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Ich habe 2000 mit dem Geigenunterricht begonnen und hatte kein Instrument. Daraufhin hat meine Großtante angeboten, mir ihre Geige zu leihen, die sie als "junges Mädchen" gespielt hat. Meine Großtante war zu dem Zeitpunkt ca. 90, geistig voll fit, sehr gebildet, sehr intelligent und legte Wert darauf, Sachen zu bewahren (Bilder, die ihr Mann gemalt hat, alte Kleidung, die gut war etc.).
Als sie mir die Geige überreichte, war die in einem alten Holzkoffer, mit zerrissenen Saiten. Ich hatte ja null Ahnung und habe den Koffer so, wie er war zu einem Musikhaus/ Geigenbau gebracht. Ich habe dort gesagt, dass cih gar nicht weiß, ob man sie noch spielfertig machen könnte. Später fand ich im Koffer eine Rechnung von 1931 von einem Hamburger Geigenbauer und eine kleine Pflegeanleitung mit seinem Stempel.
Zudem war die im anderen Thread genannte spezielle Schulterstüze (Kissen fürs Schlüsselbein, das mit dem Saitenhalter verbunden wird) enthalten. Leider hat meine Mutter kurz danach alles außer der Geige und dem metallenen, gezackten Dämpfer entsorgt.
Die Instandhaltung kostete 435 DM und weiter wurde nichts vom Verkäufer gesagt. Das Musikhaus schloss ein oder zwei Jahre später. Danach war die Geige immer bei mir. Meine Großtante starb auch 2003 und hatte die Geige vorher nie wieder gesehen.
Nun war ich heute bei meinem Stammgeigenbauer, um mal zu schauen, warum diese Geige, die von der Lehrerin als "gutes Instrument" bezeichnet wurde und von einem anderen Geigenbauer mal zwischen Tür und Angel, nach Anspielen, auf 2000€ Wert betitelt wurde, für mich so viel schlechter klingt als die 400 € Paganinogeige. Tjaaa, und jetzt sagte der Geigenbauer ohne anzuspielen: Die Form zeigt an, dass die Geige leise, näselnd, dünn, hoch klingt (stimmt größtenteils, besonders die G-Saite klingt mir zu "hoch", die D-Saite etwas hustend, die A- und E-Saite werden aber immer besser, die E-Saite ist sehr "brilliant". Von meiner Großtante bekam ich nur die Info, sie möge "das Schrille von der Geige" nicht und habe das immer auf diese E-Saite bezogen. Die Geige kann, so meinte er, keineswegs aus Hamburg stammen und maximal 40 Jahre alt sein! Es kamen dann leider auch noch ein paar fragwürdige Aussagen wie alte Leute sind tüddelig, Rechnungen kann man fälschen, teure Geigen werden gern mal ausgetauscht und Kunden über den Tisch gezogen. Auf mehrfache Nachfrage blieb er standhaft dabei, dass die Geige aufgrund bestimmter Merkmale im Holz nicht älter als 40 Jahre sein könne, zudem ein einfaches Instrument sei.
Ich wollte eigentlich Oktavsaiten aufziehen lassen, er meite aber, diese würde die Geige aufgrund ihres eher "fragilen" (mein Begriff) Korpus nicht tragen können.
Ich war danach regelrecht bestürzt und kann mir jetzt nur zwei Szenarien vorstellen,die geleichermaßen an den Haaren hereigezogen klingen:
1. Jemand hat irgendwann meiner Großtante die Geige im Kasten vertauscht. Tatsächlich gab es jemanden, der sich das ganze Erbe unter den Nagel gerissen hatte und dabei viel gegen den Willen meiner Großtante tat, bspw. ihr Haus verkaufen. Aber ob er nun Ahnung von Geigen hatte und diese vor dem Jahre 2000 vertauscht hat, auch noch ohne, dass sie das merkte, kann ich mir schwer vorstellen.
2. Die Alternative wäre, dass das Musikhaus bewusst oder unbewusst die Geige vertauscht hat. Dagegen spricht, dass wohl in der Geige noch ein Reparaturstempel des Musikhauses ist. Es müsste schon viel kriminelle Energie dabei sein, bewusst mir eine damals 10 bis 20 Jahre alte Geige wiederzugeben, weil ich Laie bin.
Zugegeben, wir haben uns das Instrument vorher nicht genau angeschaut. Ich hatte keine Ahnung von Zetteln. Als ich später meine Schustergeige kaufte, und dort einen Zettel drin fand, schaute ich auch mal in die geerbe und fand darin gar nichts. Keine Ahnung, ob das für 1931 normal sein kann oder eher nicht. Ich werde Montag noch mal zu einer anderen Geigenbauerin in der Nähe gehen, bei der ich noch nie war und sie nach ihrer Einschätzung fragen.
Die Geige ist das einzige Erbstück, das wir von unserer Großtante haben (leider ging vor allem die gesamte Familienchronik durch den "Erbschleicher" verloren. Er selbst stammte noch nicht mal aus der Familie, wollte die aber auch keinem weitergeben...). Wäre die Geige wirklich nur 40 Jahre alt, hätte ich kein echtes Erbstück. Noch lebende Verwandte bestätigten, dass meine Großtante nicht in den 80er Jahren oder später, mit über 70, das Geigenspiel begonnen hatte. Daher wäre es dann ausgeschlossen, dass das ihre eigene Geige wäre.
Wenn man annehmen würde, dass die Altersangabe stimmt, für wie wahrscheinlich haltet ihr dann ein Vertauschen bei der Instantsetzung? Ob nun absichtlich oder zufällig. Die Eltern meiner Großtante hatten zwar recht viel Geld, ich denke aber nicht, dass sie ein extrem wertvolles Instrument für eine 12jährige Anfängerin gekauft haben, eher so ein Mittelklasseinstrument. Der Wert wäre also eher vom Alter abhängig gewesen. Also ich kann nicht glabuen, dass die Geige wertvoll genug war, um sie bewusst zu vertauschen. Ich lege aber meine Hand dafür ins Feuer, dass meine Großtante nicht tüddelig war und auch aufgrund ihrer Einstellung zu Ehrlichkeit und Familie keinen Grund hatte, uns diesbezüglich anzulügen.
Sie selbst hat nie vom Wert der Geige gesprochen, während sie den Wert anderer Dinge in ihrem Haus betonte.
Kann sich ein Geigenbauer mit der Einschätzung so vertun? Der Geigenbauer hat auch selbst keinen Grund, mich anzulügen, ein anderes Instrumet ist gerade bei ihm in Arbeit und die Kosten dafür sind relativ hoch und ich wollte die Geige ja auch nicht zum Kauf anbieten.
LG von Fidi
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