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Hallo,
ich bin neu hier und auch neu beim Instrument Geige. Nach Blockflöte, Klavier und Klarinette wage ich mich jetzt auch an die Geige. Im Alter von 48 Jahren keine leichte Aufgabe, vor allen, da ich erst vor 4 Jahren mit der Blockflöte mein erstes Instrument gelernt habe. Ich hätte gerne gleich mit einer Geige beginnen wollen (da sie mich immer fasziniert hat), war aber der Meinung, dass das mit damals 44 Jahren aussichtslos ist. Nachdem ich es aber mit der Blockflöte in ein Ensemble geschafft habe und auch das Klavierspiel Fortschritte macht, will ich es jetzt doch noch probieren. Soweit erstmal zu meiner Vorgeschichte.
Jetzt zum Anlass dieses Themas.
Ich habe eine günstige Geige ersteigert. Ich wollte kein neues Instrument, da ich den Charakter und die Geschichte alter Instrumente mag (meine Klarinette war ein Dachbodenfund, die ich restauriert habe). Nun ist das gute Stück angekommen und wirft mir ein paar Rätsel auf. Die Geige hat einen Brandstempel mit dem Namen AMATI. Das es keine echte AMATI ist, dürfte klar sein. Allerdings macht mich der Saitenhalter stutzig. Ich wollte den auf Ebenholz beizen, da mir die Buchsbaumfarbe nicht zum Instrument passt. Vorher habe ich noch im Netz gesucht, was das für ein Saitenhalter ist und bin bei der Firma Tempel fündig geworden. Das Teil soll 500 EUR kosten!!
http://www.ymak.de/product_info.php?products_id=9751
Ich frage mich jetzt, warum jemand 500 EUR für eine "Kopie" (wahrscheinlich ist es nicht mal eine Kopie, sondern nur irgendeine Geige, die mit AMATI gestempelt wurde) ausgibt?
Hier mal ein paar Bilder von meiner Geige:
Was haltet ihr von dieser Geige?
Leider kann ich den Klang noch nicht einschätzen, da ich zur Zeit auf Kolophonium warte. Ein vorsichtiges Anstreichen ergab einen recht warmen, schönen Klang. Allerdings bin ich Anfänger.
Ich bin auf eure Meinung gespannt.
Gruß Norbert
Auch bei Saitenhaltern gibt es Plagiate. I.d.R sind diese auch nicht aus echtem Buchsbaum gefertigt.
Das scheint genau dieses Modell zu sein:
http://www.ebay.com/itm/Hand-Carved-Jujube-Wo ... ce-4-4-Full-Size-/220705018482
Und kostet 14,99 US $. Sicherlich kein echtes Buchsbaumholz, Diese Ersatzhölzer sind weicher und neigen zum reißen, wie ich schon einige male in meiner Geigenbauwerkstatt gesehen habe.
Bei 25kg Zuglast der Saiten wird dem Holz schon allerhand abverlangt.
Der oben abgebildete Saitenhalter auf der Geige hat definitiv nichts mit einem Otto Tempel Modell zu tun.
Auch wenn bei dem Instrument keine Kapitalanlage vorliegt wünsche ich viel Spass beim musizieren
Hallo,
nein, dass ist er nicht. Ich habe das Bild mal genau verglichen: Die Geigerin ist viel grober geschnitzt und sieht auch in den Details anders aus.
Also der Saitenhalter meiner Geige sieht schon genauso aus, wie der von Tempel. Will aber nicht ausschließen, dass es trotzdem eine recht genaue Kopie ist.
Danke, den Spass hatte ich gestern schon. Allerdings stand vorher noch ein gebrochener Steg im Weg. Der war schon etwas verzogen und beim Stimmen ist der mit einem lauten Knall gebrochen. Da ich trotzdeem Spielen wollte, habe ich den geklebt und beidseitig mit Glasgewebe verstärkt. Der bricht nicht mehr. Ein neuer wird aber natürlich bestellt.
Leider ist bei dem Bruch ein Riss vom F-Loch aus wieder aufgegangen, den jemand schon mal geklebt hatte. Allerdings wohl nur von oben, ohne Verstärkungen. Über kurz oder lang werde ich wohl mal die Decke abnehmen müssen.
Über eine Googlesuche "carved jujube tailpiece" findet man diverse beschnitzte Buchsbaum-Saitenhalter. Dass es sich nicht um diesen Tempel Saitenhalter bei dem abgebildeten Instrument handelt, sollte man z.B. an dem fehlenden gerippten Hintergrund erkennen. Um hier sicher zu gehen, ob es sich um ein Plagiat handelt, würde ich raten Vorort eine Geigenbauwerkstatt aufzusuchen.
Auch wenn das Oben eingestellte Foto nicht exakt die Holzstruktur erkennen lässt, wirkt es auf mich wie bei den billig immitierten Modellen.
