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Täglicher Wechsel im Klang der Geige

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Jelena88 Profilseite von Jelena88, 05.04.2019, 18:17:37
Täglicher Wechsel im Klang der Geige
Hallo liebe Leute,
Ich spiele seit 11 Jahren mit mehr und minder intensiven übungsphasen Geige.
Nun hatte ich 6 Wochen frei und habe wenn ich mich erinnere täglich ca. eine bis 2 einhalb stunden geübt, viele Tonleitern und Technikübungen gespielt. Ich würde behaupten meine Intonation ist ganz passabel und teilweise fühle ich mich beim Spielen total wohl, wäre da nicht dieses Problem..... Jeden Tag aufs Neue fühle ich mich die erste halbe Stunde wie ein Anfänger und ich weiß ehrlich gesagt nicht woran es liegt. Der Ton ist anfangs rau und der Bogen macht auf der Seite ein schleifendes Nebengeräusch.
Der Klang gefällt mir einfach gar nicht und ich Zweifle jedes Mal aufs neue an der letzten übungseinheit, die doch wohl irgendwelche Ergebnisse hinterlassen haben muss :(
Nach einer halben bis dreiviertel Stunde kehrt dann langsam Besserung ein, der Ton wird weicher und die Nebengeräusche nur noch sehr dezent wahrnehmbar.
Wie ist das bei euch? Klingen eure Instrumente vom ersten Ton des Tages an oder bereitet es wie mir manchmal ziemliche Selbstzweifel?
Ich kann einfach nicht aus dem kalten herausspielen... Oder es liegt am Instrument /Bogen
Norbert_V Profilseite von Norbert_V, 07.04.2019, 22:11:56

Hallo,

ich habe teilweise Tage, an denen ich an mir selbst zweifel und nicht weiß, warum der Ton nicht so klingt, wie er normalerweise klingt und der Bogen nicht so läuft, wie er sonst läuft. Manchmal bekomme ich das dann durch Lockerungssübungen hin und manchmal hilft nichts und ich breche das Spielen ab. Sonst gibts nur Frust und dafür spiele ich keine Geige. Am nächsten Tag geht es dann wieder.

Vielleicht helfen dir auch Lockerungsübungen. Die Finger, die Arme strecken, dehnen und ausschütteln.

Ansonsten würde ich in deiner Stelle noch mal eine Geigenlehrer/-in zu Rate ziehen. Vielleicht erkennt die ja, was bei dir in der ersten halben Stunde nicht so richtig passt.

Viel Erfolg und viel Spass beim Spielen!

Gruß Norbert

argon Profilseite von argon, 07.04.2019, 22:54:43

stimmt, das könnte auch sein!
Es gibt Tage, da funktioniert gar nichts.
Und wenn ich vorher etwas körperlich anstrengendes gemacht habe, bekomme ich mindestens 1-2 Stunden keinen geraden Ton aus der Geige.
Ich schwöre, ich spiele nie wieder Geige, wenn ich vorher mit dem Rad über Schotterwege gefahren bin! ;-)

argon Profilseite von argon, 07.04.2019, 22:44:11

Hallo Jelena,

Meine kleine Zimtzicke will auch nicht immer singen.
Sie ist ziemlich wetterfühlig. Zu kalt oder zu trocken, das mag sie gar nicht.
Wobei Klangbeschreibungen naturgemäß immer unpräzise sind.
Des einen Schnarren ist dem anderen sein Scheppern und dem nächsten sein Schrappen... ;-)
Da kann man nur blind raten, was das sein kein.
Ich würde deshalb einen Besuch beim Geigenbauern anraten.
Es kann gut sein, dass sich ein Riss gebildet hat, den man als Normalsterblicher kaum bis gar nicht sieht.
Der sollte lieber im Kleinststadium behandelt werden, wenn man die Geige vielleicht noch nicht aufmachen muss.
Und am Bogen kann es natürlich auch liegen. Eventuell sind die Haare schon ziemlich abgenutzt und Du passt nach einiger Zeit deine Spielweise darauf an.
Ähnliches würde passieren, wenn das Bogenholz zu weich ist und Du deshalb manchmal unfreiwillig "mit der Stange" spielst und dich im Laufe des Spiels eben darauf einlässt. (Das würde für mich persönlich am ehesten nach "Schleifen" klingen.)

