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Liebe Forianer;
jetzt muss ich doch mal etwas ganz Profanes erfragen. In meinem (Gewa-) Geigenkasten gibt es so ein rundes Meßgerät mit einem Zeiger und einer Skala von 0 - 100 und einer groben Subbereich 'Normal'. Und was aussieht wie Ente und schnattert wie eine Ente wird vielleicht auch eine Ente sein, also ein Gewa Hygrometer.
Nur was nun weiter? Worauf muss ich achten? Muss der Zeiger konstant an einer Stelle stehen, egal an welcher? Sollte er immer in der Mitte von Normal stehen?
Und vor allem: wenn ich die ideale Zeigerstellung kenne, was tue ich dann? Ich nehme mal an, das %-Luftfeuchtigkeit angezeigt wird. Nur hängt die Luftfeuchtigkeit ja vom Druck und der Temperatur ab. Also was tue ich, um den Zeiger auf die Idealstelllung zu bringen. Die Geige baden oder fönen, kann's ja eigentlich nicht sein, oder?
Danke für die Hilfe im Voraus
P.
Diese Dinger sind eher als grobe Orientierung zu verstehen. Die Luftfeuchtigkeit muss nicht konstant sein, nur sie in Extrembereiche geht, muss man was machen. Wenn die Luftfeuchtigkeit unter 40% fällt muss man die Luft befeuchten. Ich habe ein Schwammtuch, das ich in dem Fall feucht mache und in das Fach mit der Schulterstütze lege. Da kommt es nicht direkt an die Geige. Da trockene Luft eher selten ein Problem ist, reicht diese Lösung für meine Zwecke aus. Wenn man aber sehr trockene Luft hat, sollte man über ein richtiges Befeuchtungssystem für den Geigenkasten nachdenken.
Wenn die Feuchtigkeit in Richtung siebzig Prozent geht, muss die Luft des ganzen Zimmers entfeuchten. Ein paar Mal kräftig lüften und wieder aufheizen, sollte genügen.
Ich würde mir auf alle Fälle ein gutes Hygrometer für das Zimmer besorgen, wo Du die Geige aufbewahrst, und dann dasjenige im Kasten einmal damit vergleichen. Ich habe auch ein im Kasten eingebautes Hygrometer, das aber sehr ungenau ist.
Wenn ich Stunde habe und die Geige vorher tagsüber im Büro verwahren muss, mache ich es ähnlich wie Aranton. Ich habe den Stretto-Luftbefeuchter für Streichinstrumente, den sie mit einem Granulat verkaufen, das irgendwann schlappmacht; statt das Zeug ständig nachzukaufen, kann man ein paar Schichten Schwammtuch passend fürs Kästchen zuschneiden und es vor dem Fortgehen anfeuchten, das dürfte genauso wirksam sein wie die Granulatbeutelchen. Wenn das Zubehörfach einen Deckel hat (ich nehme an, bei Aranton ist das nicht der Fall), ist Stretto eine praktische Alternative.
Die Hyrometer im Geigenkasten halte ich für pures Zierwerk. Da zu trockene oder auch zu feuchte Luft auch für den Menschen ungesund ist habe ich in jedem Raum, bis aufs Bad, ein ordentliches Hygrometer. Ist die Raumluft in Ordnung, ist es auch die Luft im Geigenkasten. Jetzt für den Winter habe ich zusätzlich ein Dampit im Geigenkoffer das ich verwende wenn ich auswärts spiele.
Solange die Luftfeuchtigkeit nicht zu sehr schwankt oder zu extrem wird ist es meiner Geige ziemlich egal ob sie nun bei 50 oder 60% liegt... Unter 50% höre ich am sich ändernden Klang. Ich würde also keine Wissenschaft daraus machen, sondern einfach nur ganz normal etwas darauf achten.
