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Hey,
ich bin neu hier im forum und habe persönlich nicht viel mit dem Millieu zutun,jedoch habe ich vor knapp einem Jahr als meine Oma verstorben ist einen Geigenbogen bei ihr im Keller gefunden,seitdem liegt das gute stück bei mir in der wohnung weil ich es schick fand,nun wollte ich etwas platz schaffen und den bogen evtl verkaufen wenn er denn etwas wert ist,füge anbei ein paar Bilder ein und würde mich freuen wenn jemand eine ungefähre wertschätzung abgeben könnte :)
Lg :)
Unmöglich das alleine von Fotos einzuschätzen. Von daher wäre ich mit nicht einmal sicher ob es sich nicht etwa gar um eine Bratschen oben handelt, er macht einen relativ robusten Eindruck.
Auf den ersten Eindruck würde ich auf deutsche Herkunft tippen, da beziehe ich mich aber rein auf den Biegungsverlauf der Stange, und Experte bin ich sowieso keiner - nicht mal ein selbsternannter. Die Verarbeitung wirkt recht sauber.
Ich würde den Gang zu einem Geigen- oder Bogenbauer empfehlen, die verkaufen ihn ggf. auch für Dich auf Provisionsbasis und sind von daher an einem fairen Preis interessiert. Bei einem ungestempelten Bogen ungeklärter Herkunft hängt der Preis in aller erster Linie von den Spieleigenschaften ab, und da muß man den Bogen in der Hand haben...
So kann man unmöglich mehr dazu sagen als es Nuuska bereits hat. Allerdings scheint er zumindest kein Schrott zu sein, weder in Verarbeitung noch in Holzwahl. Hilft nur der Gang zum Experten!
Ich würde auch vermuten, dass der Bogen eher für eine Bratsche als für eine Geige ist - der hinten leicht abgerundete Frosch ist bei Geigenbögen selten, bei Bratschenbögen dagegen sehr häufig.
Auch der Einschätzung "kein Schrott", schließe ich mich an, aber es ist auch kein sehr edler oder hochwertiger Bogen, dafür ist er entschieden zu schlicht verarbeitet. Der unverzierten Frosch und das einteilige Beinchen deuten stark darauf hin, dass bei der Herstellung ein preisgünstiges Marktsegment angepeilt wurde.
Dazu kommt, dass gewisse Verschleißerscheinungen (vor allem am Daumenleder) erkennbar sind. Nichts, was sich nicht beheben ließe, aber es mindert den Wert, möglicherweise so sehr, dass es sich für jemanden, der den Bogen weiterverkaufen will anstatt ihn selbst zu benutzen, nicht lohnt, Geld in die Reparaturen zu stecken. Aber man kann ihn ja trotzdem einem Geigenbauer zeigen und zum Kauf (falls die Möglichkeit besteht, auch in Kommission) anbieten; nur sollte man sich nicht der Illusion hingeben, dass da eine große Summe bei rausschaut.
Vielen dank für die vielen Antworten :) waren sehr aufschlussreich und habe auch damit gerechnet das man das gute stück nicht so gut zuordnen kann,und für mich als Laien sehen die Bögen alle ohnehin sehr ähnlich aus.
Also habe auch natürlich nicht erwartet das hier ein vermögen rausspringt :D , wie gesagt wollte nur etwas aufräumen und das gute stück weitergeben .
Also bei den kleinanzeigen hat mir ein Herr darfür 60 Euro per Versand geboten , denkt ihr das das ein faires angebot ist ? Soll ich den Deal machen?
