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Hallo zusammen,
Ich bin 19, spiele seit 11 jahre Geige. Zeitweise sehr produktiv, zeitweise auch weniger. Ich würde grob schätzen, dass ich durchschnittlich in diesen 11 jahren 3h pro woche geübt habe.
Kurz, bin kein Anfänger, aber auch noch lange kein Virtuose. In letzter Zeit bin ich aber doch sehr fasziniert von den großen Geigern und würde gerne mehr für die Violine tun. Ich bin aktuell noch in einer Ausbildung (außerhalb der Musik) und werde daher frühestens in 3 jahren mit einem violinen-studium beginnen können.
Ich weiß aber, dass meine spielqualität sehr wahrscheinlich nicht für eine solche studiums-stelle ausreichen wird. Ich habe auch nur ein Zeit-Budget von ca. 10h pro woche offen, in denen ich produktiv üben kann. Und auch tun werde, unabhängig ob ich am ende nen platz krieg oder nicht.
Man hört viel davon, dass studenten von 15jahren aufgenommen werden, ist man mit 23 jahren zu alt dafür? Und auf welchem Niveau muss man etwa sein, um angenommen zu werden? Gibt es videos von studenten, wo man sehen kann welches niveau sie so erreicht haben bis zum studium-start?
Mein primäres ziel ist es nicht, einmal großer Berufsmusiker zu werden, ich weiß dass es zu starke konkurenz gibt. Ich will aber trotzdem mit leidenschaft an meiner Spielqualität arbeiten. Spiele seit 5 jahren ehrenamtlich in einem regionalen Orchester mit etwa 80 mitgliedern, wo allerdings sehr viele anfänger sind, und ich schon oft die solo-violine übernehmen durfte. (Was nicht heißt dass ich gut bin, sondern, dass es ein sehr low-level-orchester ist...)
Und was sollte ich in diesen 3 jahren üben, um gut vorbereitet zu sein? Ich würde gerne weiter im selbststudium lernen. Habe 5 jahre unterricht gehabt, denke als grundlage sollte das reichen. Momentan übe ich die Partita No. 2 von Bach, kann die ersten 7 von 11 seiten auch schon fast auswendig. Ich weiß, dass das noch nichts heißt und es fast unmöglich ist, jetzt meine Spielfähigkeiten genau einzuschätzen. Habe schon ca. achtJährige kinder auf youtube gesehen, die das stück besser spielen als ich. Sehe mich aber nicht als einen besonders talentierten, sondern eher als einen, der mit fleiß rangehen muss. Habe ich überhaupt noch die mglichkeit, mal vergleichsweise so gut spielen zu können wie Ray Chen z.B?
Wohne in der nähe von Hannover, hab also rein geografisch gesehen paar vorteile....
Nehmt es mir nicht übel - ich weiß, dass oft ähnliche fragen gestellt werden, würde aber gerne mal euer wissen zu diesem Thema hören. Kurz: Was muss ich mitbringen zur prüfung? Welches alter? Welches Niveau?..
Gruß
Simon
Schau mal auf die Webseiten von Musikhochschulen in deiner Nähe: Die bieten oft auch Möglichkeiten für Nicht-Studenten, dann halt nicht in Vollzeit. Oft allerdings für studieninteressierte Teenager gedacht.
Ich würde mal mit so einer Musikhochschule, oder mehreren, Kontakt aufnehmen und fragen, was man als Hobbymusiker mit Ambitionen, aber ohne Berufswunsch, machen kann. Bedenke: Viele Teile eines Studiums sind für den Interessierten Langweilig. Hilary Hahn z.B. hatte einen oder zwei Tage in der Woche Unterricht bei ihrem Lehrer, den Rest der Woche musste sie auch noch andere Fächer belegen.
Google mal: "Meisterkurse für Hobbymusiker", da kommen schon ein paar Ergebnisse.