Nach meiner Meinung dind Hygrometer im Geigenkasten kein Zierwerk,zu hohe Feuchtigkeit kommt in unseren mitteleuropäischen Klimazonen nur vor,wenn man im Sommer nach Regenfällen und zu kalten Temperarturen unbedingt Open Air spät abends auf feuchten Wiesen musizieren möchte.Freiwillig macht das hoffentlich niemand,da keine Musikinstrumentenversicherung weltweit Schäden an Instrumenten erstatten würde ,die wegen dieser abstrusen Idee entstanden sind.Anders verhält es sich bei zu hoher Trockenheit:dieses Problem ist im Spätherbst und Winter nahezu der Normalfall,in Opernhäusern,Proberäumen und Konzertsälen ist in dieser Zeit die Luft nahezu immer zu trocken,wenn der Hygrometer dies anzeigt sollte nach Möglichkeit ein Dampit in die Geige gehängt werden,Top Produzenten von Geigenkästen haben auch große Dampits in ihren Geigenkoffern(Musafia).Positiver Nebeneffekt:Nicht nur die Geige wird besser vor Witterungsschäden geschützt,auch die Bogenhaare werden durch extreme Trockenheit nicht mehr erheblich verkürzt.
"Zierwerk"da meiner Meinung nach viel zu ungenau.
Sobald der Koffer geöffnet ist zeigt das Hygrometer doch die Luftfeuchtigkeit im Raum an. Wenn ich jetzt eines im Raum habe, dann ist das für mich ausreichend.
Wie schon gesagt, ich sorge zuhause für eine ausreichende Luftfeuchtigkeit durch befeuchten im Winter. Auswärts nutze ich ein Dampit. Ich brauche allerdings kein Hygrometer um zu wissen das im Winter die Luft meist viel zu trocken ist. Und mehr als ein Dampit einhängen kann ich in einer Probe eh nicht...
Vielen Dank für Eure Hinweise, liebe Forianer;
ich habe nun auch außerhalb unser kleinen Welt nachgelesen. Es soll einen menschlichen Wohlfühlbereich zwischen 40% und 60% Luftfeuchtigkeit zu geben. Und glücklicherweise scheint das auch der Wohlfühlbereich von Geigen zu sein. So weit, so gut.
Das Problem ist die Genauigkeit der Hygrometer. Generell. Nicht nur die von Geigenkastenminihygrometern. In den Produktempfehlung von Amazon gibt es ganze Abhandlungen dazu. Und wenn man die Abhängigkeit der Luftfeuchtigkeit von Temperatur und Druck (Wetter) bedenkt, sind die akzeptablen Toleranzen viel kleiner, als der 'gesunde' menschenverstand hinzunehmen bereit ist. Ich habe mich deshalb für ein 'höherwertiges' Zimmerhygrometer entschieden, jedenfalls, wenn man den Rezensionen glauben kann. Es steht nun direkt neben der Geige auf dem Schrank. Und ja: ich glaube auch, dass der Luftaustausch zwischen meinem Kasten und der Zimmerwelt 'offen' genug für dieses Arrangement ist.
Momentan zeigt das Hygrometer allerdings noch 34% Luftfeuchtigkeit bei 23,5 Grad an. Also zu wenig. Mein Frau jubelt. Endlich kann sie ihre Idee der Feng-Shui-Springbrunnen nachgehen. Die Bestellungen sollen schon raus sein. Sagt sie.
Für eins aber bin ich defintiv nicht mutig genug: Einen "mit Wasser gefüllten" Dampit "[...] in das F-Loch (meines) Instruments zu hängen [...]" ... Bei meinem Talent wird das Auslaufen, Überspritzen oder sonst was ... grrr.
P.
Klar sind die meisten Hygrometer nicht sonderlich genau. Die Frage ist nur, braucht es dieses Maß an Genauigkeit wirklich? Wenn man eine Luftfeuchtigkeit von angezeigt 50% anpeilt, dürfte man - Messfehler hin Messfehler her - auf jedem Fall im Grünen Bereich sein. Zumal für die Sicherheit von Geigen ja tatsächlich die von Druck und Temperatur abhängige relative Luftfeuchtigkeit wichtigt ist und nicht etwa der absolute Wassergehalt der Luft. Das heißt: Ob die Luftfeuchtigkeit während eines heißen Tages bei niedrigem Luftdruck 50% beträgt oder an einem klaten mit hohem Luftdruck 50% beträgt, macht überhaupt keinen Unterschied.
