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Hallo liebe Alle,
ich habe eine Frage zu der besten Besaitung einer sehr alten Geige (18.Jahrhundert, professionell reparierter Deckenriss, damals gekauft bei Corilon).
Man sagt doch immer, die alten Instrumente vertragen nicht so viel Spannung. Wäre es da richtig die Stärke "weich" zu wählen? Oder macht die Spannung noch etwas anderes aus? Ist es egal, welche Firma man da wählt??
Ich möchte keine Darmsaiten nehmen, dem Instrument aber auch nicht schaden, ist keine ganz günstige Violine....
Vielen Dank schon mal, vielleicht kann einer helfen :-)
LG Sonja
Hallo Wollmaus,
welche Saitenspannung für ein altes Instrument richtig ist, hängt von der Auslegung des Instruments (Deckenwölbung, Plattendicke, Steghöhe, ...) durch seinen Erbauer ab.
(Das wurde in diesem Thread allgemein diskutiert:
http://forum.geigen-forum.de/forum.php?action ... amp;pagi_start=2&instanz=0
)
Wenn das Instrument einen reparierten Riß hat, ist es dadurch strukturell geschwächt. Das ist ein triftiger Grund weichere Saiten zu wählen.
Einen interessanten Artikel von Franz Klanner über die Saitenspannung und ihren Einfluß auf den Klang des Instruments findest Du hier:
https://www.thestrad.com/accessories/stringte ... nd-string-tension/9132.article
Sehr hilfreich wäre es, wenn Du Kontakt zu einem Vorbesitzer aufnehmen könntest, der das Instrument längere Zeit gespielt hat. Von ihm könnte man erfahren mit welchen Saiten seiner Meinung nach das Instrument gut oder weniger gut geklungen hat. Ausgehend von dieser Information kann man aktuell verfügbare Saiten probieren, deren technische Parameter jenen der vom Vorbesitzer empfohlenen Saiten ähneln. Damit kann man die Anzahl in Frage kommender Saitenmodelle deutlich eingrenzen. Vieleicht kann Corilon eine solche Anfrage an den Vorbesitzer weiterleiten?!
Ansonsten hilft nur probieren. Natürlich fängt man in Deinem Fall mit den weichsten Saiten an. Damit kann man keinen Schaden anrichten. Wenn für Dich Darmsaiten vorerst nicht in Frage kommen, stehen als wirklich weiche Saitensätze mit synthetischem Saitenkern nur Dominant weich oder PYRAMID Syntha Core zur Verfügung. (Larsen scheint seine ähnlich weichen Saiten nicht mehr anzubieten.) Achte insbesondere auf eine weiche e-Saite mit einem Durchmesser von 0,24mm bis 0,25mm im Fall einer unbesponnenen Saite. Eine solche e-Saite mußt Du meist von einem anderen Hersteller wählen.
Bezüglich der Werte für die Saitenspannung spielt die Saitenmarke keine Rolle. Die Saitenspannung wird vom Hersteller in der physikalischen Einheit N (=Newton) oder in der mittlerweile veralteten aber recht anschaulichen Einheit kp (=kilopond) angegeben. Die angegebenen Werte hat der jeweilige Hersteller hoffentlich richtig gemessen. Es ist darauf zu achten bei welcher Mensur (= frei schwingende Saitenlänge) der einzelne Hersteller die Zugspannung mißt. Das ist irgendwo im Katalog oder auf der Webseite angegeben. Die meisten europäischen Hersteller messen bei einer Mensur von 32,5 cm (z.B. Larsen, Pirastro, Thomastik, Warchal) oder bei 33cm (z.B. Savarez Corelli). Je größer die Mensur ist, desto höher ist der Wert für die Zugspannung, da man die Saite stärker spannen muß um die gleiche Stimmung/Frequenz zu erreichen. Bei verschiedenen Mensuren gemessene Zugspannungen kann man also nicht vergleichen. Man kann bei gegebener Zugspannung und Mensur die Zugspannung für eine andere Mensur ausrechnen. Hat man die Werte der Zugspannung verschiedener Saiten für gleiche Mensur vorliegen, kann man sie direkt vergleichen. Zum Umrechnen der Zugspannung für eine andere Mensur wird in diesem Artikel eine Formel angegeben:
https://www.thestrad.com/accessories/stringte ... ring-types-part-2/9493.article
Die Größe der Zugspannung bestimmt die Lautstärke der physikalisch möglichen Grund- und Obertöne der Saite sowie die Teiltonverstimmung der Obertöne. Die Teiltonverstimmung ist die Abweichung der Frequenz eines Obertons von der errechneten harmonischen Frequenz. Hier gilt, je höher die Zugspannung desto größer die Teiltonverstimmung, desto schärfer der Klang (weiteres findet man in diesem Thread: http://forum.geigen-forum.de/forum.php?action ... amp;pagi_start=9&instanz=0).
