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"variable" Geigenstimmung

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meltemiskipper Profilseite von meltemiskipper, 22.01.2014, 10:52:45
"variable" Geigenstimmung

Hallo zusammen,
ich habe mal eine Frage zur Stimmung meiner Geige.
Ich bin Mitglied verschiedenen Musikgruppen und diese verwenden ein unterschiedliches A als Referenz.

Theoretisch sollen es ja die 440 Hz sein, jedoch ist das nicht haltbar, wenn Instrumente wie z.B. Akkordeon oder Diatonica/Concertina oder Bandoneon dabei sind, welche etwas höher gestimmt sind. (Insbesondere ältere und vielleicht nicht so hochwertige Instrumente werden durch Befeilen der Zungen gestimmt, und das hebt die gesamte Stimmung um einige wenige Hz).

Solange ich in einer Gruppe war hat mich das nie groß interessiert, meine Geige war an ihre Stimmung "gewöhnt" und fand ihr GDAE wie von alleine, auch Temperatur- sowie Luftfeuchtigkeitsschwankungen haben kaum eine Rolle gespielt.

Jetzt jedoch, beim regelmäßigen Umstimmen, merke ich deutlich die "Unwilligkeit" der Geige sich auf die geringfügig anderen Schwingungen einzustellen. Nun möchte ich mir mein gutes Instrument nicht klanglich verderben und bin mir unsicher ob ich der Geige das zumuten darf ?
Eine Lösung wäre für jede Stimmung ein anderes Instrument zu verwenden, aber das finde ich irgendwie übertrieben...

Geht das Euch auch manchmal so und wie geht Ihr damit um ?

Viele Grüße
MS

peerceval Profilseite von peerceval, 22.01.2014, 12:40:49

... hmmm, die 440 scheinen veraltet: Ich weiß von Orcherstern, die mit 'höhrem' Kammerton arbeiten, meins gehört dazu. Nachprüfbarer 'objektiver' Beleg: die Play-Along-CDs [zumindest mein BACH DC Ausgabe] arbeiten mit 443 HZ (Geprüft mit Stimmgerät). Wikipedia sieht/hört es ähnlich. Vielleicht solltest Du dauerhaft auf 443 / 444 umstellen?

Gruß P.

Bea Profilseite von Bea, 22.01.2014, 13:08:50

Ich glaube das wichtigste ist, was für Musikgruppen das sind. Kommt in ihnen überhaupt die Geige in ihrem schönen Klang zur Geltung, oder sind das mehr volkstümliche Fiedeleinlagen im Zusammenklang.

Dagegen steht Kammermusik mit anderen Streichern u. klass. Instrumenten.

Wenn dein bereits vorhandenes Instrument einen sehr schönen Klang hat, würde ich es nur für die Kammermusik (Orchestermusik) verwenden und für die anderen eher auf Tempo, Rhythmus Lebendigkeit und Lautstärke setztnden Combos ein einfacheres besorgen.

Denn logisch ist, ein besonders schön klingendes Instrument ist ein solches, das mit seiner eigentümlichen "Eigenfrequenz" den schönen Klang gerade in der Stimmung unterstützt für die es gedacht war, bei teureren wird das wohl immer die Kammermusik oder Orchestermusik sein.

Weniger fein abgestimmte und mehr massenverfertigt und damit billiger reichen aber für den anderen Fall aus. Da kann ich dann auch so viel rumstimmen wie man es für angebracht hält.

Eine weitere Möglichkeit ist natürlich keine Leersaiten und natürlichen Flageoletttöne benutzen. Dann kann adhoc sich angepasst werden, ohne großartig neu zu stimmen. Dann sorgt dein Ohr für die richtigen Töne.

meltemiskipper Profilseite von meltemiskipper, 22.01.2014, 15:42:49

Danke für die Anregung Peerceval, ich werde bei der nächsten Orchesterprobe nochmal die verwendete Kammertonfrequenz prüfen, ist ja spannend dass die 440Hz nicht mehr so verbreitet sind, dass wusste ich nicht.
Beas Tipp, meine alte Geige für Folk-Sessions zu reaktivieren werde ich wohl folgen. Du hast recht, es geht um verschiedene Genres und die Klassik hat natürlich bezüglich Klang den höheren Anspruch - zumal dort viele Geigen im Einsatz sind und damit klanglich viele Vergleichsmöglichkeiten gegeben sind. (Da nervt es dann schon etwas, wenn das Instrument nicht so gut ist). Dem gegenüber ist beim Folk die Geige eher als Solo-Instrument zu sehen (auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel, wie z.B. schwedische Spielmannszüge, wo >2 Dutzend Geigen unisono spielen - und das klingt sogar gut!).

