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Guten Tag liebe Geigenfreunde,
wie sicher schon viele vor mir habe ich gerade jetzt im Winter Probleme mit der Luftfeuchtigkeit. Ich habe mich im Forum schon etwas umgesehen und stehe als Laie mal wieder recht ratlos da…
Zu meiner Problematik:
Eigentlich erreiche bzw. halte ich eine Luftfeuchtigkeit von 50-60%. Doch gerade in den letzten Tagen ist meine Anzeige von 50%+ immer mehr abgerutscht. Momentan befindet es sich bei knapp 40% - Tendenz eher Richtung 30%. Langsam mache ich mir daher Gedanken um das Wohlbefinden meiner „kleinen Freundin“.
Diese Lager ich in meinem Zimmer auf einem Schrank über dem Bett. Mein Zimmer ist recht klein und grade im Winter gerne recht kühl (ca. 19 Grad). Nachdem in den letzten Tagen aufgrund des Wetters die Temperatur auf 17,5 Grad abgefallen ist, musste ich jetzt sogar eine zweite kleine Heizung dazu stellen. Hängt das Sinken der Luftfeuchtigkeit evtl. auch mit dem Abfall der Temperatur zusammen?
Ich habe bereits mit Stoßlüften am Abend (dadurch wurde mein Zimmer nur noch kühler) sowie dem Luft- bzw. Raumbefeuchter meiner Eltern erfolglos versucht, die Luftfeuchtigkeit zu steigern. Meine Mutter habe ich nun auch schon gebeten, gewaschene Wäsche doch in meinem Zimmer trocknen zu lassen…
In meinem Kasten ist zwar ein Hygrometer dabei aber leider kein Luftbefeuchter. Deshalb spiele ich mit dem Gedanken, mir einen zu kaufen.
Bei „Paganino“ habe ich mir mal folgende zwei Artikel angeschaut:
https://www.paganino.de/zubehoer/violine/befeuchter/luftbefeuchter.html
https://www.paganino.de/zubehoer/violine/befeuchter/planet-waves-luftbefeuchter.html
Habt ihr damit schon Erfahrungen gemacht? Oder könnt ihr welche empfehlen? Und wo werden diese im Etui verstaut?
Ich habe ein separates Fach (ohne Deckel) für die Schulterstütze – ich denke dort wurde es wahrscheinlich am meisten Sinn ergeben. Im anderen Fach wird der Befeuchter durch den Deckel ja abgedeckt, oder nicht? Und wie sieht das mit der Decke aus? Die liegt in meinem Fall über dem Instrument und über diesem „deckelfreien“ Fach. Bringt das der Geige dann überhaupt etwas?
Auch dieses Mal – Herzlichen Dank für die Zeit und Mühe, sich den Text durchzulesen und für mögliche Antworten.
Viele Grüße
Vasita
Ja, der Abfall der Luftfeuchtigkeit hängt mit dem Abfall der Temperatur zusammen. Je wärmer Luft ist, desto mehr Feuchtigkeit kann sie aufnehmen, deshalb wird Luft wenn man sie aufheizt trockener; die absolute Menge Wasser in der Luft bleibt gleich, aber die Fähigkeit, Wasser aufzunehmen wird größer.
Dein Gedanke, einen Befeuchter nicht durch einen Deckel von der Geige zu trennen ist richtig. Aber solange die momentane Lufttrockenheit in Deinem Zimmer eine nur ab und an vorkommende Ausnahmesituation ist, muss es nicht unbedingt ein extra hergestellter Befeuchter sein. Dazu kommt: wenn Du ihn jetzt bestellst, kommt er vermutlich ohnehin erst an, wenn sich die Situation wieder entstpannt hat. Von daher ist akut eine Improvistationslösung gefragt; konkret: Ein feuchter (wohlgemerkt: feucht, nicht nass!) Spülschwamm, der ohne die Geige direkt zu berühren im Kasten liegt. Der sollte dann nicht allzuviel bewegt werden, denn der Schwamm könnte verrutschen und doch auf Tuchfühlung mit der Geige gehen, aber solange die Geige nur vom Schrank zum Tisch, wo Du sie aus dem Kasten nimmst und nach dem Spielen wieder zurück geht und Du dabei entsprechend vorsichtig bist, sehe ich da keine Probleme. Ob trockene Luft bei Dir so häufig ist und Du die Geige in Trockenzeiten so viel bewegst, dass sich die Anschaffung eines Kastenbefeuchter für Dich lohnt oder vielleicht sogar alternativlos ist, musst Du selbst beurteilen.
Es gibt im Handel und auch Online div. Angebote von Ultaschall-zerstäubern welche man im Zimmer aufstellen kann um die Raumfeuchte gerade im Winter zu erhöhen, so entsteht nicht nur für die Violine ein gesünderes Raumklima.
Diese am besten mit Regenwasser befüllen um so das Verkalkungsproblem auszuschließen.
Gruß lyc. Geigenbauer aus Jena
Guten Mittag,
vielen Dank für eure raschen Antworten.
Danke für deine Einschätzung Aranton: dann lag ich mit meiner Vermutung bezüglich der Temperatur wohl richtig. Ich werde mit Hilfe der Heizung versuchen, die nächsten Tag noch zu überstehen und meine Zimmertemperatur etwas hoch zu schrauben. Mit etwas Glück löst sich das Problem dann schon in Luft auf.
Da es wahrscheinlich langsam wieder besser werden soll, ist die Anschaffung von einem Befeuchter jetzt natürlich eher unsinnig. Deine Idee mit dem Schwamm finde ich daher super. Ich habe noch unbenutzte kleine Schwämmchen für Acrylmalerei daheim herumliegen – die sind an einem Stock befestigt und lassen sich so vielleicht sogar noch leichter und sicherer im Etui verstauen, das werde ich auf jeden Fall mal versuchen. Bis zum nächsten Winter kann ich mir ja immer noch Gedanken über einen „professionellen“ Befeuchter machen und diesen dann rechtzeitig besorgen – Hauptsache es wird jetzt erstmal besser.
Gesünderes Raumklima – danke Lyc, das ist ein gutes Stichwort. Mir wäre es fast lieber ich könnte die Luftfeuchtigkeit nicht nur im Etui sondern auch allgemein im Zimmer verbessern. Neben der Geige befinden sich darin ja auch ein paar Pflänzchen und natürlich ich selbst. Da wären wir alle froh über eine bessere Luft. Den Luftbefeuchter meiner Eltern hatte ich ja leider erfolglos getestet. Könnte das evtl. auch daran liegen, dass die Temperatur einfach zu niedrig ist?
Oder liegt es am Gerät? Gibt es denn welche mit denen du/ihr schon gute Erfahrungen gemacht hast/habt?
Allen noch einen schönen Nachmittag & Liebe Grüße
Vasita
Da hast Du was falsch verstanden: Wenn Du die Temperatur hoch schraubst, wird die Luftfeuchtigkeit dadurch nicht ansteigen sondern GERINGER werden! Wie gesagt: Die selbe Menge Wasser in aufnahmefähigerer Luft bedeutet geringere relative Luftfeuchte. Wenn Du die Luftfeuchtigkeit steigern oder zumindest verhindern willst, dass sie weiter absackt, solltest Du die Heizung eher runterdrehen. Auch das Lüften ist, wenn die Feuchtigkeit im Raum gehalten werden soll, bei den derzeitigen Temperaturen eher kontraproduktiv.
Warum der Raumluftbefeuchter nichts gebracht hat, lässt sich per Ferndiagnose schlecht beurteilen. Vieleicht ist für das Zimmer schlicht unterdimensioniert, vielleicht hatte er nicht genug Wasser, vielleicht ist der Verdunster mit Kalk verkrustet und deshalb nicht mehr sehr effektiv, vielleicht war er auch nur nicht lang genug in Betrieb, um einen erkennbaren Unterschied zu machen, wenn Du ihn in der Nähe der Tür, des Fenster oder (falls vorhanden der Öffnung eines Lüftungsschaftes) platziert hast, zieht die feuchte Luft, die er produziert vielleicht aus irgendwelchen Gründen aus dem Zimmer heraus anstatt dort zu bleiben, wo sie gebraucht wird.
