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Hallo,
ich habe vor kurzer Zeit ein hübsches antikes Stainer-Duplikat erworben. Die Wirbel sind allerdings sehr schwergängig, und ich würde gern den Saitenhalter wechseln, weil die Halterung bei einer Saite schon arg ausgeweitet ist und nur die E-Saite einen Feinstimmer hat.
Kann ich es riskieren, den Saitenhalter selbst zu wechseln und die Wirbel mit Wirbelseife und Wirbelkreide (?) gangbar zu machen? In dem Musikalienhandel, in dem ich das Instrument gekauft habe, arbeitet jemand, der mir angeboten hat, das zu erledigen; er wollte auch keinen übertriebenen Preis dafür.
Wenn ich es selbst tun wollte, gibt es Dinge, die schief gehen könnten? Irgendetwas, das ich rudimentär falsch machen könnte oder das dabei bei unachtsamer Handhabung kaputt gehen kann?
Und gibt es bei den Stainer-Duplikaten wegen der Höhe Besonderheiten zu beachten? Brauche ich einen anderen Steg? Der Musikalienhändler sagte, er würde den schon vorhandenen Steg eventuell niedriger machen... muss man das?
Schon einmal vielen Dank im Voraus für die Antworten!
Hier kannst du nachlesen, was man beim Saitenhalter-Wechseln grundsätzlich beachten muss: http://www.geigenbauonline.de/geigenbau/geigenbauwerkstatt/geigenbaureparatur/Saitenhalter.html. Vor allem die Warnhinweise (Umfallen des Stimmstockes, Vermeiden jeglichen Drucks auf das saitenlose Instrument) unbedingt beachten!
Ich habe bei meiner alten, einfachen Geige mal den Saitenhalter erfolgreich gewechselt, ohne dass der Stimmstock umgefallen oder verrutscht wäre, und die Saitenlänge hinter dem Steg hat auch gepasst. Bei der Geige, die ich jetzt spiele, würde ich das aber trotzdem den Geigenbauer machen lassen.
Welche Qualifikation hat denn der Musikalienhändler? Von deiner Schilderung her erscheint es mir persönlich ziemlich abwegig, einen Musikalienhändler nicht nur den Saitenhalter wechseln, sondern auch am Steg herumfrickeln zu lassen, sofern das kein Geigenbauer ist.
Ich würde mit der Geige mal zu einem Geigenbauer gehen und mich informieren, was daran alles gemacht werden muss/müsste/sollte und ob der Steg wirklich niedriger gemacht werden muss - Steg, Obersattel, Saitenlage etc. hängen ja direkt zusammen.
Also zunächst, auch wenn es Haare spalten ist: natürlich *darfst* Du den selber wechseln - mir wäre im moment kein Gesetz bekannt, welches dieses verbieten würde... passieren *kann* eine ganze Menge - aber nichts, was normal "schlimm" oder nicht reparierbare wäre. Und auch das ist eher so: wenn die Stimme wider aller Erwartungen umfallen sollte, saß sie mit Sicherheit auch vorher schon nicht richtig... natürlich dennoch ärgerlich. Klar.
Ob ein Feinstimmer auf der E-Saite reicht, hängt von Deinen persönlichen Vorlieben und der Wahl der Saiten ab. Fakt ist: ein heutiger Feinstimm-Saitenhalter aus Carbon oder Spezialkunststoffen steht klanglich einem typischen Mittelklasse-Saitenhalter in nichts nach - mit dem Vorteil, dass Du eben in der Regel etwas präziser stimmen kannst - und über die Wirbel stimmen kannst Du ja trotzdem weiter...
An den Steg würde ich nur jemanden lassen, dem ich vertraue - oder eben einem vernünftigen Geigenbauer... ich selbst schnitze meine Stege selbst - würde das aber nie jemandem "einfach so" empfehlen! Und damit verbunden die Saitenlage... ändert man auch nicht "einfach so" mal...
Deine Wirbel kannst Du selbstverständlich gangbar machen - Herr Adam hat da eine sehr schöne Anleitung - worst case: sie rutschen... und dann schmiert man ein wenig Kreide drauf...
Liebe Grüße,
Thomas
Hallo Bavarica,
vielen Dank für den äußerst informativen Link!
... Der Musikalienhändler restauriert seine eigenen Geigen nach seiner Angabe selbst. Er hat Gitarrenbau gelernt, wenn ich mich richtig erinnere, spielt und sammelt aber auch Geigen. Er ist aber so ehrlich und sagt, dass er keine klassische Ausbildung hat; ich denke schon, dass er durchaus Ahnung und Praxis hat - ich habe vor allem deswegen gezögert, weil meine letzte Bestellung in dem Geschäft sehr zögerlich abgelaufen ist, und ich die Geige nicht zu lange aus der Hand geben wollte... Doofe Begründung, wahrscheinlich.
Hallo Thomas,
der Zusatz mit dem Gangbarmachen der Wirbel macht mir deutlich Hoffnung. Das ist vor allem im Moment mein größtes Problem mit der Geige; ich habe beim Stimmen schon Angst, etwas kaputt zu machen, weil sie wirklich sehr schwergängig sind, und aus diesem Grund traue ich mich im Moment nicht wirklich, sie zu spielen, weil die Saiten im Gegensatz zu meiner Schülergeige jedes Mal wieder komplett die Stimmung verlieren (sagt man das so?).
