Herzlich Willkommen im Geigen-Forum

Hallo erstmal :)
Ich hätte eine allgemeine Frage zu einem Instrument, das mich angesprochen hatte und mie eig schon fast in der Seele wehgetan hat, als ichs gesehen hatte ;(

Bin am überlegen ob ich mir das arme Ding kaufe nud versuche irgendwie wieder herzurichten.

Da ich angehender Geigenbauer bin  würde ich mir erstmal eine Meinung holen wollen.

Da besteht zum einen ein übles Loch, dummerweise genau an der Stelle wo normalerweise die Stimme stehen müsste...Ist dies noch zu reparieren?

Zum anderen sind da noch schimmelspuren an dem rechten F-Loch, kann man das "einfach" wegwischen oder sind da noch andere Maßnahmen notwendig? (abschleifen, neu lackieren ect.)

Wäre schön wenn mir da jemand eine Antwort geben könnte :)

Aufgrund einer Problematik in der Galeriefunktion wurden leider Bilder angezeigt, die nicht in diesen Thread gehörten. Ich hoffe jetzt die richtigen Bilder herausgefunden zu haben , die  oben angezeigt werden.

Nun zum Thema:
Als angehender Geigenbauer sollte der Reparaturaufwand hoffentlich klar sein. Es gibt die Möglichkeit - bei sehr guter Holzwahl ein Futter  (Stimmfutter) auch bei fehlendem Holz in die Decke einzupassen und anschließend zu retuschieren. Problematisch ist oft der Spiegel des Holzes, der oft erst im laufe der Retusche genau beurteilt werden kann. Das Holz "leuchtet" unterschiedlich je nach Betrachtungswinkel. 
Ob eine derart aufwändige Reparatur bei dem Instrument lohnt, wage ich zu bezweifeln, da selbst bei einer sehr gut gemachten Reparatur der Wertverlust erheblich ist.
 

Als angehender Geigenbauer ist für Dich vielleicht die Erfahrung, so eine Reparatur durchgeführt (oder es zumindest versucht) zu haben wertvoller als der Preis oder Klang, den das Instrument hinterher hat. Weil sich solche Reparaturen eher selten lohnen, dürften sich Gelegenheiten, so etwas zu machen, selten ergeben.

Der Meinung bin ich absolut auch. Ich arbeite nichtmal beruflich als Geigenbauer, für mich ist das ein Hobby wie andere Flaschenschiffe bauen. Dennoch gehe ich an "Trümmer" bei und schaue, wasa ich da noch draus machen kann... als Übung, als Herausforderung... und weil es Spaß macht zu sagen: "schau, so sah sie vorher aus".

Liebe Grüße,

Thomas

Wie schon der Titel des Threades sagt, betrachte ich als Geigenbauer den "Erhalt einer Geige".
Das heißt Priorität hat immer die optimale Wiederherstellung und Werterhaltung.
Wer als richtiger Geigenbauer tätig ist,sollte sich aus Ehrfurcht vor den Instrumenten immer nur an die Dinge herantrauen, die er auch zur optimalen Instandsetzung bewältigen kann. Um eine solche Reparatur durchzuführen muss vorab Erfahrung z.B. Im Rand ansetzen, verzogene Risse leimen, Stimmfutter einpassen, Gipszulagen anfertigen, schwierige Retuschen ausführen ect. vorliegen. Erst dann kann man sich an soetwas heranwagen. 
Als Bergsteiger erklimme ich auch nicht gleich einen 8000er.

Warum ich das schreibe, immer mal wieder treffe ich auf selbst hochwertige Instrumente, die aufgrund schlecht durchgeführter Reparaturen wertlos wurden.....

Prinzipiell ist das natürlich richtig. Aber wenn die Alternative ist, das Instrument aufzugeben, weil der Reparaturaufwand angesichts des Wertverlustes nicht lohnt, spielen Werterhalt und optimale Instandsetzung nur noch bedingt eine Rolle. Ehe es auf der Deponie oder im Kamin landet, ist es bei einem angehenden Geigenbauer besser aufgehoben, auch wenn dort eine Wiederherstellung illusorisch ist und es als Übungs- und Versuchsobjekt objekt an dem er nichts kaputt machen kann, herhalten muss. Wenigstens bleibt auf diese Weise wertvolleren Instrumenten, bei denen eine Reparatur durch erfahrenere Hände vielleicht noch sinnvoll wäre, dieses Schicksal erspart.

Natürlich sollte man sicher sein, dass Instrument ökonomisch gesehen tatsächlich ein Totalschaden ist, ehe man es als Testobjekt benutzt. Und anhand der Bilder, die martini22488 eingestellt hat, kann man das nicht sicher beurteilen. Ich kann auch nicht beurteilen, ob und ggf. wie dramatisch diese Reparatur martini22488 überfordert. Aber wenn man nur Sachen repariert, von denen man vorher sicher ist, dass man sie optimal wieder herstellen kann, kann man seine Fähigkeiten nicht erweitern. Und wie gesagt: Wenn das Instrument ansonsten zu Müll erklärt wird, sehe ich - selbst wenn beim Reparaturversuch alles schief geht, was nur schief gehen kann - nicht, wo der Schaden sein soll.

Genauso sehe ich das auch - deswegen: Mut zur Lücke, mehr als schief gehen (oder klappen) kann es nicht!

Hallo zusammen,

zuerst einmal möchte ich mich für eure Beiträge bedanken.

Wie schon geschrieben bin ich angehende Geigenbauerin. Habe also noch viel zu lernen und auch auszu probieren :)

Für mich spielt der Wert in € keine Rolle, mir ist eher die Instand setzung der Geige an sich eigentlich viel Wertvoller.

Diese Bilder habe ich in Ebay gefunden, und war eher erschrocken, wie eine Geige so aussehen konnte. Zumal eine andere Geige noch viel schlimmer aussah...

Da hat mich einfach das Interesse gepackt zu wissen ob man so was überhaupt noch reparieren kann, da dieses Loch wie schon beschrieben an jener Seele einer Geige war...:)

MfG

martini22488

Also reparieren kann man eigentlich fast alles - die Fragen sind nur:

- mit welchem Aufwand

- mit welchem (klanglichen) Erfolg

- zu welchem Preis

Das Einzige, was man - wie schon weiter oben erwähnt wurde - beachten sollte: die Reparatur darf den Wert der Geige nicht mindern...

Faustregel: wenn die (durch die Reparatur) zu erwartende Wertsteigerung niedriger ist, als die Reparaturkosten beim Geigenbauer UND man durch die Eigenreparatur den Wert der Geige nicht mindert, sollte man ruhig selber bei gehen...