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Wie entscheide ich mich für eine neue Geige

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rotbraun Profilseite von rotbraun, 29.01.2014, 16:38:25
Wie entscheide ich mich für eine neue Geige

Nachdem ich mich als Neue ganz brav im Vorstellungsthread vorgestellt habe, will ich auch gleich eine Frage loswerden.
Zur Konfirmation bekam ich eine Geige geschenkt (vor mittlerweile 30 Jahren!), die ich seither mit viel Freude gespielt habe. Eine bodenständige, warme Geige vermutlich aus Markneukichen oder aus der Ecke. Sie und ich sind gute Partner - jeder achtet den anderen  kennt die Fehler des anderen.
Nur mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass ich meine Fehler korrigieren kann, sie nicht. 

Deshalb hat mein Mann mir zu Weihnachten eine neue Geige geschenkt, bzw. versprochen. Nun suche ich seit einigen Wochen dieses neue Instrument und ich muss zugeben, dass das ganz schön schwierig ist. Ich habe alle Geigenbauer der Gegend abgeklappert und alle Geigen in der Preislage gespielt. Per Ausschlussverfahren sind jetzt noch drei Instrumente übrig.

Alle drei unterscheiden sich total, jede hat einen eigenen und besonderen Klang

.
Die erste ist eine Meistergeige, 4 Jahre alt, klingt offen und trotzdem warm, lässt sich leicht anspielen, ist in allen Lagen gut. Aber ihr fehlt das gewisse Etwas. Sie klingt - wie  soll ich es ausdrücken - angepasst, vielleicht auch langweilig?

Die zweite ist ein nagelneues Hammerinstrument. Ich bin die erste, die darauf spielt. Und ich komme mir auch nach zwei Wochen noch immer vor wie mit einem Sportwagen mit 800 PS ohne Servolenkung. Der Klang ist der Wahnsinn. Aber sie lässt sich unglaublich schwer spielen. Ohne Knackgeräusch geht nichts beim Leise spielen. Und da zweifle ich daran, ob ich das irgendwann hinkriege, auch ganz leise weich spielen zu können. 

Und die dritte ist meine alte Liebe. Vor 22 Jahren durfte ich sie spielen. Laut Zettel ein italienisches Instrument eines berühmten Geigenbauers (nein, nicht Stradivari und nicht Guarneri) von 1751. Laut Expertise zwar alt und italienisch aber nicht von dem angegebenen Geigenbauer. Es ist egal, sie ist mein Traum. Und sie war 22 Jahre verschollen und tauchte jetzt ganz wundersam wieder auf und fand zu mir zurück. Sie spielt quasi von alleine, man kommt sich damit vor wie ein Superprofi. Aber sie ist keine brilliante volle Geige, sondern relativ zart und zurückhaltend. Vielleicht zu leise für das Orchester und nur für solistische oder kammermusikalische Einsätze geeignet.
 

Könnt Ihr Euch vorstellen, wie ich zwischen diesen dreien hin und herschwanke? Ich vermute, dass ich - egal wie ich mich entscheide - immer denke werde, dass ich doch eine der anderen beiden hätte nehmen sollen.

 

Wie seid Ihr bei der Geigensuche vorgegangen? Woher wusstest Ihr, dass es Euer Instrument ist? Ich bin gespannt auf und dankbar für Eure Reaktionen.

Liebe Grüße
Rotbraun 

Merlin Profilseite von Merlin, 29.01.2014, 18:18:59

Also ich finde, du klingst, als hättest du dich schon entschieden ;) Und was spricht dagegen, im Orchester weiterhin die bodenständige Markneukirchnerin zu spielen? Ansonsten würde das "Hammerteil" natürlich auch reizen, man wächst mit seinen Aufgaben.. wenn sonst alles passt.

Bavarica Profilseite von Bavarica, 29.01.2014, 18:35:36

Hallo rotbraun, für mich klingt das auch so, als wäre deine Entscheidung bereits gefallen. Wenn die alte Liebe, der persönlicher Traum von Geige auf wundersame Weise zu einem zurückfindet, dann stünden Bedenken wegen des Klanges im Orchester bei mir an zweiter Stelle. Ehrlich :)

asmahan Profilseite von asmahan, 29.01.2014, 21:42:58

Hallo Rotbraun

Ich musste unlängst von meiner geliebten, aber übergrossen alten Vogtländerin auf ein kleineres Instrument umsteigen, um einer chronischen Sehnenscheidenentzündung vorzubeugen. Ich bin zwar im Unterschied zu Dir nur eine Spätstarterin, aber vielleicht bestärken Dich meine Erfahrungen bei der Auswahl eines neuen Instruments in Deinem Entscheid.

Ich hatte zunächst eine kleine englische Geige in der engen Wahl, die im Ton erstaunlich kräftig war - aber genau das wurde mit der Zeit auch ein Problem, die Geige war mir am Ohr einfach zu laut; obendrein entsprach das Klangbild nicht wirklich meinem Ideal. Dann hat der Geigenbauer noch ein Instrument hervorgezaubert, das er mehr aus baugeschichtlichem Interesse bei sich verwahrt hatte; zwar etwas weniger zierlich als die Engländerin, aber das war ganz klar meine Geige. Nicht allzu laut, aber weich, voll und geschlossen im Klang, obendrein - wie bei Dir - viel leichter zu spielen als die andere. 

