wert, vier Feinstimmer zu installieren, aber auch die Kosten dafür sind überschaubar. Außerdem könnte es sein, dass der Stimmstock umgefallen ist und aufgerichtet werden muss. Aber das kostet auch nicht die Welt. Wenn es nicht irgendwelche Schäden gibt, die auf den Bildern nicht zu erkennen sind, sollte die Repartur inklusive Saiten im schlimmsten Fall (also wenn der Stimmstock umgefallen und der Steg ersetzt werden muss) zwischen fünfzig und hundert Euro kosten. Vielleicht hundertfünfzig, wenn Du in einer Region mit hohen Lebenshaltungskosten (sagen wir mal München) wohnst.
Allerdings sollte man den Bogen nicht vergessen. Von dem hast Du keine Bilder gepostet. Da kann ich natürlich nur schwer einschätzen, was da noch anfallen könnte.
Alles in allem würde ich - selbst wenn der Bogen ein Totalschaden sein sollte - sagen: Für so günstiges Geld dürftest Du sonst kaum ein vernünftig spielbares Instrument bekommen. Zumindest für den Anfang solltest Du mit dieser Geige gut bedient sein. Wenn sich in ein paar Jahren zeigen sollte, dass Dir diese Geige klanglich nicht gefällt, wirst Du Dich dann aufgrund der bis dahin erworbenen Spielpraxis qualifiziert nach etwas anderem umsehen können.
Gruß
Aranton
Die Geige hat ja ganz unübliche Einlegeäderchen, doppelt und noch auf der Rückseite zu einem Muster ausgeführt. Ich denke, du hast da womöglich ein ganz besonderes Schätzchen erwischt.
Mein Tipp nicht in den Musikalienhandel, sondern direkt zum Geigenbauer!!!! Das könnte ein Instrument von vierstelligem Wert sein!
Caspar da Salo könnte Modell-Hinweis auf alten italienischen Geigenbauer aus Cremona sein. Leutarius, du bist doch Experte dafür!!
Da es sich meistens um Kopien handelt - und diese gibt es in größer Stückzahl von verschiedensten Herstellern, wird eine Werteinschätzung aufgrund dieser Angabe nicht möglich sein.
Originalinstrumente sind sehr selten. Selbst in der Fuchstaxe für Streichinstrumente steht, dass ein durchschnittlicher Handelswert für die Originale nicht ermittelbar ist. Gehandelt werden diese jedoch durchaus im sechsstelligen, bis zu Mio beträgen.
Erst einmal danke für die Antworten.
Steg und Feinstimmer hätte ich noch. Dachte die sind immer dabei, deswegen hab ich sie nicht erwähnt. Hab die Feinstimmer nur abgemacht weil die ohne Saiten zu viel verkratzten.
Bis auf diese Kratzer (dort wo die Feinstimmer waren sind die schlimmsten) fehlt der Geige meiner Meinung nach nichts. Stimmstock steht noch.
Bögen waren 2 Stück dabei. Der eine ist jedoch oben abgebrochen und Haare hat er auch keine. Den 2. kann man nicht spannen. Ich denke also das teuerste wird der Bogen sein.
Wie gesagt ich wollte schon immer Geige spielen nur als Schülerin konnte ich mir keine Geige leisten und auch den Unterricht nicht. Jetzt in der Ausbildung und mit der Geige geht das schon eher. Dachte auch die Reperatur kostet ca. 300-400€, aber das ist ja gar ned so viel.
@ Bea
Oh. Wenn das so ist werde ich meine Mutter erwürgen, die kam nämlich als Kind auf die tolle Idee die Geige als Wandschmuck zu verwenden -.-. <-- Äußere schaden bis auf kleinere Kratzer erlitt sie dadurch nicht, aber könnte sich das Holz dadurch verzogen haben?? Denke aber das muss ein Geigenbauer feststellen.
Hatte ich sowieso vor. Nur als ich dort war hatten die Weihnachtsurlaub oder so. Danach ist mir ein Autounfall dazwischen gekommen... aber werde die Geige nächste Woche zum verartzten bringen.
