Herzlich Willkommen im Geigen-Forum

Hallo an alle,

kurz zu mir: ich lerne seit gut 4 Jahren als Erwachsene Geige (von Null weg ohne jegliche musikalische Vorkenntnisse). Nun habe ich mich sehr gefreut, als mein Geigenlehrer mich kürzlich eingeladen bei an einem Schülerorchester mitzumachen. Die anderen sind allerdings alle weiter - sind Schüler mit 6 - 10 Jahren Erfahrung. Er meinte aber mit leichten Stimmen würde das schon gehen und hat mich als 2. Geige eingeteilt. Vor der ersten Probe bekam ich auch 2 Stücke zum Üben, die ich so gut es ging vorher trainiert habe. 

Nun hat die erste Probe stattgefunden und ich überlege stark gleich wieder auszusteigen obwohl ich grundsätzlich sehr gerne dabei sein würde, aber ich möchte einfach nicht alle anderen mit meinem Unvermögen runterziehen bzw. die Musik stören. Bei der Probe war es so, dass ich das Stück, das ich am besten geübt hatte zwar an den "melodischen Stellen" die ich vorab mit Aufnahme geübt hatte einigermaßen mitspielen konnte, allerdings nur wo ich gecheckt habe wann und wo mein Part ist aber die anderen Stücke kaum bzw. gar nicht, da ich es einfach noch nicht drauf habe, Noten von Stücken die ich noch dazu noch niemals gehört habe einfach so vom Blatt zu spielen. Es war auch leider das Tempo viel zu schnell für mich. Ich muss ein Stück sehr lange üben bis ich es relativ schnell spielen kann. Dazu kam auch noch, dass ich die einzige 2. Geige war und mich so nicht wirklich bei jemand anderem "anhalten" konnte.

Ich habe nun Angst komplett fehl am Platz zu sein bzw. keine Chance  zu haben da reinzukommen. Das Konzert für das geübt wird, ist zwar erst in 4 Monaten, aber ich habe momentan keinen Schimmer wie ich üben soll oder es zB schaffen soll zu wissen wo ich wann zu spielen habe. Mein Lehrer hat leider mit mir auch nie wirklich geübt wie ich mich an einen bestimmten Takt halten kann. 

Was würdet Ihr machen? Aufhören? Wie gesagt, eigentlich würde es mich wahnsinnig freuen dabei zu sein, aber ich weiß nicht wie ich es schaffen soll.

Liebe Grüße,
Carinam

Hallo Carinam,

so wie Du fühlt sich jeder Orchester-Einsteiger! Gib nicht auf, das wird schon, man muss im Orchester auf völlig andere Dinge achten als beim Solo-Spiel. Die geübten Stellen konntest Du ja halbwegs mitspielen, das ist für die erste Probe (noch dazu als einzige 2.Geige!) schon gut. Versuche mal, mit Metronom zu üben(langsam!), und gewöhne Dich ans Mitzählen. Wenn Du mit einer Aufnahme üben kannst, achte auf die anderen Stimmen vor Deinen Einsätzen("mein Einsatz ist 3 Schläge nach der Klarinette...". Oder "der nächste Einsatz nach der schnellen Stelle die ich noch nicht kann ist zusammen mit den Celli...". Die Kunst ist, Mut zur Lücke zu haben und wieder rein zu kommen an den leichteren Stellen. Je besser man das Stück kennt desto besser klappt es. Versuche in der Probe bei Stellen die Du schon gut spielen kannst ein halbes Auge auf den Dirigenten zu werfen- die "eins" geht immer von oben nach unten, auch das hilft bei der Orientierung. Wenn in der nächsten Probe noch andere 2. Geigen anwesend sind wirst Du Dich sehr viel leichter tun und auch merken dass die auch nicht alles können... und nach der 3. Probe fängt es an SPASS zu machen! Ich wünsche Die viel Freude in Deiner Orchesterkarriere!

Auf gar keinen Fall aufhören! Hab Geduld mit dir, das wird schon. Sich in der allerersten Probe alleine durchkämpfen, zumal du sonst keine musikalische Erfahrung hast, ist schon eine Nummer. Auch als alte Häsin habe ich immer wieder Projekte erlebt, bei denen ich bis kurz vor dem Konzert so meine Zweifel hatte, aus verschiedensten Gründen.

Einen Rat zum Üben möchte ich Dir aber noch mitgeben, wenn ich darf. Focussiere dich nicht so sehr auf das Tempo, sondern übe schwierige Stellen gründlich und eher langsam. Mit Soundtrack übe ich überhaupt nicht gerne, weil man, zumindest solange das Stück noch nicht perfekt sitzt, immer dem Tempo hinterherhechelt. Besser wäre es, die Stücke anzuhören und die Stimme nur mitzulesen, alternativ mitzusingen. Davon lernst du trotzdem die Musik kennen, hast aber nicht noch zusätzlich die motorische Herausforderung des Spielens. 

Spielen und dabei auf den Dirigenten zu schauen ist schon "hohe Schule". Versuche dennoch Augen (und Ohren!) offen zu halten.