Ist die Phonstärke beim Musizieren im Orchester denn wirklich derart entscheidend? Als Nichtprofi kann ich das natürlich nicht schlüssig beurteilen, aber mir scheint, wenn man nicht gerade die Carnegie Hall füllen muss, spielt die Lautstärke nicht die entscheidende Rolle (das findet auch meine Geigenlehrerin, die eine wunderbare, aber eher diskrete Scarampella besitzt). Das Wichtigste ist doch, dass Du Dein Herzens-Instrument hast und Dich selbst am Klang und der Spielqualität erfreuen kannst. 

Also viel Glück beim Entscheiden - und viel Freude an Deiner künftigen Gefährtin!

 

meltemiskipper Profilseite von meltemiskipper, 29.01.2014, 23:19:33

Hallo Rotbraun,
ich glaub' auch, dass Du Dich schon entschieden hast - so klingt es jedenfalls.
Vielleicht ein paar Anregungen, was man bei der Geigenwahl so beachten könnte:

1. Bewertung des Instruments bezügl. Bauweise/Zustand/Klangpotential - da wird Dir bestimmt vom Geigenbauer geholfen, ich habe ein kleines Büchlein da von Barbara Gschaider "Ratgeber Geige - Wegweiser zur Geigenwahl/Ratschläge zur Klangverbesserung/Tipps zur Instrumentenpflege" ISBN 978-3-937841-68-7; da steht eine Menge Wissenswertes verständlich geschrieben drin und bei mir hat es die Beziehung zu meiner Geige wirklich vertieft. Ich schlage immer gern mal nach, wenn es um Details geht - z.B. Einfluss der Saitenwahl auf den Klang der Geige...

2. Nicht nur die Saiten beeinflussen den Klang - auch der Bogen ist wichtig - vielleicht klingt Deine "alte Liebe" mit anderem Zubehör auch lauter?!  Übrigens glaube ich nicht, dass man im Orchester ein lautes Instrument braucht, man will doch miteinander spielen, und wenn der Klang gut ist - was willst Du mehr?
(Bei Solisten mag das anders sein, die müssen sich gegen ein ganzes Orchester durchsetzen...)
Wirst Du die Geige für Dich alleine spielen oder Hausmusik mit anderen machen oder in einem Orchester spielen?

3. Hast Du mal einen anderen (möglichst guten) Geigenspieler auf den "Geigenkandidaten" spielen lassen? Es ist auch total spannend, sein Instrument mal aus einigen Metern Entfernung zu hören, wenn es geht in einem größeren Raum ohne viel Hall! Du bekommst einen ganz anderen Eindruck!
Übrigens steht im Geigenratgeber auch eine Checkliste, wie man eine Geige anspielen soll, wenn man sich eine Meinung bilden will - am besten natürlich im Vergleich (wenn es geht).
Aber Du spielst ja schon lange und viel und gerne, da hast Du bestimmt Vorzugspassagen mit denen Du testest!

4. Vielleicht gefällt Deine "alte Liebe" auch Deinem Mann am besten?

Schlussendlich folge der Stimme Deines Herzens und die Entscheidung wird gut sein!

Ich wünsche Dir viel Glück bei der Entscheidung und Freude am neuen Instrument!
Viele Grüße
MS

sofie Profilseite von sofie, 30.01.2014, 12:19:47

Für mich klingt es auch danach als ob alles für die dritte Geige sprechen würde und Du Dich eigentlich schon entschieden hast. Mit der Lautstärke kann ein Geigenbauer ja vielleicht noch etwas machen. (Steg, Stimme, Saiten usw.) Wichtig ist aber vor allem dass die Geige gut trägt. Die Lautstärke am Ohr ist nämlich nicht das Entscheidende. Das müsstest Du austesten.

rotbraun Profilseite von rotbraun, 30.01.2014, 13:22:27

Hallo an Alle, erst einmal herzlichen Dank für die ausführlichen Kommentare. Hier mal meine Antworten dazu:
@Merlin und Bavarica:
Zuerst habe ich mich riesig gefreut, als die Geige wieder auftauchte. Und ich spiele sie nach wie vor sehr, sehr gerne. Aber der Klang ist eben bei der neuen Geige völlig anders - vielleicht besser? Sonst hätte ich schon längst zugeschlagen.

@asmahan:
Vielen Dank für den Hinweis. Vielleicht hast Du recht, man muss nicht das lauteste oder vollste Instrument wählen, kleiner tut es vielleicht auch.

@meltemiskipper:
Das Buch habe ich mir sofort bestellt. Ich war mit der neuen Geige auch schon beim Geigenbauer und er hat den Steg etwas "tiefergelegt", einen anderen Satz Saiten ausprobiert (statt Eva Pirazzi die neue Pirazzi Gold) und den Stimmstock verstellt. Dadurch wurde sie schon leichter zu spielen wie am Anfang. Die Saiten haben wir sofort zurückgetauscht, weil die Gold gar nicht mit dieser Geige ging. 

Und ich habe auch schon mit mehreren Bögen gespielt. Mein Lieblingsbogen - ein Nürnberger - geht bei dieser Geige nicht so gut wie mein Uraltbogen von G. Rudi Steiner. Beim Geigenbauer habe ich auch noch ein bisschen probiert, aber eigentlich wollte ich nur eine neue Geige, nicht gleich alles neu. Das ist ja schließlich auch eine Kostenfrage, zumal der Nürnberger richig teuer war. 

Mit allen drei Geigen bin ich zu einer Freundin, einer Profigeigerin gefahren und habe sie alle spielen lassen. Zuerst legte sie meine beiden Favoriten achtlos weg, aber nach zwei drei Wechseln landete sie beim gleichen Problem wie ich. Die eine das Wahnsinnsteil, aber schwer zu spielen, die andere wunderbar zu spielen, aber klanglich nicht ganz so perfekt. Das hat mich bestätigt, aber geholfen hat es mir auch nicht.


