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Hallo,
ich selber lasse meinen Bogen zweimal im Jahr neu beziehen, und alles ist gut.
Aber nun geht es um die Bogenhaare meines Sohnes. Sein Bogen ist schon im Froschbereich völlig verklebt. Er spielt im Gegensatz zu mir wesentlich weniger, d.h., es ist durchaus denkbar, dass, während meine Haare nach einem halben Jahr echt abgespielt sind, seine nach ca. anderthalb Jahren, die er nun diesen Bogen hat, wohl eher hauptsächlich verschmutzt sein dürften.
Ich bin ein bisschen zu geizig, offen gesagt, sie neu beziehen zu lassen, denn ein Bezug kostet in seinem Fall fast soviel wie der Bogen (ein ca. 100-Euro-Carbonbogen), und außerdem wird er ja in absehbarer Zeit auch einen größeren,also anderen Bogen brauchen. Trotzdem muss jetzt etwas mit den Haaren passieren.
Und da habe ich nun öfter den Tipp vom Waschen der Haare gehört und gelesen, aber nie von jemandem, der es tatsächlich auch gemacht hat.
Jetzt frage ich mich bzw. euch gleich mehrere Dinge, bevor ich es einfach riskiere (denn er hat keinen Ersatzbogen):
1. Kann man davon ausgehen, dass der graue, verklebte Dreck eine Mischung aus hauptsächlich Fett (von den Fingern) und etwas Kolophonium ist? Geht das also wirklich mit Seifenlösung ab? Oder braucht man fürs Kolophonium nicht eher Alkohol?
2. Hat man nun den Frosch ab und zieht die Haare irgendwie durch die Waschlösung (im Waschbecken vielleicht?), wie geht man damit um, dass Wasser sowohl in den Frosch als auch in die Spitze eindringt? Gerade in direkter Froschumgebung müsste ich ja am intensivsten waschen. Oder ist das egal, und das trocknet dann wieder?
3. Wieviel Zeit sollte man einplanen? Okay, ich gehe einfach in der Freizeit hin und wasche die Haare ohne Zeitdruck. Aber wann sind sie trocken?? So wie Wäsche auf der Leine oder kürzer/länger? Und vor allem, wann ist es IM Frosch trocken? Kann man evtl. dort hinein föhnen? Überhaupt föhnen - warum nicht? Oder anders: Wann kann er wieder spielen? Wäre ja doof, wenn ich das samstags mache und montags kann er noch immer nicht zum Unterricht...
So, jetzt hoffe ich auf eure Erfahrungen. Ich möchte es auf jeden Fall demnächst versuchen!
Danke und Grüße,
Flitzebogen
Hier eine Anleitung:
http://www.geigenbau.com/tippsundtricks/cellobogen/bogenhaarewaschen/bogenhaare.html
Achtung, Alkohol darf nicht an die Bogenstange kommen, da diese meist mit spirituslöslichem Lack lackiert ist.
1.) die effektivste Reinigung erfolgt mit Alkohol.
2.) Der Frosch muss abgemacht werden. Ein kleiner Napf oder eine kleine Untertasse eignen sich dafür.
3.) Die Haare gut trocken reiben und vielleicht 1/2 Std warten um auf der sicheren Seite zu sein.
Anschließend muß gut einkolofoniert werden. Davon hängt ein gutes Spielgefühl ab. Dies kann zwischendurch getestet werden. Wenn noch ein rutschiges Spielgefühl da ist, fehlt Kolofonium. Wenn das rutschige Spielgefühl sich nicht beseitigen lässt, sind die Haare abgespielt und eine Neubehaarung muss her.
Ergänzend zu der Anleitung möchte ich noch hierauf hinweisen. So ein Video ist ja meist doch anschaulicher als ein bebilderter Text; auch wenn es auf englisch ist. Ich denke nicht, dass es nötig ist, die im Frosch und der Spitze liegenden Bereiche der Bespannung zu reinigen. Mit denen spielt man ja nicht. Von daher ist ein Eindringen der Reinigungsflüssigkeit in Frosch und Spitze gar nicht nötig. Die Dame aus dem Video sagt außerdem, dass man vermeiden solle, dass der Spiritus in die Spitze eindringt, weil sich dadurch Leim lösen könne (ich denke, sie meint damit den Leim, der die Kopfplatte an Ort und Stelle hält.
