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Zugeordnete Kategorien: Literatur - Unterricht
Hallo,
da in diesem Forum immer wieder Fragen bezüglich der Möglichkeit des Erlernens eines Streichinstrumentes als Erwachsener auftauchen, sei mir ein Hinweis auf mein Buch "“Avanti-Dilettanti - Lasst das Cello ertönen!” gestattet.
In diesem Buch spiegeln sich meine Erfahrungen beim Erlernen des Cellospiels wider. Es schlägt einen anderen Weg als traditionelle Cello-Schulen ein, die meist auf jugendliche Anfänger ausgerichtet sind, da es sich explizit an Erwachsene wendet. Diese Zielgruppe, ältere Amateure, die mangels Zugang zu Musikschulen sich autodidaktisch dem Cello oder anderen Streichinstrumenten nähern, wurde bisher fast nicht berücksichtigt.
Das Buch formuliert die Ziele und die notwendigen Einschränkungen, damit der Einstieg ins Musizieren auf der Basis von traditionellen Cello-Schulen gelingt. So werden Methoden aufgezeichnet, einen fehlenden Cellolehrer zu „kompensieren“. Es wird ein Cello-Tutor vorgestellt, der die Überwachung des Spiels erleichtert. Zusätzlich stelle ich weitere Techniken und Hilfen vor, die die täglichen Übungen erleichtern. Obwohl das Buch auf das Cello fokussiert ist, können die Methoden und Verfahren auch auf andere Streichinstrumente übertragen werden.
„Avanti Dilettanti – Lasst das Cello ertönen – For Thy Pleasure – Cellospielen für Erwachsene“
ISBN: 978-3-7448-0958-0
(https://www.bod.de/buchshop/avanti-dilettanti ... joachim-dezelski-9783744809580)
In der Hoffnung, dass dieser Hinweis mit den Forumsregeln konform ist, wünsche ich viel Spass beim Streichen.
Hajo
Hallo,
da nachgefragt wurde:
Das Buch kann selbstverständlich auch über den lokalen Buchhandel oder Internethändlern wie Amazon direkt bestellt werden. Die E-Bookversion gibt es in allen einschlägigen E-Bookshops.
Danke für das Interesse.
Hajo
Hallo,
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Hajo
Hallo,
gestern war Anne-Sophie Mutter bei Lanz (ZDF) in der Sendung und sprach u.a. über Musik als Sprache, die direkt ins "Herz" geht und als wichtiges Kommunikationsmittel zur Verständigung zwischen Menschen gefördert werden sollte.
Doch dann kam ein kleiner Schock für mich:
Es gibt einen Unterschied zwischen Frau Mutter und mir.
Frau Mutter begann mit fünf Jahren mit dem Geigenspiel und gewann mit sechs Jahren einen "Jugend musiziert"-Wettbewerb.
Dies wurde mit einem kurzen Video belegt.
Nach wenigen Sekunden stellte ich zu meiner Frau gewandt fest: "Das werde ich nie erreichen!"
Meine Frau guckte nur irritiert.
Überschlafen ... und Anti-Schockmittel verpasst:
Es gibt KEINEN Unterschied zwischen Frau Mutter und mir.
Das Cellospiel geht mir genauso ins Herz und befriedet meine Seele wie selbige von Frau Mutter ...
Doch, einen Unterschied muss ich zugestehen: Mein Spiel erfreut nicht weitere Millionen von Menschen.
Na ja, einen Unterschied muss es ja geben.
Aber Spaß macht es trotzdem.
Hajo
Hallo,
Nachdem ich in zwei Jahren über 1100 Stunden spielend hinter dem Cello verbracht habe, wurde es Zeit, mein Konzept zu erweitern. Der geneigte Leser meines Buches wird einige Hinweise finden, wie er nach dem ersten Jahr seinen Lernfortschritt strukturieren kann.
Ausgangspunkt für meine Bemühungen:
Ich wollte nur für mich selbst spielen und habe keine Ambitionen einen professionellen Werdegang einzuschlagen. Ich hatte grundlegende musikalische Kenntnisse und konnte den Violinschlüssel vom Blatt spielen. Spielerfahrungen mit anderen Instrumenten waren vorhanden. Das Ohr musste geschult werden und ich beschränkte mich auf die Lagen 1-4. Diese Spieltechnik genügte, um 90% der barocken Musik spielen zu können.