Ich spiele hauptsächlich im Orchester - klassisch, sakral, und auch ab und zu im Salonorchester.
Wenn meine Tochter ganz gut drauf ist (kommt nicht oft vor :-), dann auch Duett Violine und Oboe.
Und mein Mann liebt alle drei Geigen.

Noch ist aber nicht klar, ob ich die alte Geige überhaupt kaufen darf. Da gibt es persönliche Befindlichkeiten, die das vielleicht ausschließen. Ich bin so gespannt!

Ich werde Euch auf dem Laufenden halten.


Liebe Grüße
Rotbraun

peerceval Profilseite von peerceval, 30.01.2014, 21:51:06

hmmm, nun denn:

Zuerst hatte ich auch den Eindruck, dass Du dich bereits entschieden hattest - und wollte das auch schon schreiben. Aber eigentlich hattest Du ja gefragt (sic!), wie  Du zu einer Entscheidung kommen solltest. Dafür wäre so ein Hinweis ja nicht wirklich hilfreich. Deshalb will ich kurz noch mal skizzieren, wie ich damals zu meiner Entscheidung gekommen bin. Um den Witz meiner 'Rückmeldung' vorwegzunehmen: vielleicht wäre es ja denkbar, dass es keine der drei Geige ist!

Ganz am Anfang hat ich nur eine 'dubiose' Idee: eine morderne Geige sollte es sein, die alt und neu verbindet.Per Google bin ich dann auf Schleske gestoßen. Und dessen 'metaphysische' Art hatte mich zusätzlich angezogen. Die Entscheidung ist trotzdem ganz anders gefallen:

Zuerst habe ich auch das tolle Buch von Gschaider gelesen. Zusätzlich gibt es eine gute Liste "objektivierbarer Kriterien" von Finnigan und Klaembt, bezogen auf die Tragfähigkeit, die Dynamik, die Artikulation, die Tonqualität, die Resonanzbreite. Dazu passend hatte ich mir dann einen Testkriterienkatalog zusammen gestellt.

Dann bin ich über 8 Monate in ganz Deutschlkand rumgereist und habe Geigenbauer besucht (Ok: ich konnte da Geschäftsreisen ausnutzen. Das kann nicht jeder). Und ich bin da mit einer - natürlich sprachlich abgefederten - besonderen Attitüde aufgelaufen: Zeigen Sie mir bitte ihre beste selbst gebaute Geige. [Ich wollte ja eine moderne Geige. Und letztlich eben auch die beste im Laden. Warum also nicht danach fragen] (Nur beim ersten Geigenbauer war meine Intention ein andere: da habe ich nämlich Herrn und Frau Gschaider in Bonn besucht. Wir haben insbesondere über das tolle Buch gesprochen.) Ansonsten habe ich immer meiner alte Geigen mitgenommen, und mein Testprogramm auf beiden abgespult, um den Unterschied zu 'erfahren'.

Overall war diese Ausprobierzeit das wichtigeste am Entscheidungsprozess. Ich musste erst lernen, Geigen  zu hören. Dafür ich habe mich bei jedem Besuch konsequent offen und geschlossen gehalten: ich habe mich bei jedem Besuch offen darauf eingestellt, genau jetzt der Geige meines Lebens zu begegnen. Und ich habe den leistesten Zweifel, selbst wenn ich ihn nicht begründen konnte, ernst genommen. Den Durchbruch mit einem 'ja, so was' hatte ich bei Herrn Osang in Hamburg. Da hab ich die Fülle an Obertönen bei einer richtig guten Geige zum ersten Mal gehört und physisch gefühlt. Da habe ich beim Spielen gemerkt, dass mit eine Geige hilft (Intonationen, Ansprache (kurze Einschwingphase) bei schnellen Passagen). Das beste Event war aber der Besuch auf der Geigenbauermesse Klangestalten in Berlin eine Woche später: 14 neue Geigen wurden von einem Professor angespielt und die Interesseten durften hinterher ihre bevorzugten selbst ausprobieren. Hier bin ich

a) einer tollen, leicht zu spielenden und eben langweilen Geige,

b) einer wunderbar klingenden und zickigen Geige, und

c) einer mich (sic!) klanglich anziehenden und optisch abstoßenden Geige

begegnet. Ohne die Hörerziehung in den Monaten vorher hätte ich mir dort nicht so genau und begründet sagen können, warum welche gut für mich ist und warum sie dann doch nicht in Frage gekommen ist.

Die ganze Geschichte findest Du hier... und auch den objektiven Grund dafür, warum schließlich meine erste Idee doch die beste gewesen ist.

Was bedeutet das, wenn ich in Deiner Situation wäre? Was würde ich dann zu mir sagen:

a) Eine offen und warm klingende, in allen Lagen gut und leicht anspielbare Geige, der das gewisse Etwas fehlt, die langweilig ist, die würde ich nicht kaufen (und habe sie glücklicherweise auch nicht gekauft). Ich will doch beim Spielen nicht immer wieder denken/merken, dass es eigentlich was besseres gibt.

b) Ein nagelneues Hammerinstrument mit einem Wahsinnsklang käme eher in Frage, Auch wenn ich sie jetzt noch nicht ausreize. Ich will ja auch in 10 Jahren noch von ihr gefordert werden. Aber wenn es eine Geige ist, bei der ich heute schon weiß, dass ich ewig werde kämpfen müssen, dann würde ich sie nicht nehmen (und habe sie glücklicherweise auch nicht genommen)- einfach weil ich schon genug in meinem Leben (sinnlos) gekämpft habe ('Nur was man sich schwer erarbeitet ist wirklich etwas wert, je schwerer, je leidernsvoller, je wertvoller')

c) Und bei einer alten Liebe, einem alten Traum, bei einer Geige ohne verifizierbare Expertise, dessen hervorstechendes Merkmal letztlich die Tatsache ist, dass sie mir heute wundersamerweise wieder über den Weg läuft, nun - da ist mir viel zu viel Mystik und Verklärung dabei [Alte Erwachsenen-Regel: Niermals Sex mit der Ex!].