Zu Wert und Reparaturkosten kann ich hier nichts sagen, auf jeden Fall sollte sich aber eine Instandsetzung lohnen, da diese Art von Instrument meistens ganz ordentlich klingt.
"Caspar da Salo" sollte wohl ein Hinweis auf Gasparo Bertolotti da Salò, ein Brescianer Geigenbauer aus dem 16.Jh. sein (1540-1609). Bis auf die doppelte Einlage und eine mit weniger Windungen versehene Schnecke (hier aber deutlich übertrieben!) sehe ich keine grossen Ähnlichkeiten zu den Instrumenten von da Salò - ist ja auch nicht wichtig. Hauptsache die Geige funktioniert.
Hier ein paar Bilder zu Gasparo Bertolotti da Salò:
http://orgs.usd.edu/nmm/Violas/DaSalo/DaSaloViola3368/3368ViolaDaSalo.html
http://www.giopaolomaggini.com/w/en/on-show/instruments-on-show
Danke Leutarius!!
Hier ein etwa vergleichbarer Nachbau im Listenwert von ca. 6000 $:
Gasparo da Salo Model Violin, Gotz, 1893 |
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Additional Views: |
This rare violin is a wonderful instrument from the workshop of Sebastian Gotz in Markneukirchen, Germany in 1893. This violin is intricately inlaid with double purfling on the front and back. There are also beautiful inlaid geometric designs on the back. The back is formed from rare Bird's-eye Maple. The back of the pegbox is delicately carved with a fanciful design and the name GASPARO DA SALO. A very early violin maker, Gasparo da Salo worked in the Brescian region of Italy in the late sixteenth and early seventeenth centuries. This violin is a very sweet sounding instrument. It would make a wonderful violin for a musician that loves to play a wide range of music and appreciates the artistry of fine violin making.
List Price: $6,100.00 Discounted Price: $4,148.00 |
Quelle:http://www.feinviolins.com/item_display.php?upc=V0GOTZDS
Selina,
ich konnte natürlich nur von dem ausgehen, was auf den Bildern zu sehen war. Wenn Feinstimmer da sind, musst Du natürlich keine kaufen. Allerdings solltest Du vorsichtshalber überprüfen, ob sich noch gut funktionieren. Wenn die lange liegen kann es passieren, dass sie korrodieren. Dann lässt sich die Schraube nicht oder nur noch schwer drehen und auch am Scharnier kann es haken.
Die Stege scheinen noch in Ordnung zu sein. Da sie aber unterschiedlich hoch sind, wirst Du Beratung brauchen um den auszuwählen der jetzt auf die Geige kommen soll. Aber um dazu etwas qualifiziertes sagen zu können, muss man Geige und Stege tatsächlich in der Hand haben.
Der zerbrochene Bogen dürfte sich ohne Einbußen am Klang und den Spieleigenschaften nicht reparieren lassen. Daher würde ich den als Totalschaden einstufen, obwohl es wohl der höherwertige Bogen gewesen ist. Er hat ein Pariser Auge, der andere nur einen einfachen Punkt. Aber er könnte dem anderen Bogen vielleicht sein Beinchen (so heißt die Schraube zum Spannen) spenden. Einfach mal vorsichtig ausprobieren, ob es passt (vielleicht vorher mit etwas Silikonspray schmieren). Ich kann auf dem Photo keine Umwicklung sehen. Ich habe es allerdings nicht so mit dem Farbsehen und es wäre durchaus möglich, dass eine Umwicklung so anläuft oder verschleißt, dass sie eine Farbe annimmt, die ich von der des Holzes in Natura schlecht und Photos gar nicht unterscheiden kann. Außerdem sieht das, was man auf den Bildern von der Behaarung sehen kann, auch recht verschlissen aus. Aber auch eine neue Behaarung + neue Umwicklung sollte weniger als hundert Euro kosten.
