Herzlich Willkommen im Geigen-Forum

Hallo zusammen.

Ich habe früher (und tue es hin und wieder immer noch ) Gitarre gespielt.

Für die Geige musste ich die Haltung der linken Hand umlernen. (Manche Dinge sind genau gegensätzlich ...) Meine Lehrerin hat da gut dauf geachtet.

Mit einer Sache habe ich aber immer noch Probleme: Ich drücke die Saiten zu fest. Mit mehr Kraft als nötig.

DAS hat sie nicht gesehen. Und da ich nicht über Schmerzen gejammert habe...

Ich wusste es nicht besser, habe nie probiert, ob weniger Druck reicht.

Als ich das gemerkt habe, habe ich angefangen, ganz bewusst lockerer zu spielen, was ein eZeit lang einigermaßen geklappt hat. Aber ich vergesse das immer wieder, vor allem im Moment wieder, da meine Lehrerin das Tempo und die Ansprüche beim Lernen hochschraubt... Ich spiele im Moment etwa eine Stunde am Tag, und kann nicht bei jeder Übung bewusst auf die Lockerheit der linken Hand achten (muss mich auf die Bogentechnik und die Intonation schon genug konzentrieren). Ich fange jetzt auch mit Vibrato an, und da merke ich das Problem natürlich. Aber besonders bei schnellen Passagen verkrampft meine Hand.

Meine Frage dazu ist, kann mir jemand einfache Übungen empfehlen, mit oder ohne Geige, die mir helfen die Hand bzw den Druck der Finger auf die Saiten zu lockern?   Unabhängig von den Übungen, die ich im Moment spiele?

Danke schonmal :)
 

Das ist ein weites Feld, aber trotzdem 2 Tipps (nicht unbedingt gleichzeitig auszuführen):

1. Zu Studierzwecken: Daumen weg vom Geigenhals, dadurch fehlt der Gegendruck und die Finger müssen gefühlvoller agieren

2. Spiele eine langsame Melodie und lasse den Finger nach dem Aufsetzen ein bisschen wieder hochgehen - ganz extrem das die Saite gar nicht mehr auf das Griffbrett gedrückt wird. Langsam bekommst du dann mit, welcher Fingerdruck völlig ausreichend zum Erzielen des Tons ist. Außerdem tut dem Finger diese quasi Entspannung auch gut.

Wenn du später auch schnell spielen willst, geht das eh nur mit locker aufgesetzten fingern, damit eben die Hand spannungsfrei überhaupt schnellbeweglich ist.

Allerdings gibt es Tonmodulationen bei denen gerade auch mal ein fester Fingerdruck - fast einem Klopfen aufs Griffbrett gleichkommt - alles ist bei Geige immer eine Frage des Ausdrucks....

Wenn du später auch schnell spielen willst, geht das eh nur mit locker aufgesetzten fingern, damit eben die Hand spannungsfrei überhaupt schnellbeweglich ist.
Genau deshalb frage ich ja jetzt... denn immer wenn es schnell wird, verkrampfe ich... und das kommt inzwischen öfter vor--

Danke für die Tipps, ich denke mal, die werde ich jetzt einfach immer am Anfang der Übungszeit machen. Muss ja dann irgendwann besser werden.

Wenn es noch mehr Ideen gibt - imemer her damit. Probiere dann aus, was mir am besten hilft.

Mein Tipp wären accellerierende Tonleitern mit superleichten Fingern im legato. Immer zwei Schläge auf einen Bogen. Du kannst ruhig sehr langsam mit Viertel=40 oder so anfangen. Erst spielst Du zwei Viertel auf einen Bogen, dann beim nächsten Durchgang vier Achtel, dann sechs Achteltriolen, dann acht 16tel, 12 16teltriolen, 16 16tel. Sobald Du merkst die Fingern oder der Daumen sind nicht mehr locker gehst Du zwei Schritte zurück. Du musst auch nicht gleich alle Varianten schaffen. Wenn es dann komplett ein paar Tage in Folge mit entspannten Fingern usw. geklappt hat, dann gehst Du mit dem Grundtempo etwas nach oben, z.B. auf Viertel=42, dann 44, dann 46, dann 48, 50 usw.

Ganz vielen Dank auch dir, Sofie. Werde es auf jeden Fall versuchen.

Zwar ist dieser Faden schon sehr alt, aber das Thema bleibt aktuell. Ich kann Günter nur sehr zustimmen! Denn das häufig nicht erkannte Problem bei Leuten, die die Finger zu fest aufsetzen, ist, dass sie an der richtigen Stelle meist zu wenig Kraft haben! Wenn es dann etwa ein Mann ist, der über Gitarre und Hanteltraining etc. shcon sehr starke Hände im Allgemeinen hat, dann fällt es shwer zu glauben, dass die Hand FÜR DIE GEIGE trotzdem zu schwach sein kann. Die Muskeln werden halt nur gezielt trainiert, die untrainierten liegen brach.

Wofür man die Kraft braucht, ist für die seitliche Stabilität der Finger. Nur dann kann man sie unabhängig voneinander benutzen (ohne dass sie sich gegenseitig abstützen) und nur dann kann sich die Hand überhaupt erst erlauben, die Finger lockerer auf die Saite zu setzen und dennoch stabile Töne hervorzubringen.

Jegliches GREIFtraining geht an der Sache vorbei, aber die seitliche Übung, die Günter vorgeschlagen hat, leistet genau das, was fehlt.

Wenn man Entsprechendes auf der Geige selber trainieren will, kann man z.B. die Finger einzeln gerundet aufsetzen, ohne dass sie den Nachbarfinger als Stütze benutzen. Dann ohne bzw. mit leichtem Druck hoch- und runterrutschen, OHNE dass sich der Finger dabei anfängt, am Nachbarfinger anzulehnen und OHNE dass er seitlich wegkippt  - einfach die Stellung genau beibehalten, während der Bewegung (gerne im Spiegel beobachten). Man spürt etwa im Handrücken, wieviel Kraft dazu nötig ist (und soll es natürlich nicht übertreiben).

Dadurch wird die GESAMTE Technik der linken Hand sicherer; ich staune immer wieder, wie sehr diese Problematik vernachlässigt wird. Man spielt dann lockerer, treffsicherer, rhythmischer, flinker, kann mit jedem Finger gleichmäßig trillern...Also Krafttraining, aber an der richtigen Stelle!

LG, Flitzebogen