So komme ich eigentlich zu dem Schluß: langsam, bedächtig, und (jetzt noch) keine von den dreien. Wenn schon viel Geld ausgeben, dann richtig. Und die Suche, der Weg hat auch seinen Sinn. Vielleicht ermutigt Dich das ja, Dir mehr Zeit zu geben.

herzlichst P.

Bea Profilseite von Bea, 30.01.2014, 21:54:31

Also nach der Eingangsbeschreibung ist das umwerfende Instrument nicht das letztgenannte, sondern das 2. genannte ganz neue Instrument.

Dieses Instrument hat anscheinend den "Hammerklang", der sich aber von dir noch nicht beherrschen lässt. Ich denke aber, dass es vielleicht wie mit jungen übermütigen Pferden zu halten ist, man muss sie einspielen. Und ganz wichtig den richtigen Bogen finden. Denn offensichtlich reagiert sie nicht auf die vorhandenen Bögen wie gewollt.

Ich würde da einfach mal verschieden Bögen testen.

Und frage, ob du sie für ein halbes Jahr mieten könntest und bei Gefallen einen Mietkauf sozusagen vereinbaren könntest. Denn so eine neue Geige, die einen Wahnsinnsklang hat, lässt man doch nicht so einfach wieder gehen! Sollte sie nach einem halben Jahr immer noch widerspenstig zu deiner Spielweise sein, passt sie eben nicht zu dir.

Mir scheint dagegen die erste schon ausgeschieden zu sein, und die letzte hat Nachtteile, zu denen auch noch emotionale kommen - hört sich auch nicht gut an.

In einem halben Jahr kann man ja wieder andere Instrumente auftun....

rotbraun Profilseite von rotbraun, 31.01.2014, 10:04:27

Lieber peerceval,

wegen Dir bin ich heute nach erst um zwölf Uhr ins Bett, obwohl der Wecker unerbittlich morgens um sechs klingelt. Dein Post hat mich nachdenklich gemacht und ich habe natürlich gleich die ganze Schleske-Geschichte gelesen. 

Du hast recht, vielleicht ist DIE Geige noch nicht dabei? Mir wurde durch Dich erst klar, dass es DAS Instrument sein muss, wenn man schon bereit ist, Geld auszugeben. Leider steht mir nicht soviel wie Dir zur Verfügung, aber ich bin sicher, dass es auch für mich DAS Instrument geben wird, mit dem ich den Rest meines Lebens glücklich sein will.Ich will mich schließlich entscheiden für eine weitere Liebe meines Lebens, das geht ja auch im zwischenmenschlichen nicht in zwei Monaten.

 

Deshalb habe ich weitergesurft und mich reingewühlt. Ergebnis: Termin bei einem Mainzer Geigenbauer morgen früh. Schleske fasziniert mich in seinen Aussagen auf der Homepage. Er hat es geschafft, sich selbst im Internetauftritt ganz authentisch darzustellen. Das muss ein ziemlich faszinierender Mensch sein! 

 

Also, vielen Dank für Deinen Einsatz!!!

@Bea: Die Idee mit dem Mieten finde ich ziemlich gut, ich werde sie mal ansprechen. 

Ich halte Euch auf dem Laufenden
Rotbraun

 

peerceval Profilseite von peerceval, 31.01.2014, 12:17:37

Liebe rotbraun;

vielleicht kann Dir das Folgende noch als Testanregung dienen. Ich habe jedenfalls immer auf ein 'Schema G' zurückgegriffen:

  • Gleichmäßige Detachée-Tonleiter über alle 4 Saiten in der Mitte zwischen Griffbrett und Steg: Check, ob die Geige einen durchgehend gleichen Klangcharakter bietet.
  • Sanft gestrichene Tonleiter am Griffbrett: Check, ob die Geige ein 'singendes' obertonreiches Piano bietet
  • Kräftige Fortetonleiter am Steg: Check, die Geige einen kernigen Ton ohne Kratzen bietet
  • Improvisation in hohen Lagen auf D/A/E Saite: Check, ob die Geige da offen klingt und ob die Intonation leicht fällt [das war eine der Schwächen meiner alten, wo ich  immer kämpfen musste]
  • Fiorillo 28 / erster Teil: Check, ob die Geige im tiefen und hohen Legato gut/leicht anspricht und wie ich mich beim Spielen mit ihr fühle
  • Kaiser 5: Spiccatocheck. [Je kürzer die Einschwingphase der Geige, des besser unterstützt sie diese Technik]
  • Bach Doppelkonzert 2. Satz: Check auf Unterstützung bei der Intonation im langsamsaen Tempo, Klang-/Oberton-/Resonanzreichtum [Bei den besten Geigen hatte ich das Gefühl, das der richtige Ton schlicht 'einrastet', weil die Geige über die Resonanzen selbst sagt: dieser muss es sein.]
  • Bach Doppelkonzert 1. Satz: Check auf Intonation- und Resonanzunterstützung im schnellen Tempo über große Saitensprünge.
  • Geigenbauer beide Geigen (meine alte, seine neue) spielen lassen und sich entfernt hinstellen.

