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Zugeordnete Kategorien: Geige Allgemein
Liebe Alle, ich ( w, 63) habe seit mehr als 3 Jahren Unterricht und sicher auch einige Fortschritte erzielt, bin aber weit entfernt von dem,was gut auf meiner Geige klingt. Ich bin schon durch einige Talsohlen mit meiner Geige gegangen, habe aber massive Zweifel, ob ich jemals akzeptabel spielen werde. Ich komme eigentlich vom Klavier ...vielleicht sind Streichinstrumente einfach nicht mein Ding? Habt ihr einen Vorschlag für mich? Geige einmmotten oder nicht? (Abgeben kommt nicht in Frage, Musikinstrumente sind doch wie Freunde).
Beste Grüße, Thornfield
Hallo,
da ich zehn Jahre älter bin, erlaube ich mir etwas Eigenwerbung: „Avanti Dilettanti – Lasst das Cello ertönen – For Thy Pleasure – Cellospielen für Erwachsene“ (Siehe dieses Forum). Nein auf keinen Fall aufgeben. Die Lernziele einfach umdefinieren und der Realität anpassen. Es geht um Musik machen, nicht um einen Wettbewerb mit den Virtuosen auf der Bühne.
Hajo
Lieber Hajo, Dankeschön für deine Antwort und den Tipp, ich werde es ausprobieren!
Was genau stört dich denn? Der Klang, Unsicherheiten im Spiel, Verspannungen?
Tipps hätte ich schon.
Erst mal: 3 Jahre sind für einen erwachsenen Anfänger auf dem Streichinstrument (fast) keine Zeit. Da ist man noch leicht fortgeschrittener Anfänger. Das ist normal!
Von meinen Erfahrungen: Ich habe nach jahrelangem Spielen und mehrjähriger Pause (war auch erwachsene Anfängerin) wieder angefnangen und mir dann mal ein Notenheft für leere Saiten gekauft (Cassia Harvey "Open string bow workouts" Heft 1 + 2). Man denkt ja, man wäre über so etwas hinaus. ich hatte mir das fürs Cello (Autodadaktin "nur so zum Spaß") gekauft und war so begeistert davon, dass ich das gleiche Heft noch mal für die Geige gekauft habe. Das ist toll zum Einspielen und um sich wirklich nur auf die Bogentechnik zu kozentrieren. Außerdem lernt man evtl. etwas besser Notenlesen (Notenwert/ Tonlänge), weil man sich ja wriklich nur auf vier unterschiedliche Noten und dann auf den Rhythmus und teilweise später die Strichart konzentrieren muss.
Dann war ich jetzt nach Jahren bei der Geigenbauern zwecks neuem Bogen. Hatte das immer mal im Kopf, war aber unsicher, ob sich das bei mir wirklich lohnt. Ich habe beim Cello gemerkt, dass ich viel ruhiger und sicherer streiche als auf der Geige (Cello: autodidaktisch seit ca. einem Jahr, Geige: Seit gut 20 Jahren mit insgesamt 10 Jahren Unterricht). Der Bogenkauftermin steht noch aus, aber die Rückmeldung war schon: Ja, es liegt am Bogen, damit komme ich nicht ganz "in die Saite", der ist zu leicht. Ich war ja immer der Ansicht, man lernt alles, das Werkzeug ist nie Schuld. Der Bogen, den ich benutzt habe, kam wohl mit der Geige, die meine Großtante als Kind 1931 gekauft hatte. Ob der hochwertig war oder nicht, habe ich mich nie gefragt. Es wurde mir auch beim späteren Geigenkauf von der Lehrerin nie nahegelegt, dass ich noch einen besonderen ("guten") Bogen brauchen würde. Der Cellobogen kostet 200 €, also auch nicht die Welt. Von daher kann es sich lohnen, mal mit dem Lehrer oder Geigenbauer über die Probleme zu reden und zu schauen, ob man da etwas drehen kann - neue Schulterstütze, höherer Kinnhalter, andere Saiten für "besseren" Klang, Klangoptimierung usw.
Zum Üben empfehle ich immer Gerhard Mantel "Cello üben". Das ist schon recht alt, aber recht umfangreich und gut geschrieben für den Laien und zeigt, wie man umfassend, gründlich, sauber, gezielt übt. Was man alles beim Üben erarbeiten sollte (Noten, Dynamik, Tempi, Übergänge etc.). Dann gibt es noch "Einfach üben: 185 unübliche Überezepte für Instrumentalisten" vom gleichen Autor. Da geht es eher um allg. Erlernen von Bewegungsabläufen, vieles könnte man auch allg. auf den Sport übertragen. Bspw., dass eine Übung, um effektiv zu sein, hin und wieder möglichst anstrenged sein sollte, damit sie später leichter von der Hand geht.
Grundsätzlich würde ich hier einfach mal in der näcshtgrößeren Stadtbücherei stöbern und schauen, ob die Bücher über Geige oder das Üben von Streichinsttrumenten haben.
