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Zugeordnete Kategorien: Instrumentenpflege

Anima Profilseite von Anima, 28.10.2012, 23:12:19
Geigen überwintern

Hallo,

Ich habe meine Geien (Leihinstrumente) bisher immer ganz normal behandelt, auch im Winter hat bei mir nie Probleme gegeben. Da ich nun allerdings mein eigenes Instrument bestize und immer wieder etwas von Rissen durch zu geringe Luftfeuchtigkeit gehört habe, wollte ich einfach mal fragen, wie ihr das so im Winter macht, benutzt ihr einen Dampit? Oder ist das gar nicht unbedingt notwendig? Danke schonmal im Voraus für alle Antworten.

Alanna Profilseite von Alanna, 29.10.2012, 17:12:48

Hallo,

ich bin bei Weitem kein Geigenprofi, sondern halte mich an das, was meine Lehrerin empfiehlt. Sie hat einen Dampit in ihrer Geige und hat mir empfohlen, gerade im Winter auch einen zu benutzen. In der Tat zeigt das Hygrometer in meinem Kasten in der Heizperiode deutlich niedrigere Luftfeuchtigkeitswerte, die es mir logisch erscheinen lassen, dass das Holz der Instrumente darunter möglicherweise leidet. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich keinen Luftbefeuchter in meinem Kasten habe, denn ich scheine kein Händchen für die Nutzung dieser Plastikröhrchen-Teile zu haben. Das, was beim Kauf im Kasten drin war, ist ärgerlicherweise ausgelaufen, so dass Teile des Kastens feucht waren. Das, was ich neu gekauft habe, ist beim Testlauf in einer Schale entweder auch ausgelaufen oder hat gar nichts verdampfen lassen, so dass ich es schließlich aufgegeben habe. Aber noch zu deiner Frage: Die Geige, die ich als Kind gespielt habe, habe ich – allerdings wirklich jahrelang – völlig vernachlässigt und einfach im Schlafzimmerschrank stehen lassen. Dort war sie den sicher nicht extremen aber vorhandenen Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen ausgesetzt, was dazu geführt hat, dass sich beim Aufziehen neuer Saiten sofort ein langer Riss auf der Decke gebildet hat.

Aber wie gesagt, ich habe eigentlich zu wenig Erfahrung, um kompetenten Rat erteilen zu können, da sind andere in diesem Forum sicher besser geeignet.

Grüße,

Alanna

Aranton Profilseite von Aranton, 29.10.2012, 18:28:54

Das kommt darauf an, wie trocken die Luft tatsächlich wird. Wo ich meine Geige aufbewahre, stehen ein paar große Topfpflanzen und wenn ich koche macht das die Luft in der ganzen Wohnung feucht. Die Folge: Ich habe auch im Winter fast immer um die 60% Luftfeuchtigkeit (wenn ich nicht aufpasse, wird es sogar noch mehr und ich kriege Probleme mit Schimmel), so ich mir wegen Rissen wohl keine Sorgen machen muss.

Zu trockene Luft ist auch für Menschen nicht sonderlich gut. Daher denke ich, es schadet nicht, sich einen Hygrometer anzuschaffen und ggf. im ganzen Raum und nicht nur im Geigenkasten für ausreichende Luftfeuchte zu sorgen. Das funktioniert allerdings natürlich nicht, wenn man die Geige in einem geschlossenen Schrank aufbewahrt, da drin wird es schnell trockener als in der Wohnung. Aber auch dort kann man seinen Hygrometer einen Tag reintun, um zu sehen, ob Handlungsbedarf besteht.

Leutarius Profilseite von , 29.10.2012, 19:10:23

Heizung runterschrauben ist auch sehr effizient, schont die Umwelt und spart Kosten:

Angenommen wir haben bei 23°C eine relative Feuchtigkeit von 40% und schrauben die Heizung runter auf 20°, so steigt die relative Feuchtigkeit bereits auf 48%, bei 18° auf 54%!

Vielleicht gibt es einen Raum, der nicht, oder weniger beheizt ist? Das wäre dann für die ganz trockenen Tage der ideale Aufbewahrungsort.

Ich habe zuhause die Geigen im Schlafzimmer, dort ist es kühl und deshalb nicht zu trocken. 

Ein Hygrometer schafft Klarheit und kostet weniger als eine Reparatur.

60% relative Feuchtigkeit ist ideal, 50% an der Grenze, 40% Alarmbereich! 

Je größer das Instrument, desto größer die Gefahr.

Ich mag keine Dampit's, weil nur die Luft im Innern des Instrumentes befeuchtet wird, viel lieber kontrolliere ich die Raumluft. Hat man aber keinen Einfluß auf die Raumluft, so macht ein Dampit Sinn. 