Vielleicht kannst Du Dir ja auch vorher ein entsprechendes Programm zusammenstellen.Und vielleicht könnendie anderen ja noch ein paar andere wichtige Punkte ergänzen. Ich will nur noch drei kleine Sachen hinzufügen:

  • Die Sache mit der Intonationsunterstützung hab ich bewusst mit d-moll / F-Dur Passagen getestet, weil das eine der kritischen Tonarten ist: einerseits ist das e'' als Saite und damit als Leitton fest, andererseits ist ein zum Leitton e'' passendes f'' dann permanent zu tief (wenig direkte Resonanz mit a'). Genauso auf der d-Saite das f' und e' im Verhältnis zu g und a'. Ich wollte eine Geige, dir mir (und dem Hörer) einen klaren Weg durch das Dilemma zeigt.
  • Ich habe mein Programm auf meiner alten Geige zusammengestellt und geübt. Und ich hab die alte immer zu Vergleich mitgenommen und immer wieder zwischen durch eingeschoben. So konnte ich mich wieder einnordern.
  • Außerdem hab ich das Testprogramm immer mit meinem Bogen durchgeführt. Und ich wollte auf keinen Fall gleichzeitig auch einen neuen Bogen kaufen. (Schließlich soll man beim Testen niemlas 2 Parameter gleichzeitig ändern, sondern weiß man nicht, was die Ursache ist). Und zum Schluss hab ich nochmal bewusst mit dem Bogen gespielt, den der Geigenbauer als den am besten passenden hingelegt.

So, nun hoffe ich erstmal, dass dir das Testen selbst Spass macht. Und dass Du dann am Ende die findest, wo Du einfach weißt, dass sie ist. Wo Dir jedes Nachfragen im Forum einfach absurd vorkäme. Dann hast Du beides: objektivierbare Verifikation und subjektive Beziehung!

herzlichst P.

rotbraun Profilseite von rotbraun, 31.01.2014, 13:16:28

Hallo peerceval,

ich werde hier ja geradezu mit Hilfe verwöhnt! Vielen Dank dafür.

 
Ich habe bisher folgendermaßen getestet:

  •  intuitives Spiel auf allen Saiten in allen Lagen
  • Bach Sonate h-moll, Presto (furchtbar viele extreme Saitenwechsel)
  • Bach Doppelkonzert d-moll, alle Sätze
  • Mozart, Konzert G-Dur, 2. Satz
  • Sevcic: (ja wirklich freiwillig): 40 Variationen -> perfekter Ansprachecheck
  • ganz schlichte und langsame Choräle, weil ich oft in der Kirche solistisch mit Orgel spiele

 

Witzigerweise haben die meisten Geigen die ersten 3 Aufgaben einigermaßen bewältigt, bei der letzten scheiterten sie dann. Leise und langsam ohne viel Virtuosität fällt vielen Geige(r)n schwer. 

Liebe Grüße
Rotbraun


 

peerceval Profilseite von peerceval, 31.01.2014, 14:36:48

... na, wenn ich da man keine Eulen nach Athen getragen habe ;-) Das liest sich doch sehr fundiert. Also genieß entspannt den Weg zur neuen ...

Liebe Grüße P.

PS.: Am Ende wollen wir natürlich auch Bilder

rotbraun Profilseite von rotbraun, 31.01.2014, 15:12:00

Von wegen Eulen nach Athen - wer oder was ist Fiorillo?

Laut google sowohl

  • ein Komponist
  • ein italienischer Torwart
  • ein Maler.

Ich folgere messerschaft, dass Du zwar als Mann fußballbegeistert bist und als Schöngeist auch der Malerei nicht abgeneigt bist, aber doch eher zu dem Komponisten tendierst.

Sprichst Du von Etuden oder Spielliteratur? Der Herr ist mir noch nie begegnet.

lg Rotbraun

 

Bea Profilseite von Bea, 31.01.2014, 15:31:58

Fiorillo Etüden, 36 Capricen, liegen vom Schwierigkeitsgrad etwa mit Mazas brilllante auf, werden oft vor gleichzeitig und nach Kreutzer Etüden gespielt, je nach Auffassung  seiner Schwierigkeit - also Rode  Etüden liegen mindestens eine Klasse über Fiorillo (meine Sicht...).

DebianFan Profilseite von DebianFan, 31.01.2014, 11:27:30

Ich würde an Ihrer Stelle die alte italienische Geige kaufen und richtig laute Saiten (Evah Pirazzi Gold) aufziehen. Der Geigenbauer kann hinsichtlich Lautstärke sicher auch an Stimmstock und Steg noch etwas machen.

Aus rein physikalischen Gründen sind alte Geigen in der Regel leiser als neue. Das Material ist nach ca. 300 Jahren ermüdet und schwingt deshalb nicht mehr so gut. Dafür sprechen diese Geigen aber wunderbar leicht an und spielen sich fast wie von selbst, weil das alte Holz keinen Widerstandt mehr entgegen setzt.

Wie ich bei meiner Geigensuche vorgegangen bin? Als Hobbyist und Anfänger (vor ein paar Jahren) kam Probespielen nicht in Frage. Eines alten Instruments sind meine bescheidenen Künste ohnehin nicht würdig, auch jetzt nach ein paar Jahren noch nicht.

