Was für eine Geige ist das (Vuillaume)? < | Brandstempel an ungewöhnlicher Stelle | > Greiftechnik nach Yehudi Menuhin |
Auf diese Beiträge antworten | Zurück zur Liste | Zum neuesten Beitrag springen
Die o.a. Dateien zeigen einen Brandstempel an meiner Violine, deren Herkunft (Provenienz) ziemlich unklar ist.
Der Vorbesitzer verkaufte sie mit zwei Zertifikaten, J.P. Schade und Michael Lindörfer, beide aus dem Jahr 2010. Demnach soll sie eine Violine aus der Werkstatt von Vincenzo Panormo (ca. 1810) sein.
Brandstempel der Hersteller von Violinen befinden sich, wie Sie wissen, in der Regel an Stellen (im Inneren sichtbar unter einem F-Loch oder am Zäpfchen des Halses), wo sie auch gut zu finden und einzusehen sind. Dieser Brandstempel befindet sich aber ziemlich unscheinbar auf der Zarge unter dem Endknopf.
Er ist daher wahrscheinlich das Signum (Wappen) eines ehemaligen Besitzers. Eine ungewöhnliche Stelle, etwas versteckt und selten einzusehen, da man dort das Instrument anfasst bzw. dann „am Halse hat“.
Die Form des Wappens ist dreiteilig: das Oberteil ist als Krone dargestellt, das Mittelteil deutet den Korpus eines Streichinstruments (Lyra?) an und weist damit möglicherweise auf eine Hofkapelle hin oder, nach anderer Lesart, stellt es einen Becher (Pokal) dar, das Unterteil zeigt andeutungsweise (in starker Vergrößerung) ein Gesicht mit einem Sonnenkranz.
In der Heraldik heißen solche Oberteile (Aufsätze) Rangkronen. Mit der Anzahl der Zacken (sieben) wird der Rang, die Bedeutung, des Besitzers angezeigt. Möglicherweise hat dieser sein Signum nicht nur für alle seine Instrumente, sondern auch für seine Noten, Musikalien (evtl. als Wasserzeichen) usw. benutzt.
Nach Auskunft von Heraldikern ist der Stempel kein Zeichen einer kirchlichen Einrichtung, da weder ein Kreuz oder anderes Symbol dieser Art verwendet wird.
Die Violine wurde von meinem Vorbesitzer zu DDR-Zeiten bei einem Geigenbauer in Dresden gekauft. Mehr weiß ich leider über die Herkunft des Instruments nichts. Der Brandstempel könnte eine wichtige Spur aufzeigen, wo das Instrument zumindest einmal gewesen ist, gespielt und evtl. repariert wurde.
Ein dendrochronologisches Gutachten von Dr. Micha Beuting aus Hamburg von 2016 belegt, dass beide Deckenhälften der Violine aus demselben Stamm sind und aus dem Bereich Bayrischer Wald/Süddeutschland stammen, der jüngste Jahrring ist von 1793. Demnach kann die Violine etwa zwischen 1805 und 1815 gebaut sein.
Ich bin für jeden Hinweis in dieser Sache dankbar.
Es gibt auch Geigenbauer, die ihren Brandstempel dort plazieren/ plaziert haben. Mehr weiss ich leider auch nicht.
Was für eine Geige ist das (Vuillaume)? < | Zurück zur Liste | > Greiftechnik nach Yehudi Menuhin |
Nur angemeldete Benutzer dürfen Beiträge schreiben. Log In
Diese User sind gerade online: