Pirastro Passione Saiten < | Saiten mit Kugel -> Barocksaitenhalter? | > was für eine geige ist das ??? |
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Guten Morgen,
ich spiele jetzt auch Barockbratsche und habe von meiner 'modernen' Bratsche noch fast ungespielte, (umsponnene) Darmsaiten mit Kugel herumliegen (Passione).
Daher stellt sich mir nun die Frage, ob ich die nicht doch auch in den Barocksaitenhalter bekomme.
Die Kugel selbst scheint ja nicht das Problem zu sein, die scheint mir in etwa so groß wie der Knoten, den die Saiten ohne Kugel haben. Durch die Verdopplung an der Schlaufe der Saite, in die die Kugel eingelegt ist, ist die Saite an dieser Stelle aber zu dick und passt nicht wirklich durch das Loch im Saitenhalter (oder wenn, dann nur mit Gewalt ...).
Hat wer Erfahrung damit, die Umwicklung im Bereich der Verdopplung an der Kugelschlaufe und die Kugel zu entfernen und dann einfach einen Knoten in das Saitenende zu machen?
Oder weiß wer anderweitig, ob das funktioniert und was es ggf. zu beachten gibt? (gibt es z.B. irgendeinen bewährten 'Spezialknoten'?)
Hallo Bratsche_13!
Die Saitenspannungen der Passione-Saiten haben Werte die an die Saitenspannungen von Stahlsaiten heranreichen (siehe http://www.pirastro.de/). Ist Dein Barockinstrument für so hohe Saitenspannungen ausgelegt? Z.B. ist die die Verbindung des Halses mit dem Oberklotz bei Barockinstrumenten anders als bei modernen Instrumenten und daher nicht so belastbar. Üblicherweise werden Barockinstrumente mit dünneren Saiten (also geringerer Saitenspannung) und tieferer Stimmung (d.h. noch weniger Saitenspannung) gespielt. Das bedingt deutlich reduzierte Saitenspannungen im Vergleich zu modernen Instrumenten für die die Passione-Saiten entwickelt wurden. Das sollte man vorher klären!
Da ich ab und zu Darmkerne verschiedener umsponnener Darmsaiten vermesse, habe ich ein bißchen Erfahrung mit dem Entfernen der Umspinnungen von Saiten. Das saubere Entfernen der farbigen Kunstseidenumspinnung ist nicht einfach. Vorallem wenn der darunterliegende Saitenabschnitt keinen Schaden erleiden soll, da man ihn noch verwenden möchte. Viel einfacher ist es, den Barocksaitenhalter während der Verwendung der Passione-Saiten gegen einen moderen Saitenhalter gleicher Länge zu tauschen und die Saiten so zu belassen wie sie vom Hersteller kommen. Vor dem Abnehmen der alten Saiten nicht vergessen, Vorder- und Hinterkante des Stegs sorgfältig mit einem Fettstift auf der Bratschendecke zu markieren und die frei schwingende Länge der Saiten zwischen Saitenhalter und Steg genau zu messen und die Ergebnisse zu notieren! Dann den neuen Saitenhalter und später den Barocksaitenhalter wieder genau auf dieses Maß einstellen. Bedenke, daß ein moderner Saitenhalter aus Ebenholz ohne Feinstimmer nur ein paar Euro kostet und damit deutlich günstiger ist als ein (selbst vermurkster) Passione-Saitensatz.
Entschließt Du dich tatsächlich dazu die Passione-Saiten mit dem Barock-Saitenhalter verwenden zu wollen und sie dazu mit einem Knoten zu versehen, hier zwei Vorschläge:
1. Statt die farbigen Kunstseiden-Umspinnungen herunterzufummeln, könntest Du den ganzen Abschnitt mit der Kugel und der bunten Kunstseiden-Umspinnung abschneiden, vorausgesetzt, die Saiten sind dann noch lang genug, was meist der Fall ist. Aber besser vorher prüfen! Am neu entstandenen Saitenende muß "nur" noch die Metalldrahtumspinnung und das zwischen Darmkern und Metalldrahtumspinnung liegende Interface entfernt werden, was deutlich einfacher geht.
2. Das freigelegte Darmkernende für 2 Stunden in ein nasses Tüchlein wickeln. Der recht steife Darmkern wird dadurch weich wie eine gekochte Nudel. In dieses weiche Ende knüpfst Du dann eine Schlinge. Ein einfacher Palstek ist nach meiner Erfahrung am besten geeignet (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Palstek). Den Knoten bei noch nasser, weicher Saite fest dichtholen. Dann die Saite 24 Stunden trocknen lassen. Das überstehende Ende des Darms nach dem Trocknen mit einer Feuerzeug- oder Kerzenflamme vorsichtig ansengen (ACHTUNG: NICHT anbrennen, NUR ansengen!) bis es sich pilzkopfartig aufbläht. Diese Verdickung ist eine Sicherheitsvorkehrung die verhindert, daß sich das Darmende langsam durch den Knoten ziehen und sich der Knoten so wieder lösen kann. Wenn der Knoten vor dem Trocknen kräftig dichtgeholt wurde, wird sich nach dem Trocknen auch unter Spannung im Knoten nichts mehr bewegen. So ist jedenfalls meine Erfahrung.
Wenn Du wenig Erfahrung mit dem Knoten hast, übst Du ihn vorher am besten ein paar Mal mit einem Bindfaden. Dann bekommst Du ein Gefühl dafür wieviel Länge man benötigt, damit die Schlinge nicht zu groß/klein ausfällt.
Viel Spaß mit diesem Projekt.
Ich wünsche Dir und allen Mitlesern noch einen schönen Tag!
Hallo Stehgeiger, und danke für Deine ausführliche Antwort!
Den Saitenhalter habe ich jetzt aus anderen Gründen sowieso gewechselt, die Knotenanleitung etc. ist aber ja auch für die blanken Darmsaiten hilfreich.
Bei den Passione geht es vorerst nur um eine Saite, die ich neu brauche; die Hals-Oberklotz-Verbindung ist vermutlich sowieso 'modern' (da das Instrument ursprünglich offenbar 'modern' gebaut und erst später etwas 'barockisiert' wurde), und auf 415 Hz ist die Bratsche ja sowieso gestimmt. Ich werde mich aber auch nochmal genau informieren.
Viele Grüße und einen schönen Tag!
Bratsche_13
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