Ich wollte einfach ein preiswertes Instrument, für das der Erbauer aber mit seinem guten Namen geradesteht. Also schieden Handelsmarken und in Mittenwald spielbar gemachte Instrumente chinesischer Provenienz von vornherein aus. Im Musikalienhandel gab es nur solche Instrumente, also suchte ich im Internet weiter. In die engere Wahl kamen Yamaha und Klier. Weil Klier-Geigen vollständig in Deutschland hergestellt werden, habe ich dort ein Instrument (Nr. 74) bestellt, auf Zureden der Firmenvertreterin ein teureres als ursprünglich geplant.

Das hat sich aber gelohnt, bis heute bin ich mit Instrument zufrieden. Ein besseres Instrument gibt es für mich erst, wenn ich es endlich mal schaffe, vernünftige Bogenstriche hinzubekommen. Die sind und bleiben mein Haupt-/Dauerproblem. Vielleicht erwarte ich aber auch als Hobbyspieler mit ca. 4 x 20 min. Übezeit pro Woche einfach zu viel.

Auf dem Instrument waren "ab Werk" grüne Evah Pirazzi Saiten drauf, weil die mir zu laut waren, habe ich die nach ca. 2 Jahren gegen einen Satz Obligato getauscht. Aber für Sie und die italienische Geige wären solche Saiten vielleicht gerade richtig. Inzwischen gibt es mit der Evah Pirazzi "Gold"-Serie eine Weiterentwicklung dieser Saiten.

rotbraun Profilseite von rotbraun, 03.02.2014, 13:46:47

Kurzes Update:
Heute bringe ich Geige Nr. 2 zurück. Ein wunderbares Instrument, das aber mich beherrscht, nicht umgekehrt. So ein bisschen leid tut es mir schon, weil sie einfach toll klingt. 

Ja und die "langweilige" Geige werde ich auch zurückbringen. 

Und die alte italienische darf ich kaufen, das steht seit Samstag fest. Jetzt müssten wir uns nur noch auf einen Preis einigen. Ich habe alle Geigen in einer mehrstündigen Orchesterprobe gespielt und war immer nur dann glücklich, wenn ich meine Italienerin spielen durfte. Ich will sie auf jeden Fall haben - aber ob das die einzige bleibt, ist noch die Frage. 

Am Samstag war ich auch noch bei einem Mainzer Geigenbauer. Kennt Ihr das, dass man schon beim Betreten eines Ladens weiß, dass man dort mit Sicherheit nichts kaufen wird?

Liebe Grüße
Rotbraun

asmahan Profilseite von asmahan, 03.02.2014, 18:13:14

Hallo Rotbraun

Dann schon einmal einen herzlichen Glückwunsch, dass Du doch zu Deiner grossen Liebe kommst. Und es könnte sich lohnen, DebianFans Tip nachzugehen und die Evah Pirazzi Gold zu probieren; die haben ziemlich Power und sind im Ton nicht so harsch wie die grünen Pirazzis. Frag aber vielleicht einen erfahrenen Geigenbauer, ob sie zu Deiner Geige passen; für manche Instrumente sind die Saiten zu wuchtig, und den relativ hohen Kaufpreis möchte man ja nicht in den Sand setzen.

Viel Freude an der Geige wünscht Dir

asmahan

rotbraun Profilseite von rotbraun, 05.02.2014, 07:42:47
Nächstes Update: am Wochenende bin ich im Allgäu und dann machen wir am Montag einen kurzen Abstecher zu Herrn Schleske in München. Ich bin gespannt, ob sich die Fahrt lohnt - schließlich hat er nur eine einzige Geige in der Akademieklasse da. Mehr geht bei mir finanziell nicht. @perceeval: ich werde berichten. lg rotbraun
peerceval Profilseite von peerceval, 05.02.2014, 12:52:00

Jetzt bist Du sicher auf einem guten Weg.: viel systematisch ausprobieren und neben (nicht: gegen) einander halten. Und wenn es am Ende (doch) Deine Italienerin ist, dann ist das gut so! Der Schleskebesuch ist es gewiss auch so wert. Sehr beeindruckender Mensch. Und toller Werkstattshund. (Gönn' Dir vielleicht auch, einfach mal eine Solistenklasse zu spielen.) Viel Spass!!

Und beste Grüße an ihn.

 [Damit hier kein falscher Eindruck entsteht, ein kleines Geständnis: ich hab die Geige 'natürlich' auch nur mit der Postbank zusammen kaufen können. Hat mich Mühe gekostet, meinen Kopf frei zu kriegen. Ich hab mich - als überzeugter ÖPNVler- auch erst mit dem Argument überzeugen können, dass es heute dazugehört, sich ein Auto finanzieren.]

P.

rotbraun Profilseite von rotbraun, 11.02.2014, 09:29:36

Update:
Also, ich war gestern bei Herrn Schleske in München. Ein total faszinierender Besuch bei einem Charismatiker, der so authentisch ist, wie ich selten jemand erlebt habe. Die Gewichtung der etwa eineinhalb Stunden war auch interessant: eineinviertel Stunden reden und eine Viertelstunde spielen.

Begonnen habe ich mit der Konzertklasse, aber dieses Instrument war nicht meine Richtung. Zu offen, zu scharf, zu obertonreich. Dann der vorsichtige Griff zur Solistenklasse. 
Ein Klangpaket, das bei normalem Spiel erst gar nicht zu erahnen war. Aber wehe, man legte mit Vibrato los. Dann entpuppte sich die Geige als Wundertüte. 