Der Klang einer Saite wird zusätzlich von der Umspinnung des Saitenkerns beeinflußt, sonst würden alle Saiten mit identischer Zugspannung gleich klingen, unabhängig vom Hersteller. Mit der Umspinnung kann der Hersteller den Klang einer Saite beeinflussen und verändern indem er z.B. bestimmte Obertöne stärker dämpft und andere weniger. Die Umspinnung hat auch Einfluß auf die Spielbarkeit der Saite. Einen Überblick über diese Thematik bietet der folgende Artikel:
https://www.thestrad.com/accessories/stringte ... rent-string-types/9233.article
Für das Instrument ist es am günstigsten, wenn man die Zugspannung so hoch wie nötig und so niedrig wie möglich wählt, so haben mir das mehrere Geigenbauer bestätigt. Die erfolgreiche Suche nach den Saiten die die Möglichkeiten des Instruments ausschöpfen, erfordert neben Geduld vorallem methodisches Vorgehen das auf einer guten Buchhaltung in Form eines Saitenbreviers basiert. Dort hält man detailiert fest welches Saitenmodell in welcher Stärke und mit welcher Zugspannung probiert wurde und welchen Eindruck man davon hatte.
Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Suche!
Hallo Stehgeiger,
vielen Dank für Deine ausführliche Antwort!
Ich dachte schon, meine Frage ist so dumm, dass keiner antworten mag...diese ist offensichtilch aber gar nicht so einfach zu beantworten, dennoch für ein so altes, repariertes Instrument von Bedeutung.
Den Vorbesitzer kenne ich, dieser hat aber die Saiten auch nur nach Klang ausgesucht. Welche Corilon drauf hatte, wusste er nicht mehr.
Jetzt habe ich die G und D Saite von DAddario Pro Artè, welche wohl laut Beschreibung wenig Spannung haben sollen, aber keine Daten hinterlegt (Vom Hersteller: Pro-Arté-Saiten werden mit einer niedrigeren Spannung hergestellt) Die A Saite aus diesem Satz klingt irgendwie "hart"
A Thomasik Vison solo Mensur 32,5 cm | 12,8", 5,6Kg, 12,3 Ib - Welche ist die (w)(r) ichtige Angabe ?
und e Evah gold, diese ist 0,265mm dick - also dicker, als die von Dir empfohlen.
Leider ist Physik und Mathe nicht so mein Fach *räusper*, daher tue ich mich schwer mit den Vergleichen von den Angaben der Hersteller, zumal bei DAddario nichts weiter steht.
Die Auswahl nach den Kriterin wird nicht einfach, zumal der Klang ja auch stimmen soll. Gerade die A und E Saite sind ja (finde ich) etwas speziell in der passenden Ausawhl zu D und G *Puh* ggf. suche ich nur A und E neu - mit ähnlichen Klangeigenschaften, nur mit weniger Spannung - wenn G und D DAddario gehen sollten. Ansonsten fürchte ich, muss mir wohl ein Geigenbauer bei der richtigen Auswahl helfen.
Schade, dass man nicht einfach sagen kann, "nimm weiche, da bist du auf der sicheren Seite"..
Nochmals lieben Dank für die wirklich informative und Interessante Antwort!