Bei der Videoanleitung wird der Frosch, nachdem das Haar mit Spiritus ausgewaschenen wurde (und nur leicht trockengerieben wurde), gleich wieder an die Stange angeschraubt. Anschließend wird mit den Fingern noch über das feuchte Haar gezogen. Hier kann Spiritus an die Bogenstange geraten. Das würde ich so nicht machen!
Die Bogenhaare sollten nach dem Waschen mit Spiritus noch unter dem Wasserhahn ausgewaschen werden (ich nehme dazu noch eine winzige Menge Seife um alle Fette zu lösen) Anschließend gut Trockenreiben. Erst dann sollte der Frosch wieder an die Stange geschraubt werden. Je besser die Haare trockengerieben werden, desto schneller kann wieder einkolofoniert werden.
Dieser Ratschlag richtet sich vor allem an verschmutzte Schülerbögen:
Also ich wasche Bögen tatsächlich auch in etwa wie in der Anleitung von Geige beschrieben:
Eine flache Schale mit Spiritus, den Frosch abschrauben und die Bogenhaare (NUR die Bogenhaare!!!) gründlich waschen, ohne sie aneinander zu reiben (den Hinweis habe ich von einer Friseurmeisterin!). Dabei natürlich kein Spiritus an Frosch, Bogen, oder Kopfplatte, klar.
Anschließend nochmal in Wasser mit einem Spritzer Natur-Shampoo OHNE Silikone oder sonstige Zusätze "klarspülen", in einem Handtuch trocknen, die Haare vorsichtig(!) nochmal mit einer hochwertigen Zahnbürste "kämmen" und den Frosch wieder montieren.
Mit Kolophonium bin ich dann aber eher vorsichtig... zwar schon gründlich "einseifen", abereben auch nicht zu viel des Guten...
Wenn das nicht hilft, müssen die Haare ausgetauscht werden.
Liebe Grüße,
Thomas
Sollte an den Frosch beim Reinigen versehentlich etwas Alkohol geraten, ist das an dieser Stelle nicht gleich ein Drama. Der Frosch ist aus Ebenholz. Auch beim Saitenreinigen werden Alkohole genommen und das Griffbrett (Ebenholz) kommt damit in Berührung. Der Ring (Neusilber oder Silber) leidet nicht. Der Zwischenkeil wird i.d.R. mit Kaltleim und nicht wie im Geigenbau sonst üblich mit Knochenleim eingeleimt, Diese Leimung löst sich bei etwas Kontakt mit Spiritus nicht gleich an. Eine Knochenleim-Leimung darf hingegen nicht mit Spiritus in Kontakt kommen. Die Leimkontaktstelle springt auf. Übrigens, beim Lösen eines Griffbrettes kann im Reparaturfalle diese Eigenschaft bewusst genutzt werden.
Ich möchte hier trotzdem noch einmal darauf hinweisen:
Man sollte nicht bedenkenlos jeden Tipp aus dem Internet nachahmen. Im Zusammenhang mit Alkohol können Schäden am Instrument und Bogenstange auftreten. So ist in der o.g. Videoanleitung das mit Alkohol benetzte Bogenhaar im zusammengebauten Zustand zu sehen. Einige Bögen haben lackierte/polierte Stangen und diese können dabei Schaden nehmen ! Der Alkohol muss vor dem Zusammenbauen mit Wasser ausgewaschen werden.
Die Knoten, die die Bogenhaare im Bogenkästchen zusammenhalten werden teilweise mit Kolofonium "verschweisst". Wenn dieser Knoten nun ( insbesondere bei der Spitze, da der Weg kürzer ist) durch die Kapilarwirkung in Kontakt mit Alkohol kommt, kann er sich lösen. Kopfplatten können u.U. auch mit Knochenleim geleimt sein. Deshalb ist an der Spitze größere Vorsicht angeraten.