Allerdings fehlt mir dazu ein ganzer Teil an bogentechnischem Können - die Geige fordert vom Spieler ein ganz dichtes Spielen, dann klingt sie einfach wow!

Tja und zum Schluss eine halbe Minute Akademieklasse. Natürlich gefällt einem die nicht mehr, wenn man zuvor die Granate gespielt hat. 

Zusammenfassung:
ein besonderer Vormittag bei einer besonderen Persönlichkeit aber ohne neues geigentechnisches Aha-Erlebnis.

 

Ich hatte am Wochenende viel Gelegenheit, die "langweilige" Geige zu spielen und sie gefällt mir immer besser. Mein altes italienisches Schätzchen wird in den nächsten Tagen vom Besitzer zum Schätzen gebracht, weil er das große Geld wittert. Er weiß nur noch nicht, dass ich nur einen bestimmten Betrag zu zahlen bereit bin. 

Auf jeden Fall steht jetzt fest, dass es eine der beiden Geigen wird: entweder die alte italienische oder die 4 Jahre alte Meistergeige, die mir langsam ans Herz wächst. 

Liebe Grüße
rotbraun

EisRose Profilseite von EisRose, 11.02.2014, 13:27:23

Hy rotbraun :),

wie ich den Thread bisher verfolgt habe, hast du deine Wahl mittlerweile eingrenzen können :).

Hast du überlegt, was du eigentlich konkret für einen Klang willst? Ich denke, es ist leichter, sein super Instrument zu finden, wenn man schon vor dem Besuch beim Geigenbauer weiß, was man überhaupt möchte. Ich denke deswegen fällt dir eine endgültige Entscheidung sehr schwer.

Du hast geschrieben, dass dir Meistergeige die gefällt, sie klingt offen und warm, aber dir ist sie etwas zu langweilig. Deine alte Liebe, die du vor 22 Jahren gespielt hast, klingt zart und zurückhaltend, was dich aber - wie ich das aufgenommen habe - auch nicht richtig glücklich macht ;).

Welchen Klang hättest du gerne? Laut und dominant? Dominant, aber nicht zu grob? Weich, aber dennoch nicht einschläfernd? Deutlich, aber nicht "aggressiv"? Also eher der Mittelweg?

Wie schon zuvor geschrieben wurde, wenn sie dein Traum ist, probier einfach andere Saiten bzw. andere Bögen aus, mit denen du DEINEN Wunschklang erzielst. In den meisten Fällen wird die Ursache direkt am Resonanzkörper gesucht - aber in den Feinheiten stecken die Wunder :). Man kann eine Violine für 50.000,00 Euro kaufen - mag man aber den Saitenklang nicht, schmiert man den Bogen zu oft/selten, tut man sich keinen Gefallen :)

Meine Violine ist ein altes Mädchen. Wenn ich ihr neue Saiten aufgezogen habe bzw. einen anderen Bogen benutze, wurden im wahrsten Sinne des Wortes "neue Saiten" aufgezogen :)

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen, zu bestimmen, was du eigentlich wirklich für einen Klang willst :) Du kannst dich nur für ein Instrument entscheiden, wenn du darüber entschlossen bist, was du eigentlich suchst.

Viele Grüße,

EisRose

sofie Profilseite von sofie, 11.02.2014, 21:24:29

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich immer sofort wusste "das ist MEINE Geige", bzw. "das ist MEIN Bogen". Sicher haben sich die Bedürfnisse geändert, niemals aber die absolute Sicherheit, wenn ich dann MEIN Instrument in der Hand hatte. Als 12-jähriges Mädchen mit sehr schnellen Fingern und einer Riesenfreude am virtuosen Spiel musste der Bogen einfach ein grundlegend anderer sein als mit 17 und dem Wunsch einen Ton wie Oistrakh zu produzieren. Trotzdem war es beides Mal so, dass ich zig Bögen ausprobiert habe und es instinktiv wusste wenn ich DEN Bogen in der Hand hatte. Mein Professor hat mir damals den ausgesprochen guten Rat gegeben so lange zu suchen bis ich den Bogen "ohne auch nur ein klitzekleines ABER" finde. Mit der Geige war es ähnlich. Später, deutlich nach dem Studium, habe ich mal "aus Interesse" einen Bogen gespielt den der Geigenbauer neu da hatte und ihn sofort gekauft. Ich MUSSTE ihn einfach haben... Mit diesem Bogen spiele ich heute noch. Meine Geige aus der Teenagerzeit spiele ich immer noch. Wenn ich mal unzufrieden bin, dann lässt sich das immer leicht mit einer kleinen Korrektur der Stimme beheben.

Deshalb: Geduld! Viele Geigen in den verschiedensten Preisklassen ausprobieren bis man DIE Geige gefunden hat. Und: Manche Parameter kann ein Geigenbauer gut beeinflussen und so ein "ABER" beseitigen...

