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Wann ist nicht mehr zu früh?

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violin Profilseite von violin, 09.04.2018, 19:05:10
Wann ist nicht mehr zu früh?

 

 

Hallo zusammen, meine kleine Nichte (3), sie wird im August 4 hat nun schön öfters gesagt, dass sie Geige lernen möchte. Ich habe ihr zum Beispiel letztes Mal gesagt, dass ich jetzt leider nach Hause muss, weil ich üben muss. Da hat sie gesagt, sie möchte auch Geige üben und lernen. Ich habe ihr gesagt, dass sie noch ein bisschen größer werden muss und dass Geige zu lernen schwer ist und dass sie dann jeden Tag üben muss. Aber sie sagte immer wieder, dass sie es lernen möchte.

Einmal habe ich ihr die Geige auf den Schoß gelegt und sie hat dann selbstständig die Geige richtig angelegt und mit dem Bogen darüber gestrichen ohne dass ich es ihr gezeigt habe. Sie möchte auch unbedingt mit zum Tag der offenen Tür der Musikschule.

Ich finde es wirklich noch sehr früh. Gibt es solche kleinen Geigen überhaupt und welche Größe wäre die richtige. Wahrscheinlich 1/32? Oder ist das immer noch zu groß? Oder sollte sie noch 2 Jahre warten? Wahrscheinlich müsste ich es ihr die erste Zeit beibringen, weil ihre Mutter nicht so musikalisch ist und ich weiss nicht, ob sie das fördert. Sie sagt immer, dass das so teuer ist. Ich finde das irgendwie schade. Ich traue mir das auch gar nicht zu, besonders bei einem so kleinen Kind nicht. Und ich kenne die Schulen auch gar nicht. Vielleicht gibt es ja auch Gruppenunterricht :-)

 

 

Aranton Profilseite von Aranton, 09.04.2018, 21:52:26

Drei ist noch sehr jung. Ich weiß nicht, ob ein Kind in dem Alter motorisch schon weit genug um die komplexen Bewegungsabläufe beim Geigenspiel hinzukriegen. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass der Wunsch Geige zu spielen eine vorübergehende Laune ist und Deine Nichte auf dieser Grundlage auf einen Pfad zu setzen, den sie nicht verlassen kann ohne dabei das Gefühl zu haben, andere damit zu enttäuschen, wäre auch nicht besonders fair. Von daher würde ich sagen: Es besteht kein Zeitdruck, sodass man überhaupt nichts machen muss, sondern erst mal schauen kann, wie ausdauernd der Wunsch Geige zu spielen, tatsächlich ist. Wenn sie über einen längeren Zeitraum - sagen wir: ein Jahr immer wieder damit kommt, Geige spielen zu wollen, ist es wirklich mehr als nur eine vorübergehende Laune. In der Zwischenzeit kannst Du Dich über die Unterrichtsangebote in der Region schlau machen und/oder Dir Gedanken machen, inwieweit Du Deine Nichte (und ihre Eltern) unterstützen kannst.

Ich stolpere allerdings über Deine Formulierung: "Sie sagt immer, dass das so teuer ist" Das liest sich, als würdest Du Deine Schwester/Schwägerin öfers zu dem Thema bearbeiten. Das könnte sie als unangemessene Einmischung empfinden, die sie mit dem Kostenargument höflich abzuwehren versucht. Da zu enthusiastisch heranzugehen, könnte dazu führen, dass sie komplett dicht macht, und sich Dir in der Sache aus Prinzip entgegen stellt. Die Entscheidung wann sogar ob Deine Nichte überhaupt Geige lernt, liegt nicht bei Dir sondern bei ihren Eltern. Das musst Du respektieren, egal wie schade Du es fändest, wenn sie sich dagegen entscheiden, ihrer Tochter eine Geige und Unterricht zu spendieren.

Stehgeiger Profilseite von Stehgeiger, 09.04.2018, 23:34:30

Hallo violin!


Es gibt kein "zu früh". Wenn sich wie in dem geschilderten Fall ein Kind nachhaltig wünscht sich einen neuen Bereich zu erschließen, sollte man diese Chance nutzen und ihm dies ermöglichen. Die vom eigenen Wunsch erzeugte Motivation ist als Antrieb zur Überwindung von Schwierigkeiten durch nichts zu ersetzen. Soviel Motivation wie dieser eigene Wunsch kann keine "äußere" didaktisches Maßnahme erzeugen.
In der hiesigen städtischen Musikschule gibt es eine große Suzuki-Gruppe. Bei deren öffentlichen Gruppenvorspielen sieht man auch immer wieder 3 bis 4 jährige mit ihren 1/16 oder 1/8 Geiglein, die bei den einfachen Stücken eifrig und erfolgreich mittun.

