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Hey,
ich habe eine Frage, es wäre toll, wenn mir jemand helfen könnte. Ich bin eine fortgeschrittene Geigerin, fünfzehn Jahre alt. Ich spiele gerade Wieniawski und Bach und merke immer mehr, dass ich Hilfe bei meiner Bogenhand brauche. Das Grundwissen, wie man den Bogen hält etc ist mir klar. Nur meine Daumenkuppe bleibt nicht unten auf der Stange sondern rutscht immer unter der Bogenstange durch. Ich kann zwischendurch natürlich aufhören und dies korrigieren, allerdings bei schwierigeren Passagen rutscht der Daumen wieder durch. Kennt irgendjemand dieses Problem oder hat jemand Übungen um den Daumen in seiner Position zu festigen?
Danke!!!!
Rehey!
So wie Du dein Problem beschreibst, liegt mit Deiner rechten Hand in Bezug auf Bogenhaltung (u. Bogentechnik?) manches im Argen. Du solltest dringend Deinen Geigenlehrer darauf ansprechen. Übungsliteratur für die rechte Hand (Bogentechnik!) gibt es mehr als genug. Allerdings muß man vor dem Üben genau wissen was man falsch macht und wie man es zu korrigieren hat.
Die richtige Bogenhaltung und den Fingerstrich kann man auch mit einem Bleistift üben (notfalls auch in der Schule unter der Bank, während öder Seminare, beim Busfahren oder vor dem Fernseher). Die Legende besagt, Paganini sei 2 Jahre lang mit einem bleistiftartigen Stöckchen in der rechten Hand herumgelaufen, das er wie einen Bogen mit den Fingern hielt, und habe damit pausenlos die Bewegungen seiner rechten Hand trainiert.
Hoffe. geholfen zu haben!
Das Problem mit dem "Durchrutschen" hatte ich auch. Meine Geigenlehrerin und ich haben (und machen das immer noch) sehr genau an der Bogenhaltung gearbeitet. Meine Finger sind allesamt sehr schmal/dünn und kurz. Andere können den Daumen gut zwischen der Stange halten, ich habe da mehr Übung gebraucht. Wichtig ist die flache Hand (keine hervortretenden Knöchel) und dass der Winkel des Daumens nicht zu flach ist. Zwischen Hand und Bogenstange sollte immer noch genügend Platz sein (an sich sollte alles rund/oval sein). Ich halte dann zusätzlich mit dem Mittel- oder Zeigefinger dagegen. Wenn ich merke, dass mein Daumen an die beiden anstößt, dann ist es Zeit, die Haltung zu korrigieren. Ein anderer Punkt ist die Kraft in der Hand. Ich habe mir extra einen Fingertrainer beschafft, um zu trainieren und mehr Kraft zu bekommen. Ich habe zwar nicht vor, den Bogen zu zerquetschen, doch mehr Kraft in den Fingergelenken ist durchaus nicht schlecht. So hält dann auch der Daumen besser seine Position - vorausgesetzt, die Hand ist flach, der kleine Finger rund und der Daumen auch gebeugt.
LG
Hallo,
das klingt so, als würdest du mit dem Daumen gefühlt eher eine Art Gegendruck zu den anderen Fingern ausüben, als den Bogen greifend zu halten.
Letztendlich bedeutet das eine ziemlich grundsätzliche Bewegungsumgewöhnung. Jedes Mal, wenn du streichst, müsstest du eigentlich an den Daumen denken. Es braucht viel Zeit, bis sich eine neue Bewegung automatisiert hat und noch mehr, wenn sie eine andere ersetzen soll. Denn wann immer du mal nicht dran denkst, spielst du auf die gewohnte Weise, und übst diese dann nur wieder mehr ein - entfernst dich sozusagen vom Ziel.
Ich hatte meinem Sohn, nachdem dieser nach drei Jahren den Daumen grundsätzlich immer nur durchdrückte, diese Bogengriffhilfe "Bow Hold Buddies" verordnet, die ich zuvor zeitweise einem Anfänger gegeben hatte. Dadurch wurde ein Durchdrücken bzw. Durchrutschen ausgeschlossen. JEDE Bewegung war eine korrekte, erzwungenermaßen. Nach 2-3 Monaten habe ich das Ding wieder weggenommen, und seitdem (auch schon fast ein Jahr her) ist das Thema Vergangenheit.