Anima Profilseite von Anima, 30.03.2014, 21:53:05

Dass eine der Geigen zu dir zurück gefunden hat finde ich erst einmal sehr interessant, vielleicht so etwas wie Schicksal, Vorsehung ...? Auf jedenn Fall etwas was ich nicht ignorieren würde, gerade bei Geigen finde ich spielt die persönliche Beziehung zu seinem Instrument eine sehr große Rolle. (Etwas das ein nicht-Geiger meistens gar nicht nachvollziehen kann). Ich selbst sehe meine Geige mehr als "Person" denn einen Gegenstand. Meine Geige ist eine "relativ günstige" (1200€) Geige des rumänischen Geigenbauers Simon Jozsef, mit einem herrlich warmen und runden Klang und einem fantastisch leuchtenden goldbraunen Lack. Ich habe sie nachdem ich etwa fünf Jahre auf einem Mietinstrument gespielt hatte von meinen Eltern zum 17. Geburtstag geschenkt bekommen. Gefunden haben wir uns bei einem Geigenbauer in Würzburg, nachdem ich schon diverse Instrumente bei Geigenbauern in Stuttgart und Würzburg angespielt hatte. Was soll ich sagen, es war Liebe auf den Ersten Strich. Ich habe zum Einspielen das Ave Maria gespielt und der warme, volle Klang hat den Ganzen Raum ausgefüllt. 6 Allerdings muss ich sagen, nachdem ich nun auch schon eine Geige im Wert so um die 20 000 € probiert habe musste ich ernüchtert feststellen, es geht immer besser. Allerdings würde ich meine Geige trotzdem niemals hergeben.

Ach ja, das ist sie übrigens. DSC01115.JPG

wervog Profilseite von wervog, 11.04.2014, 14:24:46

Hallo Rotbraun.

Jetzt hast schon viele Ratschläge gehabt. Aber meine Erfahrung ist je mehr man probiert desto mehr ist man verunsichert. Ich habe mich nach der Suche nach einer Neuen Violine zunächst ein bischen eingelesen, mein Interesse dann auf die Herren Schleske (und noch einem weiteren Geigenbauer eingegrenzt, der allerdings nicht rückkommunizierte). Somit ereinbarte ich einen Besuch bei Schleske und habe mir viel Zeit genommen und 2 Violinen seiner Solistenklasse angespielt, wobei ich zunächst eher einem Modell mit einem für mich düster klingendem Klangbild (ähnlicher zu meiner alten Geige, nur in einer ganz anderen Liga natürlich) zugeneigt war. Es war mir auch klar, dass ich die Werkstatt nicht mehr ohne eine der beiden Instrumente verlassen werde (am liebsten hätte ich beide genommen). Auf dem zweiten Instrument spielte ich intonierter und aus 2 m Distanz gefiel mir die klanglich immer besser, sodaß ich weiter probierte und mich schließlich sofort für diese Violine entschied. Und ich habe noch keine Sekunde bereut, sie entwickelt sich im täglichen Spiel deutlich weiter und hat ganz großes Potential.

Btw. Nun bin ich auf der Suche nach einem passenden Bogen, wobei ich mich deutlich schwerer tue als bei der Geige.

 

Kurz und gut, wer viel probiert wird verunsichert oder hat einfach noch nicht das richtige gefunden. Ich kann nur sagen, wie sehr ich es bereue, erst so spät zu einem solch tollen Instrument gegriffen zu haben.

 

Liebe Grüße

 

WerVog

rotbraun Profilseite von rotbraun, 16.04.2014, 13:41:16

Hallo an Alle,
hier kommt die Erfolgsmeldung.  thumbs_up

Ihr habt mich alle untersützt und mir viele, viele Tipps gegeben. Vielen Dank dafür!

In Summe habe ich jetzt geschätzte 100 Geigen angespielt und ca. 20 davon über mehrere Tage zuhause gehabt. Drei davon waren in der engeren Wahl. Und eine habe ich jetzt ein Vierteljahr gespielt. 
Welche? Die "Langweilige". Und ich war jetzt bereit, sie zu kaufen, weil wir immer enger zusammengewachsen sind. 
Aber ich wartete ja immer noch auf die Entscheidung wegen meiner "alten Liebe". Und die ist mittlerweile gefallen. Der Besitzer will sie mir nicht verkaufen, sondern sie in eine Auktion geben, aber noch nicht so bald - was auch immer das heißt. Und damit war bei mir das Ende der Wartezeit erreicht. 

Ich war bereit für meine neue Geige (4 Jahre alt) von einem sehr, sehr angenehmen Geigenbauer aus Südhessen. 

Bis ein Anruf meines Heidelberger Geigenbauers kam, er hätte eine neue Geige in seiner Werkstatt fertiggestellt. Ich bin sofort hingefahren. Ein Traum von einem Instrument - optisch. Genau meine Vorstellung, der Hammer! Bis ich sie spielte. Und da war der Traum schon wieder ausgeträumt. 

Dann ging er in den Nebenraum und holte noch eine, die ich noch nicht kannte.  5 Jahre alt, intensiv eingespielt, ein Nachbau der Guarneri "ex Kreisler" - und das ist sie.

Der Klang ist mein Klang. Ich singe und schluchze und jauchze und tobe mit ihr. Sie macht alles mit und ermuntert mich, noch mehr zu machen. Ich hätte nicht geglaubt, dass man das so deutlich spürt, wenn man SEIN Instrument gefunden hat. 

Und damit muss ihr WerVog absolut widersprechen. Ich wollte nicht technisch an die Suche drangehen, sondern so lange warten, bis MEIN Instrument mich findet. Auch ich war bei Herrn Schleske. Einer der faszinierendsten, authentischsten Menschen, denen ich bisher begegnet bin. Ein irres Erlebnis, aber die drei Geigen, die er da hatte, waren nicht die meinen. Und verunsichert war ich durch die Suche nie, sondern wurde immer sicherer in meiner Vorstellung. 

Ich werde sie für Euch mal fotografieren, versprochen. Natürlich teurer als erwartet (wie immer bei schönen Dingen), aber mit Sicherheit jeden Cent wert.

Und hier noch der Name des Geigenbauers, denn das muss sein: Geigenbau Gräter in Heidelberg

Liebe Grüße und frohe Ostern
Rotbraun 



 

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