Lg
Das würde ich so nicht sagen. Mit 60 Euro geht der Anbieter praktisch keine Risiko ein. Und es gibt sehr wohl schlicht verarbeitete, aber außerordentlich hochwertige Bögen, bestimmte Meister und Werkstätten hatten eben einen solchen Stil. Die Familie Nürnberger beispielsweise, oder Pfretzschmer (allerdings meist mit Wappenprägung im Frosch) oder etliche englische Bogenbauer fielen mir ein, die sehr wohl ungestempelte, einfach (aber exakt und hochwertig) gearbeitete ausgezeichnete silber- oder gar neusilbermontierte Bogenstangen in Umlauf gebracht haben, die gut und gerne einige tausend Euro Marktwert haben. Die Abnutzung am Daumenleder ist irrelevant, die Wicklung samt Leder reicht bloß geringfügig zu nahe an den Frosch, sodaß dieser beim Entspannen (je nach Luftfeuchtigkeit und damit aktueller Haarlänge) mehr oder weniger fest ins Leder gezogen wird.
Je nach Qualität kann der Bogen ebendiese 60 Euro oder aber auch 1500 wert sein, wenn er gut ist und eine konkrete Zuordnung zu einem renommierten Bogenbauern gelingt (mit Zertifikat, beispielsweise von Herrn Grünke wenn es sich um einen deutschen Bogen handelt, sonst am besten von einem der renommierten vielbeschäftigten französischen Gutachter) noch um etliches mehr. Niemand kann das auf diese Art sagen. Das Risiko für den Käufer ist bei einem derartigen Angebot praktisch gleich null, denn 60 Eier ist er in jedem Fall wert. Da würde ich jederzeit mitgehen bzw. auf 120 Euro verdoppeln. ;-)
Aber Spaß beiseite, nimm ihn raus aus der Bucht oder von wo auch immer und zeig ihn jemandem der Ahnung hat. Ein unverbindliches Anschauen kostet üblicherweise nichts, und ein Gutachten brauchst Du ja - vorerst - nicht. Anders wirst Du's nie wissen. Wo wohnst Du? Hier kann Dir sicher jemand eine Empfehlung in Deiner Nähe abgeben.
EDIT: mein Rechtschreibprogramm macht wieder einmal was es will... :-(
Ich will Dich da auch in keine falschen Hoffnungen hineintheatern. Bloß die Vorstellung von einem fairen Angebot relativieren. Kann schon sein, ist aber Glücksspiel...
Das stimmt, darauf würde ich eher nicht eingehen.
Habe mir die Bilder in den Bucht-Kleinanzeigen angesehen. Tippe immer noch auf Bratschenbogen. Gerunder Frosch, kräftige Stange - das Ding wiegt sicher um die 70g, oder...?
Ich würde auch zuerst einmal zum Geigenbauer gehen. Meine Lehrerin spielt einen Thomassin - allerdings mit Stempel - der auch einen undekorierten Frosch hat, aber ein Häppi wert ist. Wichtig ist allerdings auch, ob die Stange noch gerade ist oder nach der Seite hin verzogen; das sieht man schon einigermassen, wenn man den Bogen spannt.
Eine gebogene Stange kann man grundsätzlich wieder gerade machen. Ich weiß aber schon von mehreren alten französischen Spitzenbögen, die absichtlich eine Biegung nach rechts eingebaut haben. Mein Lehrer hat sich so einen nachbauen lassen und erstmal ohne die Krümmung probiert, nach "Komplettierung" mit Krümmung hatte er auch an der Spitze wesentlich mehr Power.
Ich möchte auf die Photos der Spitze verweisen. Von der einen Seite sieht die froschseitige Kante des Kopfes sehr rechtwinklig aus, während dieselbe Kante auf der anderen Seite abgerundet wurde. Das spricht nicht für exakte und hochwertige Verarbeitung.