Stimmt, der gerippte Hintergrund fehlt. Ok, da fällt es mir leichter, den Saitenhalter in Ebenholzfarben zu beizen.
Lieber Norbert,
ganz vorsichtig möchte ich Ihnen raten, mit jeder Frage im Zusammenhang mit der Geige und allem, was darauf ist, sofort zum Geigenbauer zu gehen und auf keinem Fall irgendeine Reparatur selbst zu unternehmen. Alles muss professionell gemacht werden, der Steg professionell angepasst, die Wirbel professionell geseift, der Saitenhalter und der Stimmstock professionell gestellt... und möglicherweise Sie selbst professionell unterrichtet.
:)
Wirbel gangbar machen & Saiten aufziehen ist eine Sache, die ein professioneller Musiker durchaus selber können sollte.
Reparaturen wie Steg aufpassen, Leimungen an Rissen vorzunehmen oder den Stimmstock stellen sind Dinge, die ein Geigenbauer durchführen muß. Hier ist die Gefahr groß, bei falschem Herangehen dem Instrument ein unwiderbringlichen Wertverlust anzutun.
Den Saitenhalter anmalen kann man (wenn man es unbedingt möchte) machen. Ob das Ergebnis jedoch befriedigend ausfällt kann und will ich nicht beurteilen. Das Instrument nimmt dadurch keinen Schaden, da es ein Sekundärbestandteil ist, welches ohne Wertverlust der Geige bei nichtgefallen getauscht werden kann.
Hallo vioharp,
natürlich ist mir klar, dass ich im Moment von der Materie noch recht wenig Ahnung habe. Aber ich habe mir extra eine billige Geige gekauft, um damit Erfahrungen zu sammeln. Ich habe z.B. den Steg und die Saiten gestern gewechselt und habe dafür ca. 5h gebraucht. Ein Teil ist für das Anschauen von entsprechenden Videos auf youtube draufgegangen, aber der Großteil für das Anpassen der Füße an die Decke. Den Radius und die Dicke habe ich vom alten Steg übernommen. Auf die Feinarbeit (Nachschneiden der Öffnungen) dann verzichtet, da mir im Moment noch nicht klar ist, welche Auswirkungen das auf den Klang hat. Nach dem was ich gelesen habe, kann man wohl damit den Klang beeinflussen.
Bei einer teureren Geige würde ich es nicht selber machen, auch wenn der Hin- und Rückweg zum nächsten Geigenbauer bei mir ca. 2x 3/4h Fahrt bedeutet.
Verstehe ich richtig, dass Du die Geigenbauerfahrungen sammeln möchtest, nicht sofort die Spielerfahrungen? Dafür gibt es auch Geigenbauschulen eigentlich, auch in Deutschland. Jeder Geigenbauer kann bestimmt erzählen, was mit dem Ton passiert, wenn man statt konvenzionellen Öffnungen am Steg einfach nichts gemacht hat. Es ist selbstverständlich nicht verboten, die gut bekannte Sachen auf den eigenen Faust neu zu erforschen :) ... aber 2x 3/4 Stunden Fahrt ist 1,5 Stunden, und Du kriegst alles bestens gemacht und erklärt, gegen 5 Stunden in der totalen Dunkelheit selbst zu irren? :)
Nein, die Geige habe ich gekauft um damit Erfahrung im Geigespielen und mit dem Instrument Geige zu gewinnen. Ich weiss aus den Erfahrungen mit meinen anderen Instrumenten, dass man erst dann in der Lage ist, das richtige Instrument zu kaufen. Das erste Instrument ist nie das letzte.
Ich habe aber beim Kauf der Geige mit einkalkuliert, dass ich bei dem Preis auch Arbeit investieren muss. Als Flugmodellbauer, bastel ich ausserdem gerne und bin recht gut mit Werkzeugen ausgestattet.
Falls es interessiert, hier der Bericht zur Restaurierung meiner Klarinette: https://www.musiktreff.info/instrumente/22577 ... ung-eines-dachbodenfundes.html
Die 1,5h Fahrt fallen ausserdem 2x an. Zum Hinbringen und Abholen. Und die Geige ist dann erstmal weg und ich kann nicht üben. Im Moment könnte ich das kaum ertragen.