Frage deinen Lehrer gezielt nach Übungen zum Verbessern des Tons/ Klangs. Schaue dir auch bei Youtube Videos darüber an, übers Üben allg., Aufbau von Übesessions, verschiedene kleine Tricks, um einzelne Aspekte (Klangerzeugung, Saiten sauber treffen, Vibrato, Geige bequem halten, Bogentechink) zu üben bzw. zu isolieren. Oft übt man zu viel auf einmal und wird dann frustriert. Es kann helfen, die Übesession in kleine Abschnitte zu unterteilen und zu sagen, ich übe jetzt 5 min gezielt lange Detachéstriche auf leeren Saiten, dann 5 min eine bestimmte Tonleiter in der ersten Lage, dann die gleiche Tonleiter über die ersten drei Lagen, dann 10 min die schwierige Stelle im aktuellen Stück, dann spiele ich das aktuelle Stück einmal langsam durch, dann etwas schneller und notiere mir weitere "Stolperstellen". Dann übe ich jede davon 5 min langsam.
Du kannst dir auch ein Stück aus deinem ersten halben Jahr suchen und wirklich intenisv Note für Note daran arbeiten, dessen Klang zu verbessern. Täglich, so lange, bis es wirklich hervorragend klingt. Dann kommt das nächste. Wenn das ein halbes Jahr dauert, ist das okay, in dieser Zeit wirst du durch das Arbeiten an dem Stück sehr viel über Klangerzeugung und Bogentechnik lernen.
Bedenke bitte: Profis fangen oft mit mindestens 5 Jahren an, haben meist bis ca. zum 20. Lebensjahr mit hochkarätigen Lehrern gelernt, in dieser Zeit täglich zwischen 30 min und 3 Stunden gespielt (als kleines Kind natürlich eher weniger) und auch während ihrer aktiven Karriere täglich zusätzlich zum Repertoire Grundübungen gemacht (Tonleitern, Techniken etc.). Das KANNST du als Laie gar nicht aufholen, dafür fehlt dir die Zeit, die Unterstützung durch die hochkarätigen Lehrer und ja, mit dem Alter sicher auch die Flexibilität (körperlich)und Aufnahmefähigkeit von Kindern und Jugendlichen. Du lernst jetzt etwas für dich sehr Ungewohntes, Forderndes. Profis haben das mehr oder weniger nebenbei in der Kindheit gelernt und es wurde ihnen schon lange vor dem Erwachsenwerden zur zweiten Natur. Das KANNST du also gar. nicht vergleichen!
Hättest du mit 63 mit Turnen angefangen, hättest du ja auch nicht erwartet, schnell perfekt den Salto zu lernen oder das, was die Olypioniquen so können, die im Kindesalter angefangen haben und kontinuierlich mehrere Stunden pro Woche oder am Tag geübt haben über JAHRE!
Es ist ein Problem des Internetzeitalters, dass wir uns als Hobbyisten ständig mit Profis vergleichen. Das ist total unfair und setzt und zu sehr unter Druck!
LG von
Fidi
PS
Es gibt auf Youtube viele gute "Geigenlehrer", einer davon ist Daniel Kurganov. Bei dem kann man auch lernen, ganz geduldig Ton für Ton voranzugehen und ganz sauber an einzelnen, ganz kleinen Aspekten zu arbeiten:
Stöbere auch da mal etwas herum und suche dir deine Lieblingskanäle raus. Es gibt da sehr viele, von denen man unterschiedliche Asepkte lernen kann.
Liebe Fidi,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Und ja: mich stört alles: Unsicherheiten im Spiel (ich höre, wenn es schief klingt), der Klang ist oft nicht sauber, Saitenwechsel mit dem Bogen, etc. Uff.
Einige deiner Tipps kann ich leicht umsetzen (anders üben, leichte Stücke spielen, bis es passt). Dein Übungsprogramm kann ich auch umsetzen - es ist tatsächlich so, dass ich immer zu schnell zu viel (können) will - also werde ich mich auch hier auf "Neustart" setzen. :-) Mit meinem Geigenbogen war ich schon bei dem Geigenbauer, von dem ich beides (Geige und Bogen) habe, aber vielleicht sollte ich es noch einmal angehen. Gute Idee, danke.
Beruhigend und ermutigend ist natürlich auch, dass ich mit meinen 3 Jahren Unterricht noch ein Frischling bin (nach drei Jahren auf dem Klavier klang das schon deutlich besser als jetzt auf der Geige und das vergleiche ich natürlich) - und dass ich es nie zu mehr als einer Hobbygeigerin schaffe, ist mir auch schon klar geworden.
Auf youtube bin ich auch unterwegs, gucke aber wahrscheinlich eher den Leuten zu, die sehr viel besser spielen als ich. Werde Daniel Kurganov ausprobieren.
Alles in allem: danke Dir, ich werde die Geige nicht verbannen, sondern weiter arbeiten und habe jetzt auch wieder Mut gefasst, dass steter Tropfen am Ende doch den Stein höhlt - ich dachte wirklich, ich bin einfach nur zu blöd für die Geige! (Meine Geige ist übrigens auch aus den 30gern, habe ich aber gezielt ausgesucht, weil sie so schön klingt ((wenn andere Leute darauf spielen)).
Liebe Grüße zurück
J
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