Die Zahlen, die ich Dir zunächst genannt habe, waren ein "worst case" Szenario. Solange Dir nicht irgendwelche sündhaft teuren Supersaiten aufgezogen werden, solltest Du - nach dem was ich auf den Bildern erkennen kann - eigentlich für deutlich unter zweihundert Euro ein spielfertiges Instrument bekommen. Neue Saiten aufziehen und den Steg platzieren, sind etwas, das die meisten Geigenspieler selbst hinkriegen. Saitenwechsel werden im Unterricht vermittelt und wenn man eine Weile gespielt hat, weiß man, wo der Steg hingehört. Aber ich kann natürlich nicht garantieren, dass in dieser Region bleibt. Zum einen schwanken die Preise regional und auch jeder Geigenbauer hat seine Preise. Außerdem könnte es immer noch Probleme geben, die man auf den Bildern nicht sieht. Wenn die Geige z.B. irgendwo aus dem Leim gegangen ist, die Wirbel nicht mehr richtig passen oder vielleicht das Griffbrett verschlissen ist, und begradigt werden muss, würde es natürlich teurer. Ich denke zwar nicht, dass derartige Sachen bei Dir anfallen, aber da ich es auch nicht ausschließen kann, möchte ich der Vollständigkeit auf die Möglichkeit hingewiesen haben.
Du tust gut daran, Beas Rat zu befolgen und zu einem Geigenbauer zu gehen. Der wird Dir - einfach weil er das Instrument in die Hand nehmen kann - mehr über Herkunft und Wert sagen können (zumindest eine grobe Hausnummer; ein richtiges Wertgutachten kostet Geld; aber es könnte aus versicherungstechnischen Gründen durchaus sinnvoll sein, eines vorliegen zu haben), als wir hier im Forum das können. Und wenn er wird er Dir auch vorher sagen, was die Reparatur kosten wird.
Gruß
Aranton
Ich danke euch allen für die zahlreichen und informierenden Antworten.
Das es keine Geige von Gasparo Bertolotti da Salò dachte ich mir schon fast, kenne mich jetzt zwar nicht wirklich damit aus aber sie sieht jetzt nicht wie eine 500 Jahre alte Geige aus. Aber sie hat einen großen Familienwert für mich, egal wie viel sie wirklich Wert ist.
Mir ist natürlich bewusst das man anhand der Bilder keine genaue Antworten zu Preis, Zustand etc. geben kann. Aber mir war es wichtig ,als Laie, wenigstens eine grobe Schätzung zu bekommen was getan werden muss und was überhaubt alles kaputt sein kann und wieviel es ungefair kosten wird.
Ich werden natürlich einen Geigenbauer aufsuchen. Bin mir auch sicher das er mir am besten sagen kann was getan werden muss, welche Saiten fürn Anfang gut sind, wer Unterricht gibt usw..
Nochmals vielen Dank und liebe Grüße
Selina
Zu dem Bogen, an dem der Kopf oben "abgeschert" ist. Bei den heutigen Klebemitteln könnte es doch sein, dass er reparierbar ist, denn es handelt sich um ein Scherversagen, nicht um einen Bruch, also der Kopf ist in Holzfaserrichtung "abgeplatzt". Das ist bestimmt einer Nachfrage wert. Wichtig ist, in welchem Zustand das Holz des Restbogens sonst ist.
Zum Beispiel Schweißnähte bei Eisenverbindungen sind von der Festigkeit höher als die zu verbindenden Bauteile.
Andere Dinge wie neue Silberdrahtumwicklung, neues Daumenleder, eventuell neue Schraube und Frosch müssen vom Geigenbauer abgeklärt werden. Denn eine sehr gute Stange ist das Kapital des Bogens.
Ob der Steg, die Wirbel und Stimmstock passen oder irgendwelche offenen Stellen sind, lässt sich anhand der Fotos nicht sagen. Bei einer Reparatur würde ich mich grob auf 150 bis 350,- Euro einstellen.
Bogenkopfbrüche lassen sich (ohne Garantie) reparieren, gelten Versicherungstechnisch jedoch als Totalschaden.
Bei den abgebildeten Bögen lohnt dieser Aufwand nicht.
Hallo Selina,egal welchen Ursprungs die Geige und was sie wert ist(ist eh relativ!)hauptsache sie klingt schön!!!Dein Opa würde sich sicher freuen,dass sie jetzt in guten Händen ist und bald wieder gespielt wird!!!!
Viel Spass und Erfolg damit,liebe Grüsse,paddyhund
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