Altersgrenze für ein Musikstudium ist wohl 30 Jahre. Ich würde trotzdem überlegen, ob es wirklich das ist, was du möchtest und mir vorher mehrere Studienpläne anschauen.
Danke für die Antwort, Fidi!
"Hilary Hahn z.B. hatte einen oder zwei Tage in der Woche Unterricht bei ihrem Lehrer, den Rest der Woche musste sie auch noch andere Fächer belegen."
Okay, das ist natürlich nicht viel. Hatte auch so den eindruck, dass im Violinen-Studium einige Dinge angboten weren, die mich jetzt nicht primär interessieren. Mir geht es eigentlich nur darum, einmal so gut spielen zu können, wie viele andere auch können.
Ich liebe klassische Musik und finde es einfach beneidenswert, wie z.B Gidon Kremer die Partiten von Bach spielt. Aber wo bekommt man sonst so professionellen unterricht, wie an einer hochschule? Wäre auch bereit mal 2-3 jahre vollzeit zu üben. Ich habe das gefühl bei superprof.de z.B. kann "jeder Hans und Franz" lehrer werden. Mir geht es aber nicht in erster linie darum einen leherer zu finden, der gut spielt, sondern der didaktisch was kann. Ersteres könnte ich relativ leicht beurteilen, aber die pädagogischen Fähigkeiten kann man halt nicht so einfach erkennen, wenn man nicht selbst lehrer ist, und ahnung davon hat. Bei Violinen-Professoren braucht man aber das glaube ich nicht hinterfragen. Darum hätte ich eher dahin tendiert. Es ist ja oft so, dass schüler besser spielen, als ihre lehrer, nicht weil die lehrer gut spielen, sondern, weil der lehrer weiß, was der schüler wann üben muss und so einen coach wünsche ich mir. Wäre schade jahre lang zu üben ohne erfolg, weil man es halt falsch macht.
Oder gibt es literatur dafür, die empehlenswert ist? Nicht mit noten, die habe ich mehr als genug, sondern mit methodiken, mit tipps, usw. wie man an das selbststudium rangeht, wie lange man sich mit einem stück beschäftigen sollte usw. Oder geht es einfach stumpf darum, seine 10.000 Stunden mit der Geige in der hand auf den Buckel zu kriegen? Ich denke um erfolgreich zu sein, muss man "richtig" üben.
Und bei "Meisterkurse für Hobbymusiker" finde ich ehrlichgesagt nicht die antwort auf die Frage...
Bücher für anfänger, wie man vibrato lernt, wie man die geige hält, was legato, was pizz. ist, findent man wie sand am meer. Aber für Fortgeschrittene tu ich mir schwer bei der literatursuche.
Ich fand die Bücher "Cello üben" und "Einfach üben: 180 unübliche Rezepte für Instrumentalisten" ganz gut.
Und dann halt die Simon Fischer-Bücher, aber die betrachte ich persönlich als Lebensaufgabe. Wenn du die alle durchgearbeitet hast - Basics, The violin lesson, Practice, Scales - solltest du schon ein sehr gutes Fundament haben.
Ich würde mir mal Uniforen von Musikhochschulstudenten suchen und dort nach Literaturlisten fragen. Also fragen, was die Dozenten in den einzelnen Fächern und Semestern so empfohlen haben und was die Studenten als hilfreich empfanden.
LG von
Fidi
Die Antwort auf diese Frage lässt sich nur durch die Betrachtung der Entwicklung unseres menschlichen Verhaltens von der Geburt bis zum Ende erstellen, wenn man die Einflüsse des genetischen Erbes und dem kulturellen Kontext berücksichtigt.
Ein guter Ausgangspunkt ist das Buch von Robert M. Sapolsky: Behave, in dem auch Fragen der musikalischen Ausbildung indirekt angesprochen werden.
Pauschalaussagen und Statistiken erleuchten das Problem nicht ausreichend.
Hajo
Hallo Simon,
solche Gedanken hatte ich auch schon mal. Um nämlich wirklich rasch recht gut zu werden, muss man deutlich mehr Zeit und Energie aufwenden, als nach einem normalen Arbeitstag noch da ist.