Vielen Dank, ich werde gleich einmal den Videolink anschauen!
Der Bogen hat eine Carbonstange und ist daher nicht so empfindlich. Bei meinem eigenen (Arcus-)bogen reinige ich auch hin und wieder einmal die Stange mit Alkohol, ganz bequem so ein Carbonbogen, was das betrifft.
Also direkt einfach Alkohol bzw. Spiritus? Ich hatte den Eindruck, Seife müsste reichen, denn ich glaube, der größte Dreckanteil ist hier das Fett der Finger.
Aber ich schaue erstmal das Video, bevor ich weiter frage, danke nochmals allen Antwortenden!
LG, Flitzebogen
Ich sehe gerade, die Anleitung ist gar kein Video, trotzdem sehr anschaulich, vielen Dank!
So ein Bogen "sammelt" mit der Zeit eine ganze Menge... Staub und Schmutz aus der Luft, auch Fett und Hautpartikel, Du legst ihn mal achtlos auf einen Tisch, auf dem vorher Sohnemanns Butterbrot lag, vor allem aber auch altes Kolophonium... die Mischung bekommt Seife meines Erachtens nicht alleine weg... wenn man dann vielleicht noch die Kolophonium-Sorte mal wechselt, wird das umso wichtiger...
Ich baue vom Bogen nichts ab, und nehme ihn nicht ausnander.
Ich bürste mein entspanntes Bogenhaar 2X im Jahr mit einer Neuen Zahnbürste durch.
Die Borsten der Zahnbürste werden zuerst mit einem Saitenschneider um etwa 1/3 gekürzt.
Der Zahnbürstenkopf wird mit Spiritus benetzt und nicht tropfend benutzt.
Spiritus - auch nicht 1 Tropfen - darf das Bogenholz berühren.
Der Lack löst sich sonst und wird klebrig.
Nur in Längsrichtung werden dann die Haare beidseitig aus gekämmt / gebürstet.
Die Borsten der Zahnbürste werden öfters in einen Kl. Gefäss mit Spiritus ausgewaschen.
Hin und wieder werden die Borsten mit einem sauberen Textil-Tuch (z. B. Neues Baumwoll-Unterhemd, weiss)
trockengerieben.
Der Spiritus löst Fette, Öle, Hautschuppen Staub und anderen Schmutz aus den B.-Haaren und transportiert diesen Nach und nach an die Borsten der Zahnb. Und von dort in das Textil-Tuch. Bei dieser "Behandlung" sieht mann, das leicht graue Ablagerungen erst an den weissen Borsten der Zahnb. und dann am Textil hängen bleiben und der Spiritus sich grau verfärbt. An einer sauberen Stelle vom Textil wird dann das gespannte Bogenhaar getrocknet. Der Bogen wird dann entspannt und liegend über Nacht langsam getrocknet. Kein Föhn, Gebläse oder Heizung benutzen. Wichtig ist auch das erneute Kolophonieren der Haare: Die Haare sind nun so "sauber" das sie nach nichts klingen. Der Kolophonium-Block wird mit einer sauberen Messerspitze kreuz und quer und in Längs-richtung minimal eingeritzt. So bilden sich kleine Kolophonium-Krümelchen auf dem Block. Durch diese wird das Bogenhaar ca 10 mal gezogen. Danach wird mit einer sauberen, trockenen Zahnbürste das Kolophonium auf den Haaren , durch Längs-Kämmen Verteilt, zu Staub zerkleinert und verrieben. Überschüssiges Kolophonium klopft man (sehr leicht) auf einer Zeitung - aus den Haaren. Dieser Staub landet sonst nur auf der Geigendecke. Grüsse von Günter
1.) wenn der Frosch an der Stange bleibt, sind die Haare doch relativ dicht am Holz und hier ist das Risiko des versehentlichen Kontaktes mit Spiritus zu groß.