 

Eine Anleitung zur Ermittlung der richtigen Instrumentengröße findet man z.B. hier
http://www.seidlgeigen.de/index.php?section=mietinstr
oder hier
http://www.corilon.com/shop/de/info/schuelergeige-groesse.html
.
Das diffuse Argument "dass das so teuer ist" kann durch Ermittlung des tatsächlichen konkreten Preises beiseite geschoben werden. Dank Internet ist dies heute vom Sofa aus möglich. Häufig ist dieses Argument aber ein vorgeschobener Vorwand hinter dem andere Gründe stehen können, z.B.:
- die Angst, daß sich das Kind mit etwas beschäftigt das man selbst nicht versteht und durchschaut
- die mangelnde Bereitschaft, einen kleinen Teil der eigenen Bequemlichkeit aufzugeben um das eigene Kind bei seinem Tun zu unterstützen
In beiden Fällen wird übersehen, daß man nicht nur etwas riskiert oder aufgibt, sondern durch die aktive Beschäftigung mit seinem Kind und dessen Interessensgebiet für sich selbst wieder etwas hinzugewinnt. Die hiesige Suzuki-Gruppe der Musikschule hat z.B. nicht wenige Eltern der teilnehmenden Schüler dazu animiert selbst ein Streichinstrument zu lernen und mit Begeisterung dabei zu bleiben.
Es ist schwierig bis unmöglich manche Eltern davon zu überzeugen ein paar Bedürfnisse ihres eigenen Ego zurückzustellen um stattdessen ihren grundsätzlich aufgeschlossenen und lernwilligen Kindern ein wenig Hilfestellung zu geben, die ausreichen würde um den Kindern ein Erfolgserlebnis zu ermöglichen. Diese Erfahrung habe ich bereits mehrfach gemacht.

 

Last but not least ist bei obiger Frage Yehudi Menuhin als Argument ins Feld zu führen:
"Menuhin bekam mit vier Jahren eine blecherne Spielzeug-Geige, die er jedoch wütend zertrampelte, als er die ersten Töne hörte. Mit Unterstützung der Großmutter kaufte die Familie daraufhin für 400 Dollar eine echte Geige. ..."
Das nenne ich Motivation!


Ich wünsche Dir und allen Mitlesern einen schönen Tag!
 

violin Profilseite von violin, 10.04.2018, 09:56:18

Danke für eure Antworten. Ich habe die Mutter nicht bedrängt. Sie findet das auch nicht grundsätzlich schlecht-nur denkt sie, dass ich es ihr beibringen kann und hat vielleicht noch andere Bedenken(ich weiss es nicht). Ich denke nicht, dass ich das kann, weil ich ja selbst noch lerne. Sie ist noch sehr jung, nur sagt sie das schon seit einem 3/4 Jahr immer wieder, dass sie es lernen will und ich vertröste sie immer wieder. Und sie sagt es immer mir, wahrscheinlich weil ich Geige spiele. Ich nehme sie einfach mal mit zum Tag der offenen Tür. Das mit der Blechgeige würde meine Nichte auch bringen...danke für die links. Wenn der Wunsch mit 4 immer noch da ist, werde ich mit den Eltern reden. Wenn sie dann nein sagen, ist es eben so.

 

 

 

Aranton Profilseite von Aranton, 10.04.2018, 22:38:33

Menschen können sich bedrängt fühlen, auch wenn das niemand beabsichtigt hatte. Gerade, wenn man selbst einen gewissen Enthusiasmus an den Tag legt, ist es leicht zu übersehen, wenn andere sich davon bedrängt fühlen. Aber genug dazu.

 

Stelle Dir mal folgende Frage: Angenommen, Du würdest nicht Geige sondern, wasweißich, Saxophon, Querflöte oder Celesta spielen, würde Deine Nichte dann auch Geige spielen wollen, oder nicht viel eher Saxophon, Querflöte oder Celesta? Wenn die Antwort darauf "wahrscheinlich ja" lautet, würde das bedeuten, dass "Geige lernen" für Deiner Nichte vor allem heißt, Dir nachzueifern und durch gemeinesame Aktivitäten die Verbindung zu Dir zu vertiefen. Dass Du ausgerechnet Geige spielst, ist da ein wenig ungünstig, weil die Geige ja doch ein objektiv schwieriges und vergleichsweise teueres Instrument ist. Deiner Nichte ist das offensichtlich egal, aber dass ihre Eltern da ein bisschen gehemmt sind, finde ich nachvollziehbar. Wenn man Deine Nichte davon überzeugen könnte, dass das gemeinsame Musizieren, zumindest für den Anfang, auch mit einem preiswerteren und einfacher zu lernendem Instrument (am besten eines, zu dem jemand in Deiner Familie einen Bezug hat, und wenn der nur darin besteht, es als Kind mal gespielt zu haben) geht, wäre die Hemmschwelle für ihre Eltern vermutlich geringer. Ein "Instrument für den Anfang" hätte außerdem den Vorteil dass Deine Nichte die Chance hätte, musikalische Grundlagen zu lernen ihren Horizont zu erweitern, ehe sie sich festlegt. Wahrscheinlich kennt sie außer der Geige ja nicht so viele Musikinstrumente, und wer weiß, vielleicht ist unter den Instrumenten, die sie noch nicht kennt, ja etwas, das ihr viel besser gefallen würde.

Neuester Beitrag Linde Profilseite von Linde, 14.04.2018, 13:19:08
Musikschulen bieten musikalische Früherziehung für so kleine Kinder an. Da das in der Gruppe stattfindet ist es zum einen günstiger, zum anderen findet sich dabei vielleicht ein Kind mit den gleichen Wünschen für späteren Partnerunterricht, der dann auch günstiger ist. Wenn's jetzt und Geld geht. Ein weiterer Vorteil der MF ist auch , dass sie so erste Erfahrungen im unterrichtet werden bekommt, altersgerecht serviert. Eine gute Vorbereitung auf den Ibstrumentalunterricht und eine gute Überbrückung der Zeit, in der sie noch zu jung ist.
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