Leutarius Profilseite von , 29.10.2012, 19:39:44

Warum gibt es bei trockener Luft eigentlich Risse?

Das hat folgenden Grund:

Holz schwindet bei sinkender Feuchtigkeit und quillt bei steigender Feuchtigkeit.  Dies tut es aber nicht in jeder Richtung in gleichem Maße. Längs zur Faser schwindet/quillt das Holz nur sehr wenig, dafür umso mehr quer zur Faser. Bei Fichte ist dies besonders ausgeprägt.  Das wäre alles kein Problem, wenn nur die Decke nicht auf die Zargen aufgeleimt wäre! Denn in den Zargen laufen die Fasern in Längsrichtung um das Instrument herum, das heißt, der Umfgang ändert sich nur wenig. Die Decke behält zwar mehr oder weniger ihre Länge, verliert aber bei sinkender Feuchtigkeit deutlich an Breite. Dadurch verringert sich der Umfang der Decke mehr als der Umfang der Zargen.  Abhilfe schafft ein relativ klappriges Aufleimen der Decke auf die Zargen, so dass bei zu hoher Spannung sich die Decke ablösen kann. Aus diesem Grund haben die Instrumente einen Randüberstand, um eben solche Veränderungen auffangen zu können. Problematisch wird es abwer an zwei Stellen: Untersattel und Hals, denn dort kann die Decke nur solange rissfrei schwinden, bis keine Luft mehr zwischen Hals/Untersattel und der Decke ist. Wenn der Untersattel Luft hat, d. h. wenn beidseitig vom Untersattel ein kleiner Spalt zu sehen ist, kann die Decke um genau dieses Maß schwinden, fehlt Platz, entsteht ein Riss. Deshalb sehen wir die Risse oft an genau diesen Stellen. Beim Hals ist es ähnlich, auch dort sollte der Halsfuss ein klein bisschen Luft haben.

Die alten Meister haben dieses Problem entschärft, indem sie den Hals nicht in die Decke eingelassen haben und den Untersattel viel kleiner und nicht in der ganzen Randstärke ausgeführt haben. Damals war die Raumluft schwieriger zu kontrollieren.... 

 

 

 

Anima Profilseite von Anima, 29.10.2012, 21:09:27

Danke für die Antworten. Werde mal sehen, dass ich die Raumluft in meinem Zimmer etwas feuchter halte. Gibt es eine Möglichkeit die Feuchtigkeit im Kasten (oder der Geige) auch ohne einen Dampit zu kontrollieren? Wenn ja, wüsste ich gerne eine am besten selbstbaubare Variante, da mein Weg zum Geigenbauer doch etwas länger ist.

Leutarius Profilseite von , 29.10.2012, 21:41:49

Dampit's gibts auch online zu bestellen und direkt an die Haustür geliefert... und die kosten weniger als manche Saite.

Alternativen zum selber basteln? Apfelschnitze in der Geige. Kartoffelschale.  (Achtung, Ironie!)  bye

sofie Profilseite von sofie, 29.10.2012, 22:12:14

Ich benutze bei zu geringer Luftfeuchtigkeit ein Dampit, mache mir allerdings sonst keine allzu großen Sorgen. Früher hatte ich auch einen Luftbefeuchter im Kasten. Ein Dampit ist recht günstig in der Anschaffung und auch gut zu handhaben. Der Indikatorstreifen für die Luftfeuchtigkeit war bei mir allerdings etwas unzuverlässig und ich verlasse mich lieber auf mein Hygrometer.

Anima Profilseite von Anima, 30.10.2012, 11:19:16

Ich habe leider kein Hygrometer, weder im Kasten, noch in meinem Zimmer. Gibt es sonst noch eine Möglichkeit die Luftfeuchtigkeit zu überwachen? Wie hat man das damals eigentlich gemacht? In Italien sind die Temperaturen doch noch extremer als hier (im Sommer) und trotzdem bezweifle ich, dass die Geigen dort immer Risse hatten. Ist das Holz dort anders?

Aranton Profilseite von Aranton, 30.10.2012, 20:06:04

Hygrometer kosten nicht die Welt und ein einfaches, digitales Gerät, das man so für zwanzig Euro bekommt, dürfte um Längen zuverlässiger sein als jede selbst gebastelte Lösung.

Leutarius Profilseite von , 30.10.2012, 11:50:26

Mit einem langen Haar kannst Du ein Hygrometer selber basteln.

In Italien sitzt im Winter kaum jemand im T-Shirt und barfuss im Wohnzimmer.  Damals schon gar nicht.

 

Geige Profilseite von Geige, 30.10.2012, 15:11:16

Bei mir ist aufgrund einer Fußbodenheizung  Vorsicht angebracht. Ein Luftbefeuchter läuft die ganze Heizperiode durch. Ohne diesen käme ich auf 30% Luftfeuchtigkeit und darunter. Das ist eindeutig zu niedrig und gefährlich für die Instrumente!  