Die ersten 500 Stunden konzentrierte ich mich auf die Intonation, die “Notenfindung” und die Intervallerkennung. Ich verwendete in dieser Suchphase ein elektrisches Cello, um die Nachbarn und mich zu schützen. Die akustischen Eigenschaften unterstützen die Fokussierung auf den richtigen, klaren Ton. Die klangliche Schönheit eines akustischen Cellos erschwert durch die Vielzahl der Resonanzen das Spiel für den Anfänger.
Die erste Schwierigkeit war der Übergang von der „fixen“ ersten Lage zu den anderen Lagen. Ich stellte die Lernziele um, auf die Erkennung der Noten auf dem Griffbrett. Dies war ein langer Weg mit dem Ziel den Arm, die Hand mechanisch zu trainieren. Wenn der Ton gefunden ist, setzte das Intervalltraining ein. Ich sehe die nächste Note, höre sie im Kopf und der Finger folgt mit dem richtigen Abstand.
Da der Bogen in den Büchern nur theoretisch abgehandelt wurde, beschränkte ich mich am Anfang auf eine “korrekte” Bogenführung ohne Variationen. Die Klangmöglichkeiten des Bogens erhörte ich in der folgenden Zeit und versuchte durch entsprechende Führungen, Modulationen zu erzielen.
Nach der Durcharbeitung der traditionellen Schulen hatte ich Schwierigkeiten eine geeignete weitergehende Lernstrategie zu entwickeln. Die höheren Lagen wurden meist in Eile abgewickelt und boten wenig Übungsmaterial. Ich habe als Anschluss die Schule von Louis Potter “ The Art of Cello Playing.” verwendet, die die einzelnen Schritte genügend erklären und entsprechendes Material anbietet. Die Schule von Feuillard schritt ab der 4. Lage zu schnell voran. Zu Übungsstrategien etc. kann ich in diesem Zusammenhang die Bücher von Gerhard Mantel empfehlen, die sich auch nach zwei Jahren immer wieder zum Nachlesen eignen.
Doppelgriffe, die ich eigentlich durch die Gitarre trainiert, als einfach einstufte, entwickelten sich zum Problem. Korrekt gegriffen klangen sie in meinen Ohren nie so, wie sie klingen sollten. Eine Änderung auf pythagoreische Stimmung brachte Verbesserungen. Hier habe ich auf das Buch “CelloMind - Intonation and Technique” von Hans Jørgen Jensen, und Minna Rose Chung zurückgegriffen. Es bietet genügend Stoff für die nächsten Jahre.
Bei meinen Lieblingsstücken bin ich auf eine hervorragende Kompilation der verschiedenen Transkriptionen Gestosen: Bach, Johann Sebastian, und Starkweather, David. Six Suites for Violoncello Solo BWV 1007-1012.
http://starkweatherdavid.com/index.php/downloadable-manuscripts
Über Fingersätze lässt sich immer wieder diskutieren, aber die Vorschläge sind für den Anfang sinnvoll.
Die nächsten Monate werde ich in Begleitung verbringen: Die Play-Along CD im Buch von Jiji “ Cello Playing for Music Lovers A self-teaching method” habe ich durch “The very best of Bach” (Hal Leonard) ergänzt.
Ein Fund in den letzten Monaten gibt zusätzlich genügend Material. Das Duo Pazeci “Colección de Pequeñas Piezas para Violoncello y Piano” (https://store.cdbaby.com/cd/duopazeci) hat fast 100 einfache Stücke mustergültig für Cello und Klavier eingespielt. Es sind Kompositionen vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Die Spielschwierigkeit ist meist einfach gehalten. Aber die Tempi sind zwischendurch schon fordernd. Die Cellonoten werden als PDF mitgeliefert.
(Da ich kurzzeitig fremd gegangen bin: Die Stücke eignen sich auch für die Bratsche. Es klingt eine Oktave höher und ich habe einfach nach dem Bassschlüssel gespielt, ohne die Fingersätze verändern zu müssen.)
