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Hallo zusammen. Ich bin neu hier und hätte grundsätzliche Fragen zum Kauf einer Geige.
(Wem mein Text zu lang ist der möge bis zum Fettgedruckten springen)
Zuerst einmal meine Situation:
Ich spiele seit Februar 2019 und gehe halbwegs wöchentlich in den Unterricht und übe um die 45-60min pro Tag.
Soeben wurde ich einigermassen fertig mit dem Kanon in D von Pachelbel (ohne Vibrato und der Teil in 32tel ohne Bindungen)
Momentan miete ich eine Geige vom Geigenbauer (Kaufpreis wäre ca. 2000Fr.)
Die ist sicher nicht katastrophal aber mMn auch wirklich nicht gut und unterstützt mich nicht wirklich.
z.B. beim Spielen von Oktaven resoniert sie überhaupt nicht so wie ich es mir vorstelle.
Wenn ich gute Geigen von Freunden und Bekannten spiele, spüre ich die Oktave physisch viel mehr, was auch der Intonation deutlich hilft.
Des Weiteren gefällt mir der Klang der Geige nur in der ersten Lage, in der 3. Lage wird mir der Klang zu dünn und nasal und "zu wenig solistisch"
Mir ist bewusst, dass ich noch nicht auf einem super Niveau spiele, aber im Vergleich auf guten Geigen bemerke ich eben doch schon deutliche Unterschiede.
Nun zu meiner eigentlichen Frage:
Meine Lehrerin meint ich sollte die Mietgeige noch behalten, bis ich besser spiele und mir ein besseres Bild der potentiellen Geigen machen kann. Ich wüde mir eben gerne ein Instrument "eher" fürs Leben kaufen, etwas das den Wert einigermassen hält etc. also so im Bereich um 7-10K (oder wenn mir was super gut gefällt natürlich auch gerne darunter)
Auch für mich persönlich wäre es erstrebenswert meine eigene Geige zu besitzen.
Wann kann man im Normalfall brauchbar eine eigene Geige beurteilen um sie zu kaufen? (meine Lehrerin würde auf jeden Fall mitkommen und mich unterstützen)
Und macht es Sinn zuerst einen brauchbaren Bogen zu kaufen, oder sollte ich erst die Geige mit meinem lauchigen Mietbogen auswählen und danach einen passenden Bogen zu der Geige kaufen?
Ich hab relativ viel im Internet über Carbonbögen gelesen und dass die eigentlich ganz gut sein sollen und auch Orchestermusiker diese benutzen. Des Weiteren habe ich viel gelesen, dass Holz sowieso nicht optimal ist für Stahlsaiten welche heutzutage benutzt werden, da die Bögen für weichere Saiten mit weniger Spannung ausgelegt sind.
Wie ist eure Meinung dazu?
(Es ist mir zum Teil fast wie Werbung vorgekommen was ich gelesen habe, ich habe das Gefühl die Informationen waren ein wenig voreingenommen und nicht repräsentativ.)
Danke für allfällige Antworten und liebe Grüsse
FLOVO
Hallo Flovo,
wenn es die "Geige fürs Leben" sein soll, dann dauert das Suchen ja ohnehin ein wenig, warum also nicht noch eine Zeitlang Geigen probespielen, wann immer Du die Gelegenheit hast? Mit der Zeit merkst Du schon, was Du Dir von "Deiner" Geige wünschst.
Zunächst würde ich mit der Mietgeige aber zum Geigenbauer gehen, die kann vielleicht eine gute Klangeinstellung und dein neues Setup vertragen.
"Des Weiteren habe ich viel gelesen, dass Holz sowieso nicht optimal ist für Stahlsaiten welche heutzutage benutzt werden"
Ja, es gibt noch Stahlsaiten, aber moderne Saiten im Klassikbereich sind in der Regel Kunststoffsaiten (Ausnahme: E), die mit verschiedenen Metallen umsponnen sind. Oder Darmsaiten. Solltest Du also auf reinen Stahlsaiten spielen, würde ich auch da mal schauen, ob Du nicht mit anderen Saiten zu einer Verbesserung des Klangs und des Spielgefühls kommst. Und natürlich sind Holzbögen sogar ganz wunderbar für diese Saiten geeignet.