Trotzdem ist gerade der Klang der Geige beim Zusammenspiel mit Borduninstrumenten (z.B. Dudelsack, Drehleier oder Nyckelharpa) entscheidend für den Gesamteindruck der Musik...
Auch ist ein lautes Instrument bei akustischen Auftritten sehr hilfreich.
Auf der anderen Seite habe ich aber schon Angst um meine gute Geige, nicht nur wegen der Stimmung sondern auch wegen schwieriger Auftrittsbedingungen (drinnen/draußen, Luftfeuchtigkeit etc.).

Ich werde also tatsächlich in Zukunft 2 Geigen verwenden...

Viele Grüße
MS

 

sofie Profilseite von sofie, 22.01.2014, 21:22:09

Ich glaube nicht dass ein Instrument "klanglich verdirbt" nur weil man mal etwas höher oder tiefer als sonst stimmt.

Früher wurde auf 432Hz gestimmt. Der Kammerton war dann irgendwann auf 440Hz angekommen. Inzwischen stimmen sehr viele Orchester wegen der Bläser auf 442-444Hz. Würde das einer Geige schaden, dann müssten die guten alten ital. Geigen alle schlecht klingen, da sie ja für eine deutlich tiefere Stimmung gebaut wurden.

Stimmung hat ja auch etwas mit Saitenspannung zu tun. Wenn man die gleichen Saiten auf der Geige hat und sie auf 432Hz stimmt, dann ist die Spannung deutlich geringer als bei 444Hz. Inzwischen gibt es einige Saiten, die kraftvoll klingen, aber nur eine geringe Saitenspannung aufweisen, was einigen älteren Instrumenten sehr entgegen kommt.

Wichtig ist auch, dass Steg, Stimme und Saiten aufeinander abgestimmt sind.

Ich selber übe meist mit 443-444Hz und fahre damit ganz gut, da oft auf 443Hz gestimmt wird und dann die Bläser im Lauf der Probe etwas steigen. ;) Wenn mal anders gestimmt wird, dann ist kurzes Einspielen angesagt und danach geht es. Die Klangeinbußen sind zwar da, aber so gering, dass es sich nicht lohnt sich darüber Gedanken zu machen. Müsste ich oft auf 432Hz stimmen, dann wäre es für mich eine Überlegung wert meine Zweitgeige entsprechend einrichten zu lassen. Solange es sich aber nur um den Bereich von 440-445 handelt ist es für mich den Aufwand nicht wert. Außerdem möchte ich nicht auf zwei Instrumenten spielen und üben müssen.

Für open air u.ä. nutze ich meine Zweitgeige. Da habe ich viel zu sehr Angst dass etwas passieren könnte... Das finde ich viel schädlicher als verschiedene Stimmungen...

meltemiskipper Profilseite von meltemiskipper, 23.01.2014, 09:29:53

Hallo Sofie,
klanglich verderben, dass glaube ich auch nicht, wenn es um langfristige Entwicklungen geht. Holz ist ein lebendiger Werkstoff und beim Einspielen einer Geige merkt man schon gut, wie sie sich an Vorzugsfrequenzen gewöhnt und ihren Klang verändert. Bei Resonanzen haben kleinste Änderungen der Frequenz deutliche Klangänderungen zur Folge. Ändert sich die Frequenz im Laufe der Jahrzehnte oder Jahrhunderte, dann hat die Geige eine Chance sich mitzuentwickeln (wenn sie gut ist) - wenn ich aber 2xdie Woche hoch und runterdrehe, dann gibt es schon die eine oder andere Auswirkung. Ist ja auch ein ziemlich komplexes Gebilde so eine Geige, angefangen von den Wirbeln (die sich wahrscheinlich auch irgendwann an eine Vorzugsposition gewöhnt haben) bis hin zu den Feinstimmern... Was habe ich schon Ursachen für Tonwölfe in verschiedenen Instrumenten gesucht, gerade bei solchen mit kräftigem Klang scheint der Gratweg zu ungewollten Nebenfrequenzen sehr schmal. (Vermute je mehr Klang, desto mehr Schwingung, desto mehr mechanische Belastung des ganzen Instruments ?!).