LG Sonja
Hallo Wollmaus
Die D'Addario Pro Arté haben, soweit ich das rausfinden konnte, etwa folgende Saitenspannung:
G - 4,53 kg
D - 5 kg
A - 5, 44 kg
E - 7,25 kg
Ich habe die Angaben von dieser Seite, wo sie in lbs stehen: https://www.violinstringreview.com/pro-arte.html. Allerdings scheint die Tabelle schon älter zu sein, die Pro Arté wird nur noch in mittlerer Spannung angeboten. Ich war mit dem Zusammenklang der Saiten recht zufrieden, allenfalls fiel das G etwas ab.
Zum Vergleich: Obligato Medium hat 4,5 / 4,7 / 5,4 / 8
LG
asmahan
Hallo asmahan,
vielen Dank für's raussuchen!
Dann werde ich auf Rat von Stehgeiger Dominant weich und PYRAMID Syntha Core probieren. Dominant weich hatte ich schon mal auf einer anderen Geige, waren leicht zu spielen. Mal hören, wie die auf der alten Dame klingen :-)
Danke für Eure Mühe!
LG Sonja
Hallo Wollmaus,
Warchal hat eigens für ältere Instrumente die Saiten "Brilliant Vintage" mit niedrigerer Saitenspannung entwickelt (es gibt auch Warchal Brilliant mit höherer Spannung). Auf meiner Geige, die auch nicht mehr die jüngste ist, klangen sie sehr gut, aber noch besser sind auf meiner Geige Warchal Amber, warm, obertonreich und klanglich in den Bereich von Darmsaiten gehend.
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Hallo Bavarica,
wow, danke! Ich war gerade bei Warchal stöbern. Neben den von dir genannten, sind ggf. auch die Karneol interessant. Larsen Virtuoso sind anscheinend auch geeignet. Ich kenne beide Hersteller nicht, wird sich nun ändern. Qual der Wahl...
Vielen Dank, das Ausprobieren macht wirklich Spaß. Allerdings ist es ein nicht ganz günstiges Unterfangen. Mal sehen, wo ich lande.
Lieben Dank an Alle! Ich werde berichten, wo die Reise hin geht.
LG!
Hallooo,
also für die alte Dame habe ich gestern einen Termin beim Geigenbauer zur Durchsicht gehabt, da sie leider viele Risse hat und ich sicher sein wollte, dass alles ok ist.
Ist es nicht wirklich, der sogenannte reparierte Deckenriss ist ein Stimmriss , der nicht unterfüttert wurde, sondern nur mit "Heftchen" zusammen gehalten wird. Die Stimme wurde wohl etwas versetzt, so dass da keine große Gefahr mehr ausgeht....natoll, ich will es hoffen...die anderen Risse sind alle soweit stabil, wenn auch nicht fachmännisch repariert...
Alles in einem sagt er, es ist aber ein sehr schönes Instrument (hat es auch ausgemessen), auch das Alter passt, dennoch würde er in diesem Zustand kein Instrument zum Verkauf anbieten. Eine Reparatur wäre für dieses Instrument im Verhältnis nicht zu empfehlen. Klanglich ist sie aber sehr schön, was den Preis, den ich bezahlt habe dann rechtfertigt, wenn es ihm doch etwas zu viel gewesen wäre. Nun mag ich die Geige aber sehr und der Wert ist mir ja auch wurscht.
Die Wölbung ist recht schmal sagt er, im ganzen trotz der Risse so gebaut, dass es eine hohe Saitenspannung aushält.
...ist alles wohl doch komplizierter als gedacht...
Nun gut, jetzt bekommt sie einen neuen Saitenhalter (jetzt ist einer mit 4 Feinstimmern dran, mag ich nicht..) , einen neuen Steg und neue Saiten. Da hat er die Peter Infeld empfohlen oder Eva gold. Na er wird sehen, was besser klingt..
Zurück bekomme ich sie leider erst in 6-8 Wochen...
Ääähm, ich hätte da einen Satz Warchal Amber abzugeben...hatte die schon gekauft, dachte, er würde diese vielleicht drauf machen wollen...
Euch einen schönen Tag, LG !
Haken bzw. "V" über den Noten < | Zurück zur Liste | > Saiten brauchbar? .... hilfe |
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