Ich gehe gelegentlich zur Musikhochschule zu den Studentenkonzerten. Neben mir saß dort mal ein pensionierter Berufsmusiker, der sagte, um heute einen Studienplatz zu bekommen, muss man besser sein als er damals, als er mit dem Studium fertig war. Und das stimmt! Es gibt einen riesigen internationalen Wettbewerb um die wenigen Plätze. Du bekommst nur einen, wenn Du im Prinzip schon alles kannst und nur noch an den Feinheiten arbeiten musst. "Mal so aus Spaß" gibt es nicht. Du musst richtig richtig gut sein. Und Du wirst dann "gequält" ohne Ende, der Lerndruck ist immens. Eine Bekannte von mir hat es geschmissen, weil sie den Spaß am Musizieren komplett verloren hat. Sie war halt nur sehr sehr gut, aber kein "Wunderkind"... Etwas leichter haben es diejenigen, die Musik auf Lehramt studieren. Aber da musst Du noch ein Zweitinstrument sehr gut spielen, idealerweise Klavier...
Da Du aus Hannover kommst: würdest Du für ein Jahr nach Hamburg ziehen? Dann schau mal nach MenschMusik Hamburg. Das könnte was für Dich sein: ein komplettes Jahr an Dir und Deiner Geige arbeiten, ohne großen Zwang. Und danach kannst Du entscheiden, ob Du Dich an die massive Vorbereitung für die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule machen möchtest (Musiktheorie, Gehörbildung, usw.) oder es Dir reicht.
Und was man ja auch gern vergisst: es gibt so einiges jenseits der Klassik. Du kannst auch einfach ein Jahr frei machen und Strassenmusik machen. Da nimmt man unglaublich viel bei mit. Und das Konto leert sich dann nicht allzu schnell (wenn überhaupt).
Viel Freude auf Deiner Reise, egal wo es Dich hinführen mag!
Hallo,
um erlich zu sein, ist es nie zu spät mit einem Studium anzufangen. So lange man Leidenschaft für etwas hat, ist das doch prima. Klar mit dem Alter wird es immer schwerer, aber nicht unmöglich und mit 22 bist du doch immer noch recht jung. Wie heißt es so schön: Probieren geht über studieren
Ich finde auch, es ist nie zu Spät um mit etwas neuem anzufangen
Hi,
Du schreibst, dir geht es um die Freude an der Musik und nicht darum, das beruflich zu machen. Spielst du in Ensembles? In einem Quartett? In einem Orchester? Oder geht es dir nur um die Sololiteratur? Alleine zu spielen ist der Ausnahmefall als Geiger. Musik ist etwas soziales. Meistens spielt man mit anderen Menschen zusammen. Interessiert dich sowas auch? Oder nur das Solo-Geigen?
Wenn es dir darum geht, dich zu vervollkommnen, dann musst du nicht zwangsläufig studieren. Es gibt viele Lehrer, mit denen du intensiver arbeiten kannst als an einer Hochschule, an der du einmal die Woche eine Stunde Unterricht hast bei einem Prof., der dann evtl. meistens nicht da ist und seine Assistenten unterrichten lässt. Analogie: Um einen guten Schrank zu bauen, musst du nicht Profi-Schreiner. Und als Dilletant im besten Sinne hast du die Möglichkeit das zu machen, was dir Spaß macht. Die hast du als Profi oft nur bedingt.
Jetzt mal ganz grob gesagt: eine Fuge von Bach oder ein schwerer langsamer Satz, eine schwere Etüde (muss nicht Paganini) sein, ein Konzert und/oder Sonate musst du drauf haben für die Aufnahmeprüfung. Sibelius oder Mendelssohn wär nicht verkehrt. Aber: Es geht nicht um die absolute Schwierigkeit. Es geht darum, wie du spielst und nicht was.
bis dann
Christoph
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