Zusammenfassend: Fortschritte wurden gemacht. Die Konzeption hat sich bewährt, auch wenn ich nicht mehr alle Tools verwende. Immer wichtiger wurde der Einsatz von Lilypond. So habe ich Aufnahmen, die für mich zu schnell waren und mit einem A=415 Hz (BWV 167-Choral) operierten, umgeschrieben und habe eine Begleitung, die auf meine Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Es macht immer noch, jeden Tag Spaß, das Instrument in die Hand zu nehmen.
Hajo
Hallo,
In Erweiterung das "Selbstgespräches" um eine zweite Stimme:
In der Fachzeitschrift des Schott-Verlags "Üben & Musizieren" ist im neuen Heft 6/19 eine freundliche Rezension meines Buches erschienen:
Rezension des Buches "Avanti Dilettanti" von Hajo Dezelski
Hajo
Hallo,
einen großen Dank an meine Leser. Es kamen einige Anfragen, aber da ich in der nächsten Zeit keine Neuauflage/Erweiterung plane, sei es mir gestattet nach über 2000 Übungsstunden, die zusätzlichen Erfahrungen kurz darzustellen.
Cello:
Die Entscheidung, mit einem E-Cello zu beginnen, um die Nachbarn und die Gattin zu schonen, hat sich als verträgliche Lösung bewährt. So spiele ich abends und komplizierte Stücke lieber auf dem E-Cello. Ich habe allerdings die Versuche elektronische Spielereien wie Looper, Delays, etc. einzusetzen nicht weiter verfolgt.
Mit meinem chinesischen Cello, war ich so zufrieden, dass ich noch ein zweites Cello bestellt hatte. Auch dieses war von ausgezeichneter Qualität. Mein Geigenbauer hat beide Instrumente spielfähig gemacht. Dieser Aufwand hatte sich gelohnt. Da ich zwischen den Instrumenten wechseln kann, ohne meine Spieltechnik zu ändern.
Aber es ging noch ein Stück weiter. Da das zweite Cello genügend Holz (Decke, Boden, Bassbalken) hatte, wurden diese Bestandteile den Regeln entsprechend weiter ausgearbeitet. Das Ergebnis kann sich zwar nicht sehen lassen, da das Äußere unverändert makellos ist, aber der Klang hat sich wesentlich verbessert. Das Cello klingt offener, die Tragweite ist höher und die Auflösung bei Doppelgriffen ist transparenter. So ist das Cello mit mir gewachsen und ich vergaß die Ängste, dass die Operation hätte daneben gehen können. (Das erste Cello steht in der Ecke ;-)
Bogen:
Der erste Carbon-Bogen hatte nach einem Jahr seine „Haarigkeit“ verloren und entsprechend dem Verkäufer hatte ich mir einen besseren Bogen gekauft. Für eine weitere Verbesserung (es muss leider Carbon sein) fehlt mir der unparteiische Rat.
Lehrmaterial:
Die Standard-Cello-Schulen waren nach einem Jahr „aufgebraucht“. Sie deckten meist die ersten Lagen ab und beschleunigten bei den höheren Lagen. Sie waren wenig hilfreich. So habe ich sehr schnell auch auf den „Genuss“ der Darstellungen bei Youtube und Co& verzichtet. Eine Beurteilung der Wertigkeit und Sinnhaftigkeit entzog sich meist meinem Urteilsvermögen. Die auch in meinem Buch aufgeführten weitergehenden Lehrwerke über Intonation und künstlerisches Spiel liegen noch über meinem Niveau.
Spielstand:
Ich habe mich weiterhin auf Barockmusik konzentriert. Hier ist (meist) keine Daumenlage notwendig und das Vibrato wird nur selten sinnvoll eingesetzt werden können. So kann ich mit Sicherheit bis zur 4/5 Lage spielen.
Die Vorübungen mit dem Training des Gehörs habe ich am Instrument fortgeführt. Die Intonation wurde mit der Betonung des Melodiespiels verbessert. Als Empfehlung stehen weiterhin die Notenbücher von Rick Mooney „Position Pieces for Cello“. Die kurzen wohlklingenden Stücke (auch bei Youtube zu finden) verwenden immer wieder offene Saiten oder Oktavsprünge und erleichtern somit die Überprüfung des Lagenspiels. Ich setze sie oft in der Aufwärmphase ein. Eine wesentliche theoretische Hilfe sind auch immer wieder die Bücher von Gerhard Mantel, die mich noch lange begleiten werden.