Bei einem sehr hochwertigen Bogen wäre der Verschleiß am Daumenleder tatsächlich irrelevant. Aber das ist ja nicht der einzige erkennbare Verschleiß; die Bespannung (was man von ihr sieht zumindest) macht auch keinen allzu guten Eindruck und auf dem Photo, auf dem man den Verschleiß des Daumenleders sieht, kann man auch erkennen, dass die Stange nicht in Top-Zustand ist. Das heißt: Wer den Bogen benutzen will, muss zusätzlich zum Kaufpreis noch Kosten für notwendige Reparaturen einkalkulieren. Und selbst, wenn man nicht vorhat, das Daumeleder austauschen zu lassen, würde man es bei einer Preisverhandlung anführen, um weniger bezahlen zu müssen. Klar: bei einem 1500€ Bogen wären die Kosten für ein neues Daumleder das Peanuts, die nicht ins Gewicht fallen, aber bei einem Bogen dessen Wert zwei- oder mit Ach und Krach dreistellig ist, fällt das schon mehr ins Gewicht. So sehr, dass sich meiner Ansicht nach die Frage aufdrängt: Wie sähe ein Bogen, den man für das Geld, dass man bei diesem Bogen für Kaufpreis und Reparaturen ausgeben müsste, neu bekäme.
Bitte nicht falsch verstehen: Ich bin auch der Ansicht, dass man den Bogen jemandem, der sich auskennt, in natura zeigen sollte. Anhand der hier eingestellten Bilder kann man nicht beurteilen, was ein fairer Preis wäre (wobei, 1500 Euro würde ich auch so mal ausschließen). Die Qualität der Stange lässt sich anhand der Bilder nicht beurteilen; schon weil keines den Bogen in gespanntem Zustand zeigt. Von daher sehe ich auf den Bildern nichts, das mich als potentiellen Käufer dazu animieren würde, größere finanzielle Risiken einzugehen. Ohne weitere Informationen wäre ich angesichts des Umstandes, dass der Bogen ziemlich sicher neu bespannt werden muss, nicht bereit, einen dreistelligen Betrag zu investieren. Wenn ich den Bogen vor dem Kauf selbst in Augenschein nehmen und die Stange inspizieren könnte, sähe das vielleicht anders aus, aber der "Wundertütenfaktor" drückt meine Zahlungsbereitschaft deutlich.
... andererseits, mit einem gerechtfertigt zwei- oder niedrig dreistelligen Bogen spielen hier wohl die wenigsten, nicht? Außer vielleicht in speziellen Risikosituationen. Den Krempel findet man dann gerne in den preiswertesten Schülermietsets oder der Staub- und Miefecke im Fundus der Musikschule...
Inwiefern ist das für die Einschätzung des hier vorliegenden Bogens relevant? Billigheimer gab es schon immer, und vor x Jahren hergestellte Billigheimer werden nicht wertvoll, nur weil sie eine Weile auf Speichern oder in Kellern gelagert wurden.
Lieber Aranton, aus Dir spricht die Stimme der Vernunft. (Das gleiche gilt eigentlich für Geigen. Aber nahezu unmöglich, selbst die bescheidenste 17** Italienerin nicht für einen fünfstelligen Betrag aus der Hand gerissen zu bekommen...)
Jedoch, nachdem die online-Werteinschätzung eines Kellerbogens auf teils halbscharfen Fotos mit inkonsistenter Ausleuchtung nun einmal zu Grabe getragen wurde, bleibt mir doch ein wenig Zeit und Raum zum dummschwätzen, nicht? - Solange ich nicht Versreime zu schmieden beginne wie hier neuerdings üblich...
Aber, geschenkt. Ich verrolle mich in einen Nachbarthread!
Habe übrigens so einen Krempel gerade kürzlich um €25 vom Flohmarkt heimgetragen. Wohlwissend daß die Stange Schrott ist, wie Kaugummi. Aber der Frosch hat eine hübsche Intarsie, und wenn ich mit meinem Bogen unzufrieden bin zwinge ich mich, zehn Minuten lang mit diesem zu spielen - das hilft!
Leute bin echt überwältigt von der Sachkenntnis in diesem Forum hier ! Vielen Dank für alle Beiträge und Antworten !
Werde sehen das ist das demnächst löse hier und wer weiß vielleicht steige ich ja auch irgendwann einmal tiefer in die Geigen Materie ein ;)
Lg und einen schönen abend !
Es ist nie zu spät!
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