Kamine trocknen die Räume ebenfalls stark aus.

Bei extremen Minusgraden gehen bei mir täglich ca. 8 Liter Wasser durch den Raumbefeuchter. Da schafft kein Dampit mehr Abhilfe. Auch ist zu trockene Luft für das allg.Wohlbefinden schlecht.

Sollten die Wirbel anfangen beim Instrument zu rutschen, sind das die ersten Anzeichen für eine zu geringe Luftfeuchtigkeit. Eine Überprüfung mit einem Hygrometer ist dann sehr sinnvoll.

Elektronische Hygrometer sind nicht so teuer und i.d.R. genauer, als billige Hygrometer, die mit einem Bimetall ausgestattet sind (wie in den meisten Geigenkästen zu finden).

BMV1042 Profilseite von BMV1042, 17.11.2012, 18:49:18

So, 

ich das Thema ist noch aktuell - da der Winter ja so gerade erst richtig beginnt...

 

Normalerweise brauchst du im Winter KEINEN Dampit, wenn du - und das ist wirklich auch imWinter ein MUSS - lüftest.

 

Sobald du einmal am Tag z.B. 10 Minuten lüftest - oder mehrmals kurz - ist die Luftfeuchtigeit relativ im Norm. Du solltest natürlich jeden Tag mind. eine halbe Std. spielen - sonst bringt ein gelüfteter Raum der Geige auch nichts.

 

Ein Dampit ist zu empfehlen, wenn eine Geige nicht gespielt wird und deswegen nur im Katsen liegt.

Die Lösung ist also LÜFTEN.

Anima Profilseite von Anima, 17.11.2012, 19:28:10

Danke für die Antwort, were in nächster Zeit mal öfter lüften.

BMV1042 Profilseite von BMV1042, 17.11.2012, 19:39:51

natürlich auch nicht zu oft - nicht dass du hinter mit schaal und wollmütze dein müsli essen musst ^^

einfach so lüften wie du dich auch wohlfühlst - denn auch für dich sollte die luft niemals trocken sein

Leutarius Profilseite von , 18.11.2012, 09:57:23

Lüften im Winter ist gut gegen Schimmel, macht aber die Luft nicht feuchter. Im Gegenteil.

 

Bea Profilseite von Bea, 18.11.2012, 14:14:10

Tatsache ist, kalte Luft kann weniger "Wasserdampf" aufnehmen.  Erhitze ich jetzt diese Luft, erniedrige ich also noch die relative Luftfeuchtigkeit, da ja warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen könnte. Und schon fangen die Lippen an aufzuspringen usw.

Wenn ich die Geige im kühlen Schlafzimmer aufbewahre, dass ich durch gelegentliches Lüften und Runterschalten der Temperatur auch kühl halte, ist die relative Luftfeuchtigkeit ok.

Zitat aus wiki:

Die Feuchtigkeitsspeicherfunktion eines Materials gibt an, welchen Wassergehalt das Material bei einer gegebenen relativen Luftfeuchtigkeit annimmt; sie ist nur wenig von der Temperatur abhängig.

Quelle:

http://de.wikipedia.org/wiki/Luftfeuchtigkeit

 

 

sofie Profilseite von sofie, 18.11.2012, 15:25:52

Aber wer übt im kühlen Schlafzimmer?

Ich fände es auch lästig meine Geige im Schlafzimmer aufbewahren zu müssen. Das muss auch anders gehen. Für mich ist ein Dampit im Winter ausreichend. Ich habe allerdings auch keine Fußbodenheizung, es könnte sein, dass es da schwieriger wird.

 

Anima Profilseite von Anima, 06.12.2012, 19:15:53
Hab mir jetzt mal einen Dampit besorgt und wollte nun einmal wissen, wie das mit dem "Luftfeuchtigkeitsteststreifen" (Stück Karton mit Kontrollstreifen drauf) funktioniert, wie zeigt mir das Sing die Luftfeuchtigkeit an?
Neuester Beitrag sofie Profilseite von sofie, 06.12.2012, 22:14:02

Du musst die Farbe vom Kontrollstreifen mit der des Indikatorstreifens vergleichen..

Mir persönlich ist das allerdings zu unzuverlässig und ich verlasse mich auf mein Hygrometer im Zimmer. Die Hygrometer im Geigenkasten sind meist nämlich auch nicht wirklich genau. Ich habe eines mit Außensensor, so dass ich auch schnell sehe wie ich die Luftfeuchtigkeit beeinflussen kann, sprich was passieren wird wenn ich die Fenster öffne.

(Das Hygrometer habe ich allerdings nicht primär für meine Geige, sondern für ein gesundes Raumklima angeschafft.)

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