Im Einstiegs-/Schülerbereich bekommst Du für gleiches Geld mit Carbon (z.B. Carbondix) "mehr Bogen" als mit Holz. Das ändert sich aber in höheren Bereichen wieder und letztlich muss der Bogen zur Geige passen. Ich würde also den Bogen jetzt maximal auf einen Carbondix upgraden und erst, wenn Du "Deine Geige" gefunden hast, nach einem dazu passenden Bogen suchen - und der kann Holz oder Carbon sein, je nach dem was besser zu Dir und der Geige passt.
Bavaria hat wie immer die Sache ganz klar auf den Punkt gebracht. Ein paar kleine Anmerkungen erlaube ich mir trotzdem...
- Idealerweise bist Du bei einem Geigenbauer der sowohl Mietgeigen nicht nur im untersten Preissegment hat, und die jetzt gezahlte Miete teilweise auf einen späteren Kauf anrechnet, und außerdem ein lebhaftes Sortiment an alten und neuen Geigen bis in das von Dir genannte Segment hat. Dann wäre eine ökonomisch sinnvolle Lösung, die bisher akkumulieren Miete in ein nicht allzuteures Instrument so vielleicht im Bereich von €3-4000 zu investieren (in dem Bereich gibt es wirklich schon recht wunderbare Instrumente!), und kannst später immer noch ohne Verluste upgrade, sofern Du beim selben Geigenbauer bleibst und sofern überhaupt notwendig.
- Immer erst die Geige, dann der Bogen. Spiele die Geigen die Du testest immer erst mit Deinem eigenen Bogen an auf den Du "geeicht" bist, lass Dir aber auch zum Testen immer eine Auswahl an besseren Bögen zurechtlegen - so hast Du den doppelten Lerneffekt.
- Die Einbeziehung Deiner Lehrerin macht Sinn, soweit es darum geht die technischen Ressourcen die Dir eine Geige bietet auszuloten. Verlieben mußt Du Dich allerdings selber, und das ist das Entscheidende! Wenn die Lehrerin sagt daß ein Instrument das Du magst eine Gurke ist, dann akzeptiere daß sie es besser weiß. Aber sobald Du ihr okay hast, bist Du es der wissen muß ob Dir das Instrument weiterhilft und aus der Seele spricht oder nicht.
- Laß Dir alle Zeit der Welt. Hab nicht das Gefühl Deinem Geigenbauer die Zeit zu stehlen. Und wenn Du einen Kauf ernsthaft in Erwägung ziehst, nimm ruhig das Angebot von 1-2 Testwochen in Anspruch. Das ist keine Gnade, sondern marktüblich und gehört zum guten Ton. Dann kannst Du das Instrument auch mit in den Unterricht nehmen.
- Wenn Du Deine Lehrerin mit auf Shoppingtour nimmst, biete an ihr die Zeit zum üblichen Stundensatz abzugelten. Musiker schwimmen meistens nicht in Geld.
- Versteife Dich nicht zu sehr auf "das Instrument fürs Leben". Ansprüche ändern sich mit den Fähigkeiten. Darum ist neben der Eintauschmöglichkeit auch eine möglichst gute Wiederverkäuflichkeit relevant. Gerade das Segment von €6000-14000 ist da oft am schwierigsten - Profis und Enthusiasten geben gerne mehr aus, während es sich für Schüler und Studenten finanziell oft nicht ausgeht. Trotzdem finden sich in diesem Bereich oft wahre Schätze, vor allem bei den "jungen Alten" aus dem 20. Jahrhundert kann man um €10000 ein absolutes Profiinstrument bekommen. Auch Instrumente mit kosmetischen Macken läßt man besser nicht von vornherein links liegen - unter Umständen verbirgt sich hinter einer leicht angeschlagenen Fassade genau der Musikpartner nach dem Du gesucht hast - für relativ günstiges Geld, weil die meisten Leute eben auch sehr stark nach der Optik gehen. Doch die Schönheit einer Geige liegt nicht nur im Auge des Betrachters...
- Die Preiskurve bei Carbon- und Holzbogen stimmt so. Um €<800 gewinnt fast immer Carbon, ab €2000 hat meist Holz die Nase vorn (außer Du gehörst zur Arcus Müsing Fraktion), und dazwischen vermischt sich's recht bunt. Auch Hybridbogen (Carbonkern mit Holzfurnier) können eine sehr gute Option sein - zuverlässig und robust wie Carbon, aber wärmer im Klang und optisch von einem Holzbogen nicht zu unterscheiden.
Viel Spaß beim Schmökern und Grüße aus dem Süden, Nuuska
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