Mir fallen auch noch einige andere Dinge ein: Das Halteseil wird meist mit 2 Schrauben befestigt. Wenn auch nur eine davon nicht richtig sitzt, erzeugt das eine Art Klirren/metallisches Rasseln.
Wenn der Obersattel "durch ist", also bereits zu tief eingekerbt ist, erzeugt das für meine Ohren ein Schnarren.
Ähnliches gilt für den Steg, aber das klingt noch etwas anders.
Wenn der Kinnhalter den Saitenhalter berührt, kann das ebenfalls Nebengeräusche machen.
Und gruselig wird es, wenn der Saitenhalter auf der Geige ganz knapp aufliegt.
Saiten, die zu abgenutzt sind, klingen oft ebenfalls sehr eigen.

Es gibt sogar "äußere" Einflüsse: Erst letzte Woche habe ich in einem neuen Probenraum geübt. Ich habe mein Stück intoniert und nach 20 Takten entsetzt aufgehört, weil meine Geige klang wie ein Esel mit Schluckauf. (Das hätte ich jetzt nicht "schleifendes Geräusch" genannt, aber es wahr schon sehr strange.) Ich hatte Panik, bis ich bemerkte, dass ich direkt unter einem sehr tief hängendem Balken stand. Da hätte ich auch vorher darauf achten können, aber wer denkt denn immer an alles? 1 Meter daneben war wieder alles ok...

Wie gesagt: Da gibt es viel zu viele Möglichkeiten. Also ab zum Geigenbauer, um wenigsten die schlimmsten auszuschließen und eventuell die einfachsten zu korrigieren.

Viel Erfolg und liebe Grüße!

 

Jelena88 Profilseite von Jelena88, 10.04.2019, 18:16:10
Vielen Dank für eure aufbauenden Worte und Tips, die werde ich berücksichtigen und demnächst wirklich mal einen Geigenbauer besuchen! :)
Liebe Grüße
Neuester Beitrag Stehgeiger Profilseite von Stehgeiger, 11.04.2019, 16:07:59

Hallo Jelena88,


wenn ich (regelmäßig) mit anderen zusammen Musik mache, höre und sehe ich meist sofort an deren Klang und an ihrem Umgang mit dem Instrument wie die anderen gerade "drauf" sind, d.h. ob sie heute aufgeregt, ärgerlich, müde, gelangweilt, freudig, übermütig oder erwartungsvoll gestimmt sind. Über das Instrument drückt sich mit der Art wie Du es spielst unwillkürlich auch Dein gegenwärtiger emotionaler Zustand aus. Aus diesem Grund wollen sich Musiker vor einem Auftritt zuerst einspielen. Da wird nicht nur der Bewegungsapparat aufgewärmt und gelockert, da versetzt man sich auch in den emotionalen Zustand den man für die Interpretation des aufzuführenden Werkes benötigt. Das ist genau so wie bei einem guten Schauspieler. Auch Profimusiker klingen nicht jeden Tag gleich, denn es sind Menschen mit Emotionen und keine programmieren Roboter.


Da Du vermutlich nicht jeden Tag die gleiche emotionale Stimmung hast, ist es nicht ungewöhnlich, daß Du täglich "anders klingst" wenn Du anfängst Musik zu machen. Du brauchst offenbar die ersten 45 Minuten um emotional soweit "herunter zu kommen", daß es Dir gelingt den Klang zu erzeugen den Du gerne haben möchtest. Genau das ist auch der Sinn von "Musiktherapien". Deine Beobachtung zeigt, daß Du Dir selbst kritisch zuhören kannst. Das ist gut! Versuche das was Du hörst mit Deinem emotionalen Zustand zu vergleichen. Möglicherweise findest Du dann schnell heraus,was die Ursache Deines "Problems" ist.

 

Nebenbei bemerkt, die Beiträge der anderen beschreiben im Grunde ebenfalls das was ich gerade versucht habe auszudrücken.


Ich wünsche Dir und allen anderen noch einen schönen Tag und viel Freude beim Musizieren.
 

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