Das ist sehr interessant. Ich kenne einen Geigenbauer, der nach seinem ersten Studium auch (oder fast auch? ) Aviaingenieur ist. Heute verkauft er seine hochprofessionell gemachte, sehr gute Instrumente, unglaublich erfolgreich überall, und sein Kolophonium ist inzwischen praktisch in jedem Geigenkasten zu sehen... Allerdings, hat er Geigenbau sehr ernsthaft gelernt. Was würdest Du sagen, wenn ich schreibe, dass ich als Geigerin heute mir entschieden habe, ein Flugmodell zu bauen, schon ein Buch darüber gekauft und fange morgen nach der Probe an? :)
Also ich würde sagen, viel Freude damit und alles cool - Du wirst sicher eine Menge dabei lernen. Über Dich, die Gesetze der Physik, handwerkliche Kulturtechniken, ... Und was gibt es besseres als seine Zeit mit etwas zu verbringen das Spaß macht, lehrreich ist und auch noch ästhetisch ansprechende Objekte schafft!
Moin, den Ansatz kann ich aus eigener Erfahrung gutheißen. Allerdings zwei Sachen:
1. Es ist sehr wichtig, dass die Bewegungsabläufe physiologisch richtig sind und dass man verstanden hat, was die Bogenhand für einen guten Ton machen muss. Das ist auf Webseiten nicht zu lernen. Ein verkehrter Bewegungsablauf bedeutet eine spätere Stagnation auf einem Level und evtl. erhebliche Mühen diesen wieder umzuprogrammieren... meistens dann nur mit Hilfe von einem Lehrer oder einer Lehrerin. Aber es ist sicher möglich Unterricht in größeren Abständen zu nehemen und einen ordentlichen Teil selber zu schaffen.
2. Man macht am Anfang Fehler bei Reparaturen. Nach vier Jahren des hobbymäßigen Geigenbaus habe ich zunehmende Hochachtung vor den Ferigkeiten erfahrener Geigenbauer - denn es ist nicht die Theorie, sondern die Übung, die zu schweren Reparaturen befähigt. Trotzdem kann ich bei Interesse anbieten mal an einem Freitag oder Wochenende in Hamburg einfache Dinge in Selbsthilfe zu begleiten... also falls das besteht kannst Du Dich ja mal melden - die Füße von Deinem Steg sehen schon ganz gut aus.
freundliche Grüße
Sebastian
Hallo Sebastian,
ich werde wohl in Kürze mal zumindest eine Stunde Unterricht nehmen. Die Einsicht kommt aus der Erfahrung, die ich jetzt mit der Klarinette gemacht. Ich bin mit allen Instrumenten erstmal autodidaktisch angefangen und habe dann später oder früher Unterricht genommen. Das hat ganz gut funktoniert. Mit der Klarinette bin ich auch so angefangen. Jetzt habe ich vor zwei Wochen meine erste Unterrichtstunde gehabt und habe da in einer Stunde mehr gelernt, als durch das stundenlange Suchen und Schauen von vielen Youtube-Tutorials. Deshalb werde ich bald mal wieder bei der Musikschule anrufen und einen Kontakt zu einer(m) LehrerIn herstellen lassen. Regelmässiger Unterricht scheidet allerdings im Moment aus, da ich ja noch Klavier- und jetzt auch Klarinettenunterricht habe. Ausserdem spiele ich in einem Kirchenensemble Blockflöte und auch da finden regelmässig Proben statt. Achja, einen Vollzeitjob habe ich nebenbei auch noch ;)
Zu deinem zweiten Absatz: Der Steg auf dem Bild ist nicht von mir. Das war der Originale noch vor dem Bruch. Meiner ist nicht so schön an den Stegöffnungen ausgearbeitet.
Ich habe in der Zwischenzeit zwei Bücher über den Geigenbau gelesen und die Hochachtung wächst auch mit jedem Buch. Es gibt kein Rezept und keine genauen Maßangaben (z.B. Deckendicke usw.) für den Geigenbau. Jedes Holzstück ist anders und der Geigenbauer muss die Geige nach dem Holz bauen, welches er da gerade in der Hand hält.
Meine Geigensammlung wächst ausserdem zur Zeit rapide an. Vier Geigen sind es jetzt schon. Neben der oben im Bild, eine Vogtländer, eine Manufakturgeige von Meinel und Herold aus Klingenthal und ganz neu eine Französische mit Zettel von Paul Blanchard. Mit der habe ich Dienstag einen Termin bei meinem Geigenbauer. Mal sehen, was der zu ihr sagt. Wenn sie es wert ist, dann wird die Reparatur nicht ganz billig. Steg neu, Griffbrett abrichten, Stimme neu setzen, Saiten und eine kleine Leimung habe ich schon entdeckt.
Ich bastel ausserdem nur an den "billigen" Geigen selber rum. Mit der Vogtländer war ich beim Geigenbauer und habe den Steg dort neu machen lassen. Es musste allerding auch der Obersattel bearbeitet und die Stimme gerichtet werden. Auch gab es eine kleine offene Leimfuge an der Zarge.
Jetzt suche ich noch ein Bastelinstrument für wenig Geld mit Deckenrissen, wo ich mal ohne Bauchschmerzen die Decke abnehmen kann.
Gruß Norbert
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