Und klar, dass ich alles mögliche mit meinem Eigentum machen "darf" :) Vielleicht hätte ich es durch ein "sollte" ersetzen sollen.
Vielen Dank :)
Hallo Serafia,
wo kommst Du denn her? Vielleicht findet sich ja jemand, der mal einen Blick drauf wirft, ohne gleich die Hand auf zu halten... :-)
Hallo Sysopa / Thomas,
ich bin aus dem Westerwald an der Grenze zum Siegerland zwischen Siegen und Köln.
Beste Grüße
Serafia
Ohje - okay, also ganz andere Ecke... schade - ich komme aus Hannover. Aber vielleicht gibt es ja trotzdem wen, der mal einen Blick drauf schmeißen kann...
Update. Ich habe mich an diesem Wochenende herangewagt, und mich um die Wirbel und den Saitenhalter gekümmert. Natürlich bei guten Lichtverhältnissen und mit viel Vorsicht.
Das mit dem Saitenhalter funktionierte problemlos; auch wenn der neue Wittner aus Kunststoff gegenüber dem alten aus Ebenholz nun ein absoluter Stilbruch ist. Allerdings sitzt der neue überhaupt nicht mehr auf dem Korpus auf (das tat der alte) und ist deutlich leichter. Das gängig machen der Wirbel... also Kernseife funktioniert einfach viel zu gut... ich glaube, wenn ich diesen Job noch einmal machen muss, dann gehe ich über zu Graphit. Ich musste lange mit der Kreide nacharbeiten, bis ich auch nur den Hauch einer Chance hatte, dass die Wirbel halten.
Ich befürchte, ich muss den Schatz doch zum Geigenbauer bringen; "lange schmale, senkrechte Linien", zwei an der Zahl: Ich befürchte, es sind Risse. Hat jemand Erfahrung damit, wie teuer eine Reparatur so ganz ungefähr werden kann?
Und: Der Lack ist stark beschädigt... So stark, dass ich nichmal mit einem weichen Tuch darüber gehen kann (ohne Druck), ohne dass kleine Splitter des Lacks hängenbleiben. Dementsprechend (und auch wegen der vermuteten Risse) befürchte ich, dass ich nicht mit Viol an das Instrument gehen sollte?
Reinigen mit Viol bitte unbedingt unterlassen
Alles klar. Danke für die schnelle Antwort. Ich hatte die unterschiedlichen Erfahrungsberichte mit den verschiedenen Pflegemittel durchgelesen, und jemand schrieb bei Viol, dass man sich damit auch an ältere Instrumente heranwagen könnte... jemand anderes schrieb aber auch, dass man die Finger davon lassen sollte, weil damit Reparaturen unmöglich gemacht werden.
Ja, wie Geige schon schrieb: Finger weg von Viol - generell! Weiches Mikrofasertuch und polieren. Erstens weißt Du nicht, womit die Geige beschichtet ist - und zweitens hast Du kaum "verdeckte Stellen" zum Testen... :-)
bei den Rissen kommt es drauf an, ob es alte beziehungsweise geleimte Risse sind, oder tatsächlich Risse...
..das kannst Du eventuell mit einem Zahnarztspiegel durch die F-Löcher feststellen (starkes Licht von oben auf die Decke), oder durch vorsichtigen(!!!) Druck auf die Kanten des vermuteten Risses.
Wegen der Wirbel: wenn die mit Schmierseife so stark rutschen, dass Du Mühe hattest, mit Kreide die zum Halten zu bekommen, sind die Wirbel eventuell eingelaufen, dann müssten sie nachgeschnitten, oder ausgetauscht werden.
Du wohnst zu weit weg, aber sollte es Dich nach Hannover/Lehrte verschlagen, schaue ich sie mir gerne an und würde auch den einen oder anderen Handgriff gegen ein Eis bei meinem Lieblings-Italiener hier in Lehrte machen...^^
Liebe Grüße,
Thomas
Hallo Thomas,
eine ganz späte Antwort - scheinbar habe ich vergessen, die Benachrichtigungen ordentlich zu aktivieren.
Lustig - ich komme eigentlich ursprünglich aus Hannover; bin aber inzwischen nur noch ganz selten zu Familienfeiertagen da. Wenn sich so ein Aufenthalt aber in nächster Zeit ergeben sollte, nehme ich gerne an.
Ich glaube, ich komme wirklich nicht darum herum, die Geige einem Geigenbauer zu zeigen: Vor allem der Zustand des Lacks gefällt mir überhaupt nicht! Ich hätte das Instrument gern ein wenig gepflegt, damit es nicht mehr so bröselt; aber ich wüsste nicht womit. Und mit einem weichen Tuch mag ich auch nicht mehr an das Instrument gehen; da bleibt auch sofort Lack hängen.
Da ich deine Antwort gerade erst gelesen habe, konnte ich die Risse/Linien/(hoffentlich was harmloses) noch nicht genauer untersuchen; aber der Tipp mit dem Spiegel und dem Licht klingt extrem einleuchtend! Und wird bei Gelegenheit ausgeführt. Vielen Dank!
Liebe Grüße
Ute
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