2.) wenn dabei nur etwas Spiritus genommen wird und anderes ist aus o.g. Grund nicht möglich, erreicht man nicht den Effekt des Auswaschens und der Schmutzbeseitigung, sondern das Kolofonium wird nur kurz angelöst und trocknet dann zu einer mehr oder weniger homogenen Masse samt Schmutz im Haar. Die Haare liegen dann nicht mehr einzeln sondern verkleben. Optisch erkennt man das daran, dass die an sich weißlich pulvrig aussehende Oberfläche glasig aussieht. Es findet eher eine Schmutzverteilung statt. Ich habe schon Kunden in meiner Werkstatt gehabt, die ähnliches vorgenommen hatten, mit einem sehr unzufriedenem Ergebnis. Daher kenne ich solche Versuche.
Vergleichen kann ich das mit dem Waschen der Wäsche: Wenn mann die Wäsche nur feucht durchreibt, bleibt sie schmutzig. Erst wenn genügend Wasser da ist lässt sich der Schmutz herauswaschen.
Die von mir beschriebene Methode habe ich nun schon 4x durchgezogen.
Mit Erfolg.
Die Geige klingt danach etwas voller und etwas lauter - bleibt aber Kristallin.
Bei der Behandlung kann mann 2-3 cm vom Frosch und der Bogenspitze aussparen.
Zischendurch lassen sich mit dem Textil die Haare an den Enden Provisorisch trocknen.
Im Allgemeinen gebe ich Dir Recht:
Wer es sich nicht zutraut, oder Bedenken hat, sollte eine Haar-Reinigung vom Geigenbauer vornehmen
lassen.
Der Laie macht oft mehr Kaputt, oder eine Verschlimmbesserung.
Grüsse von Günter
Der Chemiker sagt: Gleiches löst gleiches. Also: Terpentin. (ist ja auch Pinselreiniger...) Aber VORSICHT!!!! Und die Kapilarwirkung der Haare nicht unterschätzen! D.h. Flüssigkeit zieht sich richtung Holz!!!! Wenn man mit den Händen auf den Haaren rumpatscht hilft natürlich Alkohol, damit kein Fett das Kolophonium abhält. Aber das und erhitzen der Haare (damit es schön gleichmäßig ist) ist aber Gift für die Haltbarkeit - vielleicht gar nicht schlecht um bald wieder zu beziehen? ;-)
Ich bade danach das Haar noch in Kamillen- und Grünteemischung 10 min mit ein bisschen Essig für die Oberfläche, dann hat es wieder Power. Die Oberfläche des Haares macht den Unterschied in der Haftung des Kolophoniums! Nicht irgendwelche Sägezahnartigen Haarstrukturen. Das ist Marketing. (Hat die Uni München mal erforscht - Prof. Dr. Google)
Sieht aus wie neu!
BOGENSTANGE IN FRISCHHALTEFOLIE EINPACKEN NICHT VERGESSEN!
Hallo wolic.
Pinselreiniger gibt es verschiedene:
Manche Farben wenn sie noch flüssig sind, lassen sich mit Wasser aus den Pinselhaaren entfernen.
Das kommt immer auf das Verdünnungsmittel an.
Beim falschen Verdünner kann die Farbe verklumpen.
Terpentin: Ist eine Mischung (Alkohohl, Benzin,Toluol , Aceton und Öl.
Die Saiten-Behandlung mit der Tee - Essig Variante, werde ich mal ausprobieren.
Werde berichten (hier im Forum)
Grüsse von Günter
...ähm... terpentin ist kolophonium sehr ähnlich und daher gut lösbar... (klar: ist eine Mischung) Ich weis nicht ob rine Teebehandlung Saiten gut tut... Haaren schon. Herzlichen Gruß, w
An Alle.
Habe Die essig Tee - Variante noch nicht ausprobiert.
Bin mit meiner zahnbürsten-behandlung voll zufrieden.
Was gut ist soll man nicht noch versuchen, zu verbessern.
Günter
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