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Cello: Natürliche Resonanzfrequenz und "barocke" Stimmung

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CelloMania Profilseite von CelloMania, 22.08.2023, 22:26:34
Cello: Natürliche Resonanzfrequenz und "barocke" Stimmung

Hallo,


ich hatte in der letzten Zeit öfter eine Traverso gespielt und stand/stehe vor der Entscheidung, ob ich sie in der 440 Hz Version oder der (barocken) Stimmung 415 Hz besorge. Bis jetzt war die Welt noch in Ordnung, da Cello und Piano mit 440 Hz im Einklang standen. Aber je länger ich der Traverso mit der 415 Hz-Stimmung zuhörte, desto besser gefiel mir der Klang.
Das Piano kann ich herunter stimmen, das Cello ebenso.

 

Aber ich kam mit meinen Gitarrenbauerfahrungen ins Schleudern. Wenn ich aus dem Kopf einen Halbton tiefer transponiere, geht das, aber die Resonanztöne u.a. der Saiten gehen verloren. (Statt C spiele dann in Ces (B) und es gibt seltsame Noten: Ces, Des, Ees, Fes, Ges, Aes Bes, Ces) 

 

So habe ich das gesamte Instrument auf A=415 Hz gestimmt und für die 5. Cello-Suite die Originalstimmung mit Skordatura genommen. Es geht, aber das Instrument klingt seltsam.

 

Wenn ein Instrumentenbauer ein Instrument baut, dann ist es für eine bevorzugte Frequenz ausgelegt. Die hat sich im Laufe der Jahrhunderte geändert. So liegt die Luftresonanz bei Violinen ungefähr bei D (290 Hz) und die Holzresonanz bei A (440 Hz).

 

Die Diskussion über Standard-Pitch kenne ich, aber soll man ein Instrument für 442 Hz bewusst bei 415 Hz missbrauchen, da die Eigenfrequenzen nicht mehr stimmt. (Dass sich damit die Resonanzen der Saiten nicht ändern ist logisch.)
Oder bin ich zu empfindlich und das Instrument soll spielen, was man ihm vorsetzt.

 

Hajo

 

CelloMania Profilseite von CelloMania, 17.09.2023, 20:54:03

Hallo,

 

nachdem das Thema auf keine große Resonanz gestoßen ist, habe ich es 3 Wochen selbst ausprobiert ... also keine wissenschaftlich abgesicherte Erkenntnis, aber Erfahrung.

 

Scordatura: Dies war eine durchweg positive Erfahrung, wenn man diese Stimmung (hohe Saite nur eine Quarte höher oder einen Ganzton tiefer gestimmt)  für Improvisationen nimmt, hat man plötzlich ganz neue Optionen, da das System anders schwingt und es interessante Effekte gibt.

 

Barockstimmung (415 Hz): Das tieftönigere Cello produzierte einen Klang, der die gewohnte Klarheit vermissen ließ. Mein Hauptcello, nachgearbeitet, um ein helleres und klares Klangbild zu produzieren, vertrug die Umstellung gut. Die tiefen Tönen waren prononcierter.

 

Aber der Spieler hat auch noch ein Wort mitzureden: 

- Das Einschwingverhalten der Saiten verlangsamte sich und ich musste bei Spiel etwas mehr "Luft" geben.

- Entscheidend war aber die Tonlage. Ich habe kein absolutes Gehör, aber weiß, wie die Töne klingen sollten, oder welche Tonhöhe zu erwarten ist. Auch an Stellen, die für mich dazu dienen, meine Grifftechnik zu überprüfen, kam ich ob der ungewohnten Töne immer wieder ins "schwimmen".

 

Ergebnis: Versuch abgebrochen. Vielleicht gibt es noch einen Versuch mit geänderten Klangeinstellungen, einem Barockbogen und Natursaiten ... aber vorerst nicht.

 

Hajo

Neuester Beitrag Merlin Profilseite von Merlin, 22.09.2023, 05:23:57
Guten Morgen!
Ich habe nichts Qualifiziertes dazu zu sagen, aber fand den Beitrag sehr interessant. Und ..."nachdem das Thema auf keine große Resonanz gestoßen ist, (...)" war ein Lacher, herzlichen Dank auch dafür!
Beethoven-Violinkonzert <Zurück zur Liste> Wolfston

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