Ich habe im Winter immer einen Verdampfer im Zimmer und damit gute Erfahrungen gemacht; wenn man lüftet, sackt die Luftfeuchtigkeit kurz ab, erholt sich aber bald wieder. Wichtig ist, dass man die Tür konsequent geschlossen hält, sonst schleicht die feuchte Luft ab bzw. die trockene von den anderen Räumen kommt rein.
Ich steigere die Feuchtigkeit im Moment mit feuchten Handtüchern über der Heizung. Aktuell liegt sie gerade bei 43%. Eigentlich versuche ich auch immer zwischen 50-60% zu bleiben, aber bei den niedrigen Temperaturen zur Zeit (<-10°C) beschlagen dann die Fenster.
Ultraschall-Luftbefeuchter würde ich nicht verwenden. Laut meinen Recherchen (ich wollte mir auch einen anschaffen) verkeimen die recht schnell und verteilen gesundheitsschädliche Keime im Raum. Verdampfer sollen da besser sein.
meine Dame reagiert recht empfindlich, so habe ich das Probleme immer die gesamte Heizsaison durch. Als Raumluftbefeuchter sollte es ein Verdunster oder Verdampfer sein. Auch wenn sich das Problem der "Feinstaubbildung" (Kalkablagerung auf den Möbeln") minimieren läßt, werden mit dem Aerosol doch auch Mikroorganismen mitvernebelt, die in jeder Pfütze nun mal automatisch gedeihen. Stichwort "Bazillenschleuder", das muß gerade ich als Arzt nicht haben. Selber bin ich mit einem Venta LW45 für den Raum und einem Stretto für den Kasten (wird mit Klettverschluss befestigt) recht zufrieden. Auch wenn es nicht die billigste Lösung ist, aber dad Zeug hält praktisch ewig. Das Stretto-Kissen habe ich nun endlich nach 2 Jahren erstmals erneuert...
Interessante Anregungen zu diesem Thema findest Du übrigens auf der Homepage von David Burgess, einem renommierten US-amerikanischen Geigenbauer.
Hallo ihr Lieben,
danke Aranton; über meinen Gedankenfehler bin ich mittlerweile auch schon gestolpert (trockene Luft entsteht doch DURCH die Heizung - da passt was nicht…)
Dein Tipp mit dem Schwamm hat bisher super funktioniert, das scheint bei Extremfällen für mich tatsächlich die beste Lösung zu sein, daher noch einmal vielen Dank dafür.
Auch Norberts Idee mit den Handtüchern werde ich mal ausprobieren. Da ich dieses Problem eigentlich nur sehr selten habe, lohnt sich die Anschaffung eines Raumbefeuchters bzw. Luftbefeuchter für das Etui (oder auch das Zimmr) wahrscheinlich eher nicht. Das Stretto-Kissen behalte ich aber sicherheitshalber mal im Hinterkopf.
Nachdem ich mir gerade aus gegebenen Anlass öfters mal Gedanken über zu geringe Luftfeuchtigkeit gemacht habe, habe ich mich nun gefragt wie es eigentlich anders herum aussieht. Hatte jemand von euch schon einmal das Problem, dass die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist? Was kann man denn in einem solchen Fall am Besten tun? Dieses Problem hatte ich zum Glück noch nie aber man weiß ja nie...
Viele Grüße
Vasita
Gegen zu hohe Luftfeuchtigkeit helfen diese mit Silica-Gel gefüllten Beutelchen, die in manchen Verpackungen liegen. Wenn man die alle weggeworfen hat, kann man aber auch ein Stoffbeutelchen mit ein paar Esslöffeln rohem Reis füllen und (gut verschlossen natürlich) in den Geigenkasten legen. Ich habe aber mal gehört, dass es Reis auch vorportioniert in Plastikbeuteln, in denen er auch gekocht wird, gibt - ich habe sowas noch nie verwendet, kann mir aber vorstellen, dass es den Zweck auch erfüllen könnte.