Daher bin ich völlig begeistert von dem zugegebenermaßen etwas unschönen Teil. Man kann es auch am mitgelieferten Bleistift lassen und dann außerhalb des Übens möglichst viel in der Hand halten und diese irgendwie bewegen, ohne besonders dran denken zu müssen. Das Wichtige ist: Die Muskeln in einer für sie noch ungewohnten Richtung so oft wie möglich zu bewegen, damit sie sich das einprägen.
Geht natürlich, wie schon gesagt, auch mit Bleistift ohne Griffhilfe. Aber dabei ist auch die Gefahr groß, dass man, sobald man die Aufmerksamkeit nicht mehr ganz darauf fokussiert hat, auch mit einem Bleistift den Daumen eher nach vorne drückend, als greifend bewegt. Und schon hast du wieder das Ungewollte verstärkt statt das Neue trainiert.
Wenn du das Ganze ohne Griffhilfe und hauptsächlich am Instrument einüben willst, dann würde ich mir ein paar Wochen Auszeit vom normalen Üben nehmen, z.B. in den Sommerferien o.ä. Und dann nichts anderes üben als Bogengreifübungen. Damit du eben nicht in die Situation kommst: Zehn Minuten brav und gewissenhaft Bogenüungen gemacht, danach eine Stunde ein schweres Stück geübt, wobei du dann auf tausend andere Dinge achten musstest. Das wären dann wieder 60 Minuten Bogengriff in die falsche Richtung geübt. Und das trotz allerbester Absichten.
Das alles ist definitiv zu schaffen, am wichtigsten wäre es, geeignete Lernbedingungen herzustellen, die dir die Zeit geben, auf alte Gewohnheiten verzichten zu können. Also sprich mit deinem Lehrer, dass du auf schwierige Passagen etc. einfach einmal ein paat Wochen verzichten willst. Quasi als eine Art Bogengriffkur!
LG, Flitzebogen
Es scheint, als wenn einige LehrerInnen nicht auf die Bogenhaltung ihrer Schüler achten.
Ich war heute auf dem Abschlußkonzert einer Streicherklasse. Von den 10 Geigerinnen (waren alles nur Mädchen, Geige scheint bei Jungs out zu sein. Die spielten Bratsche und Kontrabass) hatten 3 eine gut erkennbar falsche Fingerhaltung. Bei zweien war der kleine Finger durchgedrückt, bei einer davon auch zusätzlich der Ringfinger und bei einer war der Daumen durchgedrückt.
Da sagst du was! Ich habe zwei Klassenvorspiele gehört, beim Ex-Lehrer meines Sohns, und mir ist bei 18 Schülern nicht einer aufgefallen, der eine richtige Bogenhaltung hatte. Nicht ein einziger!!
Bei so vielen Schülern müssten wenigstens ein paar dabei sein, die die Bereitschaft hätten, daran zu arbeiten. Aber das war nie Thema bei dem Unterricht.
Der Unterricht ist kurz, oft in Gruppen und zu einem sehr großen Teil mit Schülern, die das Instrument nicht ernst nehmen. Das verleitet leider einige Lehrer dazu, ihrerseits dann einfach alle Schüler schleifen zu lassen, inklusive derer, die gerne mehr lernen würden.
Schade sowas, zwar kein Einzelfall, aber in diesem Maße auch nicht die Regel, denke ich.
Liebe Aachen;
Ich er laube mir, die Analyse von Flitzebogen zu ergänzen:
Die Ursache scheint nach dieser Beschreibung klar: Dein Gefühl 'so halte ich den Bogen sicherer' hat Dich irregeleitet; Du "meinst", durch stärker Druck des Daumens gegen den Bogen und damit gegen Deinen Mittelfinger falle der Bogen nicht so leichet aus der Hand. Und den Druck erhöhst Du, in dem Du das Daumenendgelenk durchdrückst, den Dauem also durchbiegst.