Dazu kommt, dass man ein einfaches, aber durchaus aussagekräftiges Hygrometer sowie im Geigenkasten hat: Nämlich die Bespannung des Bogens. Haare reagieren auf Luftfeuchtigkeitsveränderungen sehr empfindlich. Das hat man sich lange zur Luftfeuchtigsmessung zunutze gemacht und digitale Geräte kommen an die Präzision nicht, auch wenn sie vermeintlich präzise Zahlen liefern. Wenn die Haare viel lascher am Bogen hängen als am Vortag, weiß man, dass die Luftfeuchtigkeit gestiegen ist, ist die Spannung größer ist es trockener geworden. Um das zu interpretieren, muss man natürlich ein wenig Erfahrungswerte sammeln, schließlich ist die Haarlänge nicht bei allen Bögen exakt gleich. Bei mir sehen die so aus: Wenn ich meinen Bogen nicht richtig entspannen kann, ohne das Beinchen ganz raus zu drehen, liegt die Luftfeuchtigkeit irgendwo zwischen dreißig und vierzig Prozent und es besteht Handlungsbedarf. Um die "Normal-Entspannung" (also so, dass die Haare die Stange knapp berühren) zu erreichen, muss ich bei normaler Luftfeuchte das Beinchen vom Gewindeanfang etwa drei mal drehen. Wenn ich es fünf mal drehen muss, ehe die Haare sich von der Stange entfernen, liegt die Luftfeuchtigkeit über sechzig Prozent.
Wenn die Luft im Winter allerdings bei 23,5° zu trocken ist, würde ich eher die Heizung etwas runterdrehen, als irgendwelche Befeuchtungssysteme zu besorgen. Da steigt die relative Luftfeuchtigkeit von alleine an die Heizkosten sinken spürbar und mir persönlich sind 21° vollauf genug...
Ihr Lieben,
nun habe ich - dann eingesetzter Tuningmaschinen (nicht zu verwechseln mit Turingmaschinen) - einen genaueren Überblick und Handlungsoptionen.. und bin doch immer noch nicht so ganz richtig schlau:
Mein Zimmerhygrometer zeigt ohne weitere Maßnahmen verlässlich einen suboptimalen Wert zwischen 34% und 38% an. Der Feng-Shui-Brunnen ist erstmal mit kaputter Beleuchtung angekommen. Und über eine Testnacht hat er so wenig Wasser aus dem eh schon sehr kleinen 'Minibassin' verloren, dass das nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann. Weder so, noch so. Also hab ich einen Ultrashall basierten Luftbefeuchter besorgt. Und das funktioniert nun wirklich gut. Innerhalb von 6 Stunden schaffe ich mein Zimmer auf einen Wert zwischen 45% und 50%. So weit, so gut.
Oder so schlecht. Denn jetzt ist meine Wohnung zu groß.
Respektive ich bin zu offentürig: Lasse ich nämlich meine Zimmertür auf, bin ich schwupps wieder auf 35%. Was irgendwie klar ist. Noch schneller geht's, wenn ich - wie gewohnt - bei offenem Fenster schlafe. Was auch irgendwie zu erwarten gewesen wäre. Wenn ich vorher darüber nachgedacht hätte.
Bevor ich nun einen größere Umbau oder gar Umzug angehe, stelle ich lieber noch mal drei 'Gesunde-Menschen-Verstandsfragen':
(a) Was ist schlimmer für eine Geige: der stundenweise Anstieg der Luftfeuchtigkeit von 35% auf 50% oder der konstante Wert von von etwa 35%?
(b) Und ist 35% Luftfeuchtigkeit - absolut gesehen - wirklich ein schlechter = schädlicher Wert für eine Geige?
(c) Wenn der ideale Wert für eine Geige 50% ist, wo liegt dann der unterste Wert, den sie garde noch völlig gefahrlos verträgt?
Dank für weitere Nachhilfe
P.