In unseren Breiten brauchst Du Dir da keinen Streß zu machen, das sind höchstens einzelne Tage mit Sommergewitter, oder bei Lagerung in Keller oder Gartenhütte. Einem Freund in Hong Kong ist allerdings seine Erhu im Geigenkoffer VERSCHIMMELT - also zumindest in den Feuchttropen und Subtropen ist der Gedanke nicht so abwegig. Abhilfe schafft ein Raumluftentfeuchter. Mein GB besitzt ein Kombigerät. Etwa 4 Monate im Jahr befeuchtet er damit. Die restliche Zeit - nicht. Den Entfeichter hat er in den letzten 12 Jahren genau Null mal gebraucht, um bei konstanten 47% zu bleiben.
"Unsere Breiten" zu pauschalisieren halte ich für problematisch. Lokale Luftfeuchtigkeit hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren ab, so dass es da recht große Unterschiede geben kann. Ich wohne in der Nähe eines größeren Binnengewässers, das seine Umgebung im Herbst wochenweise im Nebel versinken lässt. Da kann fünf Kilometer vom Ufer entfernt der Herbst noch so golden sein, direkt am See wird alles feucht und klamm und ich habe trotz beginnender Heizperiode achtzig bis neunzig Prozent Luftfeuchtigkeit in meiner Wohnung.
Von daher gilt beim Thema Luftfeuchtigkeit immer: Messen, wie es vor Ort konkret aussieht und ggf. Gegenmaßnahmen in petto haben.
Die Idee mit dem Reis gefällt mir. 100% abbaubar - und kann im Bedarfsfall auch zur Wollmausjagd herangezogen werden...
Ich habe im Sommer schon mehr als 70% bei mir in der Wohnung gemessen. Deshalb habe ich mir vor drei Jahren einen Luftentfeuchter zugelegt. Der arbeitet mit einem Kompressor und sorgt zuverlässig dafür, dass ich die Feuchte unter 60% halten kann.
Sommer/Winter:
Aktuell beträgt die Luft'feuchte' in Berlin Tempelhof laut Deutschem Wetterdienst krasse 19 % (https://www.dwd.de/DE/wetter/wetterundklima_v ... rg/berlin_tempelhof/_node.html).
Es ist ein Mythos, dass Lufttrockenheit v.a. ein Problem beheizter Räume im Winter sei, und dass die Luft im Sommer grundsätzlich feucht sei. Das mag regional eine Tendenz sein, trifft aber auch in Mitteleuropa oder Dt. definitv nicht überall zu, und schon gar nicht immer.
Letzten Winter hatte ich bei einer Probe in einem sehr stark beheizten Raum bei sehr niedrigen Außentemperaturen vorsichtshalber mein Hygrometer dabei und war schon besorgt, als es ca. 35 % anzeigte. Im Vergleich zu den momentanen sommerlichen Lufttrockenheitswerten in Berlin/Brandenburg - die keine Ausnahme sind - ist das aber ja vergleichsweise noch 'wunderbar feucht'.
Man darf nicht vergessen, dass es sich immer um die relative Luftfeuchtigkeit handelt. Warme Luft kann sehr viel mehr Feuchtigkeit aufnehmen, als kalte. Wenn die 19% bei 30°C gemessen wurden, dann werden bei einer Raumtemperatur von z.B. 22°C daraus schon mal ca. 30%. Immer noch zu wenig für unsere Geigen. Aber die Wände haben ja auch Feuchtigkeit gespeichert und die Feuchte steigt schnell wieder in Richtung 50%. Ich hatte das hier im Norden auch beobachtet, dass die Feuchte beim Lüften unter 40% fiel. Sehr ungewöhlich im Sommer. Aber kurz nach dem Lüften hatte ich dann wieder über 50% im Raum. Diese trockene Luft gibts bei uns im Sommer ja zum Glück nicht dauerhaft.
Im Winter ist das Problem schon hartnäckiger. Die kalte Luft kann nur wenig Wasser aufnehmen. Wenn die rel. Luftfeuchte draussen bei 0°C sehr feuchte 90% anzeigt, dann werden daraus bei 21°C Raumtemperatur nur noch ca. 25%.
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