Gut dass Du das Thema Saitenspannung ansprichst - das ist wirklich extrem spannend. Für mich gilt mittlerweile:
1) Mehr Seitenspannung --> mehr Kang, aber größere mechanische Belastung für das Instrument.
2) längere Mensur --> mehr Saitenspannung bei Verwendung derselben Saite (da die Seite mehr gespannt werden muss, um denselben Ton zu erreichen) --> siehe Punkt 1)
Die Mensur ist zwar bei Geigen sehr genau definiert, aber schon die klangliche Einstellung beim Geigenbauer führt zu kleinen Unterschieden der Mensur und ich habe auch schon mehrere Geigen gesehen, wo einfach mal die Seiten 1/2 cm länger waren ...
3) alte Geigen --> Kompensation der schleichenden Erhöhung des Kammertons durch Verwendung von Saiten mit weniger Spannung scheint wohl sinnvoll.
LG
MS
 

EisRose Profilseite von EisRose, 28.01.2014, 16:42:42

Hallo meltemiskipper ;),

bezüglich der Thematik nehme ich an, dass du deine Violine oft umstimmen musst. Außer den schon beschriebenen "Folgen" des Umstimmens für Wirbel, Saiten, Steg usw. musst du für dich einschätzen, ob es schon Stress für dich ist ;)

Du kannst zuerst mal lauschen und dich fragen, wie bedürftig es wirklich ist, dass die Violine umgestimmt werden muss. Ich persönlich spiele gerne Irische Fiddle-Songs und finde den Klang mit einem A in 443 Hertz sehr schön ;). Das ist aber Geschmacksache und muss ja nicht jeder ebenso empfinden. Des Weiteren ist zu überlegen - wie Bea schon schrieb - wie die Violine in Folk- oder ähnlichen Richtungen zur Geltung kommt und ob ein Umstimmen im Einzelfall überhaupt nötig ist.

Da du aber geschrieben hast, dass deine Gruppen fest Vorgaben der Frequenz für A haben, ist eine zweite Violine nicht ganz auszuschließen. Rein vom Lesen her nehme ich an, dass du oft Proben usw. hast und das Umstimmen recht häufig stattfindet. Ob du letztendlich doch lieber eine zweite Violine erwerben möchtest, liegt ganz an dir und ob sich "überhaupt" lohnt, da streiten sich eh die Geister drüber ;)

Viele Grüße,

EisRose

meltemiskipper Profilseite von meltemiskipper, 28.01.2014, 22:58:59

Hallo Eisrose,
für mich ist das Umstimmen kein Stress, nur halt die Geige wehrt sich und das finde ich nicht gut.
Ich stimme Dir zu - wenn ich alleine spielen würde wäre auch mir die Frequenz um 2-3Hz mehr oder weniger egal, jedoch das Umstimmen muss sein, wenn andere Instrumente (die nicht so einfach gestimmt werden können wie z.B. Bandoneon - s.o.) ein anderes a haben, und das ist unabhängig vom Musikgenre und vom Instrumentarium - es tut den Ohren einfach weh, wenn es nicht passt...
Und wenn ich mal meine Tochter auf der Geige beim Üben begleite, richte ich mich auch nach ihrem "a", da ich sie nicht auch noch durcheinanderbringen möchte, aus ihrer Streichergruppe bringt sie wieder ein eigenes "a" mit.
Die 2. Geige wäre bei mir kein Problem, da ich noch eine "Wald- und Wiesengeige" habe, jedoch macht das Spielen auf der guten Geige viel mehr Spaß und ich bin halt unsicher ob ich sie mit der Umstimmerei zu stark belaste.
Viele Grüße
MS
PS: Über irische Fiddletunes hatte ich vor ca. 25 Jahren nach mehrjähriger Geigen- und Klassikmüdigkeit wieder zum Geigenspiel zurückgefunden, die reißen mit und machen Spaß und man trainiert bei den schnellen Läufen die Fingerfertigkeit der linken Hand sowie die Koordination zur Bogenführung richtig gut!

EisRose Profilseite von EisRose, 29.01.2014, 18:10:09

Hey meltemiskipper :),

wie du schon sagst, klingt es schlimm, wenn es eindeutig nicht zum Rest passt. Natürlich glaube ich Dir, dass dir das Spielegen auf deiner guten Violine mehr Spaß macht, wenn sich die Violine aber jetzt schon "wehrt" beim ständigen Umstimmen, wäre die Überlegung gut, zukünftig eine gleichwertige anzuschaffen, oder? :)

Bezüglich der Fiddletunes:

Ich finde sie auch klasse! Es ist einfach mal weg von der Klassik (oder das, was wir zumindest als Klassik bezeichnen) und macht sehr viel Spaß :D. Wie du schon sagst, ein super Training für Finger + Geschwindigkeit.

Viele Grüße,

EisRose

sofie Profilseite von sofie, 30.01.2014, 12:24:46

@meltemiskipper

Um welchen Frequenzbereich handelt es sich denn bei Dir? 432-445Hz?

Neuester Beitrag meltemiskipper Profilseite von meltemiskipper, 30.01.2014, 15:44:03

Bei 2 Frequenzen: Ja - es ist 440Hz und 443Hz.
Die dritte weiß ich noch nicht - hatte noch keine Probe und die nächste ist erst nach den Winterferien - ich vermute 446 oder 447Hz.

 

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