Das Problem dabei: Je durchgedrückter, je starrer.
Es gibt glücklicherweise eine einfache Übung, die man immer wieder zwischendurch machen kann, und zwar auch ohne Geige oder Bogen. Das Gefühl, das dabei entsteht, sollte auch das sein, was mit Bogen auftritt. Diese Übung geht so:
- Nimm einen Stift mit der linken(sic!) Hand und halte ihn zwischen Daumenkuppe und MIttelfingerkuppe so, dass er mit seiner Zeichenspitze senkrecht nach unten zeigt.
- Lege jetzt das Mittelfingerendgelenk in der MItte gegen den Stift, ohne dass der aus seiner senkrechten Position verrückt wird.
- Lege dann die linke Daumenspitze genau gegenüber (Dies geht nur rund! Anderfalls verschöbest Du den Auflagepunkt von der Kuppe in die Mitte des Daumenglieds).
- Lege jetzt die Endgelenke von Zeigefinger und Ringfinger ebenfalls gegen den Stift.
- Setze den kleinen Finger mit seiner Fingerkuppe auf den Stift.
- Spätestens jetzt sollte Dir die Haltung bekannt vorkommen. Aber bitte: noch hält die linke Hand den Stift.
- Schritt 1 der Übung ist jetzt, den Stift mit der rechte Hand zu halten und zwar gerade nur so viel, dass er nicht mehr runterfällt.
- Schriit 2 der Übung ist dann, Zeige-, MIttel-, und Ringfinger leicht nach oben zu ziehen und den Daumen dabie rund zu lassen. Der Witz ist, dass der Stift dabei leicht näher an die Handinnenfläche rutscht , ohne sie allerdings zu berühren.
- Schritt 3 der Übung ist schließlich, Schritt 2 nicht mit senkrechtem Stift, sondern mit waagerechtem Stift auszuführen.
Diese Übung bewirkt zweilerlei: a) Man kann sie nur mit rundem Daumen ausführen, übt also exakt das, was obenschiefgegangen ist. Und b) übt sie den Bogenstrich aus dem Fingerlenk, was hervoragend den weichen Bogenwechsel beim Spiel aus dem Handgelenk unterstützt.
Und der Witz ist, man kann das immer übern, in der Straßenbahn, vorm Fernseher, im Matheunterricht und beim Knutschen ...
viel Vergnügen P.
Hallo!
Das Video im folgenden Artikel veranschaulicht alles was oben über das Training der Bogenhaltung und des Fingerstrichs mit einem Bleistift gesagt wurde - und noch ein bißchen mehr:
http://www.violinist.com/blog/laurie/20179/22408/
Ich wünsche allen noch einen schönen Tag!
Hi Aachen!
Zwei Artikel zum Thema Bogenhaltung und Bogentechnik mit konkreten Übungsvorschlägen von Aaron Rosand, einem Solisten und Hochschulleherer sind mir wieder in die Hände gekommen. Ihr Inhalt paßt genau zu Deinem Problem. Zusätzlich solltest Du deine Lehrkraft ab und zu auf Deine Bogenhand achten lassen.
Anleitungen und Photos zur korrekten Bogenhaltung findest Du in:
https://www.thestrad.com/aaron-rosand-on-how-to-produce-a-beautiful-tone/264.article
Konkrete Vorschläge für Übungen zur Bogentechnik gibt es in diesem Artikel:
https://www.thestrad.com/your-principal-pract ... nist-aaron-rosand/6673.article
Wie oben in den früheren Beiträgen dieses Threads schon gesagt ist es äußerst wichtig solche Übungen nicht roboterhaft zu absolvieren, sondern alle Bewegungen beider Hände beim Üben bewußt und konzentriert zu beobachten und sorgfälig zu analysieren. Geduld ist bei diesen Lernprozessen eine große Hilfe, denn es gibt keine "Abkürzungen" die regelmäßiges, diszipliniertes Arbeiten an den Details erübrigen.
Viel Erfolg beim Üben!
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