Da ich mittlerweile flüssig und ausschließlich vom Blatt spiele, habe ich das auswendig spielen nicht weiter verfolgt. Es ist mir zu zeitaufwendig, da ich immer noch nicht vorhabe, öffentlich aufzutreten. Der Nachteil für mich: Den Tenorschlüssel kann ich noch nicht flüssig vom Blatt lesen. Da dieser aber bei Barockmusik selten vorkommt ...
Musik:
Meinem Ziel, die sechs Cellosuiten von Bach zu spielen, bin ich ein ganzes Stück näher gekommen. Ich hatte allerdings die Notenausgabe gewechselt und verwende seit einem Jahr die Ausgabe von Maurice Gendron ( zen-on Music). Die Fingersätze sind auf einfache Spielbarkeit ausgelegt. So kann ich die ersten 5 Suiten recht gut spielen, obwohl ich zugeben muss, dass das Prélude der 4. Suite mir immer noch Schwierigkeiten macht, da die Harmonik nicht richtig in den Kopf will. Die 5. Suite spiele ich in der Einrichtung für Normalstimmung. Die Originalversion mit Scordatura ist zwar einfacher zu spielen, aber die Umstimmerei hat genervt.
Als weitere Quelle für eigene Transkriptionen verwende ich die fast vollständige Ausgabe der Bachwerke bei Tobias Schölkopf (http://www.tobis-notenarchiv.de/bach/). Man findet die Capella-Version, PDF und Midi und die Kantaten sind eine Fundgrube für kurze Cello-Übungen.
Zwischendurch benötigt der Mensch auch mal „einfachere“ Musik. Hier ist die Sammlung des Duo Pacezi (incl. der Noten) eine willkommene Bereicherung, die Feuillard plündert, aber auch das musikalische Spektrum bis in die Neuzeit erweiterte. Allerdings habe ich es aufgegeben, die CD als Play-Along zu verwenden, da die Celli auf 442 Hz gestimmt sind und ich bei meinen 440 Hz bleiben will. (Grund: Ich verwende immer noch mein Notensystem mit der Midiausgabe.)
Als weitere Spielwiese habe ich Transkriptionen der irischen Cellistin Ilse de Ziah entdeckt. Ihre irischen Airs und Traditionals können als PDF über das Internet gekauft werden. Sie zeichnen sich meist durch melodische Vielfalt und Spielbarkeit aus und betonen die harmonischen Möglichkeiten des Cellos durch den Einsatz von Doppelgriffen.
Autodidaktische Probleme
Bei meinem gewundenen Weg war ich froh, mich nicht mit einem Lehrer auseinandersetzen zu müssen, der andere didaktische Konzepte und musikalische Vorstellungen gehabt hätte.
Auch hatte ich nicht den Eindruck, dass ich Bewegungsabläufe mit falsch eingeprägt hätte. Mein Manko der Handhaltung (der linken Daumen) durch die klassische Gitarre geprägt habe ich früh (fast) überwunden. Bei der Bogenführung habe ich mangels Vorbild auf fortgeschrittene Techniken verzichtet und achte auf einen sauberen Strich. Im Laufe der Zeit und mit dem Training des Gehörs verlagerte sich die Strichtechnik auf einen „schönen“ Klang, sodass ich „Schrägstriche“ am Klang erkenne und korrigieren kann.
Aber ich gebe zu, dass ich mich manchmal wochenlang mit einem Problem herumgeschlagen habe, das von einem kompetenten Partner in Minuten hätte gelöst werden können. Mein Lernanteil war groß, aber der Zeitaufwand eigentlich nicht gerechtfertigt. Aber mittlerweile habe ich einige Cellisten gefunden, die ich im Notfall kontaktieren kann.
Und weiter geht es mit Lust und Freude ... Und wenn ich an einigen Tagen mein 2-Stunden-Pensum nicht halten kann ... Dann fehlt etwas.
Ich hoffe geholfen zu haben.
Hajo
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