PS: falls jemand an dieser Stelle sagen möchte, dass ich einem dieser übervorsichtigen Neu-Elternteile gleiche, die das Erstgeborene übervorsichtig eh viel zu sehr in Watte packen - nur zu. Bin selbst Erstgeborener. Weiß also auch von der anderen Seite, wie sich das anfühlt. Nämlich guuut.
Mit Deiner wunderschönen Schleske (Glückwunsch! Schon der Rücken ist ein Killer!) bist Du ganz sicher nicht übervorsichtig, und in Deiner Situation würde ich mich auf den Kopf stellen, um der Geige eine optimale Umgebung zu bieten (ich tu's auch, obwohl ich keine so wertvolle habe). Allzu weit unter die 50% sollte man, soviel ich weiss, nicht gehen, wenn man für Instrument und Klang das Beste will.
Gibt es in Deiner Wohnung nicht einen Raum, den Du mehrheitlich geschlossen und bei guter Luftfeuchtigkeit halten kannst? Dann könntest Du das Zimmer, in dem Du spielst, nach Möglichkeit vor dem Üben auf 50% bringen, und vermutlich macht es der Geige auch nichts, wenn sie hie und da mal ein, zwei Stunden bei etwas trockenerer Luft antreten muss, sofern sie grundsätzlich konstant eine gute Luftfeuchtigkeit hat und das Holz entsprechend gesättigt ist. Aber immer nur 35% oder ständige Feuchtigkeits- und Temperaturwechsel sind, das kann man drehen, wie man will, wohl alles andere als ein Gesundbrunnen für die Geige.
PS: Ich habe noch in meinen zwei Geigenfibeln nachgeschaut, dort wird eine Luftfeuchtigkeit von 40-60% empfohlen; ich bin aber nicht sicher, ob der Minimalwert gleich während der ganzen Heizperiode noch gut verträglich ist. Wäre es nicht das Beste, Du würdest direkt bei Herrn Schleske nachfragen, was das Instrument braucht?
Die Frage ist doch eher, wie bewarst du die Geige auf. Ich z.B. habe meine Geige immer griffbereit liegen, nur den Bogen entspanne ich natürlich, wenn ich nicht gleich weiter machen will.
Meine Tochter übt nur zu bestimmten Zeiten, da ist die Geige die übrige Zeit immer im Kasten (noch Angewohnheit aus der Leihgeigenzeit, damit da nichts passiert..)
Da meine Geige immer draußen liegt. also nicht im Kasten, bekommt sie jede Feuchtigkeitsveränderung mit, allerdings sind die Fenster vom "Musikraum" immer geschlossen, die Tür dafür immer offen. So sind die Veränderungen langsam, und bis auf das gelegentliche Neustimmen durch anderen Wirbelsitz wegen der Feuchte veränd. ist immer alles ok.
Bei meiner Tochter liegt die Geige natürlich geschützter, und die Stunde , die sie spielt, macht ihr bzg. Feuchtigkeitsveränderung nichts aus. Die Wirbel machen weniger Ärger, allerdings irgendwann macht sich auch da der Winter bemerkbar - was man aber eventuell mit so einem "Wasserschlauch" eindämmen könnte.
Also erst musst du wissen, wie du die Geige lagerst, und wenn sie immer im Kasten ist, dahingehend eben sie ausrüsten. Liegt sie immer außerhalb, muss der Raum stimmen. Und gefühlt - ohne wissenschaftlichen Nachweis- behaupte ich mal, almähliche Veränderungen machen ihr nichts aus, aber ständige Änderungen der Feuchte birgt Rissgefahr.....
Ich glaube, ich habe mal ein Video mit Ivri Gitlis gesehen, er saß in der Küche und oben auf einem Küchenregal lagen diverse Geigen ...... er übte auch in seiner (kleinen) Küche.....
Und da hab ich ihn gefunden: bei 21.05 kann man die KÜche bewundern:
http://www.youtube.com/watch?v=L5W51BujtPQ
Und weil Ivry immer ermunternd auf einen wirkt, hier noch ein preisgekrönter Bericht:
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